Cannabiskonsum bei Jugendlichen: Folgen für das Gehirn
Bald schon soll der Konsum von Cannabis teilweise legal sein. Während die einen sich schon darauf freuen, sorgen sich viele Eltern um Risiken und die Folgen des Cannabiskonsums bei ihren Kindern. Wie gefährlich ist Marihuana für sie? Hier die wichtigsten Antworten.
Cannabiskonsum von Jugendlichen in Deutschland
„Morgens ein Joint und der Tag ist dein Freund.“ Verharmlosende Sinnsprüche dieser Art gibt es Dutzende – Cannabis gilt mitunter als weiche Droge und viele Jugendliche probieren sie aus.
Das zeigen die Ergebnisse des DAK-Präventionsradars (2024): Etwa jeder achte Jugendliche hat im Schuljahr 2022/2023 mit Cannabis experimentiert. Die Risiken, die von Cannabiskonsum ausgehen, schätzen Jugendliche dabei sehr unterschiedlich ein. Zwar geht die Mehrheit (74 Prozent) von einem erhöhten oder sogar großen Risiko aus, sich durch Cannabis selbst zu schaden. Aber: Ein Viertel (26 Prozent) der Heranwachsenden sieht nur ein geringes Gesundheitsrisiko, wobei 15 Prozent Cannabis für gar nicht gefährlich halten.
Was passiert bei Cannabiskonsum im Gehirn?
Die Gehirne von Pubertierenden ticken anders als bei Erwachsenen. Kein Wunder, denn sie befinden sich etwa bis zum 22. Lebensjahr in einer wichtigen Entwicklungsphase. Während dieser Phase sind die jungen Gehirne sehr empfindlich für die Störungen der Reifeprozesse. THC, der Hauptwirkstoff von Cannabis, ist eine psychoaktive Substanz, die genau diesen Reifeprozess gefährdet und im Gehirn zu strukturellen Veränderungen führen kann. Es ahmt bestimmte Botenstoffe nach und bindet sich an Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn. Dieser Prozess kann die Freisetzung von Dopamin anregen, was etwa zu einem Gefühl der Euphorie führt.
Bis zum 22. Lebensjahr befindet sich das Gehirn im Umbauprozess. THC stört diesen Prozess – zum Beispiel im präfrontalen Kortex, der für die Entscheidungsfindung und Impulskontrolle verantwortlich ist. Bei Jugendlichen befindet er sich noch in der Entwicklungsphase, sodass THC den Reifeprozess und die kognitive Entwicklung beeinträchtigen kann. Je mehr THC Jugendliche also zu sich nehmen, desto gefährdeter ist die Entwicklung ihres Gehirns.
Kurzfristige Folgen und Risiken von Cannabiskonsum
Ein einziges Mal an einem Joint zu ziehen kann doch nicht so wild sein, könnte man denken. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Da Cannabis einen immer höheren THC-Gehalt besitzt, steigt nicht nur die Gefahr von Gesundheitsschäden an, sondern auch das Risiko, danach süchtig zu werden. Fast zehn Prozent aller Cannabiskonsumenten entwickeln im Laufe der Zeit eine Abhängigkeit. Wenn der regelmäßige Konsum allerdings bereits im Jugendalter beginnt, steigt der Anteil der abhängigen Konsumenten auf bis zu 50 Prozent an.
Wer Cannabis konsumiert, geht also immer ein Risiko ein – zumal es leicht zu Überdosierungen kommt und oft auch noch Alkohol mit im Spiel ist. Schon beim ersten Versuch können daher verschiedene negative Folgen eintreten. Bekannt sind Panikattacken, der berühmt-berüchtigte Filmriss, leichte bis starke Übelkeit oder auch verstörende Orientierungslosigkeit. Hinzu kommen weitere Beschwerden:
- Kopfschmerzen
- Übertriebene Empfindlichkeit
- Halluzinationen
- Herzrasen
- Schwindel
- Kreislaufkollaps
Cannabiskonsum: Langzeitfolgen für das Gehirn
Wer regelmäßig kifft, der öffnet damit potenziell bipolaren Störungen bis hin zu ernstzunehmenden Suizidgedanken Tür und Tor. Speziell für Jugendliche und Studenten können nachlassende Lernleistungen, Motivationsmangel oder eine Intelligenzminderung zu einem lebensverändernden Problem werden.
Die geistigen Fertigkeiten und sozialen Fähigkeiten schrumpfen – aber welche Folgen haben Kiffen und der Cannabiskonsum allgemein auf den Körper? Wer Joints raucht, klagt irgendwann über Husten, Atemnot sowie Lungen- bzw. Atemwegserkrankungen. Das kann in letzter Konsequenz bis zum Lungenkrebs führen. Außerdem können Gefäße geschädigt werden, Störungen des Herzrhythmus können auftreten und die männliche Fruchtbarkeit leidet. Bei Männern steigt das Risiko für Hodenkrebs, bei Frauen drohen Frühgeburten und sogar Entwicklungsstörungen beim noch ungeborenen Kind, wenn Cannabis in der Schwangerschaft konsumiert wird.
Wer ist besonders gefährdet?
Kinder und Jugendliche sind neugierig. Diese tolle Eigenschaft verschafft ihnen einen idealen Start ins Leben und ist beim Lernen unabdingbar. Aber: Es verleitet sie nicht nur zu „guten“ Dingen, auch Neues und Verbotenes haben dadurch einen stärkeren Reiz. Und dazu gehört eben auch Cannabis in seinen unterschiedlichen Darreichungsformen. Zusätzlich gibt es den jugendlichen Leichtsinn. Somit können sie die Risiken des Cannabiskonsums für sich selbst noch nicht richtig einschätzen.
Ein weiterer Faktor ist der soziale Druck, dem sich junge Menschen verstärkt ausgesetzt fühlen. Wenn im Freundeskreis gekifft wird, kann es für sie sehr schwer sein, nein zu sagen. Auch berühmte Vorbilder, etwa Influencer, Musiker oder Schauspieler, die Cannabis konsumieren, können verführen.
Wie erkenne ich, ob mein Kind kifft?
Cannabiskonsum macht sich zum Beispiel durch den unverkennbaren Geruch bemerkbar. Auch wenn sich das Kind merklich zurückzieht und keinerlei Interessen mehr zeigt, kann das ein Hinweis sein.
Weitere Auffälligkeiten, die bei Cannabiskonsum auftreten können, sind:
Körperliche Merkmale:
- Heißhungerattacken
- Ständige Müdigkeit
- Gerötete Augen
- Geweitete Pupillen
Soziale Merkmale:
- Isolation
- Abbruch von Freundschaften
- Neuer, ungewöhnlicher Freundeskreis
- Familiäre und schulische Teilnahmslosigkeit
- Schulischer Leistungsabfall
- Vernachlässigung von Hobbys
Natürlich ist keines dieser Merkmale ein sicheres Indiz dafür, dass ein Kind Cannabis zu sich nimmt. Häufen sich die Merkmale oder treten in mehrfacher Kombination auf, sollten besorgte Eltern ein Gespräch mit ihrem Nachwuchs führen.
Was tun? Miteinander reden.
Um über die Risiken von Cannabiskonsum aufzuklären, ist es wichtig, dass Eltern mit ihrem Nachwuchs ruhig und ehrlich sprechen. Sich vorab Argumente zurechtzulegen hilft, um den eigenen Standpunkt zu vermitteln. Es geht nicht darum, eine Debatte zu gewinnen, sondern ein vertrauensvolles Gespräch führen, Gedanken und Sorgen zu äußern und auch der Meinung des Kindes Raum zu geben. Achtet darauf, ruhig und positiv zu bleiben und lasst einander ausreden. Nimm dein Gegenüber ernst, stelle Fragen, zeige Verständnis und Empathie, aber thematisiere auch klar die Gefahren.
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