79 Prozent mehr Krankschreibungen in Berlin
Berlin, 15. August 2023. Der Krankenstand der Beschäftigten in Berlin ist in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf einen neuen Höchststand geklettert. Es gab rund 79 Prozent mehr Fälle als im Vorjahreshalbjahr. Knapp die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatten bis Ende Juni 2023 bereits mindestens eine Krankschreibung. So eine hohe Quote (46,9 Prozent) wird gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht. Nach einer aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit stieg der Krankenstand auf 5,4 Prozent. Damit waren an jedem Tag von 1.000 Arbeitnehmern 54 krankgeschrieben. Das ist der höchste Stand in der Hauptstadt seit dem Start der Halbjahresstatistik vor sieben Jahren. Die Krankenkasse hat alle Krankschreibungen des ersten Halbjahrs 2023 von mehr als 106.000 DAK-versicherten Beschäftigten in der Hauptstadt ausgewertet.
„Im ersten Halbjahr 2022 hatten wir bezogen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte rund 54,5 Krankschreibungs-Fälle, in diesem Halbjahr sind es 97,5 Fälle. Das ist ein enormer Anstieg von 79 Prozent“, erklärt DAK-Landeschef Volker Röttsches. Vor allem kurze Erkrankungsfälle seien häufiger gewesen als sonst. „Das sehen wir daran, dass die Beschäftigten durchschnittlich nur zehn Tage krankgeschrieben sind. Die Falldauer in früheren Halbjahren war immer wesentlich höher.“
Fallzahlen mit Atemwegserkrankungen mehr als verdoppelt
Auf die Fehlzeiten der Beschäftigten haben sich vor allem die häufigen Atemwegserkrankungen ausgewirkt. So hatten 100 Beschäftigte im Durchschnitt rund 34 Krankschreibungs-Fälle wegen beispielsweise Husten oder Schnupfen. Im ersten Halbjahr 2022 waren es dagegen nur knapp 15 Fälle. Zu einem deutlichen Anstieg kam es ebenfalls bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Hier ging die Fallzahl bezogen auf 100 Beschäftigte von rund sechs auf knapp elf Fälle hoch. Bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen gab es bezogen auf 100 Beschäftigte rund fünf Fälle (2022: rund drei). Die Fehlzeiten durch Corona gingen in Berlin um etwa drei Viertel zurück. Sie hatten nur noch einen Anteil von knapp zwei Prozent am Krankenstand. Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch rund acht Prozent.
Berufe mit Personalmangel haben hohe Krankenstände
Die Analyse zeigt auch, dass krankheitsbedingter Arbeitsausfall in Berufen mit Personalmangel besonders stark ist. So hatten beispielsweise Beschäftigte im Bereich der Erziehung, etwa in Kitas, pro Kopf im Durchschnitt mehr als 13 Fehltage. Bei anderen Berufen waren es nur rund zehn Tage. Auch bei den durch Personalmangel gekennzeichneten nichtmedizinischen Gesundheitsberufen wie der Altenpflege ist der Krankenstand vergleichsweise hoch. Im Durchschnitt hatte hier jede und jeder Beschäftigte mehr als zwölf Fehltage.
„Die Zahlen unserer Analyse zeigen einen engen Zusammenhang zwischen einem Personalmangel in bestimmten Berufen und dem Krankenstand dort“, ist sich Röttsches sicher. „Personalmangel kann zu einer Überlastung führen, die die Gesundheit entscheidend beeinträchtigt. Das Ergebnis sind mehr Fehltage – was die Personalsituation weiter verschärft. Das ist ein Teufelskreis!“ Der Krankenstand verdeutliche, dass beim Thema Arbeit Gesundheitsaspekte der Beschäftigten von großer Bedeutung seien. „Die Unternehmen in Berlin sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) investieren.“
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