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Mobbing in der Schule

Symbolbild für Mobbing an der Schule

Beinahe jeder vierte Jugendliche im Alter von 15 Jahren gibt in der PISA-Studie der OECD an, regelmäßig insbesondere in der Schule zum Opfer verbaler, psychischer oder körperlicher Angriffe durch Gleichaltrige zu werden. Das Problem ist so alt wie die Menschheit. Doch in der heutigen Zeit hat sich das Thema verschärft: durch sogenanntes Cybermobbing, also Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung und Belästigung in sozialen Netzwerken oder Online Games. Was tun gegen Mobbing in der Schule? 

Mobbing in der Schule – was ist das eigentlich?

„Dich braucht hier keiner, Du Looser“, schallt es der 14-Jährigen schon beim Betreten des Schulhofes entgegen. Eigentlich ist sie immer gern zur Schule gegangen, hatte Freundinnen. Doch seit einigen Monaten gleicht der Schultag einem Spießrutenlauf. Jeden Morgen kippen Mitschüler ihren Rucksack aus, regelmäßig verschwinden Jacke, Federtasche und Co. im Mülleimer. Zuhause geht der Terror weiter, denn die Peiniger machen auch vor dem Klassenchat nicht Halt. Es sind nur einige Jungen, die sie aktiv quälen. Doch der große Rest sieht dabei zu. Niemand ergreift für sie Partei. Sie vereinsamt, wird immer stiller.

Der Begriff Mobbing stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie anpöbeln, fertigmachen (mob = Pöbel, mobbish = pöbelhaft). Experten und Expertinnen sehen die Grenze überschritten, wenn Kinder und Jugendliche spüren, dass sie erniedrigt werden. Wenn eine Person systematisch über einen längeren Zeitraum isoliert und gegen sie intrigiert wird, sie körperlich oder verbal attackiert wird, die Kräfte ungleich verteilt sind und der oder die Betroffene sich allein nicht aus der Situation befreien kann, handelt es sich um Mobbing. Laut Mobbing-Experte Karl Dambach ist so manchem Täter gar nicht bewusst, dass sein Verhalten bereits Mobbing ist. Häufig gehe es darum, in der Klasse „der Chef“ zu sein. Viele andere machen mit oder sehen stumm zu, weil sie Angst haben, selbst zum Ziel der Attacken zu werden.
Mobbing tritt häufig während der Pubertät zwischen dem 11. und 16. Lebensjahr auf. Es gibt aber auch Formen des Mobbings schon in Kindergarten und Grundschule. Die Täter und Täterinnen können meist sehr genau einschätzen, wer schwach ist und sich nicht gut wehren kann. Sie ziehen ihre eigene Stärke aus dieser Wehrlosigkeit. Dabei kann Mobbing jeden treffen.   

Was tun gegen Mobbing in der Schule?

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Der  Berliner Mobbing-Experte Friedrich Kampmann betont, dass Mobbing an allen Schulformen auftritt. In einer bürgerlichen Umgebung werde jedoch viel häufiger unterschwellig gemobbt. Ein Grund, warum Lehrkräfte Schikanen schwerer erkennen und nicht frühzeitig eingreifen können. In diesen Fällen werden Lehrkräfte und Eltern manchmal dann erst aufmerksam, wenn sich die Noten des betroffenen Jugendlichen erheblich verschlechtern.
Lehrkräften kommt nach übereinstimmender Ansicht von Experten und Expertinnen eine wichtige Schlüsselrolle beim Thema Mobbing zu. Sie sollten für eine Atmosphäre der Offenheit und Angstfreiheit sowie für Teamgeist in einer Klasse sorgen, Konflikte gezielt ansprechen und bei der Lösung unterstützen, alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen in den Unterricht einbeziehen und respektvolles und tolerantes Handeln vorleben. Denn: Ist das soziale Miteinander in der Klasse gestört, wird Mobbing wahrscheinlicher. Zahlreiche Schulen richten deshalb spezielle Tage gegen Gewalt und Mobbing aus, verstärken die Präventionsarbeit etwa durch teambildende Maßnahmen in den Klassen und schulen Lehrkräfte, damit diese erste Anzeichen von Mobbing sofort erkennen. Beim Fachforum Mobbing finden Lehrkräfte umfangreiches Infomaterial. Immerhin zeigen die Jugendstudien auch das: Fast alle befragten Jugendlichen finden, dass man andere, die sich selbst nicht wehren können, unterstützen muss.
Tritt dennoch ein Mobbingfall auf, können Lehrkräfte mit Hilfe des so genannten No Blame Approach dagegen vorgehen. Diese Methode der Konfliktlösung vermeidet Schuldzuweisungen und Bestrafungen. Stattdessen entwickeln die jungen Leute selbst Strategien, um das Problem zu lösen. So wird eine Unterstützergruppe gebildet, zu der Mobbende, Mitläuferinnen und Mitläufer sowie Unbeteiligte gehören. Sie übernehmen die Verpflichtung, das Mobbing an der Schule zu beenden. Voraussetzung für den Erfolg ist, dass insbesondere der oder die Betroffene diesem Verfahren zustimmt und die Lehrkraft allen Beteiligten bestimmte Aufgaben erteilt, deren Erfüllung regelmäßig überprüft wird.

Welche Folgen hat Mobbing in der Schule?

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Die Folgen von Mobbing können vielfältig sein. Nicht nur das Selbstvertrauen und die schulischen Leistungen der Betroffenen leiden darunter. Oft kommen Schlafstörungen, Albträume, körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen, (Selbst-)Verletzungen, Schulangst, Lernunlust und Konzentrationsprobleme hinzu. Isolation und Einsamkeit führen nicht selten zu depressiven Episoden bis hin zu Suizidversuchen.

Menschen, die von anderen während der Schulzeit ausgegrenzt und schikaniert wurden, leiden auch als Erwachsene häufig noch unter einem geringeren Selbstwertgefühl, unter Angststörungen und Depressionen. Auch die Umkehr des Verhaltens ist möglich – wer selbst gemobbt wurde, wird dann selbst zum Mobber.

Spezialfall: Cybermobbing

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Eine aktuelle Studie zum Medienverhalten von Jugendlichen zeigt, dass sogenanntes Cybermobbing oder Cyberbullying ein ernstzunehmendes Thema ist: 38 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren kennen jemanden in ihrem Umfeld, der Ziel einer solchen Attacke im Internet oder per Handy geworden ist. Elf Prozent waren selbst schon einmal betroffen. Mädchen sind mit 15 Prozent stärker betroffen als Jungen (acht Prozent).

Egal ob über Smartphones, Websites, Chats, Foren oder Communities – das Ziel von Mobbing ist es, die Betroffenen zu schädigen oder zu demütigen. Neben Provokationen, Beschimpfungen oder sozialem Ausschluss werden beim Cybermobbing häufig auch entwürdigende Fotos veröffentlicht oder sogar die Identität des Opfers gestohlen.

Cybermobbing ist bisher keine direkte strafbare Handlung. Strafbar sind jedoch Handlungen, die damit verbunden sind:

  • Beleidigung
  • üble Nachrede
  • Verleumdung
  • Nachstellen
  • Verletzung des Rechts am eigenen Bild
  • Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes
  • Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen
  • Nötigung und Bedrohung 
Weil sich Cybermobbing noch mehr im Verborgenen abspielt, ist es oft nicht leicht, mit Ermittlungen oder gezielten Maßnahmen dagegen vorzugehen. Daher ist Präventionsarbeit an Schulen für Expertinnen und Experten ein wesentlicher Baustein zum Schutz der Jugendlichen.

Wie können Eltern ihren Kindern helfen?

Dein Kind oder Heranwachsender hat plötzlich keine Lust mehr, in die Schule zu gehen, klagt vermehrt über Bauch- oder Kopfschmerzen? Es fehlen Schulmaterialien, Kleidung ist beschädigt, das Taschengeld reicht nicht mehr, die Gründe bleiben aber im Dunkeln? Das alles können Anzeichen dafür sein, dass dein Kind gemobbt wird.

Du solltest mit der Schule Kontakt aufnehmen, Lehrkraft und gegebenenfalls die Schulleitung einbeziehen.

Für dein Kind ist es jedoch am wichtigsten, dass du da bist, ihm zuhörst, Verständnis zeigst, keine Vorwürfe machst oder Fehler bei ihm selbst suchst. Rate nicht dazu, mit gleicher Münze heimzuzahlen, das verschlimmert die Situation nur. Halte das Leid deines Kindes aus und entlaste es von Schuldgefühlen! Dein Kind ist nicht schuld daran, dass die anderen es ausgrenzen! Du kannst ihm auch die gruppendynamischen Prozesse hinter dem Mobbing erklären. Manchem Jugendlichen hilft es zu verstehen, dass nicht er das Problem ist.

Es ist außerdem wichtig, dass dein Kind auch außerhalb der Schule Erfolgserlebnisse hat und dadurch gestärkt wird. Zum Beispiel, indem es neue Menschen in der Nachbarschaft, in einem Sportverein oder einer Arbeitsgemeinschaft, in einer Tanzgruppe oder einer Band kennenlernt. Neue Freundschaften zu schließen, stärkt das Selbstbewusstsein. Grundsätzlich ist es wichtig, dass sich Eltern für das Leben ihres heranwachsenden Kindes interessieren: Freunde, Schulalltag, Sorgen, Spaß.

Wichtig: Tritt eine Mobbingsituation auf, versuche nicht, dein Kind auszufragen und mache das Mobbing nicht zum Dauerthema. Das Zuhause ist der Schutzraum, hier sollte sich dein Kind geliebt, geborgen und als Teil einer Gemeinschaft fühlen. Es darf zur Ruhe kommen.

Hilfreich ist es, wenn ihr – auch gemeinsam – die Vorfälle dokumentiert:

  • in einem Tagebuch möglichst präzise aufschreiben, wann und von wem dein Kind angegangen wurde, jedoch nicht in den Gefühlen herumwühlen,
  • E-Mails mit beleidigendem Inhalt ausdrucken,
  • Screenshots von Social-Media-Angriffen machen.
Fast immer ist es ratsam, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.  Der Klassen- oder Schulwechsel der Betroffenen ist häufig der letzte Ausweg, wenn es keine Sicherheit und ausreichende Unterstützung seitens der Schule gibt. Je älter die Jugendlichen sind, desto eher kann man auch einen Anwalt einschalten, um gegebenenfalls strafrechtlich vorzugehen.

Was können Eltern von Kindern tun, die andere mobben?

Für viele Eltern ist es ein großer Schock, wenn das eigene Kind andere mobbt. Wichtig ist jetzt, die Verantwortung nicht von sich oder dem Mobber zu nehmen. Analysiere die Situation: Häufig reagieren Mobber mit ihrem Verhalten darauf, was sie zuhause erleben und versuchen, diese Missstände durch das Mobbing zu kompensieren. Trennung, ein Todesfall in der Familie, Pubertät, aggressives Verhalten unter Eltern und Geschwistern, Gewalterfahrungen können Ursachen sein.

Wichtig ist, dass du deinen Nachwuchs direkt auf das Verhalten ansprichst, ohne anklagend zu werden. Frage nach seinen Gefühlen, verharmlose oder entschuldige die Situation aber nicht. Erkläre deinem Kind, warum sein Verhalten falsch ist und dass du es nicht tolerierst. Mache ihm aber gleichzeitig klar, dass du es dennoch liebst und gemeinsam mit ihm nach einer Lösung suchst, damit es sich gut fühlen kann, ohne andere zu erniedrigen.

Mobbing-Experte Kampmann sagt, dass aggressive Schülerinnen und Schüler die Verantwortung für das, was auf der Gegenseite passiert, von sich weisen. Deshalb ist es wichtig, Mobbern zu helfen, sich in die Lage des Opfers zu versetzen. Denn gemobbt wird meist, um sich in einer Gruppe stark zu fühlen, Anerkennung zu bekommen, eigene Unzulänglichkeiten zu überdecken. Besonders bei intelligenten Kindern, die andere mit ihren Schwächen aufziehen, funktioniert die Umkehrung gut: Du siehst die Schwäche, kannst du dir vorstellen, das zu nutzen, um deinen Mitschüler zu unterstützen?

Suche zudem das Gespräch mit den Eltern des Opfers und den Lehrkräften sowie mit einem Psychologen oder einer Psychologin.

Damit Kinder und Jugendliche nicht zu Tätern und Täterinnen werden, ist es auch bei ihnen wichtig, ihr Selbstwertgefühl durch außerschulische Erfolgserlebnisse und familiäre Sicherheit, durch das Vorleben eines respektvollen Miteinander und eine offene Kommunikation zu fördern. 

Hilfe bei Mobbing

  • Die Nummer gegen Kummer ist ein kostenloses telefonisches Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche und Eltern - auch bei Problemen mit dem Internet.
  • Bei Juuuport informieren und beraten ausgebildete Jugendliche Gleichaltrige.
  • Auch auf dem Portal der niceones bei der DAK-Gesundheit gibt es Hilfe von Jugendlichen für Jugendliche.
  • Die Website www.schueler-gegen-mobbing.de wurde von betroffenen Jugendlichen aufgebaut, um Betroffenen, Lehrkräften und Eltern Hilfe anzubieten.
  • Die Bundesländer halten auf den Seiten des jeweiligen Bildungsministeriums Informationen zu Hilfsangeboten bereit.

Quellenangaben

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Telefonkontakt
040 325 325 555

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