Blass, müde & extrem erschöpft: Eisenmangel kann die Ursache sein
Ein Eisenmangel gehört zu den häufigsten Mangelerscheinungen weltweit. In leichter Form spüren wir ihn oft gar nicht. Doch größere Defizite an dem Spurenelement können dazu führen, dass wir blass und müde sind, uns schlecht konzentrieren können, aber auch nervös und gereizt reagieren. Doch welche Ursachen und Folgen hat ein Eisenmangel eigentlich, wie kann man vorbeugen und wie wird er behandelt?
Wozu braucht der Körper Eisen?
Eisen ist ein lebenswichtiger Mineralstoff, den unser Körper nicht selbst herstellen kann. Er muss deshalb über die Nahrung aufgenommen werden. Drei bis fünf Gramm Eisen speichert ein gesunder Körper quasi als „eiserne Reserve“. Den Großteil des Eisens braucht der Körper, um den roten Blutfarbstoff Hämoglobin zu bilden – unsere roten Blutkörperchen bestehen zu rund 90 Prozent daraus. Eisen ist aber auch Bestandteil des Muskelfarbstoffs Myoglobin sowie verschiedener Enzyme. Seine Hauptaufgabe: Es bindet den Sauerstoff im Blut sowie in der Muskulatur und transportiert ihn zu den einzelnen Zellen beziehungsweise Organen, damit diese reibungslos funktionieren und Energie für den Körper bereitstellen können.
Was sind die Symptome eines Eisenmangels?
Weltweit ist Eisenmangel die am weitesten verbreitete Mangelerkrankung. Man geht davon aus, dass 20 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter und bis zu acht Prozent aller Jugendlichen in Europa darunter leiden. In Deutschland sind rund acht Prozent der Bevölkerung insgesamt davon betroffen. Ein anhaltender Eisenmangel kann zu einer Blutarmut (Anämie) führen. Während man einen leichten vorübergehenden Eisenmangel oft gar nicht bemerkt, äußert sich ein stärkeres Defizit mit folgenden Symptomen:
- Müdigkeit/Schwächegefühl
- Blässe von Haut und Schleimhäuten
- Ungewohnt starke Erschöpfung oder Kurzatmigkeit nach Belastungen
- Konzentrationsstörungen/Vergesslichkeit
- erhöhte Reizbarkeit/innere Unruhe
- Schwindel/Kopfschmerzen
- Appetitlosigkeit
- Kältegefühl
- eingerissene Mundwinkel
- brüchige Nägel
- trockene Haut
- Haarausfall/Spliss/glanzloses Haar
- brennendes Gefühl oder wunde Stellen auf der Zunge
- Schluckbeschwerden
- Sodbrennen
Leiden Sie unter einem oder mehreren dieser Symptome, ist eine Blutuntersuchung beim Arzt sinnvoll. Dabei werden verschiedene Werte gemessen und in ihrer Gesamtheit beurteilt. So gibt der Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) Auskunft darüber, wieviel roter Blutfarbstoff überhaupt im Blut ist. Deutlich aussagekräftiger sind allerdings der Wert des Eisenspeicher-Proteins Ferritin sowie des Eisentransporters Transferrin. Beide zeigen an, wie gut die Eisenspeicher gefüllt sind und ob die Weiterleitung im Körper reibungslos klappt. Es kann nämlich durchaus sein, dass der Hb-Wert zwar noch im „grünen Bereich“ liegt, aber schon ein Eisenmangel vorliegt, der zu einer Blutarmut führen kann. Der Hb-Wert beginnt erst zu sinken, wenn die Eisenspeicher leer sind.
Was bedeuten meine Blutwerte?
Die Normalwerte für Hämoglobin für Frauen liegen bei 12,3 bis 15,3 Gramm pro Deziliter (g/dl), für Männer zwischen 14 und 17,5 g/dl. Für das Ferritin liegt eine Spanne zwischen 15 und 150 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) für Frauen und bei Männern von 30 bis 400 ng/ml im Normbereich. Für das Transferrin gilt für beide Geschlechter ein Wert zwischen 200 und 400 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) als guter Richtwert.
Welche Folgen kann eine Eisenmangelanämie haben?
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Die Auswirkungen eines Eisenmangels können je nach Stärke und Dauer unterschiedlich sein. Bei einer länger andauernden Blutarmut werden die Organe des Körpers unterversorgt und arbeiten deshalb schlechter. Das kann zu Schäden, aber auch einer erhöhten Infektanfälligkeit führen.
Bei schwangeren Frauen kann eine unbehandelte Blutarmut, besonders in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft, das Risiko einer Frühgeburt erhöhen. Zudem kann sie zur Folge haben, dass das Kind mit Untergewicht zur Welt kommt.
Bei Kindern und Jugendlichen kann ein starker Eisenmangel Entwicklungsstörungen aber auch Schulprobleme durch mangelnde Konzentrationsfähigkeit nach sich ziehen.
Die drei Stadien von Eisenmangel
Stadium 1
Der Körper bekommt zu wenig Eisen. Um die lebenswichtige Bildung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin sicherzustellen, greift der Körper auf die Eisenspeicher in Leber, Milz und Knochenmark zurück. Diese leeren sich, meist hat man dadurch noch keine Symptome.
Stadium 2
Die Eisenspeicher sind leer. Im Blut ist zwar noch ausreichend Hämoglobin vorhanden, um die Sauerstoffversorgung der Zellen aufrecht zu erhalten. Der Körper kann jedoch keinen neuen roten Blutfarbstoff mehr herstellen, die Bildung neuer roter Blutkörperchen funktioniert nicht mehr reibungslos. Erste Beschwerden können auftreten.
Stadium 3
Der Körper bildet nur noch so wenig Hämoglobin, dass es zu einer Blutarmut (Anämie). Die Zellen und Organe werden nicht mehr richtig mit Sauerstoff und damit mit Nährstoffen versorgt. Das spürt man dann oft mit diversen Symptomen – von Müdigkeit und Blässe bis zu Schwindel und Hautproblemen.
Wie kommt es zu einem Eisenmangel?
Normalerweise können wir unseren Eisenbedarf über eine ausgewogene Ernährung gut selbst decken. Es gibt jedoch Zeiten, in denen der Bedarf des Körpers an dem Mineralstoff höher ist, weil er mehr Leistung erbringen muss. Das ist etwa in der Schwangerschaft, bei Kindern im Wachstum, aber auch bei Leistungssportlern der Fall. Weitere Ursachen für einen Eisenmangel sind:
- Zu geringe Eisenzufuhr: Wer sich sehr einseitig ernährt, häufig Crash-Diäten macht oder unter einer Essstörung wie etwa Magersucht leidet, nimmt häufig zu wenig Eisen über die Nahrung auf. Auch Vegetarier und Veganer sollten von Zeit zu Zeit ihre Eisen-Werte im Blut bestimmen lassen, um sicher zu stellen, dass ihr Körper genügend Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln aufnimmt.
- Größerer Blutverlust: Starke Regelblutungen, häufige Blutspenden, aber auch größere Verletzungen sowie unbemerkte innere Blutungen, etwa im Magen-Darm-Trakt durch Hämorrhoiden, eine Magenschleimhautentzündung oder Tumore, können zu stärkeren Blutverlusten und damit zu einem Eisenmangel führen.
- Schlechte Eisenverarbeitung: Dabei bekommt der Körper über die Nahrung zwar genügend gespeichertes Eisen, kann es aber nur bedingt verarbeiten. Dieser sogenannte funktionelle Eisenmangel kann durch Rheuma, eine Herz- oder Niereninsuffizienz oder eine Krebserkrankung entstehen.
- Verminderte Eisenaufnahme: Bestimmte Erkrankungen, aber auch einige Medikamente können dazu führen, dass der Körper Eisen schlechter aufnehmen kann. Dazu gehören die Zöliakie (durch Gluten bzw. Gliadin ausgelöste Autoimmunreaktion), aber vor allem auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Schätzungen zufolge leiden 60 bis 80 Prozent aller CED-Patienten unter einem Eisenmangel, ein Drittel sogar unter einer Anämie. Unter den Medikamenten zählen Säureblocker für den Magen (Protonenpumpenhemmer) wie Omeprazol oder Pantoprazol sowie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS) zu den Eisenräubern.
Was hilft schnell gegen Eisenmangel?
Über die Nahrung lässt sich der Eisenbedarf meist ausreichend decken. Frauen wird empfohlen, zwischen 10 und 15 Milligramm (mg) am Tag zu sich zu nehmen, für Männer reichen 10 mg täglich.
Schwangere Frauen haben einen erhöhten Eisenbedarf und sollten mindestens 30 mg, in der Zeit nach der Geburt und in der Stillzeit rund 20 mg, über die Nahrung zuführen. Für Kinder bis zehn Jahre reichen 8 bis 10 mg Eisen pro Tag aus.
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Viel Eisen steckt in rotem Fleisch, Innereien, Fisch und Meeresfrüchten. Vegetarier und Veganer können ihren Eisenbedarf besonders gut über Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Erbsen decken, aber auch Pistazien, Cashews, Kürbiskerne, Sesam, Tofu und Haferflocken enthalten eine Menge des wichtigen Spurenelements. Bekannt ist, dass Tannine, die unter anderem in schwarzem Tee, Kaffee oder Rotwein enthalten sind, die Aufnahme hemmen. Vitamin C, Zitronen- und Milchsäure fördern dagegen die Aufnahme von pflanzlichem Eiweiß.
Wenn ein Eisenmangel nicht ursächlich zu beheben ist, kommen im Stadium 2 und 3 für einige Monate auch Eisenpräparate in Tabletten- sowie Tropfenform oder auch Eiseninfusionen infrage. Sie haben teilweise unangenehme Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, die sich jedoch meist nach wenigen Wochen bessern. Wichtig: Keine Eisenpräparate auf eigene Faust bei einem bloßen Verdacht auf einen Mangel einnehmen, sondern immer einen Arzt zu Rate ziehen. Ein Zuviel an Eisen kann nämlich auf Dauer Darm, Herz und Leber schädigen.
Die Top Ten der eisenhaltigen Lebensmittel:
- Schweineleber (19 mg/100 g)
- Weizenkleie (16 mg /100 g)
- Sojabohnen (15 mg/100 g)
- Kürbiskerne (11 mg/100 g)
- Sesam (10 mg/100 g)
- Pinienkerne (9,2 mg/100 g)
- Leberwurst (9 mg/100 g)
- Kalbsleber (8 mg/100 g)
- Linsen getrocknet (8 mg/100 g)
- Weiße Bohnen getrocknet (7 mg/100 g)
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