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Fehlgeburt: Ursachen, Anzeichen und der Umgang mit dem Verlust

Fehlgeburt: Frau steht im Wind und blickt traurig nach unten

Jede zehnte Frau erlebt in ihrem Leben eine Fehlgeburt, knapp zwei Prozent sogar häufiger. Laut einer Studie unter der Leitung von Professor Siobhan Quenby am Tommy's National Centre for Miscarriage Research wurde das Thema lange unterschätzt. In Deutschland sterben jährlich etwa 2.700 Babys und Föten durch Fehlgeburten, was täglich über sieben Frauen betrifft.

In diesem Artikel erfährst du, was eine Fehlgeburt ist, welche Anzeichen darauf hindeuten, und welche Ursachen sowie Risikofaktoren es gibt. Zudem besprechen wir, wie du eine Fehlgeburt verarbeiten kannst, die bewusste Einleitung einer Fehlgeburt mit ihren Vor- und Nachteilen, und wann eine erneute Schwangerschaft möglich ist.

Abort: Definition, Phasen und Unterschiede zu Totgeburt

Schwangerschaften und die Geburt eines Kindes sind meist freudige Ereignisse – aber leider nicht immer. Manchmal nimmt eine Schwangerschaft ein unerwartetes, emotional schmerzhaftes Ende.

Von einem Frühabort spricht man bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche, von einem Spätabort zwischen der 12. und 24. Schwangerschaftswoche.

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Je nach Zeitpunkt und Gewicht des Kindes unterscheidet man zudem zwischen einer Fehl- und einer Totgeburt.

  • Fehlgeburt: Gewicht des Kindes unter 500 Gramm
  • Totgeburt: Gewicht des Kindes über 500 Gramm

Ein Abort lässt sich zudem in unterschiedliche Phasen einteilen:

Drohende Fehlgeburt

Eine drohende Fehlgeburt wird meist von leichten Blutungen begleitet. Oft treten ziehende Schmerzen auf. Der Muttermund bleibt dabei geschlossen und es kommt zu keinem Gewebeabgang.

Beginnende Fehlgeburt

Bei einer beginnenden Fehlgeburt spricht man auch von einer irreversibel gestörten Schwangerschaft. Der Muttermund ist teilweise geöffnet. Es kommt zu krampfartigen Unterleibsschmerzen sowie zu starken Blutungen.

Unvollständige Fehlgeburt

Tritt eine unvollständige Fehlgeburt ein, wird nur ein Teil des Gebärmutterinhaltes ausgestoßen und es können zum Beispiel Teile der Plazenta zurückbleiben.

Vollständige Fehlgeburt

Kommt es zu einer vollständigen Fehlgeburt, wird die Fruchtanlage – also der Fetus, die Eihäute und die Plazenta – in ihrer Gänze ausgestoßen.

Symptome für eine Fehlgeburt

Es gibt verschiedene Symptome, die eine Fehlgeburt ankündigen können. Zu den häufigsten zählen krampfartige Unterbauchschmerzen, vaginale Blutungen sowie das Einsetzen frühzeitiger Wehen. Wenn du eines oder mehrere dieser Symptome hast, raten wir dir, sofort ärztliche Hilfe aufzusuchen.

Laut einer Veröffentlichung des österreichischen Gesundheitsministeriums erfolgt der größte Teil der Fehlgeburten vollkommen unbemerkt direkt nach der Befruchtung. Das passiert, wenn sich das befruchtete Ei nicht korrekt einnisten kann und dadurch die vorgesehene Entwicklung ausbleibt. In diesem Fall wird das befruchtete Ei mit einer Blutung ausgestoßen. Dieser Vorgang wirkt wie eine normale Monatsblutung. Solltest du deine Periode zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt bekommen, kann eine Fehlgeburt die Ursache sein.

Fehlende Kindsbewegungen könnten ebenfalls ein Symptom sein: Bei späten Fehl- oder Totgeburten kann das plötzliche Fehlen der Bewegungen des Kindes ein Anzeichen sein. Leider gibt es auch Fehl- oder Totgeburten, bei denen keinerlei Symptome auftreten. Diese werden meist bei einer regulären Schwangerschaftsuntersuchung festgestellt.

Ursachen für eine Fehlgeburt

Experten unterscheiden zwischen Ursachen beim Kind, bei der Mutter und beim Vater.

Ursachen beim Kind:

  • Fehlbildungen in der embryonalen Entwicklung
  • Genetische Veränderung beim Fetus (Abweichung in der Anzahl und Form der Chromosomen)

Ursachen bei der Mutter:

  • Tumor in der Gebärmutter: Die Versorgung des Kindes kann durch einen Gebärmuttertumor gestört werden. Ein dort angesiedelter Tumor kann auch die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern.
  • Infektion: Krankheitserreger können die Gebärmutterschleimhaut oder auch den Gebärmutterhals infizieren. Die folgende Entzündung kann die Plazenta und das Kind erreichen.
  • Gebärmutterhalsschwäche: Es kann passieren, dass sich der Gebärmutterhals zu früh öffnet. Das kann dazu führen, dass das Kind nicht mehr gehalten werden kann oder Keime in die Gebärmutter gelangen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, eine Fehlgeburt zu erleiden.
  • Viele Schwangerschaften: Zahlreiche vaginale Geburten können zu einer Gebärmutterhalsschwäche führen.
  • Hormonelle Störungen: Hormonelle Störungen wie die Gelbkörperschwäche können ein Grund für Fehlgeburten sein. Auch Diabetes kann der Auslöser für eine Fehlgeburt sein.

Ursachen beim Vater:

Dass die Ursachen für eine Fehlgeburt bei beiden Elternteilen liegen können, war lange nicht bekannt. Zum Beispiel können defekte Spermien ein Faktor dafür sein, dass sich das Abort-Risiko erhöht. Aufschluss geben kann hier ein Spermiogramm. Die Ergebnisse zeigen die Anzahl, das Aussehen sowie die Beweglichkeit der Spermien.

Risiko Fehlgeburt: Diese Faktoren begünstigen einen Abort

Auch äußere Faktoren können zu einer Fehlgeburt führen. Hierzu zählen:

Harte Drogen, Alkohol und Nikotin

Nimmt eine werdende Mutter in der Schwangerschaft Drogen, raucht oder trinkt Alkohol, kann das die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt drastisch erhöhen.

Stress in der Schwangerschaft

An der Berliner Charité wurde in einer Studie untersucht, ob Stress das Risiko für eine Fehlgeburt erhöht. Stress sorgt laut den Studienergebnissen für ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt und im Immunsystem während der Schwangerschaft. Ist die Produktion von Progesteron gestört, kann der Körper eine Schwangerschaft nur noch schwer aufrechterhalten. Durch Stress gestörte Immunzellen können ebenfalls einen Abort auslösen. Auch Angst scheint laut Studie einen Einfluss auf die Schwangerschaft zu haben.

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Ärztliche Handlungen

Sobald du von deiner Schwangerschaft weißt, sprich diese offen bei etwaigen Arztbesuchen an. Das Risiko einer Fehlgeburt ist auch der Grund, warum viele Ärztinnen und Ärzte von Operationen während der Schwangerschaft abraten. Auch eine Narkose kann das Risiko eines Aborts erhöhen.

Fehlgeburt verarbeiten: DAK-Psychologin gibt Rat zum Umgang mit der Trauer

DAK-Psychologin Franziska Kath

„Der Verlust eines Kindes ist für Eltern das Schwerste, das man sich vorstellen kann. Die Trauer ist meistens überwältigend. Sprecht mit vertrauten Menschen. Sich einzuigeln ist, auch wenn es der erste Impuls ist, ein meist psychisch ungesunder Weg“, rät DAK-Psychologin Franziska Kath (Foto). Ein weiterer häufiger Impuls ist die Suche nach einem Schuldigen. „Allerdings trägt in der Regel niemand Schuld an einer Fehlgeburt. Diese Suche belastet eher, anstatt zu helfen. Statt Schuld zuzuweisen, sollte man sich bewusst sein, dass die Trauer nach einer Fehlgeburt lange dauern kann. Das ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die man jemals verarbeiten wird“, sagt Franziska Kath.

Den Verlust nicht kleinreden

„Wer den Verlust kleinzureden versucht, hat den Schmerz dahinter nicht verstanden“, so Franziska Kath. Daher ist es wichtig, einen Gesprächspartner zu wählen, der versteht, dass die Trauerphase nicht nach wenigen Wochen vorüber ist. Sätze wie „Das war doch noch gar keine richtige Schwangerschaft. Alles halb so schlimm.“ sind unangebracht und können den Schmerz verstärken.

Zeit nehmen für den Abschied

Das bewusste Abschiednehmen ist für viele Eltern ein essenzieller Schritt. „Ich rate dazu, sich für den Abschied alle Zeit zu lassen, die man braucht“, so Kath. Je nach Bundesland gibt es verschiedene gesetzliche Möglichkeiten zur Bestattung eines Kindes nach einer Fehlgeburt.

Trauer des Mannes

„Männer und Frauen trauern auf unterschiedliche Weise“, erklärt Dr. Kath. Während Frauen oft reden möchten, reagieren Männer häufig mit Aktivismus, etwa durch Arbeit. „Das ist“, so Kath, „eine ebenso valide Trauerstrategie wie die der Frauen. Beide Eltern sollten wissen, wie der andere trauert, um sich gegenseitig zu unterstützen.“

Betroffene Eltern finden Unterstützung bei folgenden Anlaufstellen:

Bewusste Einleitung einer Fehlgeburt – Vorteile und Nachteile

Eine Fehlgeburt bewusst einzuleiten ist für viele Eltern ein schmerzhaftes Erlebnis. Wenn Ärztinnen und Ärzte feststellen, dass das Kind im Mutterleib gestorben ist, ist eine medizinische Intervention oft unerlässlich. Je nach Phase der Schwangerschaft kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, die jeweils Vor- und Nachteile mit sich bringen.

Curettage: die Vorteile

Die Curettage, insbesondere die Saugcurettage, ist eine häufig eingesetzte Methode in der Frühphase der Schwangerschaft. Sie ermöglicht eine rasche und vollständige Entfernung des Fetus und der Plazenta, wodurch das Risiko von Infektionen minimiert wird. Zudem kann sie unter Narkose durchgeführt werden, wodurch der physische Schmerz für die Mutter verringert wird.

Curettage: die Nachteile

Die Curettage ist jedoch nicht ohne Risiken. Es kann zu Komplikationen wie Blutungen oder Verletzungen der Gebärmutter kommen. Darüber hinaus ist der Eingriff für viele Frauen eine erhebliche psychische Belastung, da er den Verlust des Kindes endgültig macht.

Einleitung von Wehen: die Vorteile

In der Spätphase der Schwangerschaft wird oft die Einleitung von Wehen bevorzugt. Diese Methode erlaubt es der Mutter, den Geburtsprozess zu durchlaufen, was einigen Frauen hilft, Abschied zu nehmen und den Verlust emotional zu verarbeiten.

Einleitung von Wehen: die Nachteile

Die Einleitung von Wehen kann jedoch sehr schmerzhaft sein und birgt Risiken wie starke Blutungen und Infektionen. Der Prozess kann emotional belastend sein, insbesondere wenn die Schwangerschaft bereits weit fortgeschritten war.

Selbstbestimmte Fehlgeburt

Einige Frauen entscheiden sich für eine selbstbestimmte Fehlgeburt ohne medizinische Intervention. Sie werden dabei von einem Team aus medizinischem und psychologischem Fachpersonal begleitet, um sicherzustellen, dass keine gesundheitlichen Risiken bestehen. Diese Wahl kann Frauen helfen, mehr Kontrolle über die Situation zu behalten, birgt aber ebenfalls gesundheitliche Risiken, die sorgfältig abgewogen werden müssen.

In jedem Fall ist eine umfassende Beratung durch Ärztinnen und Ärzte entscheidend, um die individuell beste Entscheidung zu treffen.

Wie schnell kann ich nach einer Fehlgeburt wieder schwanger werden?

Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nach einer Fehlgeburt samt Curettage sechs Monate zu warten, bevor man wieder versucht, schwanger zu werden. Dieser Empfehlung widersprechen die Ergebnisse einer Studie der Universität von Aberdeen.

In dieser wurde untersucht, ob eine Schwangerschaft innerhalb von weniger als sechs Monaten nach einer Fehlgeburt zu einem erhöhten Risiko für eine wiederholte Fehlgeburt führt. Für die Ergebnisse wurden beinahe eine Million Schwangerschaften ausgewertet. Das Ergebnis widerspricht nicht nur der Sechs-Monate-Wartezeit laut WHO-Empfehlung – es besagt das genaue Gegenteil. Erneute Fehlgeburten traten bei Frauen, die innerhalb von weniger als sechs Monaten wieder schwanger wurden, sogar seltener auf.

In jedem Fall sollte das Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt gesucht werden, da es möglicherweise Risikofaktoren gab, die zu der Fehlgeburt geführt haben, und die vor einer erneuten Schwangerschaft behoben werden sollten. Auch medizinische Gründe können zu der Fehlgeburt geführt haben. Betroffene Frauen sollten diese vor einer erneuten Schwangerschaft abklären lassen.

Abschied kann auch Neubeginn bedeuten

Verlieren wir ein Kind, überwältigt uns die Trauer und wir können uns nicht vorstellen, jemals wieder glücklich zu sein. Diese Trauer ist wichtig. Sie hilft uns, Abschied zu nehmen – von unserem verlorenen Kind. Doch am Ende der Trauer kann ein neuer Anfang stehen. Viele Paare gehen sogar gestärkt aus ihr hervor. Eine Fehlgeburt muss den Wunsch, einem Kind die Welt zu zeigen, ihm alles beizubringen, was man selbst gelernt hat, nicht erschüttern. Aber selbst wenn das der Fall ist und man sich entscheidet, es nie wieder zu versuchen, ist das in Ordnung.

VIelleicht findest du hilfreiche Impulse in unserer Podcastreihe „Ganz schön krank, Leute“. In dieser Folge spricht René Träder mit zwei Trauerexperten.
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