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Äußerst anhänglich: Feigwarzen

Symbolbild Feigwarzen: Junges Paar im Bett
Feigwarzen, auch Genitalwarzen oder Kondylome genannt, gehören weltweit zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 170 von 100.000 Menschen daran. Feigwarzen sitzen bevorzugt am Scheideneingang, am Penis und manchmal auch am After. Verursacht werden sie durch das Humane Papillomavirus (HPV). Ihre Therapie ist oft langwierig. Eine Impfung ab dem 9. Lebensjahr schützt.

Woran erkennt man Feigwarzen?

Feigwarzen sind gutartige, stäbchenförmige bis runde Hautwucherungen. Sie können einzeln, aber auch in Gruppen auftreten und auch zu größeren Knoten heranwachsen. Meist sind die flach und haben eine leicht raue Oberfläche, können aber auch mit Stielen an der Haut hängen. Oft haben sie denselben Farbton wie die Haut drumherum, manchmal sind sie auch dunkler. Ihr bevorzugter Aufenthaltsraum ist der Genitalbereich von Frauen und Männern. Sie können am Scheideneingang, auf den Schamlippen, an der Eichel, am Penisschaft, am Hodensack, aber auch im Leistenbereich und am After sitzen. Manchmal bevölkern sie jedoch auch unsichtbar die Schleimhaut von Scheide sowie Enddarm, seltener treten sie auch am Gebärmutterhals auf.  „Feigwarzen schmerzen in der Regel nicht, können aber jucken und durch Reibung beim Sex unangenehm sein. Und auch ästhetisch können sie natürlich recht störend sein“, sagt Dr. Verena Breitenbach.

Wie entstehen sie?

Ursache für die Feigwarzen ist eine Infektion mit bestimmten Humanen Papillomaviren, die sehr ansteckend sind. Zu über 90 Prozent sind die Untertypen 6 (zwei Drittel aller Fälle) und 11 (ein Drittel aller Fälle) für die Entstehen der lästigen Wärzchen verantwortlich. Die Viren dringen über winzige Verletzungen der Haut oder Schleimhaut in den Körper ein (Intimrasur!), sorgen für eine Überproduktion von Hautzellen, was schließlich zu den gutartigen Hautwucherungen führt. Nicht alle Menschen, die sich mit den HPV Typ 6 oder Typ 11 angesteckt haben, entwickeln übrigens diese Warzen, könnten aber andere infizieren. Übertragen werden die Viren normalerweise beim Sex über den Haut- und Schleimhautkontakt. Auch ein Transfer über Sexspielzeug wie Vibratoren oder Dildos, die abwechselnd von beiden Partnern benutzt werden und an denen HP-Viren haften, ist möglich. Breitenbach: „Selten ist eine Übertragung von der Mutter auf das Baby bei der Geburt, schwangere Frauen mit Genitalwarzen sollten sich aber dennoch reichzeitig um die 34. Schwangerschaftswoche dagegen behandeln lassen.“ So können die Hautveränderungen rechtzeitig bis zu Entbindung abheilen und das Risiko eines Wiederauftretens vor der Geburt gesenkt werden.

Die Zeit zwischen einer Infektion und dem Ausbruch der Warzen, die Inkubationszeit, ist unterschiedlich lang. Bei Frauen sind es in der Regel drei Monate, bei Männern elf Monate. Wer häufig wechselnde Sexualpartner hat, kann sich also durchaus bei einem nicht mehr aktuellen Lover angesteckt haben.

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Wie sieht die Diagnose aus?

Beste Ansprechpartner in Sachen Feigwarzen sind Gynäkologinnen, Urologen, Hautärzte oder Darmspezialisten (Proktologen). Sie können die Hautveränderungen meist relativ einfach am Aussehen erkennen. Man selbst kann äußerliche Feigwarzen auch gut tasten. Um zu erkennen, ob auch das Innere der Scheide oder der Enddarm befallen sind, benutzen Mediziner ein Kolposkop beziehungsweise ein Proktoskop. Das Kolposkop ist eine Art von Mikroskop, mit dem man die Scheide von innen betrachten kann, das Proktoskop ein dünnes Metallrohr, das in den Anus eingeführt wird. Eine Proktoskopie kann sich etwas unangenehm anfühlen, ist aber in der Regel nicht schmerzhaft. „Falls die Hautwucherung nicht eindeutig als Feigwarze zu erkennen ist und möglicherweise auch ein weißer Hautkrebs sein könnte, kann auch eine Gewebeprobe entnommen oder die ganze Warze für eine Untersuchung entfernt werden“, erklärt die Ärztin. Unter dem Mikroskop lässt sich dann feststellen, um welche Art von Gewebeveränderung es sich handelt.

Wie werden Feigwarzen behandelt?

Feigwarzen sind leider eins: äußerst hartnäckig und nicht immer einfach zu behandeln. Wichtig: „Das Virus selbst lässt sich mit allen Therapie-Optionen nicht bekämpfen, sie zielen nur auf die Entfernung der unschönen Wärzchen. Und die verschwinden leider danach auch nicht immer dauerhaft“, erklärt Dr. Breitenbach. Mehrere Behandlungsmethoden kommen in Frage:

  • Cremes und Lösungen: Sie sind heute das erste Mittel der Wahl und eignen sich zur Selbstanwendung – man muss also nicht ständig für die Behandlung zum Arzt gehen. Zum Einsatz kommen verschreibungspflichtige Wirkstoffe wie Podophyllotoxin (wirkt auf die Zellteilung ein, bringt die Warze zum Absterben), Imiquimod (beeinflusst das Immunsystem, um das Virus zu eliminieren) oder ein Grüntee-Extrakt (hemmt das Wachstum der Viren). „All diese Wirkstoffe dürfen nur äußerlich, nicht aber in der Scheide oder im Enddarm aufgetragen werden. Podophyllotoxin ist zudem in der Schwangerschaft und Stillzeit tabu, Imiquimod sollte nicht während des Stillens angewandt werden“, so Dr. Breitenbach. Einige der Wirkstoffe werden an einigen Tagen pro Woche, andere mehrmals täglich aufgetragen. Obwohl sie in der Regel als gut verträglich gelten, können in den ohnehin sensiblen Arealen Juckreiz, Rötungen, Entzündungen und Wundsein auftreten.
  • Säure: Mediziner können die Warzen auch mit der starken Trichloressigsäure (TCA) behandeln. Das führt zu einer gewollten Verätzung und damit dem Absterben der Wucherungen, kann aber teilweise auch die umliegende Haut in Mitleidenschaft ziehen. Nachteil: Die Behandlung kann schmerzhaft sein und muss häufig wiederholt werden.
  • Operativ: Falls die Behandlung mit Cremes und Säuren nicht erfolgreich ist, können die Wärzchen auch mit einer chirurgischen Schere, einem Skalpell oder einem scharfen Löffel (Kürettage) in örtlicher Betäubung entfernt werden. Dr. Breitenbach: „Diese Methode eignet sich besonders für einzelne Feigwarzen oder solche, die nur mit einem Stiel mit der Haut verbunden sind.“
  • Kälte oder Hitze: Feigwarzen können auch mit flüssigem Stickstoff eingefroren werden (Kryotherapie) oder mit dem CO2-Laser erhitzt und so abgetragen werden. Danach bildet sich eine kleine Wunde und später eine Kruste, die dann abfällt. Narben bleiben in der Regel keine zurück.
  • Elektrischer Strom: Wie beim mechanischen Entfernen der Warzen mit Löffel, Schere oder Skalpell lässt sich auch Strom in Form eines Elektro-Skalpells oder einer Elektro-Schlinge dazu nutzen, die Wärzchen abzutrennen (Elektrokaustik). Speziell bei Warzen am After und im Enddarm kommt ein spezielles Verödungsverfahren zum Einsatz, die sogenannte Argon-Plasma-Koagulation. Hochfrequenzenergie verdampft dabei die Wucherungen. Bei Warzen im Enddarm werden die nötigen Instrumente per Endoskop in den Darm eingeführt. Da der Eingriff schmerzhaft ist, wird er in Vollnarkose durchgeführt. Mögliche, aber seltene Nebenwirkungen sind Nachblutungen, Wundheilungsstörungen sowie Verkrampfungen des Schließmuskels.

Und wie kann man vorbeugen?

Einen vollständigen Schutz vor den HP-Viren gibt es nicht. Kondome und Femidome (Kondome für Frauen) reduzieren zumindest das Risiko einer Ansteckung. Wer Sexspielzeug verwendet, sollte ein Kondom darüber ziehen und es beim Weiterreichen an den Partner gegen ein neues austauschen. Beim Sex mit dem Partner sollten Feigwarzen zudem nicht berührt und Oralverkehr vermieden werden. Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern sollten sich mindestens einmal im Jahr auf Feigwarzen und andere Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen.

Den größtmöglichen Schutz aber bietet die HPV-Impfung. Sie wird für Kinder und Jugendliche von der DAK bezahlt, als besondere Satzungsleistung auch für junge Erwachsene zwischen 18 und 26 Jahren. Empfohlen wird die Impfung besonders für Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 14 Jahren. Denn: „Das ist der Zeitpunkt, wo die meisten jungen Menschen noch keinen Sex hatten und daher auch noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen sind“, erklärt die Frauenärztin. Die Impfung ist aber auch zu einem späteren Zeitpunkt bei Erwachsenen möglich und schützt vor den meisten HPV-Typen. So auch vor solchen, die für bösartige Tumore wie Gebärmutterhals- oder Analkrebs verantwortlich sind. Die HPV-Impfung ist generell gut verträglich, es können jedoch die üblichen Impf-Nebenwirkungen wie Rötungen, Schwellungen oder muskelkaterähnliche Schmerzen an der Einstichstelle auftreten. „Schwangere sollten sich besser nach der Geburt impfen lassen, während der Stillzeit ist das allerdings kein Problem“, so Verena Breitenbach.


Dr.-Verena-Breitenbach

Verena Breitenbach

Dr.

Dr. Verena Breitenbach ist Frauenärztin, Autorin und Moderatorin. Sie betreibt eine gynäkologische Praxis in Ehingen bei Ulm mit dem Schwerpunkt „Ganzheitliche Medizin“.

Autor(in)

Journalistin/Freie Autorin

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DAK Fachbereich

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