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Mediensucht bei Jugendlichen und Kindern

Mediensucht bei Kindern: Zwei Kleinkinder schauen auf ein Tablet

Noch im Bett hat Ihr Kind morgens sein Smartphone in der Hand, nachmittags guckt es ein TikTok-Video nach dem anderen oder es zockt bis tief in die Nacht. Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Kind zu viel Zeit online verbringt? Tatsächlich hat sich die Problematik der Mediensucht auf hohem Niveau eingependelt und liegt deutlich höher als noch vor fünf Jahren, zeigt die aktuelle DAK-Suchtstudie. Wir erklären, wann bei Eltern die Alarmglocken läuten sollten und was zu tun ist.

Digitale Medien sind bei Kindern heute Normalität

Gaming, Streaming und Social Media gehören für die meisten Kinder und Jugendlichen zum Alltag. Schon Zweijährige kommen erstaunlich gut mit einem Tablet zurecht und mit steigendem Alter wird das Internet immer wichtiger, um am sozialen Leben teilzunehmen. Doch wie viel Medienzeit ist für Kinder gesund?

Mediennutzung bei Kindern

Ab und zu ist es im Alltag schwierig, Grundregeln zu Nutzungszeiten einzuhalten. Manchmal helfen nur noch Tiervideos, um das Kleinkind im Stau bei Laune zu halten. Und ein krankes Fünfjähriges Kind verbringt auch mal mehr Zeit vor dem Fernseher als sonst. Doch wenn Kinder dauerhaft mehr konsumieren, als sie vertragen, kann das schaden. Ein übermäßiger Medienkonsum kann unter anderem zu Konzentrationsproblemen führen, die Augen reizen und die Schlafqualität beeinträchtigen – und hat mitunter weitreichende Folgen für die kindliche Entwicklung.

Bildschirmzeit für Kinder und Jugendliche

Eine Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) liefert eindeutige Empfehlungen für die täglichen Nutzungszeiten nach Altersgruppen:

  • 6 bis 9 Jahre: höchstens 30 bis 45 Minuten 
  • 9 bis 12 Jahre: maximal 45 bis 60 Minuten 
  • 12 bis 16 Jahre: maximal ein bis zwei Stunden 

Kinder unter drei Jahren sollten überhaupt keine Bildschirmmedien nutzen. Zwischen drei und sechs Jahren sollten sie allenfalls an einzelnen Tagen für maximal 30 Minuten mit solchen Medien in Kontakt kommen. Dabei sollten die Eltern dabei sein. 

Gaming, Social Media, Streaming: Wann ist die Nutzung problematisch? 

Seit 2019 führt das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) im Auftrag der DAK-Gesundheit eine Studie zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durch. Die Studie liefert Zahlen zu Nutzungshäufigkeiten, -verhalten und -mustern bei der Nutzung verschiedener Medien wie Social Media und Games.

Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche

Entwickelt sich mein Kind gesund und altersgerecht? 

Gaming: Jungen zeigen häufiger problematisches Nutzungsverhalten

Die Erhebung aus dem Herbst 2024 zeigt: Bei der Nutzung digitaler Spiele gibt es wie bereits im Vorjahr einen Rückgang. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die die Kriterien einer Computerspielstörung erfüllen, lag 2024 bei 3,4 Prozent, verglichen mit 4,3 Prozent (2023). Die pathologische Nutzung nähert sich demnach dem prä-pandemischen Niveau von 2,7 Prozent. Hochgerechnet zeigen aber immerhin noch 700.000 Kinder und Jugendliche ein problematisches Nutzungsverhalten. Darunter sind doppelt so viele Jungen wie Mädchen. 

Aus der Studie geht außerdem hervor, dass 10- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche in Deutschland werktags durchschnittlich 105 Minuten und am Wochenende 171 Minuten täglich gamen. Damit liegen sie noch über dem prä-pandemischen Niveau. 

Social Media: Problematische Nutzung weiterhin weit verbreitet

Erstmals seit Beginn der Pandemie ist die problematische Nutzung sozialer Medien rückläufig. Aber: Rund ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen nutzt soziale Medien problematisch – das entspricht mehr als 1,3 Millionen Kindern. Darunter gelten 4,7 Prozent als abhängig. Die täglichen Nutzungszeiten liegen im Schnitt bei 157 Minuten unter der Woche und 227 Minuten am Wochenende.

Mediensucht bei Kindern erkennen

Ein problematisches Nutzungsverhalten bei Kindern und Jugendlichen äußert sich darin, dass es in einem Zeitraum von circa 12 Monaten einhergeht mit:

  • Kontrollverlust: Ihr Kind hat keine Kontrolle mehr darüber wie lange und wie oft es Zeit mit Games, dem Streamen oder Social Media verbringt.
  • Zunehmender Priorisierung: Das Gaming, die Nutzung von Social Media oder Streaming steht an erster Stelle. Andere Aufgaben, Hobbies oder Kontakte werden vernachlässigt.
  • Negativen Folgen: Es sind bereits negative Folgen durch das Nutzungsverhalten eingetreten. Ihr Kind kann aber trotzdem nicht aufhören zu gamen, soziale Medien zu nutzen oder zu streamen.

Dies führt immer häufiger zu Konflikten und Problemen mit der Familie, dem Freundeskreis, bei der Ausbildung, in der Schule oder anderen für das Kind wichtigen Bereichen.

Um eine erste Einschätzung zu dem Nutzungsverhalten zu bekommen, haben Expertinnen und Experten des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) entsprechende Fragebogen entwickelt. Diese Fragebögen basieren auf den aktuellen Kriterien für „Gamingsucht“ bzw. „Social Media Sucht“ und dienen der Erfassung eines ersten Anhaltspunktes für eine problematische oder krankhafte Nutzung. Die Fragebögen ersetzen jedoch keine fachliche Diagnose.

Wenn Sie sich fragen, ob der Umgang Ihres Kindes mit Computerspielen und sozialen Medien problematisch oder pathologisch ist, können Sie ebenfalls einen der Externer Linkvon den Expertinnen und Experten des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) entwickelten Fragebögen für Ihr Kind ausfüllen.

Was Eltern tun können, wenn Kinder ständig online sind

Wichtig ist, dass Eltern diese Schwierigkeiten gemeinsam mit den Kindern angehen. Die erste Anlaufstelle ist oft der Haus- bzw. der Kinderarzt oder die Kinderärztin. Bei den Vorsorgeuntersuchungen J1 und J2  wird von Ärzten in einigen Bundesländern für Versicherte der DAK-Gesundheit auch ein Mediensuchtscreening angeboten. Stellt sich heraus, dass das Kind von einer problematischen Nutzung digitaler Medien betroffen ist, können je nach Schweregrad die Beratung durch eine (Sucht)-Beratungsstelle, eine Externer Linkambulante oder (teil)-stationäre Therapie hilfreich sein.

Beratungsstellen bei Mediensucht

Der Medienkonsum Ihres Kindes ist außer Kontrolle geraten und Sie wissen nicht weiter? Hier finden Sie schnelle Hilfe:

Weitere Angebote

So schützen Eltern ihre Kinder vor Mediensucht

Medienkompetenz beginnt beim Vorleben: Sicheres Verhalten lernen Kinder am besten, wenn Sie es vorleben und zeigen. Eltern fungieren auch hier als Vorbild, daher achten auch Sie auf Ihre eigene Bildschirm- und Internetzeit. Eltern sollten auch wissen, wofür sich ihr Nachwuchs interessiert. Auch wenn Sie neue Hypes nicht verfolgen, sollten Sie verstehen, was in den sozialen Medien passiert und wo Gefahren lauern. Unerlässlich sind auch feste Regeln – und zwar von klein auf. Vereinbaren Sie, wann und wie viel der Nachwuchs fernsehen und surfen darf. Begleiten Sie Ihr Kita- und Grundschulkind und lassen es nicht allein wahllos durch Apps und Sendungen zappen. Auch ein älteres Kind braucht ab und an Ihre Unterstützung. Bleiben Sie neugierig und lassen Sie sich gelegentlich zeigen, womit sich Ihr Kind beschäftigt.

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