Sport gegen Aggressionen
Sport tut gut und baut Aggressionen ab. Warum das so ist und welche Sportarten bei der Stressbewältigung unterstützen, erfährst du hier.
Warum sind wir aggressiv?
Überforderung, Streitereien, Termindruck: In unserem Alltag gibt es genügend Faktoren, die heftig an unseren Nerven rütteln und gelegentlich sogar die Wut in uns hochkochen lassen. Das ist nicht erst seit gestern so: Menschliche Aggressionen sind so alt wie wir Menschen selbst, sind sie doch Teil der körperlichen Vorbereitung auf einen Kampf oder eine Flucht aus einer Gefahrensituation. Dabei richtet sich aggressives Verhalten instinktiv auf die Schädigung anderer Lebewesen oder Gegenstände.
Weil Keule, Faust und Schwert heute als Konfliktlöser glücklicherweise verpönt sind, brauchen wir ein anderes Ventil, um unserer Wut regelmäßig Luft zu verschaffen. Gelingt uns das nicht, leidet unsere Seele und wir richten die Aggression im Zweifel gegen andere Menschen oder gar gegen uns selbst.
Wieso hilft Sport dabei, Aggressionen abzubauen?
Ein wirksames Mittel für Stress- und Aggressionsabbau ist Sport. Dabei kommen diverse Sportarten in Frage, die allerdings eines gemeinsam haben sollten: die körperliche Verausgabung. Aber warum ist das so? Und warum ist Sport so geeignet, um unsere negativen Impulse im Zaum zu halten?
Sport ist die beste Medizin
Da Aggression zur menschlichen Natur gehört, sollten wir sie kontrolliert ausleben. Ob sie nun durch Krankheit, genetische Einflüsse oder die Erziehung bedingt ist – es gilt, sie hervorzuholen, anzunehmen und entsprechend zu kanalisieren. Sonst entlädt sich die über Jahre angestaute Wut womöglich irgendwann mit einem großen Knall. Und da kommt der Sport ins Spiel. Genauer gesagt, seine Wirkung auf unsere körpereigene Chemie. Denn wer oft wütend ist, stößt reichlich Adrenalin aus, das dringend abgebaut werden muss. Am besten durch regelmäßige, anstrengende Bewegung. Damit sinkt nicht nur unser Aggressionslevel, wir beugen auch schwerwiegenden Komplikationen wie Herz-Rhythmus-Störungen vor, die durch einen erhöhten Adrenalinspiegel bedingt werden. Wenn du also Körper und Geist dauerhaft glücklich und zufrieden machen willst, ist Sport die beste Medizin.
Deeskalierende Sportarten eignen sich zum Aggressionsabbau
Aber welche Sportarten eignen sich besonders für die Aggressionsbewältigung?
- Ringen
Ringen gilt als eine der wichtigsten Sportarten für die Prävention von Gewalt. Hier lernst du nicht nur Grifftechniken zum Überlisten deines Gegners, sondern auch die disziplinfördernde Beachtung strikter Regeln oder die Rücksichtnahme auf deine Trainingspartner. Das gegenseitige Vertrauen ist eines der Basiselemente beim Ringen – immerhin wird nicht gegeneinander, sondern miteinander gerungen. Und vor allem: Beim Ringen kannst du dich so richtig verausgaben. - Boxen
Die wohl popkulturell am weitesten verbreitete Variante für den Aggressionsabbau ist der Schlag in den Sandsack. Aber auch der Zweikampf macht einiges her. Dabei sollte Boxen nicht als sinnlose Prügelei verstanden werden. Richtig angewandt, ist es ein höchst technischer Sport, der weniger Kraft, sondern viel mehr Präzision, Cleverness, Ausdauer und Körperbeherrschung erfordert. - Fitnesstraining
Der Allrounder bei der Bewältigung von Wut und Aggression. Ob per Gruppen-Kurs, Trainingsprogramm oder Einzeltraining, ob du auf Ausdauer, Kraft oder die Kombination aus allem setzt: Hier ist bestimmt für jeden etwas dabei. Der Vorteil beim Fitnesstraining: Hantel, Cardiogeräte oder Thera-Band gibt es auch für Zuhause. Gerade in Zeiten von Corona daher eine gute Wahl. Zumal du dort im Zweifel auch zusammen mit deinem Partner trainieren und den Adrenalinspiegel senken kannst.
Der kleine Unterschied: sportlicher Wut-Abbau bei Männern und Frauen
Apropos Training mit dem Partner oder der Partnerin: Gibt es zwischen Mann und Frau beim Abbau von Aggressionen eigentlich Unterschiede? Aktuelle Studien belegen, dass Männer im Schnitt eine höhere Aggressionsbereitschaft aufweisen als Frauen. Zudem neigen Männer dazu, ihre Wut auf direktem, physischem Weg auszudrücken, während Frauen eher verbal agieren, Intrigen stricken oder ihr Gegenüber sozial ausgrenzen. Zudem richten Frauen ihre angestaute Aggression häufig gegen sich selbst, etwa in Form von Essstörungen, Rauchen oder übermäßigem Alkoholkonsum. Dabei würde auch ihnen die sportliche Betätigung Luft verschaffen und könnte ein Ventil sein. Sie sind daher zwar seltener im Boxring, aber häufiger im Fitnessstudio, beim Volleyball oder Joggen anzutreffen. Aber auch hier gilt: Jede/r, womit er/sie sich am wohlsten fühlt.
Aggressionssteigerung durch kompetitive Sportarten
Aber die Wahl der Sportart ist auch auf anderer Ebene von Bedeutung. So gibt es Sportarten, die die Aggression noch weiter steigern können. Dazu gehört logischerweise nicht nur der erwähnte Boxsport, sondern etwa auch kompetitiver Mannschaftssportart wie Fußball. Denn werden vermehrt Zweikämpfe verloren, Gegentore hingenommen oder rüde Fouls eingesteckt, kann das durchaus in Frustration und Aggression umschlagen. Untersuchungen zeigen daher auf, dass unterlegene Mannschaften häufiger ihre Gegenspieler foulen – und somit Verletzungen in Kauf nehmen – als führende. Bei der Wahl der geeigneten Sportart zur Aggressionsbewältigung solltest du diesen Aspekt also durchaus in Betracht ziehen. Höre in dich hinein, mit welcher sportlichen Betätigung du dich dauerhaft wohlfühlst, halte dich an die Regeln und begegne deinem Gegenüber stets mit Respekt. Lerne, dich selbst und deine Aggressionen zu kontrollieren, damit niemand unnötig zu Schaden kommt. Wenn dir das gelingt, sind das gute Voraussetzungen, dass du dich so richtig auspowern und deine Wut in gesunde Lebensenergie verwandeln kannst.