Chlamydien in der Schwangerschaft
Sex ist Genuss. Aber durch Sex werden auch verschiedene Krankheiten übertragen. Eine der häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten sind Chlamydien-Infektionen. Das Bakterium mit dem Namen Chlamydia trachomatis wurde bei derzeit fünf bis zehn Prozent aller sexuell aktiven Erwachsenen nachgewiesen.
Warum sind Chlamydien so gefährlich?
Das Gefährliche an „Sexually Transmitted Diseases“ (STD – Geschlechtskrankheiten) ist unter anderem, dass Betroffene in den allermeisten Fällen kaum bis keine erkennbaren Symptome haben. Bei einer Chlamydien-Infektion kann das schwerwiegende Konsequenzen haben: Die Erkrankung kann sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu Unfruchtbarkeit führen. Oft wissen Betroffene später nicht einmal, warum.
Chlamydien-Vorsorge
Die DAK-Gesundheit zahlt bis zum 25. Lebensjahr jährlich einen Chlamydientest.
Was sind Chlamydien eigentlich?
Yvonne Weiße, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am DRK Krankenhaus in Chemnitz-Rabenstein, erklärt Wissenswertes zu Chlamydien in der Schwangerschaft.
„Während Geschlechtskrankheiten wie Syphilis oder Tripper sehr bekannt sind, werden Chlamydien in der breiten Bevölkerung leider etwas unterschätzt“, berichtet die Fachärztin aus ihrem Berufsalltag. Chlamydien sind Bakterien, unbeweglich und als sogenannte Elementarkörperchen infektiös. Steckst du dich damit an, kann das zu verschiedenen Folgekrankheiten führen. Diese können den Genitalbereich, aber auch den Rachen und die Augen betreffen.
Achte als Frau darauf, ob du beim Wasserlassen Schmerzen oder ein Brennen spürst. Auch ein starker gelblicher bzw. eitriger Ausfluss aus deiner Scheide oder Unterleibsschmerzen, die du nicht zuordnen kannst, können ein Symptom für Chlamydien sein. „Zwischen 80 und 90 Prozent der Infizierten haben keine bzw. nur ganz wenige Symptome. Man merkt lange nicht, dass man eine Chlamydien-Infektion hat. Wer Symptome verspürt, sollte zum Arzt oder zur Ärztin gehen“, so Frau Weiße.
Wird eine Chlamydien-Infektion nicht behandelt, können verschiedene Folgeerkrankungen auftreten. Durch entzündliche Verwachsungen sowie das Verkleben der Eierstöcke und der Eileiter kannst du als Frau unfruchtbar werden.
Wie werden Chlamydien übertragen?
Ganz einfach: Chlamydien werden beim oralen, analen und vaginalen Sex übertragen. Achte hier darauf, dass auch das gemeinsame Verwenden eines Sexspielzeugs zu einer Ansteckung führen kann. Außerdem kann eine Frau, die sich mit Chlamydien infiziert hat, die Bakterien bei der Geburt auf ihr Baby übertragen.
Beim Geschlechtsverkehr erfolgt die Ansteckung über die mit den Bakterien besiedelten Schleimhäute des Gebärmutterhalses, der Harnröhre und des Enddarms. Die Krankheitserreger können über das Vaginalsekret, den Urin, das Sperma und den sogenannten „Lusttropfen“ auf den Partner oder die Partnerin übertragen werden.
Nach der Übertragung kann es einige Zeit dauern, bis du erste Krankheitsanzeichen bemerkst. Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome nennt man in der Fachsprache Inkubationszeit. Diese liegt bei Chlamydien in den meisten Fällen zwischen einer und drei Wochen.
Bist du von der Krankheit betroffen, müssen alle deine Sexualpartner und -partnerinnen mitbehandelt werden. Ansonsten besteht die Gefahr eines Ping-Pong-Effektes und der Weitergabe an andere. Denn nicht nur Frauen, auch Männer leiden an Chlamydien. Frauen, die betroffen sind, sollten ihren Partner fragen, ob er Schmerzen beim Pinkeln hat, sein Harndrang stärker geworden ist und eitrigen Ausfluss hat.
Chlamydien: Zahlen des RKI
Die Bakterien, die eine Chlamydien-Infektion auslösen, sind in Deutschland leider weit verbreitet. Das RKI (Robert-Koch-Institut) kann die Zahlen für Deutschland nur schätzen, da der Chlamydien-Nachweis – bis auf den Freistaat Sachsen – nicht meldepflichtig ist. Laut der Forschungseinrichtung ist aber durch Studien gesichert, dass bei der Gruppe der 17-jährigen Mädchen in Deutschland eine Durchseuchung von etwa zehn Prozent herrscht. Bei Frauen zwischen 20 und 24 Jahren liegt dieser Wert sogar bei 20 Prozent.
Risiken von Chlamydien in der Schwangerschaft
Chlamydien sind, egal ob bei einer Frau oder bei einem Mann, eine unangenehme Sache. Bei Schwangeren kann die Geschlechtskrankheit allerdings schnell gravierende Folgen haben. Schon kurz nach der Empfängnis können durch die Krankheit Komplikationen auftreten.
Wie schütze ich mich als Schwangere vor Chlamydien?
Ganz grundsätzlich gilt: Kondome reduzieren das Ansteckungsrisiko signifikant. Wenn du während deiner Schwangerschaft also auf Nummer sicher gehen willst, verwende ein Kondom. Da die Krankheit aber nicht nur durch Samenflüssigkeit oder Vaginalsekret, sondern auch direkt über die Schleimhäute übertragen wird, bieten Kondome keinen hundertprozentigen Schutz vor Chlamydien. Wenn du dir unsicher bist und vorhast, schwanger zu werden, solltest du also lieber einen Test machen.
So werden Chlamydien festgestellt
Um eine Chlamydien-Infektion nachzuweisen, suchen Expertinnen und Experten direkt nach dem Erreger. Hier gibt es verschiedene klinische Nachweismöglichkeiten. Zum einen können Forscherinnen und Forscher die Bakterien im Urin oder durch einen Abstrich feststellen. In der Fachsprache nennt man dieses Verfahren Nukleinsäure-Amplifikations-Technik (NAT).
Frauen haben bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr einmal jährlich Anspruch auf ein Chlamydien-Screening. Da in dieser Lebensphase häufiger der Sexualpartner oder die Sexualpartnerin wechselt, ist die Gefahr einer Chlamydien-Ansteckung vergleichsweise höher. Bei einer monogamen Partnerschaft ist die Gefahr hingegen deutlich niedriger.
Wann muss ich mit Chlamydien zum Arzt oder zur Ärztin?
Sobald eine Chlamydien-Infektion festgestellt wurde, sollte umgehend die Behandlung beginnen – besonders wenn die Betroffene schwanger ist. Eine Untersuchung auf Chlamydien gehört übrigens zur normalen Schwangerschaftsvorsorge.
Die Behandlung einer Chlamydien-Infektion wird unter Anwendung von Antibiotika durchgeführt. Dabei verwenden Ärztinnen und Ärzte am häufigsten Doxycyclin. Dieses Antibiotikum sorgt dafür, dass das Wachstum der Chlamydien-Bakterien gehemmt wird. Ärzte und Ärztinnen verschreiben es vor allem dann, wenn die Patientin infiziert ist, aber keine Symptome zeigt. Andere Antibiotika, die ebenfalls erfolgreich eingesetzt werden, sind Ofloxacin, Erythromycin oder auch Azithromycin. Bei der Wahl des passenden Medikaments wird vom Behandlungspersonal immer darauf geachtet, ob eine Frau schwanger ist oder stillt.
Warum schadet eine Chlamydien-Infektion dem Baby?
„Jede Schwangere wird laut Mutterschaftsrichtlinien auf Chlamydien getestet. Bei zwei bis drei Prozent der getesteten Frauen wird dabei eine entsprechende Infektion festgestellt. Verpflichtend gemeldet werden muss die aber nur durch Labore in Sachsen“, erklärt Yvonne Weiße. Die Schäden für das Neugeborene können gravierend sein. „Chlamydien können bei einem Baby Bindehaut-, Mittelohr- und Nasen-Rachen- und Lungenentzündungen verursachen“, so die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am DRK Krankenhaus in Chemnitz-Rabenstein und ergänzt: „Unbehandelt kann sich ein Kind unter der Geburt mit Chlamydien anstecken, der entsprechende Kinderarzt oder die entsprechende Kinderärztin muss unbedingt darüber in Kenntnis gesetzt werden.“
Wenn die Erkrankung beim Nachwuchs schnell genug festgestellt wird, kann der neue Erdenbürger oder die neue Erdenbürgerin sofort mit Antibiotika behandelt werden. „Durch die schnelle Behandlung wird sichergestellt, dass bei dem Kind keine Folgeschäden auftreten“, beruhigt Yvonne Weiße. Die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit auf das Kind zu übertragen, liegt zwischen 50 und 70 Prozent. Wird bei der ersten Schwangerschaftsvoruntersuchung keine Chlamydien-Infektion festgestellt, kannst du die Chancen einer Infektion deutlich senken, indem du während der Schwangerschaft auf wechselnde Sexualpartner oder -partnerinnen verzichtest.
Chlamydien - alle wichtigen Infos auf einen Blick
- Infektionen mit Chlamydien gehören in Deutschland zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten.
- Auslöser sind Bakterien.
- Bei Chlamydien entzünden sich in den meisten Fällen der Genitalbereich, der Enddarm und die Harnröhre.
- Infektionen verlaufen meist mit leichten oder keinen Symptomen und werden deshalb oft nicht erkannt.
- Zu den Folgen einer Infektion gehören unter anderem Unfruchtbarkeit, Unterleibsentzündungen und die Übertragung des Erregers auf Neugeborene.
- Wenn sie erkannt werden, lassen sich Chlamydien gut mit Antibiotika behandeln.
- Kondome reduzieren das Übertragungs- und Ansteckungsrisiko erheblich.
Fazit
Infektionen mit Chlamydien gehören zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten in Deutschland. Die Erkrankung ist nicht nur unangenehm, sondern kann zu Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen als auch zu Schwangerschaftskomplikationen führen. Leider erkennen Betroffene sie aufgrund des oft symptomfreien Verlaufs in vielen Fällen nicht rechtzeitig. Chlamydien werden bei der Geburt mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Neugeborene übertragen. Die Folge können verschiedene Entzündungskrankheiten sein. Um dem vorzubeugen, wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen bei Schwangeren routinemäßig auf Chlamydien getestet. Werden die Bakterien rechtzeitig nachgewiesen, können Mutter und Kind problemlos mit Antibiotika behandelt werden. Kondome senken das Infektionsrisiko, bieten aber keinen hundertprozentigen Schutz.
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