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Das metabolische Syndrom – die versteckte Gefahr

Bild: Korpulenter Mann sitzt in einem Restaurant und freut sich auf seinen Hamburger.

Das metabolische Syndrom ist in Deutschland relativ unbekannt, obwohl es ungefähr ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung betrifft. Sie leiden an Adipositas? Dann gehören Sie höchstwahrscheinlich zur Risikogruppe. Der Begriff „metabolisches Syndrom“ bezeichnet einen Mix aus vier Risikofaktoren, die gemeinsam auftreten und so das Herz-Kreislaufsystem belasten. Die Hauptursachen dieses Syndroms bestehen aus erhöhter Energiezufuhr, Bewegungs- und Schlafmangel. Daher lassen sich die Beschwerden durch eine Änderung des Lebenswandels meist gut in den Griff kriegen.

Was ist das metabolische Syndrom?

Genau genommen handelt es sich hier nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um ein Bündel aus mehreren Risikofaktoren. Diese treten häufig in Kombination auf und begünstigen sich teilweise gegenseitig. Auf Dauer können sie zu schweren Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Die einzelnen Anzeichen sind:

  • Starkes Übergewicht bei zu viel Bauchfett
  • Erhöhte Blutfettwerte
  • Bluthochdruck
  • Erhöhter Blutzucker bei nüchternem Magen

Beim metabolischen Syndrom konzentriert sich das Körperfett vor allem im Bauchbereich, weshalb die sogenannte „Apfelstatur" ein Warnsignal ist. Eine Fettstoffwechselstörung sorgt parallel für die erhöhten Fettwerte im Blut. Dabei kann es auch sein, dass die Konzentration des „guten" HDL-Cholesterin im Blut zu niedrig ist. Außerdem gehören chronischer Bluthochdruck und ein hoher Blutzuckerspiegel zu den typischen Symptomen.

Das Übergewicht und der erhöhte Blutzuckerspiegel führen dazu, dass Menschen mit metabolischem Syndrom oft eine Insulinresistenz ausbilden. Dabei sprechen die Zellen im Körper weniger gut auf Insulin an, sodass übermäßig viel von diesem Hormon produziert werden muss. Darum zählt eine steigende Resistenz bereits als Vorstufe eines Typ-2-Diabetes.

Das metabolische Syndrom senkt die Lebenserwartung

Da die einzelnen Faktoren des metabolischen Syndroms in enger Wechselwirkung stehen, hat man früher auch vom „tödlichen Quartett“ gesprochen.
Jeder der vier Risikofaktoren kann schon für sich allein die Blutgefäße schädigen – treten sie aber zusammen auf, ist die Gefahr besonders hoch. Dann steigt das Gesamtrisiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen beträchtlich. Diese reichen von Herzinsuffizienz und Arteriosklerose bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall.
Außerdem erhöht das metabolische Syndrom das Risiko für eine Fettleber und Typ-2-Diabetes deutlich. Und durch den jahrelang gestörten Stoffwechsel werden auch Augen, Nieren und Nerven in Mitleidenschaft gezogen. Dieses Bündel an Symptomen und Folgeerkrankungen kann die Lebenserwartung deutlich reduzieren. 

Ursachen für das metabolische Syndrom

Das metabolische Syndrom gilt als klassische Wohlstandskrankheit. Seine Ursachen sind eine fettreiche und unausgewogene Ernährung bei zu wenig körperlicher Bewegung.
Das daraus folgende Übergewicht führt zu steigenden Blutfettwerten und einem schlechteren Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel. Die erhöhte Insulinproduktion treibt wiederum den Blutdruck nach oben. Denn durch das Insulin sammeln sich Wasser und Salz in den Nieren, die dort den Flüssigkeitshaushalt stören.

So entwickelt sich aus dem anfänglichen Übergewicht eine Mischung aus Symptomen, die sich gegenseitig bedingen und verstärken. Darum ist es wichtig, ein sich anbahnendes metabolisches Syndrom frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Die bedeutsamsten Risikofaktoren für ein metabolisches Syndrom sind:

  • Ein Body-Mass-Index von über 25 kg/m²
  • Eine zu fetthaltige Ernährung
  • Zu viel Salz und zu wenig Ballaststoffe
  • Mangelnde körperliche Bewegung und zu wenig sportliche Aktivität
  • Rauchen
  • Alkoholkonsum
  • Anhaltender Stress über längere Zeit
  • Schlafmangel

Das metabolische Syndrom hat seinen Ursprung oft schon in der Kindheit. Haben Sie zum Beispiel früh ein falsches Essverhalten verinnerlicht, fällt es Ihnen im Erwachsenenalter besonders schwer, aus den alten Gewohnheiten auszubrechen. Dadurch steigt das Risiko von lebenslangen Gewichtsproblemen, die mit zunehmendem Alter zum metabolischen Syndrom führen können. Ändern Sie Ihren Lebensstil frühzeitig, können Sie den eingeschlagenen Pfad in eine neue Richtung lenken.

Wie wird das metabolische Syndrom diagnostiziert?

Das deutlichste Erkennungsmerkmal ist die bauchbetonte Fettleibigkeit (abdominelle Adipositas). Die veränderten Blutwerte werden hingegen nur bei Laboruntersuchungen sichtbar. Wenn sich die Gefäße im Laufe der Erkrankung immer weiter verengen, macht sich dies oft durch schwere Beine oder häufiges Herzrasen bemerkbar.
Die nachlassende Insulinempfindlichkeit ist ein weiteres Symptom. Dadurch treten oft erste Anzeichen für einen Typ-2-Diabetes auf, zum Beispiel:

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsschwächen
  • Extremes Durstgefühl
  • Übelkeit oder Schwindel

Besteht der Verdacht auf ein metabolisches Syndrom, misst der Hausarzt oder die Hausärztin Gewicht, Blutdruck und Taillenumfang. Zudem wird eine Blutprobe ins Labor geschickt. Das Syndrom liegt nach der geläufigen Definition vor, wenn mindestens drei der folgenden Risikofaktoren zutreffen:

1. Zentrale (stammbetonte) Adipositas mit Taillenumfang von ≥ 80 cm (Frauen) bzw. ≥ 94 cm (Männer) 

2. Zusätzlich zwei der vier folgenden Faktoren:

  • Erhöhte Triglyceride (ein Blutfettwert) : ≥150 mg/dL (>1,7 mmol/L) 
  • Ein niedriger HDL-Cholesterin-Wert: 
    • bei Frauen: <50 mg/dL (<1,29 mmol/L) 
    • bei Männern: <40 mg/dL (<1,03 mmol/L)
  • Erhöhter Blutdruck (systolisch ≥130 mmHg oder diastolisch ≥85 mmHg)
  • Nüchternblutzucker ≥100 mg/dL (≥5,6 mmol/L) oder Diabetes mellitus Typ 2

Behandlung der Symptome

Die vier Faktoren des metabolischen Syndroms können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Daher sollte auch die Therapie individuell erfolgen: Wenn das Übergewicht dominiert, liegt der Fokus auf der Gewichtsreduktion – wenn die Insulinresistenz das Hauptproblem ist, konzentriert sich die Behandlung auf eine zuckerreduzierte Ernährung.
Das übergeordnete Ziel ist, das Risiko für gefährliche Folgeerkrankungen zu vermindern. Dabei ist es entscheidend, sowohl das Bauchfett zu reduzieren, als auch die Insulinempfindlichkeit wiederherzustellen. Nur so können die Stoffwechselvorgänge wieder angeregt und in gesunde Bahnen zurückgeleitet werden.

Bei der Therapie lassen sich einzelne Symptome auch mit Medikamenten behandeln: Dazu zählen Lipidsenker gegen zu hohe Blutfettwerte oder blutdrucksenkende Mittel. Das Hauptaugenmerk sollte jedoch immer darauf liegen, die Ursachen des metabolischen Syndroms anzugehen.

Die beste Therapie: eine gesunde Ernährung und viel Bewegung

Die effektivste Behandlung besteht darin, den eigenen Lebensstil dauerhaft zu ändern.
Achten Sie auf:

  1. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie
  2. viel körperliche Bewegung und regelmäßigen Sport
Die DAK Patientenschulung Ernährung hilft Ihnen dabei, einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen. Für diesen sollten die folgenden Grundregeln gelten:
  • Viel und unterschiedliches Obst und Gemüse essen
  • Vollkornprodukte statt hellem Mehl verwenden
  • Fleischkonsum einschränken (insbesondere rotes Fleisch) 
  • Zucker und Salz stark reduzieren
  • Pflanzliche Öle statt tierischer Fette nutzen
  • Regelmäßig Nüsse und Hülsenfrüchte auf den Speiseplan setzen
  • Gegen Durst am besten nur Wasser trinken
Dabei sollte die tägliche Kalorienaufnahme den individuellen Bedarf nicht überschreiten. Einen Überblick zum Kalorienbedarf gibt zum Beispiel die Externer LinkDeutsche Gesellschaft für Ernährung. Bei Übergewicht oder Adipositas gilt es, Kalorien einzusparen. Nur so lässt sich das Gewicht langfristig senken und erhöhte Grenzwerte wieder normalisieren.

Achtsamkeit beim Essen

Lernen Sie, Ihre Mahlzeiten zu genießen. Lassen Sie sich Zeit und gönnen Sie sich zwischendurch Pausen. Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit im Moment und schauen Sie beim Essen nicht auf das Smartphone oder den Fernseher. Wer bewusster an Mahlzeiten herangeht, isst dadurch automatisch langsamer. So haben Sie mehr von Ihrem Essen und spüren eher ein Sättigungsgefühl.


Neben der gesunden Ernährung sollten Sie möglichst viel körperliche Bewegung in Ihren Alltag integrieren. Dabei geht jeder zusätzliche Schritt in die richtige Richtung, das heißt: Nehmen Sie lieber die Treppe statt den Fahrstuhl und steigen Sie lieber aufs Fahrrad statt ins Auto.
Wer bisher wenig Sport gemacht hat, kann sich eine Gruppe von Gleichgesinnten mit einem ähnlichen Fitnessgrad suchen. Dort motivieren Sie sich gegenseitig und bleiben gemeinsam am Ball. Für den Anfang eignen sich niedrigschwellige Aktivitäten wie Aquasport, Gymnastik oder Tischtennis besonders gut.

Übrigens: Ob Sie regelmäßig an mehreren Wochentagen aktiv sind oder als sogenannter Weekend-Warrior nur am Wochenende Sport treiben, macht keinen Unterschied. Beides wirkt sich gleichermaßen positiv auf die Gesundheit aus. 

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