Wie Ärzte und Ärztinnen zur Arzneimittelsicherheit beitragen können

In der modernen Medizin werden Medikamente zur Genesung, Vorbeugung und Diagnose von Krankheiten eingesetzt. Über die letzten Jahrzehnte hat die Arzneimittelforschung dazu geführt, dass zahlreiche Erkrankungen geheilt oder gelindert werden können. Trotz all der positiven Entwicklungen treten im ärztlichen Behandlungsalltag weiterhin auch zum Teil auch unbekannte Nebenwirkungen und Interaktionen auf.
Ärztinnen und Ärzte haben nicht nur die Aufgabe, durch ein verantwortungsvolles Verschreiben von Medikamenten bekannte Nebenwirkungen abzuwenden, sondern auch nicht bekannte Nebenwirkungen und Interaktionen festzustellen und zu melden. Hier spielt der Begriff der Pharmakovigilanz eine wichtige Rolle.
Was versteht man unter Pharmakovigilanz?
Im Rahmen der Feststellung von medikamentösen Nebenwirkungen hat sich der Begriff der Pharmakovigilanz etabliert. Die WHO definiert den Begriff der Pharmakovigilanz als alle Aktivitäten, die die Aufdeckung, die Bewertung, das Verstehen und die Prävention von Nebenwirkungen und anderen Arzneimittel-bezogenen Problemen betreffen.
Das Konzept der Pharmakovigilanz hat das Ziel der höchstmöglichen Sicherheit im Umgang mit Medikamenten und strebt an, ein ideales Risiken-Nutzen-Verhältnis bei Medikamenten zu gewährleisten. Zu den Aspekten der Pharmakovigilanz gehören:
- Die Erkennung von Nebenwirkungen: Bisher nicht bekannte oder unzureichend dokumentierte Nebenwirkungen sollen von Ärztinnen und Ärzten im Rahmen der Pharmakovigilanz detailliert dokumentiert werden, um diese Nebenwirkungen für die Zukunft sichtbar zu machen.
- Bewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses eines Medikamentes: Der Arzt oder die Ärztin sollte die positiven Aspekte eines Medikamentes gegen die möglichen Risiken abschätzen.
- Kommunikation von Sicherheitsaspekten: Ärzte und Ärztinnen sollen mit Apothekern und Apothekerinnen sowie Patienten und Patientinnen die genannten Aspekte von Medikamenten transparent kommunizieren.
Wie können Ärzte und Ärztinnen kontinuierlich zur Arzneimittelsicherheit beitragen?
Ärztinnen und Ärzte müssen im Rahmen der Pharmakovigilanz eine Vielzahl von Aktivitäten unternehmen, um kontinuierlich zur Arzneimittelsicherheit beizutragen. Zu den Schritten, die Ärzte und Ärztinnen in diesem Prozess gehen können, gehören:
- Regelmäßige Dokumentation und Meldung von Nebenwirkungen: Ärzte und Ärztinnen sollen jede Nebenwirkung konsequent dokumentieren und an die zuständige Stelle melden, auch wenn diese zunächst geringfügig erscheint.
- Aufklärung der Patientinnen und Patienten: Ärzte und Ärztinnen sollen ihre Patienten und Patientinnen aufmerksam und umfangreich über die Nebenwirkungen von Medikamenten aufklären und sie dabei zur eigenen Meldung von Nebenwirkungen ermutigen (mehr dazu s.w.u.).
- Medikationspläne überprüfen: Medikationspläne sollen auf Wechselwirkungen und unnötige Risiken überprüft werden.
- Teilnahme an Studien: Durch die Mitwirkung an Phase-IV-Studien oder anderen Beobachtungsstudien können Ärztinnen und Ärzte an der Gewinnung von Langzeitdaten mitwirken.
Wie und wo können Ärzte und Ärztinnen Nebenwirkungen melden?
Pharmakovigilanz ist wichtig für die korrekte Risikoeinschätzung von Medikamenten für bestimmte Patientengruppen. Ärzte und Ärztinnen müssen Verdachtsfälle von Nebenwirkungen an folgende Stellen melden:
- In Deutschland ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die zentrale Stelle für Meldungen von Nebenwirkungen: https://www.bfarm.de/SharedDocs/Formulare/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/aa-uaw-melde-bogen.html
- Verdachtsfälle können auch über die Plattform der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) gemeldet werden. Die EMA bietet das elektronische System EudraVigilance, dass Meldungen europaweit sammelt: https://www.adrreports.eu/de/eudravigilance.html
- Ärztinnen und Ärzte können Verdachtsfälle direkt an die Sicherheitsabteilungen der jeweiligen Hersteller melden. Die Arzneimittelhersteller sind gesetzlich verpflichtet, die Nebenwirkungen zu erfassen.
- Apps und digitale Plattformen wie SafeVac des Paul-Ehrlich-Instituts, ermöglichen es Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten, medikamentöse Nebenwirkungen einfach und unkompliziert zu melden: https://www.pei.de/DE/arzneimittelsicherheit/pharmakovigilanz/meldeformulare-online-meldung/meldeformulare-online-meldung-node.html