Direkt zum Inhalt

Liebeskummer? Das hilft!

Symbolbild für Liebeskummer: Ein junges Mädchen schaut auf ihr Handy uns ist traurig

Diesen Artikel hat Medizinjournalistin Kirsten Wenzel verfasst

Ob Trennung oder unerfüllte Liebe: Liebeskummer kann einen fertig machen. Tipps und Ratschläge wie „das wird schon wieder“ oder „andere Mütter haben auch schöne Söhne/Töchter“ helfen da wenig. Liebeskummer tut einfach weh und es braucht Zeit, den Schmerz zu verarbeiten. Ein Wundermittel bei Liebeskummer gibt es zwar nicht – aber gute Strategien, mit dem Gefühlschaos klarzukommen. Welche das sind und warum wir überhaupt Liebeskummer haben, erfährst du hier.

Was ist Liebeskummer?

Liebeskummer ist der körperliche und seelische Schmerz über den Verlust oder das Nichtzustandekommen einer Liebesbeziehung. Aus hormoneller Sicht ist Liebeskummer ein regelrechter Ausnahmezustand, der dem Verliebtsein diametral gegenübersteht. Während man frischverliebt dank Oxytocin und Dopamin auf Wolke sieben schwebt, ist Liebeskummer mit einem starken Anstieg der Stresshormone Cortisol und Adrenalin verbunden – und einem sehr niedrigen Dopaminlevel.

Dieser Hormoncocktail fühlt sich gar nicht gut an, nicht für dich aber auch nicht für dein Gehirn und deinen Körper. Mit extremen Effekten: Das Gehirn spielt dir Streiche, dein Körper schmerzt – ja sogar das Herz kann wortwörtlich am Trennungsstress erkranken. Dann sprechen Ärzte vom Broken-Heart-Syndrom.

Was bei Liebeskummer im Gehirn passiert

Weil der Schock bei Liebeskummer so groß ist, klammert sich unser Gehirn an dem, was noch zu haben ist: Erinnerungen und Hoffnungen. Es reagiert wie ein Junkie auf einen Drogenentzug und sucht nach Ersatzstoffen. Das Problem: diese Ersatzstoffe helfen dir nicht. Sondern wirken als schmerzbringende und verlängernde Zutaten des Liebeskummers.

Im Liebeskummer idealisieren wir unseren Expartner oder unsere Expartnerin und die gemeinsame Zeit. Und klammern uns an die Idee, dass vielleicht alles nur ein Irrtum war – und er oder sie es sich bestimmt noch anders überlegt. Kommt dir das bekannt vor? Genau hier spielt dir dein Gehirn einen bösen Streich. Sei ihm nicht böse, es möchte nur wieder mehr Oxytocin und Dopamin haben. Was du tun kannst: Hör auf, dir das Hirn zu zermartern, was du in der Vergangenheit vielleicht falsch gemacht hast und wie du das Geschehene zurückdrehen kannst. Und schau dir lieber deine persönliche Hoffnungssätze genauer an und finde heraus, wie sie für dich den Liebeskummer nicht enden lassen.

Warum haben wir Liebeskummer?

Liebeskummer bedeutet: Wir verlieren unsere Hauptbezugsperson. Unseren wichtigsten Menschen oder den, von dem wir gehofft hatten, er würde es werden. Das ist für das Bindungswesen, das wir als Menschen sind, ein wahnsinnig harter Schlag.

Eine Trennung bringt oft auch eine tiefe Selbstwertverletzung und die Angst vor dem Alleinsein mit sich. Entwicklungsforscher vermuten, dass wir Liebeskummer so heftig erleben, weil die Gefühle ein Erbe unserer menschheitsgeschichtlichen Vergangenheit sind. In der Steinzeit war ein Single schlicht nicht überlebensfähig. Man war auf den Schutz der Horde angewiesen – und auf das unbedingte Halten von Bindungen. Der Verlust eines geliebten Menschen ist für unser psychisches und körperliches System deshalb auch heute noch ein Grund, Alarm zu schlagen: mit Schmerzen, Ängsten, Trauer und Konzentrationsschwierigkeiten.

So erleben Männer und Frauen Liebeskummer

Über die Frage, ob Männer und Frauen Liebeskummer anders erleben, wird viel diskutiert. Oft heißt es, Männer würden weniger unter dem Liebesaus leiden, während Frauen mehr Zeit und Energie für das Verarbeiten von Trennungen investieren. Kulturell war es tatsächlich lange üblich, dass Männer ihre Gefühle weniger zeigen als Frauen. Dem Klischee nach suchen sie sich lieber schnell eine neue Partnerin als lange nachzudenken. Doch stimmt das tatsächlich? Aktuelle Studien belegen eher, dass Männer und Frauen etwa gleich lang nach einer Trennung trauern. Und zeigen sogar, dass Männer ein ähnlich großes Bedürfnis wie Frauen verspüren, über ihren Liebeskummer zu sprechen. Gleichzeitig ist die Zahl derjenigen, die dauerhaft Singles bleiben, weil sie keine Partnerin finden oder sich nicht neu einlassen können, bei Männern signifikant höher als bei Frauen. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie bei Trennungen tiefere Verletzungen davontragen oder schlechter verarbeiten als Frauen.

Wie lange dauert Liebeskummer?

Wie lange Liebeskummer dauert, ist individuell sehr unterschiedlich. Die durchschnittliche Dauer einer Trauerphase nach einer Trennung liegt statistisch gesehen bei etwa zwölf Monaten. Es gibt aber auch Menschen, die jahrelang an einer verlorenen Liebe leiden und nie gänzlich darüber hinwegkommen. Der Satz: Die Zeit heilt alle Wunden, stimmt also nicht immer. Gleichwohl spielt Zeit natürlich eine Rolle. Wichtig zu verstehen ist dabei jedoch: Liebeskummer geht nicht einfach weg, weil Zeit vergeht. Es hilft nichts, sich lange genug unter der Bettdecke zu verkriechen und einfach abzuwarten. Liebeskummer muss aktiv bewältigt und überwunden werden. Indem du dich aufraffst und entscheidest, deiner Zukunft eine neue Chance zu geben.

J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOS

PS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.

Liebeskummer – 5 Phasen der Trennung

Das Ende einer Beziehung kann uns tatsächlich ähnlich überfordern wie der Tod eines sehr nahen Angehörigen. So ähnelt auch die Art, wie wir Liebeskummer verarbeiten, dem Trauerprozess nach einem Todesfall. In Anlehnung an das Trauermodell der Sterbeforscherin Kübler-Ross kann man von 5 Phasen der Trennung sprechen:

  • Leugnung: Am Anfang fällt es schwer zu glauben, dass die Liebe wirklich Vergangenheit sein soll. Wir sind geschockt und wollen es einfach nicht wahrhaben.
  • Ärger: Wir reagieren mit Wut und Aggression. Diese kann sich gegen unsere Expartner oder unseren Expartner aber auch gegen uns selbst richten. (Wie konnte ich nur so dumm sein…?)
  • Feilschen: Wir versuchen alles Mögliche, um die Beziehung vielleicht doch noch zurückzubekommen. Und hoffen immer noch auf ein Wunder.
  • Depression: Wir verlieren jegliche Hoffnung und kommen ganz im Schmerz an. Spüren die Trauer über den Verlust, die Angst vor dem Alleinsein. Leiden vielleicht unter Schlafproblemen und Antriebslosigkeit.
  • Akzeptanz: Wir können endlich loslassen und die Veränderung in unserem Leben akzeptieren. Der Schmerz verändert sich, wird leiser und lässt mehr Raum für den Aufbruch zu neuen Ufern.

Wichtig: Jede und jeder trauert anders, das gilt auch für Liebeskummer. Die Phasen in diesem Modell laufen auch längst nicht bei allen Menschen nacheinander ab. Sondern oft gleichzeitig oder in veränderter Reihenfolge. Fest steht: Am Ende kommen wir nur über den Liebeskummer hinweg, wenn wir die neue Realität akzeptieren. Und die beinhaltet die schmerzhafte Einsicht: Der Mensch, der mir gestern noch der liebste war, ist heute kein Teil mehr von meiner Welt.

Liebeskummer überwinden – das hilft

Gegen Liebeskummer gibt es keine Allheilmittel. Aber einige Maßnahmen helfen sehr vielen Menschen, sich zu klaren Veränderungen durchzuringen:

  • Erinnerungsquellen entfernen: Zehnmal am Tag auf dem Social Media-Profil vom Verflossenen vorbeizuschauen und zu checken, was er gerade postet, wird dir nicht beim Loslassen helfen. Auch Fotos oder andere Erinnerungsstücke sollten dir möglichst nicht in die Hände fallen. Falls du hier immer wieder schwach wirst: Lösche am besten die digitalen Verbindungen und entsorge die Fotos von deinem oder deiner Ex. Mach Klarschiff und räume alles, was dich an ihn oder sie erinnert, aus deinem Leben.  
  • Schreib eine Negativliste über deinen oder deine Ex: Seien wir ehrlich, niemand hat nur positive Eigenschaften und auch in eurer Beziehung war bestimmt nicht alles rosarot. Fokussiere dich auf die Dinge, die dich schon immer gestört haben – das macht es dir leichter, dich emotional von einem Menschen zu lösen, der nicht mehr mit dir verbunden sein möchte.
  • Setz dich in Bewegung: Gegen Emo-Stress wie Liebeskummer hilft Sport, am besten in netter Gesellschaft. Das lenkt dich ab. Oder starte ein neues Projekt, dass dich ausfüllt.
  • Drück deine Gefühle aus und komm in Kontakt mit dir: Schreiben, Malen, Dichten, Tanzen, Singen sind gute Mittel, um den eigenen Gefühlen Raum zu geben.  
  • Gib dir Zeit für Verständnis, Freundschaft, Wunden lecken: Du brauchst erst mal ganz viele Spaziergänge und Freunde, denen du deine Beziehungsgeschichte erzählen kannst? Vielleicht auch mehrmals? Dann hol dir so viel freundschaftliche Nähe wie möglich. Nichts ist bei Herzschmerz so wichtig wie gute Freunde, die dir beistehen und dir das Gefühl geben, liebenswert und nicht allein zu sein.

Liebeskummer bei unerwiderter Liebe – was tun?

Du hast einen Korb bekommen oder leidest an einer vollkommen stillen, aber unerwiderten Liebe? Auch das kann furchtbar lang furchtbar weh tun. Die Kraft, den Schmerz zu überwinden, kannst du auch hier vor allem daraus gewinnen, dass du die Hoffnung beerdigst und einen Schlussstrich ziehst. Auch wenn es irgendwie schön ist, immer wieder vom „Was wäre, wenn“ zu träumen. Kurz: Auch in diesem Fall hilft nur der maximale Realismus. Sowie natürlich alle oben bereits aufgeführten Tipps bei Liebeskummer.

Wie schnell eine neue Beziehung beginnen?

Wann du wieder bereit bist, dich auf einen neuen Partner einzulassen, kannst letztlich nur du entscheiden – hör einfach gut auf dein Herz. Allgemein gilt: Nach einer tiefgreifenden Verlusterfahrung solltest du dir etwas Zeit geben, um das Erlebte zu verarbeiten. Gleich eine neue Beziehung zu beginnen, um damit die Schmerzen der Vergangenheit zu überdecken, ist meist keine gute Idee, weil man alte Verletzungen und Ängste mit in die neue Liebe hineinträgt. Pflege lieber für eine Weile deine Freundschaften und Interessen, entdecke Neues an Dir und in der Welt, entwickle dich und bereite dich so innerlich darauf vor, bald wieder einen besonderen Menschen zu verzaubern.

Hilfe bei Liebeskummer

Liebeskummer ist oft keine Kleinigkeit, sondern eine emotionale Krise. Wenn es dir länger schlecht geht, du aus dem Grübeln, Sehnen und der Verzweiflung nicht herauskommst – oder du merkst, dass du deinen Alltag vernachlässigst, dann warte nicht lang, sondern hol dir Hilfe, zum Beispiel bei Psychotherapeuten. Gute erste Anlaufstellen und immer ein offenes Ohr bei Beziehungskummer jeder Art findest du hier:

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Updated on:
Telefonkontakt
040 325 325 555

Rund um die Uhr und zum Ortstarif