Einfühlsame Kommunikation bei Menschen mit Adipositas

Viele adipöse Menschen schämen sich für ihr Übergewicht und fühlen sich in einem medizinischen Setting nicht wohl. Eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, kann bereits zu mehr Offenheit bei der Patientin oder dem Patienten sorgen. Darüber hinaus ist eine respektvolle und empathische Kommunikation wichtig, um bei Betroffenen keine Abwehrhaltung auszulösen.
Nachfolgend finden Sie Tipps und Ansätze, um das Thema Adipositas erfolgreich bei Betroffenen anzusprechen.
Hilfreiche Tipps und Ansätze
- Die Ansprache und Kommunikation soll wertschätzend und motivierend sein.
- Für einen sensiblen Umgang mit adipösen Patienten empfiehlt es sich, die eigenen Einstellungen gegenüber Übergewichtigen zu reflektieren.
Eine Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren, bieten z. B. diese Fragen
(adaptiert nach Puhl u. Brownell, hier nach Hilbert und Geiser):
- Behandle ich einen Patienten oder sehe ich vor allem einen „Dicken“?
- Würde ich diese Patientin genauso behandeln, wenn sie 20 kg weniger wiegen würde?
- Ziehe ich negative Rückschlüsse vom Gewicht auf Intelligenz, Compliance, Gesundheit, Lebensstil oder Charaktereigenschaften?
- Wie erkläre ich mir die Entstehung der Adipositas bei dieser Patientin?
- Fühle ich mich bei der Behandlung übergewichtiger Patienten weniger wohl als bei der Behandlung normalgewichtiger Patienten?
- Bin ich mir der besonderen Bedürfnisse und Sorgen adipöser Patientinnen und Patienten bewusst?
Gesprächsführungsstrategien bei Adipositas
(nach Hilbert et al. 2005)
Schritte | Beispielfragen |
---|---|
1. Stellen Sie offene Fragen | „Wie geht es Ihnen heute?“ |
2. Bitten Sie um Erlaubnis, das Thema Adipositas anzusprechen | „Wären Sie damit einverstanden, kurz über Ihr Gewicht zu sprechen und auch darüber, wie es Ihrer Meinung nach Ihre Gesundheit beeinflusst?“ |
3. Bringen Sie die Änderungsbereitschaft des Patienten in Erfahrung | „Wie geht es Ihnen mit Ihrem Gewicht?“, „Wie bereit wären Sie, Ihre Essgewohnheiten zu verändern?“, „Wie bereit wären Sie, Ihre Bewegungsgewohnheiten zu verändern?“ |
4. Verstärken Sie die Änderungsbereitschaft | „Ihr Gewicht liegt momentan im Bereich der Adipositas. Gibt es etwas, das Sie über Adipositas wissen möchten?“, „Gibt es etwas, das Sie an Ihrem Gewicht mögen?“, „Möchten Sie mir einige dieser Dinge erzählen?“, „Was mögen Sie nicht an Ihrem Gewicht?“, „Welche Befürchtungen haben Sie bezüglich Ihres Gewichts?“ |
5. Vermitteln Sie dem Patienten Informationen über Adipositas | „Adipositas erhöht das Risiko verschiedener medizinischer Probleme, wie z.B. Bluthochdruck, Schlaganfall, Krebs, Diabetes und Atemwegserkrankungen. Dies bedeutet nicht, dass Sie daran erkranken werden, sondern dass das Risiko für Sie größer ist, daran zu erkranken.“, „Wie denken Sie darüber?“ |
6. Teilen Sie dem Patienten Ihre Bedenken mit | „Ich mache mir Sorgen, dass Ihre Ess- und Bewegungsgewohnheiten Ihre Gesundheit beeinträchtigen.“, „Ich mache mir Sorgen, dass Ihr Gewicht weiter steigt und Ihren Diabetes verschlechtert.“ |
7. Unterstützen Sie die Veränderung des Gesundheitsverhaltens | „Hier sind einige Möglichkeiten, dies zu verändern: Eine Balance zwischen Nahrungsaufnahme und Bewegung zu finden, kann dabei helfen das Gewicht zu stabilisieren und Ihre Gesundheit zu verbessern.“, „Was glauben Sie, was für Sie am besten funktionieren würde?“, „Welche Verhaltensweisen in Bezug auf Essen und Bewegung würden Sie gerne ändern?“, „Für weitergehende Unterstützung würde ich Ihnen eine Adipositasverhaltenstherapie empfehlen, denn eine medikamentöse Behandlung oder ein operativer Eingriff sind bei Ihnen nicht angezeigt.“ |
8. Motivieren Sie den Patienten, sein Gewicht zu stabilisieren oder zu reduzieren | „Welches Ziel möchten Sie gerne erreichen?“, „Welche positiven Veränderungen erwarten Sie von einer Gewichtsreduktion?“, „Es wurde gezeigt, dass schon eine Reduktion von 5–10% Gesundheitsrisiken vermindert und die Gesundheit verbessert.“ |
Zusammenfassung
Zusammenfassend sollte es das Ziel des Gesprächs sein, dass sich der Patient nicht stigmatisiert, sondern ernst genommen fühlt. Sein Verständnis des Problems sollte erweitert, seine Ziele und Handlungsmöglichkeiten transparenter, und seine Änderungsmotivation und Selbstwirksamkeit gesteigert werden.

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Quellenangaben