Direkt zum Inhalt

Prokrastination verstehen und besiegen: Wie du die chronische Aufschieberitis in den Griff bekommst

Prokrastination: Junge Frau sitzt lustlos vor dem Laptop

Kennst du das auch: Eine wichtige Aufgabe steht an, aber plötzlich erscheint alles andere dringender – der Schreibtisch muss aufgeräumt werden, die Wäsche kann nicht mehr warten, oder du scrollst noch „kurz“ durch Social Media? Willkommen in der Welt der Prokrastination!

Doch das ständige Aufschieben hat seinen Preis: Es erzeugt Stress, führt zu Zeitdruck und lässt dich nie wirklich vorankommen. Besonders im Job oder Studium kann es ernsthafte Konsequenzen haben, wenn Deadlines immer wieder in letzter Minute eingehalten werden – oder gar nicht.

Aber was bedeutet Prokrastination eigentlich genau? Warum schieben wir Dinge auf, obwohl wir wissen, dass es uns schadet? Und vor allem: Was hilft gegen Prokrastination? In diesem Artikel erfährst du, welche Gründe es für Prokrastination gibt und wie du sie gezielt überwinden kannst. Denn die gute Nachricht ist: Aufschieben ist ein erlerntes Verhalten – und genau deshalb kannst du es ändern!

Definition Prokrastination: Was ist das eigentlich?

Eine wichtige Aufgabe steht an, doch stattdessen machst du etwas anderes? Genau dieses Verhalten wird als Prokrastination bezeichnet. Die Bedeutung von Prokrastination liegt darin, dass Menschen notwendige Aufgaben bewusst oder unbewusst vermeiden und stattdessen weniger relevante Tätigkeiten priorisieren. Kurz gesagt: Du ersetzt eine unangenehme Aufgabe durch eine angenehmere – selbst wenn das langfristig Nachteile hat. Obwohl Betroffene oft wissen, dass das Zögern negative Konsequenzen haben kann, fällt es ihnen schwer, den inneren Widerstand zu überwinden und direkt loszulegen.

Wie zeigt sich Prokrastination im Alltag?

Prokrastination tritt in unterschiedlicher Häufigkeit und an unterschiedlicher Stelle auf. So neigen manche Menschen dazu, Aufgaben im Studium oder im Beruf aufzuschieben, während andere alltägliche Verpflichtungen wie das Erledigen von Hausarbeiten, Arztbesuche oder Sporteinheiten immer wieder vertagen.

Besonders häufig tritt Prokrastination im Studium oder im Arbeitsleben auf – etwa, wenn Präsentationen erst in der Nacht vor der Deadline vorbereitet, oder wichtige E-Mails tagelang ignoriert werden. Doch auch Steuererklärungen, Sportpläne oder das Nicht-Beantworten von Nachrichten sind klassische Opfer des Aufschiebeverhaltens.

Ursachen der Prokrastination – warum neigen wir dazu?

Warum fällt es uns so schwer, einfach anzufangen? Die Gründe für Prokrastination sind vielschichtig und reichen von psychologischen Faktoren bis hin zu äußeren Ablenkungen. Oft ist es nicht bloße Faulheit, sondern es sind tief verwurzelte Verhaltensmuster und Denkweisen, die uns immer wieder ins Aufschieben treiben.

  1. Angst vor Versagen oder Perfektionismus

    Ein häufiger Grund für Prokrastination ist die Angst, einer Aufgabe nicht gerecht zu werden. Perfektionistinnen und Perfektionisten setzen sich selbst oft unter Druck, weil nur ein makelloses Ergebnis akzeptabel ist. Statt sich Schritt für Schritt an die Aufgabe heranzutasten, führt diese Angst jedoch dazu, dass man gar nicht erst beginnt – aus Sorge, zu scheitern oder nicht die eigenen (oft überhöhten) Erwartungen zu erfüllen.
     
  2. Selbstwertprobleme und Entscheidungsschwierigkeiten

    Prokrastination kann auch mit einem geringen Selbstwertgefühl zusammenhängen. Wer an seinen eigenen Fähigkeiten zweifelt, fühlt sich von komplexen oder herausfordernden Aufgaben oft überfordert. Statt aktiv zu werden, vermeidet man sie lieber – ein Verhalten, das kurzfristig Erleichterung bringt, langfristig jedoch das Gefühl der Unzulänglichkeit sogar verstärken kann. Auch wer Schwierigkeiten hat, klare Entscheidungen zu treffen, neigt dazu, Aufgaben immer weiter hinauszuschieben. Hier steht dir die eigene Unsicherheit im Weg, wie du die Aufgabe am besten angehen sollst.

Motivationsmangel und Aufschieberitis: Warum wir den einfachen Weg wählen

Unser Gehirn ist darauf programmiert, möglichst schnell Belohnungen zu erhalten. Statt eine langfristig wichtige Aufgabe zu erledigen, wählen wir oft den einfacheren, kurzfristigen Dopamin-Kick. Diese Mechanik ist auf das sogenannte Dopamin-System zurückzuführen – ein Neurotransmitter, der für das Belohnungsgefühl verantwortlich ist. Social Media, Videospiele oder Serien liefern uns schnelle Dopamin-Kicks, während langfristige Erfolge (zum Beispiel das Abschließen eines Projekts) erst viel später spürbar sind.

 

  • 230927_Franziska Kath_Credit_DAK-Gesundheit_Läufer_8
    Noch nie war es so einfach, sich von anstehenden Aufgaben abzulenken wie heute. Mit einem einzigen Griff zum Smartphone können wir stundenlang durch Instagram, TikTok oder Nachrichten-Feeds scrollen, ohne wirklich zu merken, wie viel Zeit vergeht. Das sogenannte Doomscrolling kann eine negative Folge davon sein. Digitale Medien sind so gestaltet, dass sie unsere Aufmerksamkeit binden und uns mit immer neuen Reizen versorgen – ein idealer Nährboden für Prokrastination. Je mehr wir uns diesen Ablenkungen hingeben, desto schwerer fällt es uns, eine Aufgabe in den Fokus zu nehmen und diese produktiv umzusetzen.

    DAK-Psychologin Franziska Kath


 

Wie erkennt man Prokrastination?

Prokrastination ist mehr als nur gelegentliches Aufschieben. Während es völlig normal ist, unangenehme Aufgaben manchmal hinauszuzögern, wird es dann problematisch, wenn das Aufschieben zum festen Muster wird und negative Folgen mit sich bringt. Doch woran erkennst du nun, dass es sich nicht nur um eine harmlose Gewohnheit, sondern um ein ernstzunehmendes Verhalten handelt?

  1. Aufgabenvermeidung und Ersatzhandlungen

    Anstatt sich der eigentlichen Aufgabe zu widmen, finden wir plötzlich unzählige andere Dinge, die wir „dringend“ erledigen musst. Der Schreibtisch soll ordentlich sein, die Pflanzen brauchen Wasser, und vielleicht wäre es jetzt auch endlich an der Zeit, die Steuererklärung des letzten Jahres durchzugehen – nur nicht die Aufgabe, die eigentlich ansteht. Diese Ersatzhandlungen vermitteln das Gefühl, produktiv zu sein, obwohl sie in Wirklichkeit nur dazu dienen, die eigentliche Verpflichtung zu vermeiden.
     
  2. Unrealistische Zeitplanung

    Menschen, die zum Prokrastinieren neigen, unterschätzen oft den tatsächlichen Zeitaufwand einer Aufgabe oder überschätzen ihre eigene Effizienz. Sätze wie „Ich brauche dafür nur eine Stunde“ oder „Das mache ich ganz schnell morgen“ sind typische Gedanken, die sich später als trügerisch erweisen. Dieses verzerrte Zeitmanagement führt dazu, dass wichtige Aufgaben immer weiter nach hinten verschoben werden, bis kaum noch Zeit bleibt, sie sorgfältig zu erledigen.
     
  3. Last-Minute-Panik

    Trotz monatelanger Vorbereitungszeit beginnst du erst wenige Tage – oder gar Stunden – vor der Deadline mit der eigentlichen Arbeit. Dies führt zu Stress, Hektik und meist auch zu einem schlechteren Ergebnis, da keine Zeit für eine sorgfältige Überarbeitung oder Reflexion bleibt. Viele Prokrastinierende rechtfertigen dieses Verhalten mit dem Argument, sie könnten „unter Druck am besten arbeiten“. Doch in Wahrheit handelt es sich oft nur um eine Bewältigungsstrategie, um das schlechte Gewissen zu kompensieren.

Abgrenzung zur gelegentlichen Aufschiebung

Nicht alle, die mal eine Aufgabe hinauszögern, leiden sofort unter chronischer Prokrastination. Der Unterschied liegt in der Häufigkeit und den Konsequenzen: Wer gelegentlich aufschiebt, kann sich in der Regel noch rechtzeitig zur Erledigung motivieren und spürt keine langfristigen negativen Auswirkungen. Problematisch wird es dann, wenn Prokrastination zu einem wiederkehrenden Muster wird, das Stress, Schuldgefühle oder ernsthafte Schwierigkeiten im Alltag verursacht.

DAK Antistress-Coaching per Balloon-App

Meditationen und Übungen zur Stressbewältigung

Wann wird Prokrastination problematisch?

Auf den ersten Blick mag Prokrastination harmlos erscheinen, doch wenn das Verhalten zur Gewohnheit wird, kann es langfristig schwerwiegende Folgen haben. Ständiges Aufschieben führt zu erhöhtem Stress, Angststörungen, Schlafproblemen und einem Gefühl der Überforderung. In beruflichen oder akademischen Kontexten kann es dazu führen, dass wichtige Projekte nicht rechtzeitig fertig werden, Karrierechancen verpasst oder Prüfungen nicht bestanden werden. Auch das Selbstwertgefühl leidet, wenn man sich immer wieder selbst enttäuscht und das Gefühl hat, seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden.

Prokrastination überwinden: Diese Tipps helfen

Aufschieberitis kann ein hartnäckiges Muster sein, aber die gute Nachricht ist: Es gibt effektive Strategien gegen Prokrastination! Entscheidend ist, herauszufinden, welche Methode am besten zu dir passt. Während einige Menschen mit Zeitmanagement-Techniken gut zurechtkommen, benötigen andere mentale Strategien, um sich selbst zu motivieren. In manchen Fällen kann es sogar sinnvoll sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Diese praktischen Selbsthilfe-Techniken kannst du ausprobieren:

  • Die 5-Minuten-Regel

Oft ist der schwerste Schritt der erste. Die 5-Minuten-Regel hilft, diese Anfangshürde zu überwinden: Setze dir das Ziel, eine Aufgabe nur für fünf Minuten zu erledigen – und danach darfst du entscheiden, ob du weitermachst oder aufhörst. In den meisten Fällen wirst du feststellen, dass der Widerstand plötzlich verschwunden ist und du einfach weitermachst.

  • Zeitmanagement-Methoden

Eine der bekanntesten Methoden, um konzentrierter und effizienter zu arbeiten, ist die Pomodoro-Technik. Sie funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Du arbeitest 25 Minuten lang fokussiert an einer Aufgabe und machst danach eine 5-minütige Pause. Nach vier solcher Einheiten folgt eine längere Pause von 15 bis 30 Minuten. Dieses System hilft, Ablenkungen zu minimieren und verhindert, dass du dich überforderst oder auspowerst.

  • Realistische Zielsetzung & Planung

Einer der häufigsten Gründe für Prokrastination ist fehlende Klarheit. Wenn Aufgaben zu groß oder unüberschaubar erscheinen, schiebt man sie eher vor sich her. Stattdessen hilft es, Ziele realistisch und konkret zu setzen. 

Nutze das SMART-Prinzip:

  • Spezifisch: 
    Formuliere klare, präzise Aufgaben („Ich werde heute die Einleitung meiner Hausarbeit schreiben“ statt „Ich arbeite mal ein bisschen an meiner Hausarbeit“).
  • Messbar: 
    Setze klare Kriterien, um deinen Fortschritt zu erkennen.
  • Attraktiv: 
    Mache dir bewusst, warum die Aufgabe wichtig für dich ist.
  • Realistisch: 
    Plane nur so viel, wie du wirklich schaffen kannst.
  • Terminiert: 
    Lege eine genaue Deadline fest, um den Druck von „Irgendwann mache ich das schon“ zu vermeiden.

Prokrastination hängt stark mit der eigenen Psyche zusammen. Mit mentalen Strategien zur Selbstmotivation kannst du ihr entgegenwirken:

  • Umgang mit Perfektionismus

Viele Prokrastinierende haben hohe Ansprüche an sich selbst – so hoch, dass sie lieber gar nicht anfangen, als etwas „Unvollkommenes“ abzuliefern. Hier hilft der Perspektivwechsel: Anstatt zu denken „Es muss perfekt sein“, solltest du dir sagen „Ich kann es später noch überarbeiten“. Der erste Entwurf muss nicht perfekt sein – er muss nur existieren.

  • Die Macht der Gewohnheiten nutzen

Unser Alltag besteht aus Gewohnheiten, und genau diese können helfen, Prokrastination langfristig zu überwinden. Wenn du bestimmte Aufgaben immer zur gleichen Zeit oder in einem festen Ablauf erledigst, wird daraus mit der Zeit eine Routine, die du automatisch durchführst. Ein einfacher Trick ist das sogenannte Habit Stacking: Verknüpfe eine neue Gewohnheit mit einer bereits bestehenden. Zum Beispiel: „Nach meinem ersten Kaffee am Morgen setze ich mich für 10 Minuten an meine wichtigste Aufgabe des Tages.“

Wann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?

In vielen Fällen ist Prokrastination ein Verhaltensmuster, das mit Selbstdisziplin und neuen Strategien überwunden werden kann. Doch manchmal steckt mehr dahinter und es könnte sinnvoll sein, dir professionelle Unterstützung zu suchen.

Anzeichen für tieferliegende Probleme können sein:

  • Ständige Überforderung und das Gefühl, Aufgaben nicht bewältigen zu können
  • Anhaltende Selbstzweifel oder ein negatives Selbstbild
  • Erhöhte Ängstlichkeit oder depressive Verstimmungen
  • Leistungsabfall im Studium oder Beruf trotz Bemühungen
  • Körperliche Symptome wie Schlafstörungen oder ständiger Stress. 

Psychotherapeutische Behandlung

Wie wir bei seelischen Problemen helfen

 

Wenn du dich in diesen Punkten wiedererkennst, kann es hilfreich sein, mit einer Fachperson über die Behandlung von Prokrastination zu sprechen. Der erste Schritt hin zur Psychotherapie mag Überwindung kosten – aber er kann der Beginn einer echten Veränderung sein.

Autor(in)

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Zaktualizowano
Telefonkontakt
040 325 325 555

Rund um die Uhr und zum Ortstarif