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Risikoschwangerschaft ab 35: Vorsorge und Vorfreude

Risikoschwangerschaft: Paar umfasst schwangeren Bauch der Frau
Der Wunsch nach einem Kind meldet sich bei einigen Frauen früher, bei anderen später. Eine erste Schwangerschaft ab dem 35. Lebensjahr gilt als sogenannte Risikoschwangerschaft. Sorgen musst du dir deshalb aber erst einmal keine machen.

Was genau eine Risikoschwangerschaft ist, welche Kriterien eine Rolle spielen und was das alles für dich und dein Kind bedeutet, erklärt dir Frau Dr. med. Heike Fritsch: „Der Begriff Risikoschwangerschaft ist nicht so glücklich gewählt. Ich nutze ihn nicht gern, weil das Wort 'Risiko' Angst hervorruft“, erklärt die Frauenärztin. „Um das zu vermeiden, ist sachliche und intensive Aufklärungsarbeit wichtig. Das schafft Vertrauen.“

Risikoschwangerschaft – was ist das?

Mit einer Schwangerschaft beginnt für dich ein komplett neuer, meist sehr aufregender Lebensabschnitt. In dir wächst ein neues Leben heran, das erst einmal ganz auf dich und deinen Partner oder deine Partnerin angewiesen sein wird. Die meisten werdenden Mütter erleben zwei Gefühlslagen: Phasen des Glücks und der Vorfreude wechseln sich mit Momenten ab, in denen Sorgen und Ängste vorherrschen. Die Angst vor Komplikationen während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder danach sorgt für Verunsicherung. Und die wird umso größer, wenn man zur Gruppe der Frauen gehört, die als „Risikoschwangere“ gelten.  

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Aber wir können dich beruhigen: Späte Schwangerschaften treten häufiger auf als viele denken. Die Anzahl der Schwangerschaften, die in diese Kategorie fallen, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Der Kriterienkatalog für Risikoschwangerschaften, der immer ausgereifter und detaillierter geworden ist, berücksichtigt diese Tatsache. Deshalb gilt auch eine Erstschwangerschaft ab dem 35. Lebensjahr bereits als Risikoschwangerschaft. Frauenärztin Dr. Heike Fritsch sagt dazu: „Grundsätzlich muss man sich keine Sorgen machen. Denn die meisten Kinder kommen vollkommen gesund zur Welt. Außerdem kann man das Risiko einer Schwangerschafts- oder Geburtskomplikation durch gute medizinische Vorsorge geringhalten.“

Alter und andere Faktoren für eine Risikoschwangerschaft

Medizinerinnen und Mediziner definieren zahlreiche Faktoren für Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen – und das lässt die Zahl der intensiv zu überwachenden Schwangerschaften steigen. Das Alter ist dabei allerdings nur ein Kriterium von vielen. So sieht die Liste mit weiteren Faktoren aus:

  • Erstschwangerschaften im Alter von unter 18 Jahren
  • Erstschwangerschaften im Alter von über 35 Jahren
  • Weitere Geburten nach dem vierten Kind
  • Mehrlingsschwangerschaften im Allgemeinen
  • Zwei oder mehr Fehlgeburten vor einer Schwangerschaft
  • Komplikationen bei früheren Geburten
  • Mütterliche Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Nierenerkrankungen
  • Anhaltender Drogenkonsum (Nikotin, Alkohol, Medikamente)
  • Sehr kleines oder sehr großes Kind in vorangegangenen Schwangerschaften
  • Psychische, soziale oder berufliche Belastung
  • Gebärmutteranomalien: Myome, stattgefundene Gebärmutter-OPs
  • Zustand nach Frühgeburten

Wie du siehst, gibt es zahlreiche Faktoren, die bei einer Schwangerschaft zu Komplikationen führen können. Die oben genannten Kriterien und viele weitere führen dazu, dass heutzutage 75 Prozent aller Schwangerschaften in Deutschland als Risikoschwangerschaften gelten. Wenn dein Arzt oder deine Ärztin dich also in diese Kategorie einordnet, ist das eher die Norm als die Ausnahme.

Die vorsichtige Grundhaltung bei Schwangerschaften, die natürlich nur der Sicherheit von Mutter und Kind dient, kann dazu führen, dass werdenden Müttern ihre Schwangerschaft nicht gerade wie etwas Natürliches und Normales vorkommt. „Die Anspannung und die Ängste einer Mutter übertragen sich auf das Kind. Das Ungeborene spürt aber auch, wenn man ruhig, entspannt und gelassen ist. Daher sollten werdende Mütter versuchen, sich von ihren Sorgen nicht allzu sehr stressen zu lassen. Besser ist es, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen und sich aus Expertensicht sachlich über die Risiken aufklären zu lassen. Betreuende Hebammen werden bei vielen Beschwerden eine wertvolle Hilfe sein“, beruhigt Dr. med. Heike Fritsch.

Ab wann spricht man von einer Risikoschwangerschaft?

Schwangerschaften von Erstgebärenden ab dem 35. Lebensjahr und Schwangerschaften von Mehrgebärenden über dem 40. Lebensjahr zählen zu den Risikoschwangerschaften. Das Alter spielt u.a. deshalb eine Rolle, weil die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass bei dem Kind eine Chromosomenanomalie auftritt, je älter die Mutter ist. Eine der häufigsten ist die Trisomie 21 – auch Down-Syndrom genannt. Die Sterblichkeit bei Föten mit dieser Anomalie ist erhöht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind das Down-Syndrom hat, steigt, je älter die Mutter ist:

  • 0,08 Prozent, wenn die Mutter bis 25 Jahre alt ist.
  • 0,27 Prozent, wenn die Mutter zwischen 25 und 35 Jahre alt ist.
  • 3,3 Prozent, wenn die Mutter zwischen 35 und 45 Jahre alt ist.

Das Alter hat auch Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, an schwangerschaftsbedingten Krankheiten wie Bluthochdruck oder Schwangerschaftsdiabetes zu leiden.

Welche möglichen Folgen kann eine Schwangerschaft ab 35 für das Baby haben?

Bei einer späten Schwangerschaft steigt die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Trisomie 21 zu gebären. „Klarheit darüber, ob das bei deinem ungeborenen Kind zutrifft, bekommt man durch eine Fruchtwasseruntersuchung“, erläutert Dr. med. Heike Fritsch. Bei der Amniozentese, so der Fachausdruck für die Fruchtwasseruntersuchung, wird eine dünne Hohlnadel über die Bauchdecke in deine Fruchtblase gestochen. Das entnommene Fruchtwasser selbst enthält kindliche Zellen, die nach der Entnahme untersucht werden. Um mögliche Komplikationen einer solchen Untersuchung (Infektion, Wehen, Fehlgeburt) zu minimieren, kann ein nichtinvasiver Test – NIPT – vorgeschaltet werden. Hierbei wird kindliches Zellmaterial im mütterlichen Blut isoliert und auch die Verteilung der Chromosomen bestimmt. Die Zuverlässigkeit dieser Untersuchung bei der Trisomie 21 beträgt ca. 99 Prozent, muss aber bei auffälligem Befund durch eine Fruchtwasseruntersuchung bestätigt werden. „Mit diesem gestaffelten Vorgehen kann man den Frauen mehr Sicherheit bei geringerem Fehlgeburtsrisiko für Schwangerschaft geben“ so Dr. Fritsch.

Risikoschwangerschaft ab 35: Welche Untersuchungen werden zusätzlich empfohlen?

Wenn du als Frau ab 35 schwanger wirst, freut sich die DAK-Gesundheit, dich und dein ungeborenes Kind auf dem Weg zur Geburt begleiten zu dürfen. Dazu gehören unter anderem verschiedene Vorsorgeuntersuchungen. Die DAK-Gesundheit übernimmt hier für dich die Untersuchungskosten.

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Die Vorsorge für Schwangere allgemein und auch für diejenigen, die sich für eine späte Schwangerschaft entschieden haben, umfasst folgende kostenlose Leistungen:

  • Drei Ultraschall-Screenings
  • Die Kontrolle der Gewichtszunahme
  • Die Überwachung der Gebärmutter sowie der Herztöne und der Lage des Kindes
  • Ärztliche Untersuchungen in einem Labor
  • Körpergewicht- sowie Blutdruck-Überwachung
  • Untersuchung und Bestimmung der Blutgruppe, der Röteln-Immunität, des HepatitisB-Antigens, HIV-Test, Syphillis-Serologie
  • Untersuchung auf eine genitale Chlamydien-Infektion
  • Blutzuckerbestimmung

Der regelmäßige Besuch deiner Ärztin oder deines Arztes im Verlauf deiner Schwangerschaft ist wichtig. Überwacht werden deine Schwangerschaft allgemein und die Entwicklung deines Kindes. Zu Beginn einer Schwangerschaft solltest du alle vier Wochen zu deinem Arzt oder zu deiner Ärztin gehen. In den zwei Monaten vor der Geburt sollten deine Besuche alle zwei Wochen stattfinden.

Vorteile einer späten Schwangerschaft

Bis hierhin hast du viel darüber gelesen, dass es riskanter ist, spät Mutter zu werden. Aber es hat auch Vorteile, als Frau über 35 Mama zu werden. „Aus meiner Praxis weiß ich, dass viele werdende Mütter ab diesem Alter in ihrer Persönlichkeit gefestigt sind. Sie sind sozusagen angekommen und haben sich bewusst für ein Kind entschieden“, schildert Dr. med. Heike Fritsch. Als späte Mama weißt du durch die Erfahrung von Freundinnen, Freunden und Familienmitgliedern vielleicht etwas besser Bescheid, wie sehr sich dein Leben mit einem Kind verändern wird.

Zudem ist in diesem Alter die finanzielle Absicherung häufig besser. Späte Mütter und späte Väter stehen meist mit beiden Beinen im Berufsleben und müssen sich nicht so große Sorgen darüber machen, ob sie für ihren Nachwuchs aufkommen können.

Dies bedeutet aber nicht, dass Sorgen und psychische Probleme im Rahmen der Schwangerschaft in diesem Alter etwas Ungewöhnliches sind. „Schalte bei Bedarf einen Psychologen oder eine Psychologin ein. Wir in Deutschland verfügen über ein sehr kompetentes und breit aufgestelltes Netzwerk an hochqualifiziertem Fachpersonal“, rät Dr. Fritsch.

Wie das Alters des Vaters eine Schwangerschaft beeinflussen kann

Hallo, liebe späte Väter. Es heißt zwar immer, dass ein Mann bis ins hohe Alter Kinder zeugen kann, aber auch bei euch gibt es ein paar altersbedingte Risiken, über die ihr euch im Klaren sein solltet.

Ja, es stimmt: Männer produzieren bis zu ihrem Tod Spermien. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Probleme geben kann. Bei einem Mann im Alter von 50 Jahren haben sich die Stammzellen, die die Spermien produzieren, bereits über 600-mal geteilt. Je öfter das passiert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Fehlbildungen im Erbgut. Das kann zum Beispiel zu Krankheiten führen, die das Skelett des Kindes betreffen. Das ist auch der Grund, warum in vielen Ländern nur Männer unter 40 Jahren Samenspender werden können.

Daher ist es auch als potentieller Vater im etwas fortgeschrittenen Alter sinnvoll, seine kleinen Schwimmer einmal gründlich untersuchen zu lassen.

Fazit

Schwangerschaften lassen Frauen strahlen. Aber sie sind auch dafür verantwortlich, dass sich manchmal die ein oder andere Sorgenfalte in die Gesichter werdender Mütter stiehlt. Durch das Fortschreiten des medizinischen Wissens gehen Expertinnen und Experten heute davon aus, dass 75 Prozent aller Schwangerschaften Risikoschwangerschaften sind. Einer der Risikofaktoren ist das Alter. Bei Erstgebärenden wird ab dem Alter von 35 Jahren von einer Risikoschwangerschaft gesprochen. Das ist aber erst einmal kein Grund, sich Sorgen zu machen.

Ab dem Alter von 35 steigt die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit einer Chromosomenanomalie auszutragen. Nicht nur zu deiner eigenen Beruhigung, sondern auch zum Wohle deines Kindes, raten Ärztinnen und Ärzte zu Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen. Die DAK-Gesundheit übernimmt hier zahlreiche Kosten für dich. Informiere dich hier über die Leistungen von DAK MamaPLUS.

Autor(in)

Qualitätssicherung

Sakhi A. Noori

Mediziner bei der DAK-Gesundheit

Quellenangaben

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