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Pandemie: Mehr Antidepressiva und Essstörungen bei Teenagern in Rheinland-Pfalz

Mainz, 12. Oktober 2022. In der Corona-Pandemie zeigen sich weiter beträchtliche Gesundheitsfolgen für Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz. Vor allem Mädchen sind betroffen. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit stiegen Essstörungen wie Anorexie und Bulimie bei 10-14-Jährigen um rund 60 Prozent an. Die Verschreibung von Antidepressiva nahm bei Mädchen in dieser Altersgruppe um mehr als das Dreifache zu. Das ist das Ergebnis des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Rheinland-Pfalz. Für die repräsentative Analyse wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von 48.000 Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen. Danach gingen Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Arzneimittelverschreibungen in 2021 insgesamt weiter zurück.

„Die steigenden Zahlen bei Essstörungen und die Verdreifachung an Antidepressiva-Rezepten sehe ich mit großer Sorge“, sagt Rainer Lange, Landeschef der DAK-Gesundheit in Rheinland-Pfalz. „Die betroffenen Kinder und auch ihre Eltern benötigen Unterstützung, denn die Gesundheit der Kinder betrifft die ganze Familie.  Wir wollen mit dem Report die Basis geben, damit Politik und Fachleute aus allen beteiligten Bereichen die Folgen der Pandemie kurzfristig bewerten können. Neben zusätzlichen Hilfsangeboten ist es wichtig, die Heranwachsenden wieder mehr an Sportvereinen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit heranzuführen. Kinder sollen sich selbstbestimmt und gesund entwickeln, dazu brauchen Sie Unterstützung, die die Familien nicht in allen Fällen allein geben können. Die DAK-Gesundheit plant außerdem in Rheinland-Pfalz eine Verstärkung des Präventionsangebots im Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit.“

Anstieg psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen
Die Daten des rheinland-pfälzischen Kinder- und Jugendreports zeigen, dass insgesamt gesehen die Neuerkrankungsraten von Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren bei bestimmten psychischen Erkrankungen zunehmen. Wenn man die Entwicklung bei Mädchen in dieser Altersgruppe herausgreift, wird der Anstieg noch deutlicher: So wurden etwa ein Drittel mehr Mädchen mit einer Essstörung (plus 31 Prozent) oder Angststörung (plus 31 Prozent) behandelt. Gleichzeitig erhielten 22 Prozent mehr jugendliche Mädchen eine Adipositas-Diagnose als vor der Corona-Pandemie. Auch die Depressions-Neuerkrankungsrate stieg um zehn Prozent. Besonders auffällig: Jugendliche Mädchen mit Depressionen wurden verstärkt mit Medikamenten behandelt. So stieg die Verordnung von Antidepressiva um 25 Prozent. Bei 10-14-jährigen Mädchen hat sich Antidepressiva-Vergabe sogar mehr als verdreifacht (plus 247 Prozent).  Im Bund fiel der Anstieg in der Altersgruppe mit einem Plus von 30 Prozent wesentlich moderater aus.

Pandemie und Psyche: Mädchen und Jungen reagieren unterschiedlich
Mädchen und Jungen leiden unterschiedlich unter den Auswirkungen der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen. Das zeigt ein Blick in die Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen: Hier stiegen die Behandlungen aufgrund einer Essstörung bei Mädchen um 61 Prozent, während sich bei Jungen keine Veränderungen zeigten. Ebenfalls deutlich ist der Geschlechtsunterschied bei Depressionen: Während zehn Prozent mehr Mädchen 2021 erstmalig aufgrund einer Depression behandelt wurden, gab es bei den Jungen einen Rückgang um 31 Prozent. Und auch bei Angststörungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier sanken die Behandlungszahlen bei Jungen um 27 Prozent, während sie bei Mädchen um vier Prozent stiegen (Altersgruppe 10-14).  

Rückgang von Adipositas bei Grundschulkindern
Anders als im Bundesschnitt sank die Adipositas-Neuerkrankungsrate bei Grundschulkindern in Rheinland-Pfalz. Zwar wurden 2021 fünf Prozent mehr Mädchen aufgrund einer Adipositas-Diagnose als vor der Pandemie ärztlich versorgt, aber 14 Prozent weniger Jungen. Insgesamt gingen damit die Adipositas-Zahlen bei rheinland-pfälzischen Grundschulkindern um sechs Prozent zurück. Damit hebt sich Rheinland-Pfalz positiv vom Bundestrend ab: Im Bund stiegen die Adipositas-Neuerkrankungen um 14 Prozent.

Weniger Arztbesuche, Medikamente und Krankenhausaufenthalte
Im zweiten Corona-Jahr kamen insgesamt weniger Kinder und Jugendliche in rheinland-pfälzische Arztpraxen und Krankenhäuser als vor der Pandemie. So gingen 2021 Arztbesuche um sechs Prozent und Krankenhausaufenthalte um 21 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Besonders groß fielen die Rückgänge bei Infektionskrankheiten (minus 45 Prozent) und Atemwegserkrankungen (minus 33 Prozent) aus. 2021 bekamen auch 15 Prozent weniger Kinder- und Jugendliche Arzneimittel als in der Vor-Corona-Zeit verschrieben. Die Zahl der verordneten Antibiotika sank um 43 Prozent, die der Reserveantibiotika sogar um 48 Prozent.

Für den rheinland-pfälzischen Kinder- und Jugendreport analysierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld beispielsweise für das Jahr 2021 240.000 Arzneimittelverschreibungen, 229.000 Arztbesuche 6.000 Krankenhausaufenthalte.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund 340.000 in Rheinland-Pfalz, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.





















Sandra Scheuring

Pressesprecherin für Rheinland-Pfalz
 

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