Bettnässen bei Kindern: Ursache und Therapie
Dein Kind macht nachts manchmal das Bett nass? Kein Grund zur Panik! Dass Kinder und sogar Jugendliche gelegentlich ins Bett machen, ist nicht ungewöhnlich. Kinderärzte und Kinderärztinnen sind der Ansicht, dass Kinder überhaupt erst im Alter von fünf bis sechs Jahren auch nachts erfolgreich ihre Blase kontrollieren können. Etwa 15 Prozent der Fünfjährigen nässen nachts noch häufiger ein. Und immerhin ein Prozent der 15-Jährigen teilen dieses Problem. Erfahre hier, welche Ursachen nächtliches Bettnässen hat, wie du darauf am besten reagierst und wann du einen Arzt aufsuchen solltest.
Was ist Bettnässen?
Was landläufig als Bettnässen bezeichnet wird, heißt medizinisch Enuresis nocturna und kommt wie viele medizinische Fachbegriffe aus dem Griechischen (en = hinein und ourein = nässen). Fachleute sprechen vom Bettnässen, wenn Kinder über fünf Jahren nachts immer wieder ins Bett machen, ohne dass es dafür organische Ursachen gibt. Bei jüngeren Kindern ist nächtlicher Harnverlust hingegen völlig normal.
Das Malheur muss mindestens zweimal im Monat über einen längeren Zeitraum passieren, damit es überhaupt relevant ist. Bei Jungen tritt Bettnässen häufiger auf als bei Mädchen. Fast immer löst sich das Problem im Laufe der Zeit von selbst.
Welche Formen des Bettnässens gibt es?
Medizinisch wird zwischen der Monosymptomatischen (MEN) und der Nicht-Monosymptomatischen Enuresis Nocturna (Non-MEN) unterschieden. Bei der MEN-Variante nässen sich Kinder ausschließlich nachts im Schlaf ein. Bei der Non-MEN-Variante hingegen treten auch tagsüber Symptome auf. Unterschieden wird zudem zwischen nicht-organischen und organischen Ursachen für die nasse Hose: Dein Kind hat häufig einen unbeherrschbaren Harndrang oder schiebt aus Gewohnheit den Toilettengang auf, um sein Spiel nicht zu unterbrechen? Dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine funktionelle Harninkontinenz ohne organische Ursachen am Tag und eine Non-MEN in der Nacht. Hat dein Kind andere, begleitende Symptome, solltest du organische Ursachen des Bettnässens abklären lassen.
Zudem wird noch einmal in primäres und sekundäres Bettnässen unterteilt.
- Primäre Enuresis: Dein Kind hat keine urologischen Symptome, war aber seit der Geburt nachts noch nie trocken. Sein Gehirn braucht einfach noch länger zum reifen. Diese Form trifft auf drei Viertel der Bettnässer bis hin zum Schulalter zu.
- Sekundäre Enuresis: Dein Kind war schon mindestens sechs Monate trocken und nässt nun nachts wieder ein.
Welche Auslöser beide Formen des Einnässens haben, ist wissenschaftlich nicht endgültig geklärt. Einig sind sich Forschende jedoch, dass eine familiäre Veranlagung dabei eine Rolle spielt. Meist hatte dann mindestens ein Elternteil das gleiche Problem in der Kindheit.
Welche Ursachen hat Bettnässen?
Die Ursachen für das Einnässen sind bei Kindern sehr verschieden und hängen von der individuellen Entwicklung ab. Vor allem, wenn Kinder nie längere Zeit am Stück trocken waren, ist das nächtliche Einnässen mindestens bis zum Alter von fünf Jahren völlig normal.
Hauptgrund für das nächtliche Einnässen ist, dass Kinder nicht aufwachen, wenn die Blase voll ist. Und das wiederum liegt am Gehirn. Die Areale, die die Blasenfunktion und die Kontrolle über den Schließmuskel steuern, sind dann noch nicht fertig ausgereift. Manche Kinder schlafen auch zu fest, als dass sie Harndrang aufwecken würde. Weitere entwicklungstypische Ursachen: Die Blase muss erst groß genug sein, um den nachts produzierten Urin zu speichern und das Hormon ADH muss in ausreichender Menge produziert werden. Es reguliert den Wasser- und Elektrolytehaushalt des Körpers und bewirkt unter anderem, dass die Nieren nachts weniger Harn produzieren.
Manchmal ist Bettnässen auch ein Zeichen für eine Infektion oder eine organische Erkrankung.
Möglich sind:
- Harnwegsinfekte, Wurmerkrankungen
- Störungen des Harntrakts oder der Blasenfunktion
- Verengung der Harnröhre
- Verengung der Vorhaut bei Jungen, Scheidenentzündung bei Mädchen
- Diabetes mellitus
- Schilddrüsenüberfunktion
- Atemaussetzer (Schlafapnoe)
Du solltest einen Arzt oder eine Ärztin zu Rate ziehen, wenn dein Kind sich auch tagsüber einnässt, Schmerzen beim Wasserlassen oder einen schwachen Harnstrahl hat, sehr selten oder sehr oft auf die Toilette geht und dann trotzdem das Gefühl bleibt, die Blase sei nicht leer.
Wenn dein Kind plötzlich nachts wieder ins Bett macht, obwohl es schon länger trocken war, solltest du ebenfalls etwas genauer hinschauen. Gibt es möglicherweise psychische oder psychosoziale Auslöser wie Streit unter Freunden, Trennung der Eltern, Wechsel von der Kita in die Schule oder auch die Geburt eines Geschwisterchens? Immerhin beobachten Fachleute bei etwa einem Viertel der Kinder, die plötzlich wieder einnässen, psychische Begleitstörungen. Bleib aber ruhig. In Sorge konstruieren Eltern manchmal auch Zusammenhänge, die es gar nicht gibt.
Wie kannst du deinem Kind helfen, wenn es einnässt?
Für Familien wird das Bettnässen häufig dann problematisch, wenn ein Kind öfter nicht trocken durch die Nacht kommt. Die gestörte Nachtruhe, häufiges Bettenwaschen und die Sorge, dass mit deinem Kind etwas nicht in Ordnung ist, zehren an den Nerven. Hinzu kommen Schamgefühle sowohl bei den Eltern als auch beim Kind. Falls du selbst als Kind betroffen warst, hast du vielleicht noch erlebt, wie deine Eltern dich für ein nasses Bettlaken ausgeschimpft haben. Das jedoch ist keine angemessene Reaktion. Es verstärkt den Leidensdruck deines Kindes, das schon genug unter dem nassen Bettzeug leidet und vermittelt ihm das Gefühl, nicht richtig zu sein.
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Betroffene Kinder entwickeln häufig ein geringes Selbstwertgefühl und Ängste. Sie schämen sich und sind frustriert. Besser ist: Das Problem klein halten. Kein Kind macht absichtlich ins Bett! Gib deinem Kind Zeit, trocken zu werden, lass dich nicht von anderen Eltern oder Erzieherinnen in der Kita bedrängen. Bettnässen ist ein Problem des Loslassens und die Blase ein sensibles Organ, das insbesondere auf seelische Spannungen reagiert. Steht dein Kind unter Druck und findet keine Möglichkeit, seine eigenen Ansprüche zu vertreten, kann sich das im übertragenen Sinn durch das Loslassen der Blasenkontrolle in der Nacht äußern.
Lobe dein Kind also nach einer trockenen Nacht und verkneife dir Vorwürfe, falls es mal wieder nicht geklappt hat. Verberge deine Enttäuschung und vergleiche dein Kind nicht mit anderen. Gib ihm das sichere Gefühl, dass das Einnässen ein vorübergehendes Problem ist. Vielleicht gibt es einen Erwachsenen in der Familie, der das Problem auch hatte? Berichte ihm davon. Und zeige ihm auf, worin es anderen Kindern seines Alters eventuell voraus ist. Das macht deinem Kind deutlich, wie unterschiedlich sich Menschen entwickeln.
Falls es dein Nachwuchs schon verstehen kann, erkläre ihm auf kindgerechte Art, was in seinem Körper passiert. Biete ihm an, darüber mit seinem Kinderarzt oder einer spezialisierten Urologin zu sprechen und nimm ärztliche Hilfe in jedem Fall dann in Anspruch, wenn deiner Familie das Problem über den Kopf zu wachsen droht. Experten vom Kinder-Urologiezentrums der DRK Kliniken in Berlin raten dazu, Kinder in jeden Behandlungsschritt auf kindgerechte Art einzubeziehen.
Dein Kind kann auch selbstständig einen Kalender führen, an dem es für trockene Nächte ein fröhliches Symbol wie eine Sonne und für nasse Nächte eine Regenwolke einzeichnet. So wird die Erfolgskurve sichtbar und motiviert.
Abends könnt ihr einen zweiten Schlafanzug und eventuell eine zweite Decke bereitlegen, damit sich dein Kind nachts allein versorgen kann. Das gibt ihm das Gefühl, die Situation selbst zu kontrollieren und die Eltern zu entlasten. Ein Nachtlicht für den sicheren Weg zum WC oder sogar ein Töpfchen am Bett helfen deinem Kind, schnell die Blase entleeren zu können, wenn der Blasendruck es nachts weckt.
Plane morgens in jedem Fall genug Zeit ein, um dein Kind duschen und eincremen zu können, damit es nicht nach Urin riecht und die Haut nicht leidet.
DAK Fachbereich
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