Direkt zum Inhalt

Der Alien in dir: Wenn die Hormone deinen Körper im Griff haben

Symbolbild Hormone

In der einen Minute bist du fröhlich und könntest die ganze Welt vor Glück umarmen und in der nächsten möchtest du schreien vor Wut, weil dich deine kleine Schwester angesprochen hat? Deine Gefühle fahren Achterbahn und du fragst dich, wieso? Es gibt eine relativ einfache Antwort: Das machen die Hormone.

Was sind eigentlich Hormone und warum machen sie dich verrückt?

Sie heißen Östrogen, Testosteron, Progesteron, Oxytocin oder Dopamin. Und das sind nur fünf von mehr als 100 bekannten Hormonen. Sie werden ganz ohne dein Dazutun in den sogenannten endokrinen Drüsen etwa in der Schilddrüse, in den Eierstöcken und in den Hoden gebildet und via Blutbahnen durch den Körper transportiert. Die Steuerungszentrale ist der Hypothalamus im Gehirn. Der sorgt dafür, dass die Hormone immer ihr Ziel finden und deine Körperfunktionen steuern. Ob du Hunger hast oder schlafen möchtest, fröhlich oder traurig bist, voller Energie oder antriebslos, verliebt oder verletzt – all das beeinflussen diese schlauen Botenstoffe.

Die fünf genannten Hormone bekommen mit der einsetzenden Pubertät mehr Einfluss auf deinen Körper. Sie steuern nämlich dein Sexualleben – und das ist nun mal evolutionsbedingt für unser Überleben als Spezies ziemlich wesentlich. Bis sich die Hormone allerdings eingespielt haben, vergehen ein paar Jahre. Das sind ganz schön anstrengende Jahre für dich. Denn in dieser Zeit herrscht Chaos im Kopf. Du kannst dir deinen Kopf wie ein altes Haus vorstellen, das komplett umgebaut wird – und in dem jeder Handwerker macht, was er will. Am Ende werden die Zimmer aber alle fertig und dann erstrahlt das Haus in neuem Glanz. So wie du!

So wirken die Sexualhormone

  • Östrogen bezeichnet eigentlich eine Gruppe von vier verschiedenen Hormonen, die maßgeblich die weibliche Sexualität steuern. Zum einen sind Östrogene die Hormone der Kurven: Sie sorgen dafür, dass während der Pubertät Hüfte, Po und Brüste wachsen. Zum anderen sind es die Kümmerer-Hormone, die dich in die Lage versetzen, dich um das Wohlbefinden anderer zu sorgen – also auch um ein Baby. Das macht sie aber auch zu Drama-Hormonen, weil du unter ihrem Einfluss feinfühlig und unsicher wirst.  
  • Ganz anders das Testosteron: Es verleiht Selbstsicherheit und Mut, sorgt dafür, dass Muskeln und Körperbehaarung stärker wachsen, die Stimme tiefer wird – und sexuelle Lust entsteht. Es ist das wichtigste männliche Sexualhormon und gehört zu den sogenannten Androgenen. Aber: Männer- und Frauenkörper produzieren grundsätzlich beide Hormone, nur eben in unterschiedlicher Menge.
  • Auch das Gestagen Progesteron kommt im männlichen Körper vor. Sein wichtigstes Einsatzgebiet aber ist die Gebärmutter. Ohne Progesteron keine Schwangerschaft. Monat für Monat bereitet das Hormon den weiblichen Körper darauf vor. Wird eine Eizelle befruchtet und nistet sich ein, unterdrückt das Progesteron die weitere Heranreifung von Eiern. Wird kein Ei befruchtet, baut sich das Hormon wieder ab und die Monatsblutung setzt ein.
  • Oxytocin wird landläufig auch als Kuschelhormon bezeichnet. Wenn Mütter mit ihren Babys kuscheln oder sie stillen, wird jede Menge Oxytocin ausgeschüttet. Das sorgt für eine enge Bindung (funktioniert übrigens auch beim Vater). Wenn du dich das erste Mal verliebst, wirst du den Einfluss von Oxytocin daran merken, dass du eigentlich nur noch mit deinem Schwarm zusammen sein möchtest, ihr euch ständig anfassen, streicheln und küssen möchtet. Diese hormongesteuerte enge Bindung ist wichtig, damit wir uns überhaupt so nah kommen können. Der Oxytocin-Spiegel steigt ebenfalls erheblich, wenn du mit jemandem intim wirst – und bestimmt, wie intensiv du einen Orgasmus erlebst.
  • Kommt es zum Orgasmus, schüttet dein Körper auch noch Dopamin in großen Mengen aus – das Glückshormon. Es kurbelt im Gehirn die Regionen für Lust und Belohnung an. Ganz schön clever eingerichtet von der Natur, denn so sorgt sie dafür, dass wir uns beim Sex gut fühlen und irgendwann auch Nachwuchs bekommen.
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOS

PS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.

Wie verändern die Hormone Mädchen?

  • Blutung, Periode, Menstruation: Für die Monatsblutung gibt es viele Wörter. Sie setzt irgendwann zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr ein und zeigt an, dass du jetzt theoretisch schwanger werden kannst. Viele Mädchen merken die einsetzende Blutung an Bauch- oder auch Rückenschmerzen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Dagegen hilft meistens Wärme.
  • Die Brust wächst, die Hüften werden häufig etwas breiter, der Po runder.

Wie verändern die Hormone Jungen?

  • Bei Jungen werden die Schultern breiter, sie bekommen mehr Muskeln und eine tiefere Stimme. Der Bartwuchs setzt ein.
  • Mit Beginn der Pubertät bekommen Jungen häufig zum ersten Mal einen Samenerguss. So, wie die Monatsblutung bei den Mädchen, zeigt dieser Samenerguss: Der Junge ist geschlechtsreif und kann theoretisch Kinder zeugen.

Wann muss ich wegen der Hormone zum Arzt?

Eigentlich musst du wegen hormoneller Schwankungen nicht zum Arzt oder zur Ärztin. Du brauchst vor allem Geduld, bis sich deine Hormone eingespielt haben. Manchmal jedoch treten hormonelle Fehlfunktionen auf, die abgeklärt und behandelt werden sollten.

  • Zyklusstörungen: Sehr lange und starke Blutungen oder ein sehr kurzer Zyklus können Hinweise auf eine hormonelle Fehlfunktion sein, ebenso überdurchschnittlich starke Schmerzen während der Blutung. Sie können ein Anzeichen für Endometriose sein. Am besten klärst du das mit einer Gynäkologin.
  • PCOS: Das Polyzystische Ovarsyndrom ist eine von den Eierstöcken ausgelöste Überproduktion des Hormons Testosteron. Bemerkbar wird es durch Zyklusstörungen bis hin zum Ausbleiben der Regelblutung. Es tritt häufiger bei Töchtern auf, deren Mütter ebenfalls unter PCOS leiden. Ein Anzeichen kann starker Haarwuchs auch im Gesicht sein. Begünstigend für die Ausbildung scheinen Übergewicht und Stoffwechselstörungen zu sein. Das PCO-Syndrom ist die häufigste Ursache für Unfruchtbarkeit.
  • Pubertätsgynäkomastie: Bei manchen Jungen werden während der Pubertät sehr viele weibliche Hormone produziert. Die Folge: Die Brust beginnt zu wachsen. Meistens geht das Phänomen nach zwei bis drei Jahren von allein weg. Wenn nicht: konsultiere einen Arzt oder eine Ärztin.
  • Vorzeitige Pubertät: Kinder, die jünger als neun Jahre sind und schon deutliche Pubertätsanzeichen entwickeln, sollten einem Arzt vorgestellt werden. Setzt die Produktion der Sexualhormone sehr früh ein, kann das gravierende Folgen für die körperliche Entwicklung haben.
  • Keine Anzeichen von Pubertät: Jungen sind später dran als Mädchen. Aber wenn Teeanger auch mit 15 noch keinerlei Anzeichen von beginnender Pubertät zeigen, sollte ein Arzt die Hormone checken. Das gilt auch, wenn die Pubertät eine ungewöhnlich lange Pause von mehr als 18 Monaten einlegt. 

Wann ist die schlimmste Phase der Pubertät vorbei?

Grundsätzlich verläuft die Pubertät bei jedem anders. Manche Mädchen sind mit zwölf Jahren körperlich fix und fertig. Andere warten mit 14 noch darauf, dass endlich ein bisschen Brust wächst. Jungen sind im Vergleich dazu auch mit 13 oft noch klein. Aber spätestens mit 18 sehen auch sie aus wie ein „richtiger“ Mann.

Sexualwissenschaftler und Sexualwissenschaftlerinnen unterteilen die Pubertät grob in drei Phasen: die Vorpubertät, die zwischen dem 10. und dem 12. Lebensjahr einsetzt, die Hauptphase im Anschluss, sowie die Spätpubertät, die sich etwa zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr abspielt. Egal, wie schwer oder leicht die eine oder andere Phase bei dir abläuft, du kannst dich immer damit trösten, dass einfach alle Menschen durch die Pubertät durchmüssen – und es in der Regel auch schaffen.

Keiner versteht mich – und ich mich auch nicht.

Die Pubertät und der mit ihr verbundene hormonelle Umbau deines Körpers ist eine anstrengende, oftmals verwirrende Zeit – für dich und für deine Eltern. Wenn du das Gefühl hast, dass dich keiner mehr versteht und du dich selbst auch nicht mehr verstehst, kannst du dir auch bei der DAK Gesundheit Hilfe holen. Zum Beispiel hier:

Wenn du weitere Fragen hast, schreib eine E-Mail an das Team der DAK-Gesundheit: doktorsex@dak.de

Autor(in)

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Updated on:
Telefonkontakt
040 325 325 555

Rund um die Uhr und zum Ortstarif