Selbstliebe: Warum sie so wichtig ist und wie du sie erlernst
Irgendwas ist immer: Die Haare, die Nase, die Füße, das Wissen, die Freundschaften, der Job – gerade Frauen neigen dazu, sich selbst und ihr Leben kritisch zu betrachten. Nun ist ein gerüttelt Maß an Selbstkritik durchaus hilfreich, schließlich bringt es dich weiter im Leben, wenn du Zustände änderst, die dich nicht zufriedenstellen. Was die ständige Kritik jedoch völlig zudeckt, ist die Liebe zu dir selbst. Und die brauchst du, um ein glücklicher und liebenswerter Mensch zu sein.
Was ist Selbstliebe?
Selbstliebe ist die Fähigkeit, sich selbst mit allen Stärken und Schwächen anzunehmen und die eigene Persönlichkeit wertzuschätzen. Die Liebe zu sich selbst ist weder zu verwechseln mit Egoismus noch hat sie etwas mit übersteigerter Eitelkeit zu tun. Selbstliebe bedeutet, auf sich selbst und die eigenen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen, für sich zu sorgen und liebevoll mit sich selbst umzugehen. Selbstliebe meint nach Definition des US-Psychologen Morris Rosenberg „das subjektive Empfinden seines eigenen Wertes, die Wertschätzung der eigenen Persönlichkeit, die Zufriedenheit mit sich selbst“. Fähigkeiten, die vor allem Frauen häufig nicht gelernt haben.
Selbstliebe und Psychologie
Warum lieben sich manche Menschen wie selbstverständlich und andere sind permanent im Hader mit sich selbst? Die Psychologie sieht eine wesentliche Ursache in der mangelnden Wertschätzung durch die Eltern während der ersten sechs Lebensjahre: Damit wir lernen, uns selbst mit allen Facetten unserer Persönlichkeit zu lieben, müssen unsere Eltern uns beibringen, dass wir als Person genau richtig sind – auch wenn wir als Kinder nicht alles richtig machen!
Eltern sollten also mit Offenheit und liebevollem Interesse auf ihre Kinder zugehen, statt eine klare Vorstellung davon zu haben, wie ein Kind sein sollte.
Noch immer wird Mädchen beispielsweise anerzogen, Rücksicht vor allem auf andere zu nehmen. Oder sie werden dafür gelobt, wenn sie sich „hübsch gemacht“ haben. Eltern knüpfen Liebe zudem häufig an gefälliges Verhalten („Wenn du stillsitzt, hab‘ ich dich lieb.“) Im Umkehrschluss heißt mangelnde Selbstliebe aber nicht, dass eine Kindheit nur schrecklich war. Auch eine schmerzhafte Trennung, Mobbing und ähnliches können dazu führen, dass sich Menschen nicht annehmen können wie sie sind.
Warum ist es wichtig, sich selbst zu lieben?
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Selbstliebe bedeutet auch, dass du dich in deinem Körper wohlfühlst. Und zwar nicht erst dann, wenn du dir im Fitnessstudio eine Idealfigur antrainiert hast. Kein Körper ist perfekt. Wenn du aber in der Lage bist, dich vor den Spiegel zu stellen und liebevoll über deine sogenannten Problemzonen hinwegzusehen, dann ist dein Bild von dir selbst ganz in Ordnung. Menschen, die sich selbst so annehmen können wie sie sind, haben übrigens auch den besseren Sex.
Apropos: Meistens wird mangelnde Selbstliebe in Beziehungen offensichtlich. Streit um Kleinigkeiten, Eifersucht, die Unfähigkeit, jemandem zu sagen, dass man ihn liebt, emotionale Abhängigkeit – liebevolle Beziehungen auf Augenhöhe, aber auch stabile Freundschaften, sind für Menschen, die sich selbst nicht genug lieben, oft schwierig. Bist du hingegen mit dir selbst im Reinen, kannst du auch mit deinen Mitmenschen freundlicher und gelassener umgehen.
Nach Ansicht vieler Psychologen ist Selbstliebe die Voraussetzung dafür, andere Menschen überhaupt lieben zu können. Eindrücklich beschrieben hat dies zum Beispiel Erich Fromm, einer der führenden Sozialpsychologen des 20. Jahrhunderts. Aber auch die Verfasser der Bibel wussten das schon, als sie schrieben: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Das heißt: Nur, wer sich selbst gut behandelt, kann auch andere Menschen gut behandeln.
So lernst du, dich selbst zu lieben
Oft ist der Mangel an Selbstliebe tief in uns verankert. Das Gute ist: dieser Mangel ist heilbar, egal, wie alt du bist! Getreu dem Motto von Erich Kästner „Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit“.
So manche – durchaus auch unbedachte – Äußerung in deiner Kindheit hat sich sicher auch dir wie eine Art Glaubenssatz eingeprägt. Das kannst du selbst als erwachsener, rational denkender Mensch nicht einfach ablegen. Du warst dann „immer schon“ ein bisschen zu langsam, ein bisschen zu dick, untalentiert in Musik, Sport oder Mathe, unorganisiert.
Eine Methode zur Stärkung der Selbstliebe ist deshalb beispielsweise die Auseinandersetzung mit dem sogenannten inneren Kind, wie sie etwa von Stefanie Stahl in ihrem Bestseller „Das Kind in dir muss Heimat finden“ beschrieben wird. Kratzt die Beschäftigung mit der Selbstliebe jedoch stark an deiner Seele, solltest du dich besser von einer Psychologin oder einem Psychotherapeuten begleiten lassen.
Tipps für mehr Selbstliebe
- Mach es dir schön mit dir selbst: Lade dich selbst zu einem Date mit dir ein. Nimm dir Zeit, abzuschalten und Energie zu tanken mit Dingen, die dir Freude bereiten. Ein warmes Bad, ein wohltuendes Getränk, schöne Musik, ein gutes Buch. Oder ein Waldspaziergang, ein Tag am Meer, Yoga, Tanzen.
- Feiere dich selbst: Du hast deine Aufschieberitis überwunden und das unangenehme Gespräch mit deiner Kollegin oder deinem Chef geführt. Du hast deinen Kleiderschrank ausgeräumt. Du hast eine Weiterbildung absolviert. Alles Gründe, dich selbst zu feiern!
- Behandle dich wie den Menschen, den du am meisten liebst: Menschen, die man liebt, verzeiht man Fehler, tröstet sie, bestärkt sie in ihren Stärken. Genau das solltest du dir in Erinnerung rufen, wenn du mal wieder ungnädig mit dir selbst bist.
- Entschuldige dich nicht dafür, wie du bist: Für Fehler oder Verletzungen solltest du dich selbstverständlich entschuldigen. Nicht jedoch für deine Persönlichkeit. Es wird immer Menschen geben, die dich für deine kleinen Schwächen besonders lieben.
- Konzentriere dich auf deine Stärken: Finde heraus, was du besonders gut kannst und baue diese Stärken bewusst aus. Wer nur auf das schaut, was er nicht kann, traut sich irgendwann gar nichts mehr zu.
Quellenangaben