Wie Endometriose Kinderwunsch und Schwangerschaft beeinflussen kann
Was ist Endometriose überhaupt?
Teilweise kommt es nur zu sehr kleinen, einzelnen Wucherungen, manchmal aber auch zu größeren Endometrioseansammlungen. „Die Größe der Wucherungen steht jedoch nicht im direkten Verhältnis zu den Beschwerden der Frauen. Kleine Schleimhautwucherungen können auch starke Schmerzen bereiten, während größere Herde manchmal wenig bis keine Beschwerden verursachen und deshalb länger unbemerkt bleiben“, erklärt Dr. Verena Breitenbach.
Welche Symptome gibt es?
Was sind die Ursachen?
In der Regel werden die Endometriose-Wucherungen vom Menstruationszyklus und damit von den weiblichen Geschlechtshormonen beeinflusst. Doch während die monatlich neu aufgebaute Schleimhaut in der Gebärmutter ohne eine Befruchtung mit der Regelblutung wieder abgestoßen wird, passiert das bei den Endometriose-Wucherungen außerhalb der Gebärmutter nicht. Sie bluten zwar mit, das Blut kann jedoch nicht nach außen abfließen und muss langsam vom Körper abgebaut werden. Dr. Breitenbach: „Das kann teilweise zu großen, blutgefüllten Zysten, auch Schokoladen-Zysten genannt, aber auch Entzündungen und Verklebungen an Eierstöcken, Eileitern, Gebärmutter, Blase und Darm führen.“ Warum sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe in die Bauchhöhle verirrt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.
Wie häufig ist Endometriose?
Nach Myomen gehört die Endometriose zu den zweithäufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Weltweit geht die Weltgesundheitsorganisation WHO von rund 190 Millionen Endometriose-Erkrankungen aus. In Deutschland sind Schätzungen zufolge acht bis 15 Prozent aller Mädchen und Frauen betroffen, das sind zwei Millionen Menschen. Jährlich erhalten rund 40.000 Frauen und Mädchen in Deutschland die Diagnose Endometriose. Der Erkrankungspeak liegt dabei im Alter zwischen 35 und 45 Jahren.
Welchen Einfluss hat Endometriose auf meinen Kinderwunsch?
Eine Endometriose kann nicht nur sehr schmerzhaft sein, sie kann auch erheblichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben. Wenn Frauen mit Kinderwunsch nicht schwanger werden, kann das diverse Ursachen bei beiden Partnern haben. Bei bis zu 50 Prozent aller Frauen, die wegen Unfruchtbarkeit behandelt werden, wird allerdings eine Endometriose diagnostiziert. „Die Verklebungen, Vernarbungen und Verwachsungen im Bereich von Eierstöcken, Eileitern und Gebärmutter können dazu führen, dass der Weg für befruchtete Eizellen behindert wird, die Qualität der Eizellen eingeschränkt ist, aber auch die Einnistung des Embryos erschwert wird“, so Verena Breitenbach. Gleichzeitig steigt bei Frauen mit Endometriose das Risiko einer Eileiterschwangerschaft. Dennoch können Frauen mit Endometriose schwanger werden.
Diverse Behandlungsmöglichkeiten erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft. Dazu gehören:
- Ultraschall/Bauchspiegelung: Über eine Ultraschalluntersuchung mit einem Kontrastmittel kann der Arzt feststellen, ob Eileiter und/oder Eierstöcke von der Endometriose betroffen sind. Der nächste Schritt ist eine Bauchspiegelung (Laparoskopie). Bei diesem minimalinvasiven Eingriff lassen sich nicht nur Endometriose-Herde aufspüren, sondern auch gleich mit Strom, Laser, Hitze oder Skalpell entfernen. Am Eierstock ist die Entfernung von Endometriose-Zysten jedoch heikel, da durch die mechanische Reizung die Eizell-Reserve beeinträchtigt werden kann.
- Hormone: Hormonbehandlungen können dann sinnvoll sein, wenn der Kinderwunsch nicht akut besteht, da die Medikamente in der Regel eine verhütende Wirkung haben. Zum Einsatz kommt unter anderem eine Anti-Baby-Pille oder eine Spirale, die ausschließlich Gestagene enthalten. Sie verhindern den Aufbau von Gebärmutterschleimhaut innerhalb, aber auch außerhalb der Gebärmutter. Eine andere Art der Hormontherapie sind sogenannte GnRH-Analoga (Injektionen/Implantate/Nasensprays), die allerdings stärkere Nebenwirkungen als die Pille haben. Sie senken die Produktion der Östrogene so stark, dass keine Gebärmutterschleimhaut mehr aufgebaut wird, kein Eisprung stattfindet und auch die Menstruation ausbleibt. Der Preis dafür sind wechseljahrähnliche Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, trockene Schleimhäute und bei längerer Anwendung auch der Verlust von Knochensubstanz (Osteoporose). Deshalb sollten GnRH-Analoga möglichst nicht länger als sechs Monate eingesetzt werden.
- Künstliche Befruchtung (IVF/ICSI): Frauen mit schwerer Endometriose und verschlossenen Eileitern kann eine In-vitro-Fertilisation helfen. Dabei werden die Eizellen außerhalb des Körpers im Labor mit den Spermien befruchtet und ein bis maximal drei Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt. Bei zusätzlicher schlechter Spermienqualität des Partners kann eine ICSI (Intracytoplasmatische Spermieninjektion) sinnvoll sein. Dabei muss sich das Spermium seinen Weg nicht erst suchen, sondern wird direkt im Labor unter einem speziellen Mikroskop in die Eizelle injiziert. Auch bei der ICSI werden die Embryonen nach einer Befruchtung zurück in die Gebärmutter gesetzt.
- Komplementäre Behandlung: Unterstützend zu anderen Therapien können eine entzündungshemmende Ernährung, ein gesunder, aktiver Lebensstil, Akupunktur, pflanzliche Arzneimittel, aber auch eine psychologische Begleitung helfen, die Symptome der Endometriose zu lindern sowie die psychische Belastung zu reduzieren.
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Schwanger mit Endometriose – was muss ich wissen?
Frauen, die trotz Endometriose schwanger geworden sind, machen sich häufig besondere Sorgen um ihre eigene Gesundheit, aber auch die ihres Babys. Die gute Nachricht: In der Schwangerschaft können einige der Endometriose-Beschwerden durch die hormonellen Veränderungen zurückgehen. Breitenbach: „Durch die verstärkte Progesteronproduktion schrumpfen die östrogenabhängigen Endometrioseherde und können teilweise sogar ganz verschwinden. Das wird durch die ausbleibende Regelblutung in dieser Zeit noch begünstigt.“
Verena Breitenbach
Dr.
Dr. Verena Breitenbach ist Frauenärztin, Autorin und Moderatorin. Sie betreibt eine gynäkologische Praxis in Ehingen bei Ulm mit dem Schwerpunkt „Ganzheitliche Medizin“.
Quellenangaben
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