Klimaschutz-Ausrede 4: „Mir ist Klima wichtig, aber ich fliege auch, esse Fleisch und fahre gerne Auto.“
![Frau sitzt im Abflug-Bereich eines Flughafens und schaut auf ein Handy.](/_next/image?url=%2Fapi%2Fimage-forward%2Fcaas%2Fv1%2Fmedia%2F88722%2Fdata%2Fd24ab930a64ff6858998f24ffe5aa139%2Flandscape_ratio8x5%2F3200%2Fab-fliegen.jpg&w=1920&q=75)
Ein alltäglicher Widerspruch: Wir wissen, wie wichtig der Klimaschutz ist, aber unsere Lebensweise wollen wir nicht ändern – auch wenn sie klimaschädlich ist. Denn wir möchten weiterhin Fleisch essen, Auto fahren und mit dem Flugzeug in den Urlaub. Was also tun?
Es geht gar nicht darum, vollständig auf diese Aktivitäten zu verzichten. Wichtig ist, sich und anderen die Auswirkung unserer Lebensweise bewusst zu machen und die Bedeutung, kleiner Veränderungen. Jeder Schritt in Richtung Klimaschutz zählt.
Argumente für deinen Klima-Talk
- Folgen des Klimawandels sind spürbar
Den Klimawandel erleben wir alle - durch Veränderung der Wetterlagen, Hitzeperioden oder Hochwasser. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind der mangelnde Klimaschutz und das Artensterben die aktuell größte Gesundheitsgefahr für die Menschheit. - Auch unsere Lebensweise verursacht den Klimawandel
Mit dem Flugzeug fliegen, Fleischproduktion und Autofahren verursachen erhebliche Mengen an Treibhausgasen, die wiederum zum Klimawandel beitragen. - Dein Beitrag: Gewohnheiten ändern
Jeder möchte am liebsten einfach weitermachen wie bisher. Gewohnheiten sind schwer zu ändern. Aber wir verdrängen so unsere eigene Verantwortung. Besser: Neue Gewohnheiten lernen und so das Klima schützen. Und am besten im eigenen Umfeld, zum Beispiel in der Region oder am Arbeitsplatz, schauen, wo viele Emissionen entstehen. Wenn wir dort ansetzen, können wir viel bewirken. Das ist auch sinnvoll, wenn unser eigenes Verhalten noch nicht perfekt ist. - Kleine Schritte in Richtung Klimaschutz
Kleine Verhaltensänderungen sind wichtig und sinnvoll. Denn viele kleine Änderungen haben zusammen eine große Wirkung. Und wenn wir zusammen mit anderen aktiv werden, macht es mehr Spaß und fördert unser Gemeinschaftsgefühl. - Erfolge sind schon sichtbar
Denn: Menschen essen weniger Fleisch, leben vegetarisch oder vegan, klimaneutrale Energien sind auf dem Markt und E-Autos werden gebaut.
Psychologisch betrachtet: Das steckt hinter der Klimaschutz-Ausrede
Wir leben in einem klimaschädlichen, konsumorientierten System. Wer Klimaschutz wichtig und richtig findet, selbst aber nichts tut, weil man auf seine gewohnte (und oft klimaschädliche) Lebensweise nicht verzichten möchte, weist die Verantwortung von sich.
Die Klimaschutz-Expertin Lea Dohm im Interview: "Die Lage ist ernst."
Den inneren Widerspruch, Klimaschutz wichtig zu finden, aber nicht genug dafür zu tun, halten viele Menschen nicht aus. Deshalb vermeiden wir das Thema. Hier hilft die sogenannte Ambiguitätstoleranz - das Wahrnehmen und Aushalten von Widersprüchen. Diese Fähigkeit können wir einüben, indem wir Verständnis für uns haben und gleichzeitig die Herausforderung angehen. Das hinzukriegen, ist eine wichtige psychische Stärke, die sich nicht nur beim Klimaschutz bezahlt macht. Entlastend wirkt, überhaupt etwas zu machen, aktiv zu werden, wenn auch nicht in allen Bereichen und nicht perfekt. Das ist okay.
Du möchtest etwas tun?
- Prüfe, wo in deinem Umfeld noch sehr viele Emissionen entstehen. Gibt es bereits Menschen, die sich dafür einsetzen, diese zu reduzieren? Sie freuen sich sicher über deine Unterstützung.
- Fliegen: Versuche, weniger zu fliegen und bei Kurzstrecken Alternativen wie den Zug oder Bus zu nutzen. Wenn Fliegen unvermeidlich ist, begrenze dich und fliege zum Beispiel nur einmal im Jahr. Wir sollten auf keinen Fall damit aufhören, unseren Urlaub zu genießen und richtig zu entspannen. Das geht aber auch klimafreundlich.
- Fleisch: Es geht nicht darum, Veganer oder Vegetarier zu werden. Es hilft schon, weniger oder regional erzeugtes Fleisch zu essen. Denn so wird der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert.
Letztendlich geht es darum, einen Weg zu finden, der deine Wünsche erfüllt und das Klima schont. Jeder Schritt zählt. Wenn genug Menschen kleine Veränderungen in ihrem Leben vornehmen, kann dies einen großen Unterschied für unseren Planeten machen.
Schon gewusst?
- Jede Person in Deutschland verursacht pro Jahr durchschnittlich 10,78 Tonnen CO2. Der Ausstoß liegt mehr als 60 Prozent über dem Weltdurchschnitt.
- Rund 20 Prozent davon wird für die Mobilität aufgewendet. Beim Fliegen werden neben CO2 auch Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf ausgestoßen, die die Erdatmosphäre erwärmen. Beim Autofahren wird nicht nur CO2 in die Umwelt abgegeben, sondern auch Mikroplastik durch den Abrieb der Reifen.
- 15 Prozent unseres durchschnittlichen CO2-Verbrauches fällt auf die Ernährung. 70 Prozent davon werden durch tierische Lebensmittel verursacht. Eine pflanzenbetonte Ernährung reduziert den Fußabdruck um eine halbe Tonne.
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
Lea Dohm
DAK-Klimaschutzexpertin
Quellenangaben