BMI und Adipositas-Grad berechnen und Übergewicht einordnen

Vielen Menschen fällt es schwer, sich mit dem eigenen Körpergewicht zu beschäftigen. Sie meiden den Blick in den Spiegel oder versuchen die Pfunde „zu viel” mit weiten Oberteilen zu kaschieren. Dennoch ist es wichtig, sich und sein Gewicht richtig einzuschätzen, um möglichen Folgeerkrankungen vorzubeugen. Doch woher weiß man, ob man übergewichtig ist? Und was bedeutet adipös?
Übergewicht oder Adipositas: Was ist der Unterschied?
Adipositas wird in drei Stufen eingeteilt: Adipositas Grad I, Adipositas Grad II und Adipositas Grad III.
Ab wann ist man übergewichtig? BMI berechnen und einordnen
Der Body-Mass-Index (BMI) gibt eine erste Einschätzung, ob jemand normalgewichtig, übergewichtig oder adipös ist. Die Formel lautet:
Gewicht in Kilogramm / (Körpergröße in Meter)² = BMI
Ist eine Person zum Beispiel 1,75 Meter groß und wiegt 70 Kilogramm, so beträgt ihr BMI:
70 kg / (1,75 m)² = 22,86 kg/m²
Die Tabelle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ordnet diesen Wert als Normalgewicht ein. Ab einem BMI von 25 gilt man als übergewichtig, ab 30 beginnt Adipositas Grad I.
BMI | Kategorie |
< 18,5 kg/m² | Untergewicht |
18,5 - 24,9 kg/m² | Normalgewicht |
25 - 29,9 kg/m² | Übergewicht (Präadipositas) |
30 - 34,9 kg/m² | Adipositas Grad I |
35 - 39,9 kg/m² | Adipositas Grad II |
≥ 40 kg/m² | Adipositas Grad III |
Wichtig: Die Einordnung der WHO ist lediglich ein Richtwert, keine endgültige Diagnose. Aspekte wie Alter, Geschlecht, Fettanteil und Fettverteilungsmuster werden zum Beispiel nicht berücksichtigt. Deswegen gilt die Tabelle auch nur für Erwachsene.
Adipositas Grade: Begleiterkrankungen, Sterblichkeitsrisiko und Therapieansätze
Adipositas Grad I
Bei Adipositas Grad I treten häufig erste metabolische (stoffwechselbedingte) Störungen wie Bluthochdruck, Insulinresistenz und Dyslipidämie auf, bei der sich die Zusammensetzung der Blutfette verschlechtert. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass das Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu normalgewichtigen Personen leicht erhöht ist. Frühzeitige Maßnahmen wirken dem effektiv entgegen.
Die Therapie setzt in diesem Stadium in der Regel auf eine Lebensstiländerung. Betroffene stellen ihre Ernährung um und erhöhen ihre körperliche Aktivität im Alltag. Verhaltenstherapeutische Ansätze helfen ergänzend.
Adipositas Grad II
Bereits bei Adipositas Grad II treten Begleiterkrankungen häufiger auf und nehmen einen schwereren Verlauf. Diabetes Typ 2, starker Bluthochdruck und Atemstörungen während des Schlafs, die sogenannte obstruktive Schlafapnoe, gehören zu den häufigsten Komplikationen. Daneben erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkbeschwerden erheblich. Die Lebenserwartung sinkt bei Adipositas Grad II entsprechend, insbesondere durch die Gefahr von Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Adipositas Grad III
Adipositas Grad III, auch Adipositas permagna oder morbide Adipositas genannt, bringt schwerwiegende Folgeerkrankungen mit sich. Dazu gehören fortgeschrittene Formen von Diabetes Typ 2, Herzinsuffizienz und chronische Niereninsuffizienz. Die Mobilität der Betroffenen ist oft stark eingeschränkt. Außerdem steigt das Risiko für bestimmte Krebsarten, darunter Darm- und Brustkrebs. Ein BMI ab 40 kg/m² kann das Leben um acht bis zehn Jahre verkürzen.
Unter bestimmten Umständen kann eine bariatrische OP die letzte Möglichkeit sein, das Gewicht zu reduzieren.
Was sagt der BMI aus – und was nicht?
Der BMI berücksichtigt lediglich das Verhältnis von Größe und Gewicht. Ob es sich um Fett- oder Muskelmasse handelt, lässt sich daraus nicht ableiten. Ebenso wenig die Fettverteilung. Diese ist wichtig, um einzuschätzen, ob ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen besteht.
Besonders das Bauchfett, das viszerale Fett, kann für Herz, Leber und Blutkreislauf gefährlich werden. Denn diese Fettzellen sind aktiv und produzieren Hormone und andere Botenstoffe, die Entzündungen auslösen, das Immunsystem schwächen und eine Insulinresistenz und damit Diabetes Typ 2 begünstigen können. Fettpolster an der Hüfte oder den Oberschenkeln bestehen vorwiegend aus Unterhautfett (subkutanes Fett). Diese Fettzellen sind passiv und deutlich unbedenklicher.
Insgesamt zeigen sich dennoch zuverlässig Zusammenhänge zwischen einem hohen BMI, einer hohen Körperfettmasse und damit einhergehenden Folgeerkrankungen. Deswegen wird der BMI weiterhin von Ärztinnen und Ärzten sowie der WHO als Kenngröße verwendet und empfohlen. Es gibt aber noch weitere Messgrößen, die Gewissheit über eine mögliche Adipositas geben können.
Alternativen zum BMI – Übergewicht berechnen und Risiken besser einschätzen
Unabhängig vom BMI gilt: Je mehr Bauchfett vorhanden ist, desto größer ist das damit verbundene Gesundheitsrisiko. Um die Fettverteilung besser zu beurteilen und risikoreiches Bauchfett zu erkennen, kann der Taillenumfang gemessen werden. Bei Frauen sollte dieser maximal 88 Zentimeter betragen. Bei Männern maximal 102 Zentimeter. Menschen, die diese Werte überschreiten, haben eine sogenannte abdominale beziehungsweise rumpfbetonte Adipositas. Das gefährliche Viszeralfett ist allerdings nicht immer von außen sichtbar. Auch Normalgewichtige können zu viel davon haben.
Körperform: Apfel- oder Birnentyp?
Auch die Körperform gibt einen Hinweis auf die Fettverteilung. Menschen mit viel Bauchfett haben eine „apfelförmige” Mitte. Menschen, bei denen das Fett eher an Hüfte, Po und Oberschenkeln ansetzt, erscheinen „birnenförmig”. Frauen sind häufiger „Birnentypen”, Männer neigen zum sogenannten Apfeltyp.
In der Arztpraxis können auch der Blutdruck gemessen und weitere Untersuchungen gemacht werden, wie ein Blutbild oder ein Belastungs-EKG. Antworten Sie auf die Fragen Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes offen und ehrlich, auch wenn es zunächst vielleicht schwerfällt. Übergewicht löst bei vielen Menschen Schamgefühle aus. Für manche wird es nicht nur zur körperlichen, sondern auch zur psychischen Belastung. Sprechen Sie Möglichkeiten zur Psychotherapie an.
Adipositas bei Kindern: Was Eltern beachten müssen
DAK Fachbereich
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