Einladung zur Wiederentdeckung der Sinnlichkeit
Sinnlichkeit. Das kann so vieles sein. Ein genüssliches Abendessen mit Menschen, die einem lieb und wichtig sind. Ein berauschendes Konzert des Lieblingskünstlers. Oder auch frühmorgens ein beherzter Sprung ins kühle Nass in einen kristallklaren See. Ja, auch erotische Momente gehören dazu, doch darum soll es hier gar nicht gehen. Sondern über die Wahrnehmung der Welt mit unseren Sinnen und wie sie uns bereichern. Und was wir tun können, wenn die Sinne nachlassen.
Hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen: Unsere Sinne lassen im Alter nach
Sinnlichkeit steht generell für den Genuss von physischen Eindrücken. Für die Wahrnehmung von all jenen Dingen, die du mit deinen hochsensiblen Sinnen erfahren kannst. Eine wunderbare Fähigkeit. Deshalb lohnt es sich, immer wieder besonders bewusst zu hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen –solange du noch „ganz bei Sinnen‟ bist. Denn wie so vieles lässt auch unsere Sinneswahrnehmung mit dem Alter nach. Der Hollywood-Schauspieler Anthony Quinn sagte einmal: „Auch mit sechzig kann man noch vierzig sein – aber nur noch eine halbe Stunde am Tag.“ Damit beschreibt er augenzwinkernd unser rückläufiges Leistungsvermögen und die immer weiter abflauende sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit. Aber kein Grund zur Sorge: Hier erklären wir dir, wie das Alter deine Sinne beeinträchtigen kann und was du dagegen tun kannst!
Gehörsinn: Der Cocktailparty-Effekt
Der Klassiker unter den Sinnesbeeinträchtigungen im Alter: der Verlust des Hörvermögens. Diese Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) ist auf eine langsam fortschreitende Schallempfindungsstörung zurückzuführen. Charakteristisch dabei ist, dass wir hohe Tonfrequenzen mit zunehmendem Alter immer schlechter wahrnehmen können. Dadurch fällt es Betroffenen vor allem schwer, Gespräche vollumfänglich mitzuverfolgen – gerade in einer Umgebung mit vielen Nebengeräuschen. Deshalb nennen Ärzte das auch Cocktailparty-Effekt.
Wie kann ich mir dennoch Gehör verschaffen?
- Geräusche erkennen
Um deinen Gehörsinn zu schärfen, kannst Du natürlich deine Ohren zum Einsatz kommen lassen. Schließe einfach deine Augen, während eine Bezugsperson diverse Geräusche erzeugt. Raschelndes Papier? Klirrendes Glas? Kreide auf einer Schiefertafel: Na nun rate doch mal! - Rätsel lösen
Dein Gehirn ist ein wahrer Alleskönner: Auch die Verarbeitung von Tönen gehört zu seinen Spezialitäten. Damit das im hohen Alter auch so bleibt, benötigt es wie ein Muskel regelmäßiges Training. Dabei stellt erstaunlicherweise das Lösen von Rätseln ein unterhaltsames „Fitness-Programm‟ dar - ob nun Kreuzworträtsel, Sudoku oder Wortsuche. - Viel Bewegung
Bewegung kurbelt die Durchblutung an, von der auch dein Innenohr profitiert. Genau genommen die „Gehörschnecke‟, auch Cochlea genannt. Sie wandelt Schallvibrationen in Nervenimpulse um. Bist du unterwegs, wird deine Gehörschnecke also angeregt. Falls dir Spaziergänge nicht so liegen, kannst du es auch mit bestimmten Yoga-Übungen versuchen. Dazu zählen zum Beispiel die Yoga-Posen Baum, Kobra, Dreieck und Kamel.
Sehsinn: Makula non grata
„Ich sehe was, was Du nicht siehst‟. Ein lustiges Spiel, das für alte Menschen allerdings gar nicht mehr so lustig ist. Denn Beeinträchtigungen der Sehstärke hängen im hohen Alter oft mit Störungen der sogenannten Makula zusammen – der zentralen Stelle für ein perfektes Sehvermögen. Aber auch der Graue und Grüne Star sind bekannte Alterskrankheiten. Wie so häufig kann man diverse Risiken bereits durch eine gesunde Lebensweise entschieden senken. So sind zu viel Zucker, Alkohol oder Zigaretten nicht gerade förderlich. Aber auch ein gezieltes Training der Sinne kann wahre Wunder wirken.
Wie blicke ich dennoch durch?
- Muster zählen
Klingt komisch, ist aber so: Mit der bewussten Wahrnehmung von Mustern kannst du deinen Sehsinn schärfen. Ob nun Dreieck, Kreis oder Trapez: Konzentriere dich einfach auf eine Form und zähle, wie oft du sie im Alltag wiederentdeckst. - Die Liebe fürs Detail
Genau genommen betrachten wir ohnehin zu viele Dinge zu oberflächlich. Um generell achtsamer zu werden und gleichzeitig die Sinne zu trainieren, nimm dir einfach ein paar Minuten Zeit und analysiere einen Gegenstand deiner Wahl – mit all seinen Feinheiten, Ecken und Kanten. - Entfernungen betrachten
Aber nicht nur die Dinge, die sich direkt vor deinem Auge abspielen, sind bedeutsam. Versuche auch, weiter entfernten Dingen die nötige Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Kannst du mit bloßem Auge erkennen, was auf einem Schild steht oder wie viele Menschen auf der Reling eines Kreuzfahrtschiffes winken?
Geruchs- und Geschmackssinn: Kulinarische Genüsse
Wie behalte ich meinen guten Riecher und Geschmack?
- Gerüche erkennen
Was mit Geräuschen funktioniert, gelingt auch bei Gerüchen. Diesmal besteht die Übung darin, die Dinge anhand ihres Geruchs richtig zuzuordnen. Was sich besonders gut eignet: Duftkerzen, Gewürze oder Lebensmittel. Besonders gewiefte Nasen erschnüffeln sogar das Verfallsdatum. - Natur wahrnehmen
Ein ausgiebiger Spaziergang in der Natur kurbelt nicht nur die Durchblutung an, sondern kann auch ein reichhaltiges Erlebnis für den Geruchssinn sein. Schließe einfach deine Augen und versuche, möglichst viele Gerüche auszumachen: Ob das Holz der Bäume, die Blüten der Blumen oder der leckere Duft von Grillgut auf einem Holzkohlegrill. - Richtig schmecken
Aber auch der Geschmack von Essen und Trinken hält für uns allerlei sinnliche Genüsse bereit. Dabei hilft auch hier die bewusste Wahrnehmung: Lass dir die Dinge buchstäblich „auf der Zunge zergehen‟! Ob Aromen, Geschmacksrichtungen oder Konsistenzen: Hier kannst du bei der Schärfung deiner Sinne so einiges erleben.
Präventionskurse
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Tastsinn: Nicht zu fassen!
Auch unser Tastsinn lässt im Alter nach. Das liegt neben schweren Krankheitsverläufen auch am Masseverlust und die Degenerationen unseres Gehirns, die mit der Zeit eintreten. So ist dir gewiss schon aufgefallen, dass ältere Menschen manchmal Probleme beim Greifen oder der Feinmotorik haben. Besonders ernüchternd: Beim Tastsinn gibt es keine greifbaren Hilfsmittel wie Brillen oder Hörgeräte. Aber auch hier lässt sich mit gesunder Ernährung und gehirnerhaltenden Übungen so einiges erreichen.
Wie bekomme ich's in den Griff?
- Gegenstände ertasten
Du kennst das Spiel: Augen zu und durch. Ertaste, was dir deine Bezugsperson in die Hand gedrückt hat. Um die Schwierigkeit zu erhöhen, könnt ihr gerne auch ein Zeitlimit setzen und gegeneinander antreten. - Barfuß laufen
Auch mit den Füßen fühlt man gut. Lauf doch mal barfuß durch die Wohnung, über eine Wiese oder durch seichtes Wasser. Und konzentriere dich ganz auf die Beschaffenheit der verschiedenen Untergründe, Gegenstände und Elemente. - Lebewesen berühren
Nicht zuletzt ist natürlich die Berührung von lebenden Wesen ein besonderes emotionales und haptisches Erlebnis. Hier lohnt sich ein Besuch im Streichelzoo, eines eigenen Haustiers oder natürlich eines dir nahestehenden Menschen. Deine Sinne werden es dir danken.
Franziska Kath
Diplom-Psychologin bei der DAK-Gesundheit