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Alkohol: Droge Nr.1

Alkohol Droge Nr.1: Vier junge Leute sitzen zusammen und stoßen freudig mit einem Aperol-Cocktail an

Auch wenn heute in Deutschland weniger Alkohol getrunken wird als noch vor einigen Jahrzehnten, gehört er nach wie vor für viele einfach dazu. Alkohol ist nicht nur die am meisten verbreitete Droge weltweit, sie produziert auch die höchsten gesellschaftlichen Folgekosten.

Hier erfährst du, warum das Trinken in unserem Leben bis heute so eine große Rolle spielt, wie du dich fühlst, wenn du auf Alkohol verzichtest und wie Jugendliche vor den Gefahren durch Alkohol geschützt werden können.

Alkohol: Zahlen und Fakten

Wenn wir über Drogen sprechen, meinen wir oft nicht Alkohol, sondern denken vor allem an illegale Substanzen wie Heroin, Kokain, Speed und andere. Dabei läuft Alkohol all diesen vermeintlich harten Drogen an Verbreitung und gesellschaftlichen Folgekosten bei weitem den Rang ab:

  • Laut aktuellem Global Drug Survey war Alkohol auch 2021 mit Abstand die weltweit am meisten konsumierte Droge. Über 90 Prozent der 32.000 Befragten in 22 Ländern geben an, im Jahr 2021 Alkohol getrunken zu haben.
  • Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation starben zum Beispiel im Jahr 2016 etwa drei Millionen Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsum. Das sind über fünf Prozent aller weltweiten Todesfälle.
  • Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen betragen die direkten und indirekten Kosten des Alkoholkonsums allein in Deutschland jährlich rund 57 Milliarden Euro, davon mehr als 16 Milliarden direkte Kosten im Gesundheitssystem und über 40 Milliarden Euro indirekte Kosten (zum Beispiel durch Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Frühverrentung und frühzeitigen Tod).

Warum trinkt man Alkohol?

Manche Menschen trinken aus Genuss, andere aus Langeweile, weil sie Probleme haben oder sich weniger unsicher fühlen wollen. In unserer Kultur verbindet man auch feierliche Anlässe oft mit Alkoholkonsum, von Karneval über Silvester, dem Anstoßen im Kollegenkreis über Hochzeiten bis zu den feuchtfröhlichen Feiern nach Fußballspielen. Alkohol funktioniert hier als ein Verstärker von positiven Emotionen und schafft einen kollektiven Rauschzustand, der als Gegenpol zum Alltagsmodus erlebt wird.

Im aktuellen Global Drug Survey geben 36 Prozent der Befragten an, wegen der Corona-Epidemie mehr Alkohol zu trinken als zuvor. Als Gründe dafür nannten sie: mehr verfügbare Zeit, Langeweile, erhöhter Stress und Angst aufgrund der aktuellen Situation .

Du möchtest dich mit deinen persönlichen Gründen fürs Alkoholtrinken auseinandersetzen? Dann nutze dafür zum Beispiel diesen Externer LinkFragenkatalog.

Welche Rolle spielt Alkohol in der Geschichte?

Alkohol ist vermutlich die älteste Droge der Welt. Es gibt sogar die Theorie, dass Alkohol der Grund ist, warum Menschen mit dem Ackerbau begonnen haben und sesshaft geworden sind. Die berauschende Wirkung vergorener Früchte hat den Menschen auf jeden Fall bereits vor vielen tausend Jahren fasziniert und angezogen.

Dieser Rausch wurde vor allem religiös gedeutet, wie im Dionysos-Kult oder beim Abendmahl im Christentum, und war lange nur Königen und Priestern vorbehalten. Bei Hippokrates galt Wein als wirksame Medizin, zum Beispiel bei Schlaf- und Magenbeschwerden, und im Mittelalter trank man oft bereits zum Frühstück Biersuppe. In der Industrialisierung bezahlte man die Arbeiter zeitweise mit Alkohol, was zu Alkoholismus als Massenphänomen der unteren Bevölkerungsschichten („Elendsalkoholismus“) führte. Bier, Wein und Destillate haben auf jeden Fall Menschheitsgeschichte geschrieben, und dass, obwohl in einigen Teilen der Welt lange fast kein Alkohol konsumiert wurde. Denn die Menschen in Asien vertragen oft keinen Alkohol, weil ihnen bestimmte Enzyme für den Alkoholabbau in der Leber fehlen.

Welche gesellschaftliche Funktion hat Alkohol heute?

Obwohl wir uns heute zunehmend der negativen Folgen von Alkoholmissbrauch bewusst sind, haben alkoholische Getränke noch immer eine Sonderstellung in unserer Gesellschaft.  Alkohol ist derzeit die einzige legale Rauschdroge – und gehört auch heute noch für viele Menschen zu Geselligkeit und einer gepflegten Tischkultur dazu. Hochwertige Weine und Destillate, aber auch die Braukunst werden von vielen als wertvolle Kulturgüter geschätzt.

Deutschland und viele andere europäische Länder zählen nach wie vor zu den Hochkonsumländern, in denen im weltweiten Vergleich besonders viel Alkohol getrunken wird. Die Weltgesundheitsorganisation weist seit Jahren kritisch darauf hin, dass die meisten Länder Europas nach wie vor davor zurückschrecken, härtere Methoden zur Reduktion des Alkoholkonsums einzusetzen. Werbeverbote, Steuererhöhungen und zeitlich-räumliche Begrenzung der Verkäuflichkeit von alkoholischen Getränken müssten konsequenter zum Einsatz kommen, so die WHO, um die schädlichen Folgen des Alkoholkonsums zu verringern und Kindern und Jugendlichen das Recht auf eine drogenfreie Entwicklung zu ermöglichen.

Wie wirkt Alkohol auf die Psyche?

Unser psychisches System ist darauf ausgerichtet, Wohlbefinden anzustreben. Die Regulation dafür steuert unter anderem das Belohnungszentrum im Gehirn. Alkohol wirkt auf dieses Belohnungszentrum und sorgt dafür, dass mehr von dem Glückshormon Dopamin ausgeschüttet wird. Gleichzeitig wirkt er beruhigend und verlangsamt die Gehirntätigkeit. Dinge, die uns belasten, rücken damit für eine gewisse Zeit in den Hintergrund. Die Stimmung steigt, die Ängste lassen nach. Da dieser Prozess sehr schnell stattfindet, ist Alkohol eine verführerische Droge. Auf den angenehmen Moment der leichten Berauschtheit folgt oft schon bald das Verlangen nach mehr Alkohol. Damit tritt die betäubende Wirkung des Alkohols zunehmend stärker in den Vordergrund und es kommt zu Effekten wie Schwindel, Übelkeit, körperlichem und kognitiven Kontrollverlust.

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Alkohol wirkt auch als Gefühlsverstärker, er kann euphorisch oder weinerlich stimmen, aber auch Aggressionen befördern und die Hemmschwelle für kriminelle und gewalttätige Aktionen herabsetzen. Alkoholsucht geht häufig mit psychischen Erkrankungen einher. Alkoholkranke Menschen leiden besonders häufig unter Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Störungen

Wann beginnt die Sucht?

Alkoholsucht hat viele Gesichter und kann sich auf verschiedenen Wegen entwickeln. Der Alkoholabhängigkeit geht oft die Gewöhnung voraus. Wer regelmäßig trinkt, verträgt mehr und trinkt dann automatisch größere Mengen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Das Gehirn entwickelt eine Toleranz und erwartet immer mehr. So entsteht die Abhängigkeit von der Droge.

Alkoholsucht ist nicht erst da, wenn jemand Entzugserscheinungen hat, weil er nichts zu trinken bekommt. Ein zentrales Anzeichen für Sucht ist, wenn du beginnst, deinen Alltag, dein soziales Umfeld und deine Gewohnheiten passend für den regelmäßigen Alkoholkonsum einzurichten. Auch wenn du dir eingestehen musst, dass du zwar versuchst, weniger zu trinken, aber es dir nicht gelingt, bist du ernsthaft gefährdet, an Alkoholismus zu erkranken.

Wie fühle ich mich, wenn ich auf Alkohol verzichte?

Wenn du bisher regelmäßig Alkohol getrunken hast, um zum Beispiel am Abend fast auf Knopfdruck in eine gute Stimmung zu kommen, wird sich dein Leben für ein paar Tage oder Wochen tatsächlich anders anfühlen. Auch wenn du auf Parties gehst, musst du damit rechnen, manchmal gefragt zu werden, warum du denn nichts trinkst. Das kann sich anfangs merkwürdig anfühlen. Denk daran, dass es mehr über das Alkoholproblem von anderen als über dich aussagt, wenn sie dich unbedingt zum Alkoholtrinken überreden wollen.

Das sind die guten Seiten, wenn du auf Alkohol verzichtest:
  • Du wirst gesünder und fitter: Deinem Herzen, deiner Leber und deinem ganzen Körper geht es besser ohne Alkohol.
  • Du kannst tiefer und erholsamer schlafen.
  • Du leidest nicht mehr unter verkaterten Tagen.
  • Auch deine Stimmung und deine psychische Gesundheit können sich ohne Alkohol verbessern.
  • Du hast mehr Power für positive Aktivitäten: Wenn du singst, tanzt, lachst, Sport treibst, etwas Spannendes spielst oder dich angeregt mit Menschen unterhältst, schüttet dein Gehirn nämlich ebenfalls Glücksbotenstoffe aus.

Alkohol bei Jugendlichen: das sollten Eltern beachten

Jugendliche, die in unserer immer noch sehr alkoholaffinen Gesellschaft groß werden, haben auch heute noch nicht selten das Gefühl, dass Alkohol zum Erwachsenwerden dazugehört. Der Trend zu wöchentlichem Konsum oder Rauschtrinken ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Auflklärung bei den 12- bis 17-jährigen Jugendlichen zwar rückläufig, dennoch haben über 60 Prozent aller Jugendlichen in dieser Altersspanne bereits Erfahrungen mit Alkohol gesammelt. Knapp zehn Prozent von ihnen konsumieren mindestens einmal wöchentlich Alkohol und etwa jeder siebte Jugendliche unter 17 war schon einmal betrunken. 

Wegen der leichten Zugänglichkeit alkoholischer Getränke und der gesundheitlichen Risiken, die sich mit dem Trinken von Alkohol verbinden, ist es wichtig, Kinder und Jugendliche über die Gefahren des Alkohols aufzuklären und sie möglichst vor den Gefahren, insbesondere des Rauschtrinkens mit den möglichen Folgen wie Alkoholvergiftung, Blackout und Kontrollverlust zu schützen.

Erwachsene sollten sich bewusst sein, dass ihr Alkoholkonsum auch die Einstellung der Kinder und Heranwachsende im Haushalt zum Thema Alkohol prägt. Wenn du mit Kindern zusammenlebst, lebe ihnen nicht vor, dass es normal ist, jedem Tag Alkohol zu trinken. Denk daran, dass dein Verhalten ihr zukünftiges Trinkverhalten entscheidend prägt. Vermeide, deine Kinder, zum Beispiel bei Familienfeiern wie Konfirmationen oder Jugendweihe, selbst an die Droge heranzuführen und zu suggerieren, dass man durch das Alkoholtrinken erwachsen wird und seine Trinkfestigkeit trainieren müsse. Tatsache ist: Je später Kinder und Jugendliche mit Alkohol in Berührung kommen, desto besser ist dies für ihre Gesundheit.

Ein erfreulicher Trend der letzten Jahre: Jugendliche finden Alkohol heute deutlich weniger cool als in der Vergangenheit und viele bleiben lieber ganz nüchtern. Umfangreiche Informationsangebote zum Thema Alkohol findet ihr als Familie auch auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Externer Linkwww.kenn-dein-limit.info
Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

Quellenangaben

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