Alkoholsucht: Wie Sie die Krankheit erkennen, behandeln und sich schützen
Ob auf Geburtstagen, Firmenfeiern oder Hochzeiten: Alkohol ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Genau aus diesem Grund unterschätzen viele, dass missbräuchlicher Konsum schnell zur Alkoholsucht führen kann.
Anzeichen: Woran erkenne ich ein Alkoholproblem?
Alkoholsucht ist kein Randgruppen-Phänomen, sondern findet mitten in unserer Gesellschaft statt. Es gibt klare Anzeichen, die auf eine Abhängigkeit hindeuten:
- Das Verlangen nach dem Konsum von Alkohol ist sehr stark vorhanden.
- Die Alkoholmenge steigt stetig an, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
- Betroffene trinken heimlich.
- Es kommt zu Kontrollverlusten – sowohl bei der Menge des Alkohols als auch beim Verhalten.
- Der Alkohol wird immer wichtiger – Betroffene sagen Verabredungen und Verpflichtungen ab, um trinken zu können.
- Abhängige trinken, um körperliche Entzugserscheinungen wie Schwitzen, Zittern, Herzrasen und Unruhe zu mindern.
Ein Selbsttest gibt Aufschluss
Den meisten Betroffenen fällt es sehr schwer, sich ihre Sucht selbst einzugestehen. Um zu überprüfen, ob Sie süchtig oder gefährdet sind, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den sogenannten AUDIT-Test entwickelt. Anhand von zehn Fragen können Sie Ihr persönliches Risiko ermitteln.
Ursachen und Auslöser: Wie kommt es zur Alkoholsucht?
Der erste Schritt in die Sucht ist ein problematischer Umgang mit Alkohol. Wer an mehr als fünf Tagen in der Woche jeweils mehr als ein bis zwei Gläser Alkohol trinkt, gilt als gefährdet. Doch auch wer nur einmal in der Woche so viel trinkt, dass er Erinnerungslücken bis hin zum kompletten Blackout hat oder sich am nächsten Tag regelmäßig für sein Verhalten schämt, hat ein hohes Suchtrisiko.
Gefährlich wird Alkohol auch dann, wenn er getrunken wird, um schlechte Stimmung zu vertreiben, Kummer zu „ertränken“, Einsamkeit erträglich zu machen, Stress abzubauen oder einschlafen zu können. Dann setzt schnell eine Abwärtsspirale ein: Die Betroffenen können die Anforderungen des Alltags nicht mehr ohne Alkohol bewältigen.
Sie verspüren bald keine rauschartige Wirkung mehr, sondern sie trinken nur noch, um überhaupt „funktionieren“ zu können. Der Griff zur Flasche passiert irgendwann vollkommen automatisch. Es wird nicht mehr versucht, Probleme ohne Alkohol zu lösen. Alkohol wird zum täglichen Begleiter. Betroffene beginnen, ihren Konsum zu verheimlichen, finden Ausreden, isolieren sich.
Anlaufstellen: Wo bekommen Betroffene Hilfe?
Die Alkoholsucht ist mit einem großen Schamempfinden besetzt. Daher scheuen sich viele Betroffene, mit Freunden oder Familie darüber zu sprechen. Doch es gibt viele Anlaufstellen, bei denen Betroffene anonym Hilfe bekommen. Dieser erste Schritt kann auch über das Internet erfolgen. Die Hauptsache ist, dass Betroffene sich im Klaren sind, dass sie Unterstützung brauchen, um ihre Sucht zu bekämpfen. Folgende Anlaufstellen sind geeignet:
- Anonyme Alkoholiker. Hier finden Sie auch die nächsten Treffen in Ihrer Nähe.
- Kenn dein Limit. Das unabhängige Informationsportal ist ein Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
- Infotelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: 02 21/ 89 20 31 (Mo - Do: 10 - 22 Uhr; Fr - So: 10 - 18 Uhr). Hier bekommen Sie fachkundige Beratung und erfahren alles, was Sie wissen müssen.
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)
- Auch die DAK-Gesundheit hilft Ihnen weiter und kann Ihnen geeignete Anlaufstellen und Adressen nennen. Servicehotline: 040/325 325 555 (24 Stunden an 365 Tagen im Jahr)
Therapie: Wie gelingt der Alkoholentzug?
Suchtentwöhnungskurse
Sie möchten mit dem Rauchen oder Trinken aufhören? Gerne unterstützen wir Sie dabei!
Der erste und wichtigste Behandlungsschritt ist die Kontaktaufnahme zu einer Beratungsstelle. Diese ist kostenlos und unverbindlich. Hier werden individuell die weiteren Schritte geklärt. Sie können sich aber auch direkt an Ihren Hausarzt wenden.
Wer abhängig ist und bereits mit starken körperlichen Entzugserscheinungen zu kämpfen hat, sollte keinen „kalten Entzug“ auf eigene Faust zu Hause machen. Der Entzug sollte immer unter ärztlicher Aufsicht stattfinden und wird in der Regel durch die Einnahme von Medikamenten begleitet. Diese lindern die Entzugserscheinungen und unterstützen die Entwöhnung. Das erhöht auch die Chancen, den Entzug durchzustehen und die Sucht zu überwinden. Der körperliche Entzug dauert im Durchschnitt zehn Tage. Nach dieser Zeit entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt, einem Psychotherapeuten und/oder einem Suchtberater (allein oder in der Gruppe) neue Strategien, Ihr Leben ohne Alkohol zu gestalten. Neben einer regelmäßigen Gesprächstherapie können das Sport, Entspannungsmaßnahmen oder anderen Dingen, die Ihnen guttun, sein. Die Therapie kann sowohl ambulant (Dauer etwa 12 bis 18 Monate) als auch stationär (Dauer etwa 8 bis 16 Wochen) stattfinden. Die DAK-Gesundheit übernimmt die Kosten für beide Therapieformen.
Haben Sie die Therapie erfolgreich absolviert, ist der größte und schwerste Teil geschafft. Doch auch die Nachsorge ist wichtig: Regelmäßige Termine beim Hausarzt oder die Teilnahme an Selbsthilfegruppen ist ratsam, um das Gelernte zu festigen und Rückfällen vorzubeugen.
Tipps zum risikoarmen Konsum: So beugen Sie einer Alkoholabhängigkeit vor
Wer verantwortungsvoll mit Alkohol umgeht und sich der Gefahr bewusst ist, minimiert sein Risiko, süchtig zu werden. Die DAK-Gesundheit gibt mit der Kampagne „Aktion Glasklar“ auch Jugendlichen hilfreiche Tipps für einen gesundheitsbewussten Umgang mit Alkohol.
Erwachsene können sich an diesen offiziellen Grenzwerten orientieren:
- Frauen sollten pro Tag nicht mehr als 12 Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen, was einem Standardglas entspricht. Bei Männern ist die doppelte Menge erlaubt. Ein Standardglas ist beispielsweise ein kleines Glas Bier (0,25 l) oder ein Glas Sekt (0,1 l).
- Beide Geschlechter sollten pro Woche mindestens zwei alkoholfreie Tage einhalten.