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Piriformis-Syndrom

Symbolbild Piriformis-Syndrom: Frau bei Dehnübung
„Wie ein brennender Peitschenhieb im Gesäß“ – so beschreiben viele Betroffene das Piriformis-Syndrom. Dieser Schmerz ist zwar äußerst unangenehm, aber in der Regel ungefährlich. Er entsteht, wenn der Piriformis-Muskel den Ischiasnerv im Bereich des Beckens einengt. Wie es dazu kommt, was Sie dagegen tun können, wie Sie vorbeugen können – und wie sich das Ganze von Ischiasproblemen oder einem Bandscheibenvorfall unterscheidet. 

Was ist das Piriformis-Syndrom?

Der Piriformis-Muskel ist ein kleines, flaches Muskelband, das unter dem großen Gesäßmuskel liegt. Er verläuft vom Kreuzbein am unteren Ende der Wirbelsäule quer über den Po bis zur Außenseite des Oberschenkelknochens. Zieht sich der Piriformis-Muskel zusammen, führt das zu einer Außenrotation des Hüftgelenks, er ist außerdem an vielen Bewegungen der Beine beteiligt. Zwischen dem Beckenknochen und dem Piriformis-Muskel verläuft der Ischiasnerv. Wird er durch eine Anspannung oder Verkrampfung des Piriformis gequetscht, löst das den stechenden Schmerz in der Pobacke aus, der manchmal bis zum unteren Rücken sowie in Oberschenkel und Knie ausstrahlt. Auch Kribbel- oder Taubheitsgefühle kommen vor. Manchmal sind beide Seiten betroffen, oft auch nur eine. Und: Frauen leiden bis zu sechsmal häufiger als Männer unter den Beschwerden, die oft zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auftreten.


DAK-Sportwissenschaftlerin: Tipps zur Prävention des Piriformis-Syndroms 


  • Vermeiden Sie lange Sitzphasen oder unterbrechen Sie diese durch kurze Bewegungssequenzen.
  • Sogar im Sitzen kann man Bewegungs- und Dehnübungen einbauen.
  • Bei unvermeidbaren längeren Sitzphasen achten Sie auf Ihre Haltung und wechseln häufiger Ihre Sitzposition.
  • Bauen Sie neue oder ungewohnte Belastungen langsam auf.
  • Steigern Sie Ihr Training nicht abrupt, sondern langsam und sukzessiv.
  • Vergessen Sie nicht, sich vor dem Training aufzuwärmen und die beanspruchte Muskulatur danach zu dehnen.
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Wie kommt es zu den Schmerzen im Gesäß?

Sehr selten ist uns das Piriformis-Syndrom in die Wiege gelegt. Dann liegen Piriformis-Muskel und Ischias-Nerv aus einer Laune der Natur so unglücklich nah beieinander, dass sie sich quasi immer wieder in die Quere kommen müssen. In den meisten Fällen verhärtet oder verkrampft sich der Muskel aber entweder durch eine Überbelastung beim Sport wie langes Laufen oder ein ungewohnt intensives Krafttraining. Das kann auch bei versierten Sportlern passieren. Besonders passionierte Rennrad- oder Skifahrer kennen die Problematik: Ihr Piriformis-Muskel ist dann durch exzessive Kräftigung so stark angewachsen, dass er den Ischiasnerv bedrängt. Doch auch Menschen, die viel im Büro, im Auto oder im LKW auf einer zu harten Stuhlfläche sitzen, – und dabei womöglich noch ein Portemonnaie in der hinteren Hosentasche tragen – können unter dem Piriformis-Syndrom leiden.

Eine weitere Ursache sind Unfälle oder Stürze. In allen Fällen kommt es zu einer Reizung oder Verletzung des Piriformis, der sich dann verhärtet und den Ischiasnerv einengt.

Wann zum Arzt oder in die Klinik?

Wie Ischiasprobleme und die meisten Bandscheibenvorfälle, ist auch das Piriformis-Syndrom normalerweise ungefährlich und kein medizinischer Notfall. Unbedingt zum Arzt oder in die Klinik gehen sollten Sie bei

  • starken bis sehr starken Schmerzen
  • Schmerzen, die ohne Unterbrechung und in jeder Lage/Stellung da sind
  • Lähmungserscheinungen des Beins
  • Harn- oder Stuhlinkontinenz
  • Gesäß-/Beinschmerzen, die nach einem Sturz oder Unfall auftreten

Wie erkennt der Arzt ein Piriformis-Syndrom?

Das Piriformis-Syndrom macht keine ganz eindeutigen Beschwerden. Sie gleichen manchmal denen von Ischiasproblemen (Ischialgie), die oft durch einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule verursacht werden. Deshalb wird der Arzt mittels einiger Untersuchungen eine Ausschlussdiagnose machen. Typisch für Piriformis-Probleme sind Schmerzen beim Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen (Innenrotation). Auch in Seitenlage ein Bein anzuheben, kann bei dem Syndrom schmerzhaft sein. Beim sogenannten Mirkin-Test übt der Arzt Druck auf die Stelle am Gesäß aus, an der sich Ischias und Piriformis kreuzen, während sich der Patient nach vorne beugt. Im Gegensatz zum Ischias sind beim Piriformis keine Nervenschädigungen nachzuweisen, auch die vorherigen Rückenschmerzen fehlen. Um andere Diagnosen, wie etwa einen Bandscheibenvorfall oder eine Verletzung, auszuschließen, können manchmal bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT), eine Computertomografie (CT) oder Röntgen sinnvoll sein. 

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Wie sieht die Behandlung aus?

Bei akuten Schmerzen helfen entzündungshemmende Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen. aber auch Medikamente, die den Muskel entspannen (Muskelrelaxantien). Auch Injektionen von Schmerzmitteln, Kortison oder dem muskelentspannend wirkenden Botulinumtoxin ins Gesäß sind möglich. Kombiniert werden können diese Maßnahmen mit Physiotherapie, Massagen und Eigenübungen. Das nimmt einerseits den Druck auf den Ischiasnerv, verhilft aber auch zu einer besseren Körperhaltung. Weitere Therapie-Optionen sind die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), auch Reizstromtherapie genannt. Dabei wird über Elektroden auf der Haut schwacher Strom in das Gewebe geleitet. Das soll einerseits die Schmerzweiterleitung bremsen und andererseits zur Ausschüttung von körpereigenen schmerzlindernden Botenstoffen wie Endorphinen führen.

Generell ist bei der Behandlung ein wenig Geduld gefragt. In der Regel verschwinden die akuten Schmerzen nach spätestens sechs Wochen wieder. Falls nicht, kommen als letzte Option auch operative Verfahren in Frage. Bei der sogenannten Neurolyse wird der Nerv freigelegt, bei der Tenotomie die Sehne des Piriformis-Muskels durchtrennt. Beide Methoden sollten sehr sorgfältig abgewogen werden, da sie das Risiko von größeren Komplikationen bergen.

Was kann ich selbst tun?

Wärme- oder Kälteanwendungen können helfen. Was Ihnen persönlich guttut, müssen Sie einfach ausprobieren. Falls Ihnen das Piriformis-Syndrom beim Schlafen auf der Seite mit stark angewinkelten Beinen Schmerzen bereitet, sollten Sie eine andere Schlafposition ausprobieren oder zumindest die Körperseite beim Liegen öfter wechseln. Das gleiche gilt für Schmerzen, die bei langem Sitzen am Schreibtisch oder im Auto auftreten. Regelmäßiges Aufstehen, häufigere Fahrpausen mit einem kleinen Spaziergang, aber auch eine weichere, ergonomische Sitzauflage beugen Verspannungen vor. 

Auf Sport müssen und sollten Sie künftig nicht verzichten. Wichtig ist allerdings, dass sie ausreichend aufwärmen und Ihre Trainingsintensität langsam steigern. Falls Sie im Fitnessstudio trainieren, sollten Sie sich vom Trainer die ideale Haltung an den Geräten und die korrekte Ausführung der Übung zeigen lassen. Fürs Joggen gilt: Vermeiden Sie Steigungen und sehr unebene Böde. Und, ganz wichtig: Bei Schmerzen umgehend mit dem Training aufhören.

Dehnübungen gegen das Piriformis-Syndrom

Die DAK-Sportwissenschaftlerin empfiehlt zwei Übungen, die gut in den Alltag integriert werden können.

Im Liegen

  1. Legen Sie sich rücklings auf den Boden. Die Beine sind gestreckt, die Arme ruhen neben dem Körper. 
  2. Winkeln Sie ein Bein an, greifen mit beiden Händen an das Knie des angewinkelten Beines und ziehen Ihr Knie langsam in Richtung Ihres Bauches, bis Sie einen leicht Dehnungsschmerz fühlen. Das andere Bein bleibt ausgestreckt auf dem Boden liegen, auch Ihre Lendenwirbelsäule bleibt am Boden. 
  3. Halten Sie diese Position 20- 30 Sekunden und atmen dabei tief ein und aus. Dann lösen Sie die Übungen langsam wieder auf. Im Anschluss machen Sie die Übung mit der anderen Seite.

Variation: Beim zweiten Durchgang ziehen Sie das Knie nicht gerade in Richtung des Bauchs, sondern diagonal in Richtung der gegenüberliegenden Schulter zum Bauch. Hier muss die gegenüberliegende Hand etwas mehr ziehen als die auf der Seite des herangezogenen Beines. Alles andere bleibt gleich.

Im Sitzen – Tipp fürs Büro

  1. Setzten Sie sich aufrecht hin, beide Füße stehen sicher am Boden. 
  2. Legen Sie Ihren Fuß mit dem Knöchel bzw. Fußgelenk auf das Knie des anderen Beins. Es entsteht eine Außenrotation des Beines. Beugen Sie sich nun mit gestrecktem Oberkörper langsam nach vorne bis Sie einen leichten Dehnungsschmerz fühlen. Halten Sie diese Position für 20-30 Sekunden und atmen dabei tief ein und aus. Danach lösen Sie die Position langsam wieder auf und machen die Übung mit dem anderen Bein.
Autor(in)

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