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Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen

Mediensucht bei Kindern: Zwei Kleinkinder schauen auf ein Tablet
Noch im Bett hat Ihr Kind morgens sein Smartphone in der Hand, nachmittags guckt es ein TikTok-Video nach dem anderen oder es zockt bis tief in die Nacht. Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Kind zu viel Zeit online verbringt? Wir erklären, wann bei Ihnen die Alarmglocken läuten sollten.

Tablet und Co. sind bei Kindern heute Normalität

Internet, Streaming und Social Media gehören für die meisten Erwachsenen zum Alltag. Das sieht bei Kindern und Teenagern nicht viel anders aus: Schon Zweijährige kommen erstaunlich gut mit einem Tablet zurecht und mit steigendem Alter wird das Internet immer wichtiger, um am sozialen Leben teilzunehmen. Doch wie viel Medienzeit ist für Kinder gesund?

Mediennutzung bei Kindern

Ab und zu ist es im Alltag schwierig, Grundregeln zu Nutzungszeiten einzuhalten. Manchmal helfen nur noch Tiervideos, um das Kleinkind im Stau bei Laune zu halten. Und ein krankes Fünfjähriges Kind verbringt auch mal mehr Zeit vor dem Fernseher als sonst. Doch wenn Kinder dauerhaft mehr konsumieren, als sie vertragen, kann das schaden. Ein übermäßiger Medienkonsum kann unter anderem zu Konzentrationsproblemen führen, die Augen reizen und die Schlafqualität beeinträchtigen – und hat mitunter weitreichende Folgen für die kindliche Entwicklung.

Gaming, Social Media, Streaming: Wann ist die Nutzung problematisch? 

Seit 2019 führt das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) im Auftrag der DAK-Gesundheit eine Studie zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durch. Die Studie liefert Zahlen zu Nutzungshäufigkeiten, -verhalten und -mustern bei der Nutzung verschiedener Medien wie Social Media und Games.

Gaming: Jungen leiden häufiger an Computerspielstörung

Die Erhebung aus dem September 2023 zeigt: Bei der Nutzung digitaler Spiele gibt es erstmalig seit der Pandemie wieder einen Rückgang. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die die Kriterien einer Computerspielstörung erfüllen, lag 2023 bei 4,3 Prozent, verglichen mit 6,3 Prozent (2022). Jungen sind mit 5,6 Prozent deutlich häufiger von einer Computerspielstörung betroffen als Mädchen mit 3,1 Prozent. 

Kostenlose Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche

Entwickelt sich mein Kind gesund und altersgerecht? 

Aus der Studie geht außerdem hervor, dass auch die Spielzeiten sinken und erstmalig wieder prä-pandemisches Niveau erreicht haben. Aber: Durchschnittlich zocken Kinder und Jugendliche immerhin noch 98 Minuten werktags und 168 Minuten am Wochenende.

Zur Einordnung: Eine Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) gibt an, dass Kinder zwischen neun und zwölf Jahren maximal 45 bis 60 Minuten pro Tag vor dem Bildschirm verbringen sollten. Für 12- bis 16-Jährige liegt die Empfehlung bei ein bis zwei Stunden täglich.

Social Media: Riskante Nutzung hat sich verdreifacht 

Die Nutzung von Social Media bleibt hoch. 74 Prozent der Mädchen nutzen Social Media täglich. Bei den Jungs sind es 67 Prozent. Zwar sind die Nutzungszeiten sozialer Medien mit 150 Minuten pro Tag werktags und 224 Minuten pro Tag am Wochenende etwas niedriger als noch im Vorjahr, die Zahl liegt aber noch über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die soziale Medien riskant nutzen, hat sich mit aktuell 24,5 Prozent seit 2019 bereits verdreifacht – das betrifft also fast jedes vierte Kind. 

Mediensucht bei Kindern erkennen

Ein problematisches Nutzungsverhalten bei Kindern und Jugendlichen äußert sich darin, dass es in einem Zeitraum von circa 12 Monaten einhergeht mit:

  • Kontrollverlust: Ihr Kind hat keine Kontrolle mehr darüber wie lange und wie oft es Zeit mit Games, dem Streamen oder Social Media verbringt.
  • zunehmender Priorisierung: Das Gaming, die Nutzung von Social Media oder Streaming steht an erster Stelle. Andere Aufgaben, Hobbies oder Kontakte werden vernachlässigt.
  • negativen Folgen: Es sind bereits negative Folgen durch das Nutzungsverhalten eingetreten. Ihr Kind kann aber trotzdem nicht aufhören zu gamen, soziale Medien zu nutzen oder zu streamen.

Dies führt immer häufiger zu Konflikten und Problemen mit der Familie, dem Freundeskreis, bei der Ausbildung, in der Schule oder anderen für Ihr Kind wichtigen Bereichen.

Um eine erste Einschätzung zu dem Nutzungsverhalten zu bekommen, haben Expertinnen und Experten des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) entsprechende Fragebogen entwickelt. Diese Fragebögen basieren auf den aktuellen Kriterien für „Gamingsucht“ bzw. „Social Media Sucht“ und dienen der Erfassung eines ersten Anhaltspunktes für eine problematische oder krankhafte Nutzung. Die Fragebögen ersetzen jedoch keine fachliche Diagnose.

Wenn Sie sich fragen, ob der Umgang Ihres Kindes mit Computerspielen und sozialen Medien problematisch oder pathologisch ist, können Sie ebenfalls einen der von den Expertinnen und Experten des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) entwickelten Fragebögen für Ihr Kind ausfüllen.

Was Eltern tun können, wenn Kinder süchtig nach Medien sind

Wichtig ist, dass Eltern diese Schwierigkeiten gemeinsam mit den Kindern angehen. Die erste Anlaufstelle ist oft der Haus- bzw. der Kinderarzt oder die Kinderärztin. Bei den Vorsorgeuntersuchungen J1 und J2  wird von Ärzten in einigen Bundesländern für Versicherte der DAK-Gesundheit auch ein Mediensuchtscreening angeboten. Stellt sich heraus, dass das Kind von einer problematischen Nutzung digitaler Medien betroffen ist, können je nach Schweregrad die Beratung durch eine (Sucht)-Beratungsstelle, eine ambulante oder (teil)-stationäre Therapie hilfreich sein.

Über die Therapieformen können Sie sich hier informieren:


Beratungsstellen bei Mediensucht

Der Medienkonsum Ihres Kindes ist außer Kontrolle geraten und Sie wissen nicht weiter? Hier finden Sie schnelle Hilfe:

So schützen Eltern ihre Kinder vor Mediensucht

Medienkompetenz beginnt beim Vorleben: Sicheres Verhalten lernen Kinder am besten, wenn Sie es vorleben und zeigen. Eltern fungieren auch hier als Vorbild, daher achten auch Sie auf Ihre eigene Bildschirm- und Internetzeit. Eltern sollten auch wissen, wofür sich ihr Nachwuchs interessiert. Auch wenn Sie neue Hypes nicht verfolgen, sollten Sie verstehen, was in den sozialen Medien passiert und wo Gefahren lauern. Unerlässlich sind auch feste Regeln – und zwar von klein auf. Vereinbaren Sie, wann und wie viel der Nachwuchs fernsehen und surfen darf. Begleiten Sie Ihr Kita- und Grundschulkind und lassen es nicht allein wahllos durch Apps und Sendungen zappen. Auch ein älteres Kind braucht ab und an Ihre Unterstützung. Bleiben Sie neugierig und lassen Sie sich gelegentlich zeigen, womit sich Ihr Kind beschäftigt.

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DAK Fachbereich

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