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Doomscrolling: Wenn der Medienkonsum zur Belastung wird

Smybolbild Doomscrolling: Junge Frau schaut niedergeschlagen auf ihr Handy

Kurz das Handy herausholen und schauen, was es Neues gibt. Eine Stunde später scrollst du immer noch durch den Nachrichtenfeed und liest eine schlechte Neuigkeit nach der anderen. Doomscrolling nennt sich das Phänomen, das uns besonders in Krisenzeiten begegnet, uns belastet und Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit haben kann. Doch warum fällt es uns so schwer, damit aufzuhören und das Smartphone beiseitezulegen? Und wie lässt sich der eigene Medienkonsum bewusster gestalten? Erfahre hier alles rund ums Thema Doomscrolling und wie du den Teufelskreis durchbrechen kannst. 

Was ist Doomscrolling?

Doomscrolling bezeichnet das starke, in manchen Fällen auch maßlose Konsumieren negativer Nachrichten in sozialen Medien und auf Nachrichtenseiten. Dabei scrollen Nutzende immer weiter durch ihren Newsfeed und werden stetig mit Krisen, Katastrophen oder beunruhigenden Ereignissen konfrontiert. Dieses Verhalten kann dazu führen, dass sich Gefühle von Angst und Stress verstärken, da der ständige Strom an negativen Nachrichten das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigt. 

Hier gilt es zwischen einfacher Prokrastination und problembehaftetem Doomscrolling zu unterscheiden: Denn bei manchen Menschen kann Doomscrolling etwa Anzeichen von Depressionen und auch Angstzustände auslösen und ist – wird es als Problem erkannt – gezielt anzugehen, um einer psychologischen Belastung entgegenzuwirken.

Schaut man auf die Wortbedeutung, setzt sich Doomscrolling aus dem englischen Wort „doom“, was Verhängnis oder drohendes Unheil bedeutet, und “scrolling“ zusammen. Scrolling bedeutet dabei, das Vor- oder Zurückrollen der Inhalte auf dem Smartphone, Tablet oder Bildschirm. Auch der Begriff Doomsurfing wird in diesem Kontext gleichbedeutend gebraucht.

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Wie entsteht Doomscrolling?

Auf schlechte Nachrichten reagieren viele Menschen mit der Suche nach Informationen, um die neue, oftmals bedrohliche Situation einschätzen zu können. Ist man selbst in Gefahr? Wie könnte sich die Lage entwickeln? Wie kann ich mich im Fall der Fälle schützen? Das Internet soll Antworten geben oder im besten Falle die eigenen Ängste und Sorgen zerstreuen. Denn ganz schnell sind Nachrichtenportale und Social-Media-Kanäle durchforstet und eine Vielzahl an Einschätzungen, Bildern und Statements überflogen. Ziel dabei ist es, die Kontrolle über die unbekannte Situation zu erlangen und ein Stück Sicherheit zurückzugewinnen. 

Hier stehen wir aber einer Schwierigkeit gegenüber, wenn wir unsere Informationen hauptsächlich aus den Newsfeeds der sozialen Medien beziehen: Plattformen wie Facebook, Twitter oder TikTok nutzen personalisierte Algorithmen, die Nutzenden gezielt Inhalte vorschlagen, die ihre Aufmerksamkeit fesseln. Negative Inhalte erhalten oft mehr Interaktionen und die Verweildauer ist meist höher, was dazu führt, dass sie häufiger in den Feeds erscheinen. Dadurch geraten Userinnen und User immer wieder in eine Endlosschleife des Doomscrolling und werden kontinuierlich mit beunruhigenden Informationen konfrontiert. Lesen wir jedoch eine schlechte Nachricht nach der anderen, wirkt dies eher belastend als beruhigend und wir versuchen durch immer neuen Nachrichtenkonsum, den negativen Gefühlen zu entgehen – ein Teufelskreis beginnt. 

Warum ist Doomscrolling gefährlich?

Doomscrolling kann einen erheblichen Einfluss auf die mentale Gesundheit haben. Warum dies so ist und was die Steinzeit damit zu tun hat, erklären wir kurz und knapp: 

  • Ausgangslage: Negative Nachrichten – das sagt die Psychologie – haben stärkeren Einfluss auf unsere Psyche als positive. Man spricht hier von Negativitätsbias (Negativity Bias) oder auch Negativitätsdominanz. 
  • Warum das mal gut war: Verwurzelt ist die Negativitätsdominanz in unserem Steinzeithirn: Denn für unsere Vorfahren war es überlebenswichtig, empfänglich für bedrohliche Erfahrungen und Sinneseindrücke zu sein, diese genau abzuspeichern und darauf zu reagieren. 
  • Die Gefahren: Nun hat sich unser Alltag zwar geändert, unser Gehirn reagiert aber immer noch zum Teil instinktiv. Das heißt, es springt auf die schlechten Nachrichten an, das Stresssystem wird aktiviert. Da die Flut schlechter Nachrichten nicht abreißt, wird auch der Stress nicht abgebaut. 

Folgen können sein:

  • Dauerhafte Anspannung, die zu Schlafproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten und einer erhöhten Anfälligkeit für Angststörungen oder depressiven Verstimmungen führen kann.
  • Doomscrolling kann das persönliche Weltbild negativ beeinflussen. Wer sich überwiegend mit negativen Inhalten beschäftigt, entwickelt oft eine verzerrte Wahrnehmung der Realität und fühlt sich ausgeliefert. Manche Menschen reagieren mit einem kompletten Boykott der Nachrichten. 

Wer Stopp zum Doomscrollling sagt, muss aber nicht seine Zeit im Newsfeed abschalten. Ein gesunder Medienkonsum bedeutet, auch positive und lösungsorientierte Berichterstattung einzubeziehen, um eine ausgewogenere Perspektive zu erhalten.

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Wie kann man Doomscrolling vermeiden?

Es ist wichtig, Doomscrolling rechtzeitig zu erkennen und aktiv dagegen vorzugehen, da es zu Stress, Ängsten und zu Schlafproblemen führen kann. Der erste Schritt besteht darin, das eigene Verhalten zu hinterfragen und sich bewusst zu machen, wann und warum du in das Doomscrolling verfällst. Wenn du mögliche Auslöser herausgefunden hast, kannst du versuchen, diesen entgegenzuwirken. Dabei solltest du dir jedoch keinen Druck machen – Veränderungen im Medienkonsum können in kleinen Schritten erfolgen. Es geht nicht darum, vollkommen auf Nachrichten zu verzichten, sondern darum den Konsum bewusster zu steuern und das eigene Wohlbefinden in den Vordergrund zu stellen. 

Wir zeigen dir nun einige Strategien, wie du Doomscrolling stoppst und den zu vielen, oftmals negativen Gedanken im Kopf entgehst.

Praktische Tipps zur Reduzierung der Bildschirmzeit sind beispielsweise:

  • Feste Zeiten festlegen: Bestimme bewusste Zeitfenster für den Konsum von Nachrichten, etwa morgens und abends für maximal 15 Minuten.
  • Benachrichtigungen ausschalten: Push-Benachrichtigungen von Nachrichten-Apps oder sozialen Medien können unnötigen Stress verursachen. Schalte sie aus und beobachte, wie es auf dich wirkt.
  • Digitale Pausen einplanen: Setze gezielt Zeiten fest, in denen du offline bleibst. Beim Kaffeetrinken im Freundeskreis musst du nicht alle paar Minuten auf dein Handy schauen. Um Schlafproblemen vorzubeugen, ist eine angepasste Schlafhygiene zu empfehlen: Schaue beispielsweise eine Stunde vor dem Hinlegen keine Nachrichtenfeeds mehr und lasse, wenn möglich, das Handy außerhalb des Schlafzimmers liegen. 

Es gibt einige Methoden zur bewussten Nutzung digitaler Inhalte:

  • Qualität statt Quantität: Bevorzuge seriöse Nachrichtenquellen, um dich gezielt zu informieren, anstatt wahllos durch Feeds zu scrollen.
  • Social-Media-Algorithmen bewusst nutzen: Passe deine Feeds an, indem du weniger auf reißerische Nachrichten reagierst und bewusst positive Inhalte suchst.
  • Gezielte Informationssuche: Anstatt wahllos zu scrollen, setze dir ein konkretes Ziel, zum Beispiel bewusst eine bestimmte Nachrichtenseite zu besuchen.

Tipps zum gesunden Umgang mit negativen Nachrichten:

  • Achtsamkeit üben: Reflexion über die eigene Mediennutzung kann helfen, den eigenen Nachrichtenkonsum bewusster wahrzunehmen. In deinem Smartphone kannst du etwa bei „Einstellungen“ unter dem Punkt „Digitales Wohlbefinden“ deine Bildschirmzeit anzeigen lassen. Setze dir eine maximale Nutzungszeit. 
  • Ausgleich schaffen: Nach dem Konsum negativer Nachrichten lohnt es sich, bewusst positive oder entspannende Inhalte zu konsumieren, zum Beispiel Musik zu hören oder ein Buch zu lesen.
  • Emotionale Distanz bewahren: Mache dir bewusst, dass nicht jede Information unmittelbar das eigene Leben betrifft und es oft keine sofortige Handlung erfordert.

Falls das Doomscrolling eine starke Belastung für dich darstellt, kann es zudem hilfreich sein, dir professionelle Unterstützung zu suchen, beispielsweise durch therapeutische Fachleute oder Beratungsstellen für digitale Mediennutzung. 
 

Autor(in)

DAK Onlineredaktion

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