70 Prozent mehr Krankschreibungen in Schleswig-Holstein
Kiel, 11. August 2023. Der Krankenstand der Beschäftigten in Schleswig-Holstein ist in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf einen neuen Höchststand geklettert. Es gab fast 70 Prozent mehr Fälle als im Vorjahreshalbjahr. Über die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatten bis Ende Juni 2023 bereits mindestens eine Krankschreibung. So eine hohe Quote (52,5 Prozent) wird gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht. Nach einer aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit stieg der Krankenstand auf 5,7 Prozent. Das ist der höchste Stand in Schleswig-Holstein seit dem Start der Halbjahresstatistik vor sieben Jahren, teilte die Kasse mit.
„Im ersten Halbjahr 2022 hatten wir bezogen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte rund 63 Krankschreibungs-Fälle, in diesem Halbjahr sind es 106 Fälle. Das ist ein enormer Anstieg von 70 Prozent“, erklärt Cord-Eric Lubinski, Landeschef der DAK-Gesundheit in Schleswig-Holstein. Vor allem kurze Erkrankungsfälle seien häufiger gewesen als sonst. „Das sehen wir daran, dass die Beschäftigten durchschnittlich nur rund 10 Fehltage pro Fall hatten. Die Falldauer in früheren Halbjahren war immer wesentlich höher.“
Fallzahlen mit Atemwegserkrankungen mehr als verdoppelt
Auf die Fehlzeiten der Beschäftigten haben sich vor allem die häufigen Atemwegserkrankungen ausgewirkt. So gab es bei den Krankschreibungen wegen Husten, Schnupfen und anderer Infekte mehr als eine Verdoppelung der Fälle – von etwa 16 auf rund 34 Fälle je 100 Beschäftigte.
Zu einem deutlichen Anstieg kam es ebenfalls bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Hier ging die Anzahl der Fälle bei 100 Beschäftigten von knapp 8 auf rund 13 Fälle hoch. Bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen gab es bezogen auf 100 Beschäftigte knapp 5 Fälle (2022: rund 3).
Die Fehlzeiten durch Corona gingen in Schleswig-Holstein um etwa ein Drittel zurück. Sie hatten nur noch einen Anteil von 2,4 Prozent am Krankenstand. Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch 8,1 Prozent).
Berufe mit Personalmangel haben die höchsten Krankenstände
Die Analyse zeigt auch, dass krankheitsbedingter Arbeitsausfall in Berufen mit Personalmangel besonders stark ist. So hatte beispielsweise Beschäftigte in nichtmedizinischen Gesundheitsberufen wie der Altenpflege im ersten Halbjahr 2023 im Schnitt pro Kopf 13 Fehltage. Im Durchschnitt aller Berufe waren es nur rund 10 Tage. Auch bei den Mangelberufen der Fahrzeugführung ist der Krankenstand weit überdurchschnittlich hoch. Hier hatte jede und jeder Beschäftigte im Schnitt ebenfalls fast 14 Fehltage.
„Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen dem Personalmangel in bestimmten Berufen und dem Krankenstand dort“, erklärt Lubinski. „Personalmangel kann zu einer Überlastung führen, die die Gesundheit entscheidend beeinträchtigt. Das Ergebnis sind mehr Fehltage – was die Personalsituation weiter verschärft. Das ist ein Teufelskreis!“ Der hohe Krankenstand mache deutlich, dass sich beim Thema Arbeit die gesundheitliche Dimension nicht wegblenden lässt. „Die Unternehmen in Schleswig-Holstein sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) investieren.“
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Sönke Krohn
Pressesprecher Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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