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Wie viel Spielzeug braucht ein Kind?

Kinder und Spielzeug: Opa und Enkelin spielen auf dem Boden mit Bauklötzen

Als Elternteil wirst du es kennen: Das Kinderzimmer ist die Manifestation des bunten Chaos. Stapelweise Spiele, Bücher, Puzzles, auf dem Boden wild verteilte Legosteine, Eisenbahnschienen und Stofftiere. Da fragt man sich doch: Muss ein Kind das alles haben? Wie viel Spielzeug ist genug? Was kommt für welches Alter infrage? Lieber Holz oder Plastik? Wir beleuchten den unersättlichen Spieltrieb der kleinen Racker und geben Antworten auf die eine oder andere Gretchenfrage im Kinderzimmer.

Weniger ist mehr

DAK-Psychologin Franziska Kath

Wie kommt eigentlich all der Überschuss zustande? Ganz einfach: Die Leute meinen es zu gut mit den Kleinen. Ob Oma, Opa, Onkel, Tante, Freunde oder die Eltern selbst: Jeder möchte dem Kind eine unvergessliche Freude machen. Dabei ist die Nutzungsdauer vieler Geschenke stark begrenzt, zumal sie häufig nur auf den ersten Effekt zielen. „Wow, toll, danke!“ – und zwei Wochen später liegt das Spielzeug unbeachtet in der Ecke. Zudem ist es nicht sinnvoll, wenn du einem Kind jeden Wunsch von den Lippen abliest. Schließlich soll es ja auch lernen, sich mit dem, was es hat, bewusster auseinanderzusetzen.

„Viele Eltern oder Familienangehörige denken, durch materielle Geschenke tun sie dem Kind einen Gefallen“, weiß die DAK-Psychologin Franziska Kath. „Was sie dabei oft nicht merken ist, dass sie sich mit ihrem Mitbringsel selbst glücklich machen möchten und zudem die Zuneigung der Kleinen damit quasi erkaufen wollen.“

Die Kreativität geht flöten

Das große Problem, wenn das Kinderzimmer vor lauter Krimskrams überquillt: Dein Kind muss weniger Fantasie aufbringen, um eigene Spielideen zu entwickeln. Die Kreativität nimmt ab. Zudem wird das Kind im Zweifel anfälliger für Langeweile oder ist sogar überfordert mit dem Überangebot an Spiel und Spaß. Ihm fällt es schwer, sich auf eine Sache festzulegen und folglich ein Spiel zu Ende zu bringen. Und dieser frühzeitige Abbruch von Aktivitäten kann sich dann durch ein ganzes Leben ziehen.

Wir möchten hier nicht den Teufel an die Wand malen. Dennoch sollte man sich zunächst ein paar Gedanken machen, welche Spielsachen einen tatsächlichen Mehrwert für das Kind bieten. Und auch ein kleiner Tipp in Richtung Verwandtschaft kann Gold wert sein: Welche Vorlieben hat dein Kind? Von welchen Spielsachen sind genug vorhanden? Wo besteht tatsächlich noch Bedarf?

Sinnvolle Spielsachen

Was immer geht: Dinge, die die Fantasie anregen. Die dein Kind fordern, aber nicht überfordern. Und die natürlich in  Freude machen. Sobald dein Kind das Interesse verliert, verwandeln sich Spielsachen in überflüssige Stolperfallen. Um dem aus dem Weg zu gehen, kann eine regelmäßige Entrümpel-Aktion Abhilfe schaffen. Wie wär‘s mit einem gemeinsamen Stand auf dem Flohmarkt? Dankbare Abnehmer finden sich jederzeit auch in Kindergärten oder Kinderstationen in Krankenhäusern. Und natürlich ist auch im Keller Platz für Spielsachen, die vielleicht später noch einmal zum Einsatz kommen sollen.

Was am Ende übrig bleibt und worauf du den Fokus legen möchtest, entscheidest du als Elternteil selbst.

„Eltern können das Spielverhalten ihres Kindes positiv beeinflussen“, erzählt Psychologin Franziska Kath. „Es ist sinnvoll, dem Kind nicht mehr als fünf Dinge am Tag zum Spielen zu geben. Auf diese Weise setzt es sich wirklich mit jedem Ding auseinander.“

Auf der Suche nach dem passenden Spielzeug darf das Kind natürlich auch ein Wörtchen mitreden. Aber auch hier gilt: Nicht jeder Wunsch muss in Erfüllung gehen. Wenn du klar kommunizierst, warum ein Spielzeug nicht in Frage kommt, ist das häufig die wertvollere Erfahrung als die Beschäftigung mit dem Ding an sich.

Wenn du sinnvolle Spielsachen suchst, kannst du dich gerne auch an folgendem Fragenkatalog entlang hangeln: Welche Interessen und Fähigkeiten hat mein Kind? Welches Spielzeug unterstützt seine derzeitige Entwicklung? Wofür ist Platz in der Wohnung? Und die Gretchenfrage, wenn es um sinnvolles Spielzeug geht: Holz oder Plastik?

Holz oder Plastik - was ist besser für mein Kind?

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Da natürlich neben dem pädagogischen Effekt die Gesundheit deines Kindes oberste Priorität hat, stellt sich die Frage nach dem richtigen Material. Um kurz zu spoilern: Sowohl Holz als auch Plastik haben Vorteile.

Plastik

Plastik ist schön leicht und daher einfach zu handhaben. Auch wirkt es für Kinder häufig spontan attraktiver, da es bunt ist, rasselt oder klackert. Beim Erwerb sollte man aber ein Auge auf Qualität und Verträglichkeit werfen. Neben den Gütesiegeln „Blauer Engel“ und „Spiel gut“ hilft auch der subjektive Eindruck: Riecht das Plastik chemisch? Bleibt Farbe am Finger, wenn man mit angefeuchteter Fingerkuppe darüber rubbelt? Zudem sollte kein PVC enthalten sein, da darin teilweise gefährliche Weichmacher enthalten ist. ABS-Kunststoff hingegen ist top.

Holz

Der Vorteil von Holzspielzeug: Es besteht aus einem natürlichen Rohstoff, der nachwächst und biologisch abbaubar ist. Zudem regt es häufig die Fantasie an – denn klobige Gegenständige wie Bauklötze können vielfältig und kreativ eingesetzt werden. Aber auch hier ist die Qualität das Zünglein an der Waage: Bei lackierten Holzteilen gibt der Test via Fingerkuppe ebenso Aufschluss wie bei Plastik. Insgesamt ist Holz aber schadstoffärmer, langlebiger und natürlich umweltfreundlicher als sein artifizieller Gegenspieler.

Fazit

Unterm Strich haben beide Varianten ihre Vor- und Nachteile. Das ultimative Material gibt es nicht. So glänzt etwa auch das aus Plastik hergestellte Lego mit Langlebigkeit und darf eigentlich in keinem „gut sortierten“ Kinderzimmer fehlen.

Altersgerechtes Spielzeug

Damit Geschenke nicht zu sinnlosen Stolperfallen werden, sollten sie dem Interesse und Können deines Kindes entgegenkommen. Und dabei spielt natürlich das Alter eine wesentliche Rolle. Um Überforderung und Frust vorzubeugen, sollten sich Eltern und Verwandte zunächst über den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes informieren. Ist es bereit für das Dreirad? Dem Knobelspiel gewachsen? Welche Verständnis- und Bewegungsmöglichkeiten sind vorhanden?

Ein guter Indikator für ein gelungenes Geschenk ist häufig schon die Altersangabe des Herstellers. Allerdings entwickelt sich nicht jedes Kind im selben Tempo.

Digitales in Maßen

Wofür die meisten Kinder jedoch erstaunlich schnell bereit sind: das Display. Ob nun vom Fernseher, Smartphone oder Laptop. Und es gibt durchaus sinnvolle Spiel- und Lernsoftware in den Onlinestores und Spielzeugläden. Allerdings sind auch hier die Altersvorgaben der Hersteller häufig unzulänglich. Daher solltest du auch hier vom Blindkauf absehen und eher individuell schauen, was in welcher Form zumutbar ist. So sollte die tägliche Zeit mit dem Smartphone, Tablet oder am Rechner auch überschaubar gehalten werden. Zumal Videospiele das Toben an der frischen Luft nicht ersetzen können.

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Deshalb möchten wir unseren Punkt noch einmal unterstreichen: Materielles ist nicht alles. Auf Dauer hat dein Kind mehr davon, wenn du und deine Verwandten ihm gemeinsame Zeit „schenken“. Wie wäre es mit einem Waldspaziergang, einem Zoobesuch oder einer Fahrradtour? Auch im Haushalt lassen sich viele gemeinsame Aktivitäten finden, die bei deinem Kind einen Sinn für Ordnung, Sauberkeit und Pflichtbewusstsein entwickeln können. Oder es zu einem frühen Meister der Kochkunst machen.

Spielen soll Spaß machen!

Dabei solltest du natürlich eines nicht aus den Augen verlieren: den Spaß. Das weiß auch DAK-Psychologin Franziska Kath: „Egal, was man dem eigenen Schützling auch zu tun oder zu spielen gibt: Hauptsache, er hat Spaß dabei. Der pädagogische Nutzen kommt in der Regel ganz von allein. Und ich empfehle unbedingt, das Kind beim Spielen zu beobachten. So erkennt man, welche Tätigkeit oder Aufgabe seinem aktuellen Entwicklungsstand und seinen Talenten entspricht.“

So lassen sich Neigungen spielend leicht entwickeln – die beste ist es, dass sie sich auch später sehr gut mit sich selbst beschäftigen können und vielleicht sogar aus entdeckten Neigungen später ein erfüllender Beruf wird.

Autor(in)

Qualitätssicherung

Franziska Kath

Diplom-Psychologin bei der DAK-Gesundheit

Aktualisiert am:
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