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Gesundheitskompetenz – für einen sicheren Umgang mit der eigenen Gesundheit

Junge Frau sitzt in eine Wolldecke gehüllt am Fenster und schaut hinaus.

Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, relevante Informationen zu Gesundheitsthemen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und im Alltag anzuwenden. Doch warum ist diese Kompetenz für unsere Sicherheit als Patientinnen und Patienten so wichtig? Und wie können wir sie stärken? Wir haben den Direktor der zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Augsburg, Privat-Dozent Dr. med. Markus Wehler, gefragt.

Herr Dr. Wehler, warum ist meine Gesundheitskompetenz so wichtig für meine Patientensicherheit?

Porträtbild von Dr. med. Markus Wöhler.

Priv.-Doz. Dr. med. Markus Wehler ist Direktor der Zentralen Notaufnahme und IV. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Augsburg
 

Dr. med. Markus Wehler: „Gesundheitskompetenz ist Patientensicherheit: Umso mehr ich davon habe, umso sicherer bin ich in jeder Situation, in der ich mich mit meiner Gesundheit beschäftige. Dies gilt ganz besonders für den Krankheitsfall. Gesundheitskompetenz heißt auch, einfordern was man in bestimmen Situationen braucht. Im Krankheitsfall – im stationären, aber auch im ambulanten Setting – ist man aufgeregt, hat womöglich Ängste und verdrängt oder vergisst in bestimmten Situationen einiges. Da ist es hilfreich, jemanden dabeizuhaben, der einen klaren Kopf behält, wichtige Fragen stellt und wichtige Sachen mitschreibt.

Für die Patientensicherheit ist aber auch das Thema Notfall besonders wichtig: Wann muss ich akut in eine Klinik? Was sind absolute Warnzeichen, bei denen ich sofort losmuss? Wann reicht es, wenn ich am nächsten Tag zum Hausarzt oder zur Hausärztin gehe? Oder: Wann brauche ich nur ein Schmerzmittel aus der Apotheke? Um diese Fragen beantworten zu können, brauche ich zum einen qualifizierte Informationen. Ich muss mich aber auch für meine Gesundheit interessieren und mich bemühen, selbst für meine Gesundheit einzustehen, denn dann merke ich mir die Informationen am besten. Genau dieses Gefühl und diese Kompetenz gilt es – zusätzlich zur Informationsvermittlung – zu stärken.“

Laut einer Studie hat fast die Hälfte der Deutschen eine geringe Gesundheitskompetenz. Woran liegt das?

Über 40% der Deutschen haben eine unangemessene oder problematische Gesundheitskompetenz.

Quelle: Gesundheitskompetenz und Notfallverhalten, Wehler et al 2021

Dr. med. Markus Wehler: „Die Gründe, warum Deutschland so schlecht abschneidet, sind natürlich mehrschichtig und komplex, aber ein wichtiger Aspekt ist: Gesundheitskompetenz wird nicht flächendeckend in Kitas und Schulen oder in beruflichen Kontexten als Weiterbildung vermittelt. Auch bei den Eltern nimmt die Gesundheitskompetenz ab. Großfamilien gibt es immer seltener und der Austausch und die Weitergabe von Informationen – zum Beispiel über bewährte Hausmittel oder den richtigen Umgang mit einer Erkrankung – gehen zurück.

Es kommt hinzu, dass Gesundheitskompetenz früher stärker als heute durch Haus- und Kinderärzte vermittelt wurde, die Familien in der Regel ihr Leben lang begleitet haben und entsprechend gut kannten. Damals hatte man sogar noch die Nummer vom Kinderarzt oder der Kinderärztin zuhause und konnte dort in Notfällen einfach mal anrufen. Das gibt es heute kaum noch, dafür aber ungefilterte Informationen im Internet, die vor allem beunruhigen – und es ist statistisch erwiesen, dass diese die Gesundheitskompetenz sogar verringern.“

Wo müssen wir also ansetzen, um die Gesundheitskompetenz zu stärken?

Dr. med. Markus Wehler: „Wichtig ist, die Gesundheitskompetenz flächendeckend wieder aufzubauen – und dies insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Es geht darum, etablierte und wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu vermitteln und konkret anzuwenden – wie zum Beispiel die WHO-Ziele für Bewegung. Hier muss man sehr früh anfangen, bereits im Kita-Alter. Ziel ist es, dass Kinder und Jugendliche, aber auch alle anderen, bei wichtigen Themen wie Ernährung, Bewegung und Suchtverhalten Gesundheitskompetenz erlangen und ein gesundes Verhalten in ihren Alltag integrieren. Daraus entsteht dann auch ein Bewusstsein dafür, wie man sich bei Krankheit verhält. Das verändert sich nicht von heute auf morgen. Es ist also wichtig, dass wir gemeinsam daran arbeiten."

Ideen dazu, wie man Kindergesundheit nachhaltig und langfristig in das System Schule integriert, liefert auch die Externer LinkStiftung Kindergesundheit, dessen Fokusthema in 2024 Schule und Gesundheit war.

Gesundheitskompetenz stärken? So funktioniert‘s

Das können Sie tun

  • Eigenverantwortung für Ihre Gesundheit übernehmen 
  • Gesundheitswissen ausbauen und anwenden:
    • Was kann ich aktiv für meine Gesundheit tun? 
    • Wie schätze ich Krankheitssymptome richtig ein?
    • Wie verhalte ich mich im Krankheitsfall richtig?

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