Fliegen und reisen in der Schwangerschaft
Darf ich fliegen, wenn ich schwanger bin?
Dr. Stinshoff-Hinselmann: "Ja! Allerdings gibt es medizinische und rechtliche Ausnahmen. Frauen mit Risikokonstellationen sollten die Flugreise vermeiden oder Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Durch die Reduktion des Luftdrucks in der Flugkabine verringert sich der Außendruck auf die Venen und es kann zu einer Blutgerinnselbildung (Thrombose) kommen. Schwangere sind grundsätzlich gefährdeter, was eine Thrombose angeht, als nicht schwangere Menschen.
Frauen, die neben der Schwangerschaft einen weiteren Risikofaktor zur Ausbildung von Thrombosen haben, sollten in der Schwangerschaft nicht ins Flugzeug steigen. Ist dies nicht zu vermeiden, sollten schon vor dem Flug feste Kompressionsstrümpfe getragen werden und ein Gerinnungshemmer gespritzt werden (Heparin). Frauen, die neben der Schwangerschaft keinen weiteren Risikofaktor für Thrombosen haben, sollten sich während des Fluges bewegen, Sitze mit Beinfreiheit buchen und reichlich Wasser an Bord trinken. Sind bei Vorsorgeuntersuchungen beim Kind Besonderheiten aufgefallen (Unterversorgung, zu kleines Kind, Fruchtwasserbesonderheiten etc.), dann ist eine ärztliche Beratung vor der Flugbuchung unabdingbar. Kurzstreckenflüge unter vier Stunden Flugzeit sind generell günstiger für die Schwangere als Langstreckenflüge. Was werdende Mütter außerdem beachten sollten: Die meisten Flugfirmen befördern Schwangere nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dieser sollte bei der Flugbuchung erfragt werden. Für bestimmte Länder außerhalb der EU gelten zudem Einreiseverbote für Schwangere ab einem gewissen Alter."
Ab wann sollte ich denn nicht mehr fliegen?
Dr. Stinshoff-Hinselmann: „Die beste Flugzeit ist zwischen der 20. Und 30. Schwangerschaftswoche. In der Frühschwangerschaft vor der 12. Woche sollte Fliegen vermieden werde. Bei einem unauffälligen Schwangerschaftsverlauf gibt es bis zur 34. Schwangerschaftswoche keine medizinischen Bedenken gegen einen Kurzstreckenflug. Danach kann der alternde Mutterkuchen möglicherweise die Druckveränderungen in der Kabine nicht mehr ausreichend kompensieren, sodass das Risiko medizinischer Komplikationen, wie etwa eine vorzeitige Plazentalösung oder eine Unterversorgung des Kindes, steigt.“
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Wie aktiv darf ich im Urlaub sein?
Was muss ich bei Reiseimpfungen beachten?
Dr. Stinshoff-Hinselmann: „Sogenannte Lebendimpfungen sind in der Schwangerschaft nicht erlaubt (z.B. Mumps-Masern-Röteln, Windpocken, Gelbfieber). Gelbfiebergebiete (Zentralafrika und Südamerika) sollten daher in der Schwangerschaft vom Impfaspekt her nicht gebucht werden. Zudem besteht in den entsprechenden Ländern eine Gelbfieber-Impfpflicht, sodass eine Einreise ohne Impfung nicht möglich sein wird. Impfungen vor der 16. Schwangerschaftswoche sollten grundsätzlich vermieden werden. Impfserien mit Todimpfstoffen können ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft abgeschlossen werden (Tetanus, Diphterie, Pertussis, Hepatitis, Poliomyelitis). Gerade die Poliomyelitisimpfung wird unterschätzt. Ein spontanes Auftreten von Poliofällen findet sich in Ländern des Nahen Ostens, Asiens und Afrika. Endemische Situationen sind in Afghanistan, Pakistan und Nigeria und in den angrenzenden Ländern häufig. Es empfiehlt sich, schon vor einer Schwangerschaft den Impfpass kontrollieren zu lassen und Impflücken zu schließen. Eine Grippeimpfung ist ab dem zweiten Trimenon ausdrücklich indiziert.“
Was gibt es bei Reisen im Auto zu berücksichtigen?
Dr. Stinshoff-Hinselmann: „Langes Sitzen ist für Schwangere nicht gut. Unabhängig davon, können Frauen ab einem bestimmten Zeitpunkt der Schwangerschaft ohnehin nicht mehr lange sitzen, ohne einmal die Harnblase entleeren zu müssen. Für das Kind sind Autofahrten ungefährlich, der Gurt sollte unterhalb des Bauches befestigt werden. Durch die Sitzhaltung ist allerdings der venöse Blutstrom reduziert, so dass Thrombosen entstehen können. Alle zwei Stunden sollte eine kleine Pause eingelegt werden. Hier sollten sich Schwangere ausreichend bewegen. Da viele Frauen mit zunehmender Schwangerschaftsdauer ohnehin nicht mehr in einer bestimmten Körperlage verweilen können, sollte später auf lange Reisen mit dem Auto verzichtet werden. Dieser Zeitpunkt ist individuell unterschiedlich.“
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Was Sie im Urlaub und bei längeren Auslandsaufenthalten in Europa und der Welt beachten müssen.
Kann ich mich im Urlaub noch einmal erholen, bevor das Baby kommt?
Dr. Stinshoff-Hinselmann: „Natürlich kann eine Urlaubsreise einen großen Wert für die Erholung einer Schwangeren und für das Paar haben. Eine längere Reise mit einem Säugling sollte im Sinne des Säuglings jedoch vermieden werden. Bei Neugeborenen sollte eine Reise komplett unterlassen werden. Grundsätzlich macht es Sinn, zu lernen, im Alltag Erholungsaspekte einzubauen, um auf Urlaubsreisen im ersten Lebensjahr des Kindes verzichten zu können.“
Bis zur wie vielten Woche sollte eine Schwangere nicht mehr verreisen?
Dr. Stinshoff-Hinselmann: „Eine Reise kann bei Wohlbefinden der Schwangeren und ohne Schwangerschaftskomplikationen bis zur Geburt des Kindes durchgeführt werden. Die meisten schwangeren Frauen werden allerdings schon instinktiv den Zeitraum der Reisebehaglichkeit selber abstecken.“
Welche Komplikationen könnten in Urlaubsländern auftreten?
Dr. Stinshoff-Hinselmann: „Je nach Reiseziel sind dies insbesondere Magen-Darm-Infektionen. Erbrechen und Durchfälle können den Flüssigkeitshaushalt deutlich durcheinanderbringen. Daher sollte auf reichlich Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Gegebenenfalls ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig, um den Flüssigkeitsbedarf der Schwangeren zu decken. Wirklich urlaubsspezifische gesundheitliche Probleme gibt es allerdings nicht.“
DAK Fachbereich