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Hilfe, mein Kind stottert! Was Eltern tun können – ein Ratgeber

Vater und Sohn auf dem Sofa: Eltern können stotternden Kindern helfen.

Weltweit stottern Millionen von Menschen. Wenn Eltern feststellen, dass auch ihr Kind betroffen ist, kann das zunächst belastend sein. Eltern und Kind sind mit der Herausforderung aber nicht allein. Denn es gibt zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten und wirksame Therapien. Wir erklären, welche Ursachen hinter dem Stottern stecken können, wie Sie Ihrem Kind am besten helfen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist Stottern überhaupt?

Wie sich Stottern anhört, ist bekannt. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter dem Phänomen? Zunächst einmal ist Stottern eine Störung des Redeflusses. Wer stottert, hat nicht das Problem, dass er nicht weiß, was er sagen soll, sondern es störungsfrei auszusprechen. Womit wir bei den Kernsymptomen des Stotterns wären:

  • Unfreiwillige Wiederholung von Silben, Lauten und einsilbigen Wörter
  • ​​​​​Dehnung von Lauten
  • Unfreiwillige Unterbrechungen oder Blockierungen von Lauten

Zu diesen Kernsymptomen kommen meist noch Begleitsymptome hinzu, die Betroffene als sehr belastend empfinden. Diese Kern- und Begleitsymptome können dazu führen, dass Kinder Sprechsituationen vermeiden und sich sozial zurückziehen. Zu den Begleitsymptomen gehören:

  • Anspannung der Gesichtsmuskulatur
  • Sprechängste
  • Vermeidung bestimmter Wörter und Laute
  • Verschleierung des Stotterns durch Verwendung von Füllwörtern

Weshalb stottert man?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst einen Blick auf das menschliche Gehirn werfen. Dieses steuert den hochkomplexen Vorgang des Sprechens durch die Weitergabe und den Empfang von Impulsen. Bei stotternden Menschen ist dieser Prozess beeinträchtigt und der angestrebte Sprechakt misslingt. Stottern ist also kein Zeichen geringerer Intelligenz, einer psychischen Störung oder Ursache von Erziehungsfehlern. Vielmehr handelt es sich um eine neurologische Störung, für die es meist eine erbliche Veranlagung gibt. Das ist eine wichtige Tatsache, denn viel zu oft geben sich Eltern fälschlicherweise die Schuld daran, dass ihr Kind stottert.

Wie viele Kinder sind betroffen?

Stottern ist eine relativ verbreitete Sprechstörung. In Deutschland sind etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung und damit rund 830.000 Menschen betroffen. Aktuelle Statistiken zeigen, dass bis zu fünf Prozent der Kinder vor dem Schulalter Anzeichen von Stottern zeigen, wobei die Störung bei Jungen etwa dreimal häufiger vorkommt als bei Mädchen. Bis zu 80 Prozent der betroffenen Kinder überwinden das Stottern noch vor dem sechsten Lebensjahr. Setzt sich das Stottern danach noch fort, besteht das Risiko, die Störung bis ins Erwachsenenalter zu behalten.

Wie reagiere ich als Elternteil richtig, wenn mein Kind stottert?

Wenn Sie die Sprechweise Ihres Kindes verunsichert, sollten Sie einen Termin mit Ihrer Kinderarztpraxis vereinbaren. Kinderärztinnen und Kinderärzte sind mit dem Phänomen in aller Regel vertraut und werden Ihr Kind bei Bedarf zur Logopädie überweisen.  

Sie selbst können aber auch viel tun, damit es Ihrem Kind trotz Stottern gut geht:

  • Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass Sie es akzeptieren und lieben. Damit stärken Sie sein Selbstwertgefühl immens. Zeigen Sie, dass Sie sich nicht für sein Stottern schämen.
  • Korrigieren Sie Ihr Kind nicht immerzu und setzen Sie es nicht unter Druck.
  • Loben Sie Ihr Kind für seine Stärken und Erfolge, unabhängig von der Sprechfähigkeit.
  • Ermutigen Sie es, an Aktivitäten teilzunehmen, die ihm Spaß machen und bei denen es sich selbst ausdrücken kann. Dazu können zum Beispiel Musik, Kunst oder Sport gehören.
  • Geben Sie ihrem Kind so viel Zeit, wie es braucht, um das zu sagen, was es sagen will.
  • Ergänzen Sie seine Worte und Sätze nicht, lassen Sie es aussprechen, egal wie lange es dauert. Außerdem kann es hilfreich sein, Ihr soziales Umfeld über das Stottern und den richtigen Umgang damit zu informieren.

Welche Therapien gibt es?

Es gibt heute eine Vielzahl erprobter und anerkannter therapeutischer Ansätze zur Behandlung von Stottern. Sprachtherapeutinnen und -therapeuten bieten individuell angepasste Therapieprogramme an, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Kindes zugeschnitten sind. Zu den gängigen Methoden gehören:

  • Direkte Sprechübungen:
    Diese zielen darauf ab, das Kind bei der Entwicklung flüssigen Sprechens zu unterstützen.
  • Sprechrestrukturierung (Fluency Shaping):
    Dieser Ansatz ist darauf ausgerichtet, die Art und Weise des Sprechens zu optimieren. Zu den bewährten Strategien zählen das sanfte Einleiten von Wörtern, die Verlängerung von Vokalen und die bewusste Steuerung der Atmung. Konsequentes Üben ist für den Erfolg dieser Methode entscheidend.
  • Stottermodifikation: Diese Methode konzentriert sich sowohl auf das direkte Bearbeiten der Symptome durch gezielte Wahrnehmungsübungen als auch auf den Aufbau von Selbstvertrauen und den Abbau von Sprechängsten.
  • Indirekte Methoden: Hierbei wird die Sprechumgebung des Kindes verändert, um als zu hoch empfundene Anforderungen an den Sprechakt zu reduzieren und dem Kind zu helfen, weniger Druck beim Sprechen zu empfinden.
  • Kognitive Verhaltenstherapie: Diese Technik wird oft bei älteren Kindern angewandt, um die psychologischen Aspekte des Stotterns, wie etwa Sprechangst, zu adressieren.
  • Eltern-Kind-Interaktionstherapie: Hier lernen Eltern Techniken, um die Kommunikation zu Hause zu verbessern und dem Kind zu helfen, sich beim Sprechen sicherer zu fühlen.

Übernimmt die DAK die Kosten für eine Therapie?

Wir übernehmen die Kosten von Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapien. Dazu muss Ihnen eine ärztliche Fachkraft eine Heilmittelverordnung ausstellen. Das können zum Beispiel der Hausarzt, die Kinderärztin oder Fachärzte wie ein Phoniater oder eine Hals-Nasen-Ohren-Ärztin sein.

Therapiepraxen sind in der Regel bereit, Ihnen auf Anfrage Informationen über eventuelle Zuzahlungen zu geben. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren entfallen die Zuzahlungen. Die meisten Stottertherapien finden ambulant statt. Für stationäre Stottertherapien, die eine intensive Behandlung beinhalten, müssen neben den gesetzlichen Zuzahlungen auch Kosten für Unterkunft und Verpflegung einkalkuliert werden.

Erfahren Sie mehr über das Angebot zu Stottertherapien.
Auch Initiativen wie die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. können hilfreich sein, um mit vereinten Kräften das Stottern zu überwinden. Die Vereinigung bietet Informationen und hilft, den gegenseitigen Austausch zu fördern. Sie bieten eine Plattform, auf der sich Betroffene vernetzen und von Erfahrungen anderer lernen können.


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