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Dresden, 9. März 2022. Im ersten Corona-Jahr sind in Sachsen mehr ältere Jugendliche an einer Depression neu erkrankt. 2020 stieg die Zahl der ärztlichen Erstbehandlungen bei den 15- bis 17-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent. Zudem wurden im Freistaat in dieser Altersgruppe 29 Prozent mehr Adipositas-Neuerkrankungen festgestellt. Dagegen gingen bei den Jugendlichen im ersten Pandemie-Jahr die Behandlungen wegen Alkoholmissbrauchs um mehr als ein Drittel zurück. Das sind zentrale Ergebnisse des aktuellen Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Sachsen. Vor diesem Hintergrund fordern DAK-Landeschefin Christine Enenkel und Dr. Melanie Ahaus, Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Sachsen, die psychische Belastung junger Menschen stärker in den Fokus zu rücken.
„Die Corona-Pandemie hat den Alltag der Kinder und Jugendlichen in Sachsen deutlich verändert. Unser aktueller Report zeigt den Handlungsbedarf in verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendgesundheit“, so Christine Enenkel, Leiterin der DAK-Landesvertretung Sachsen. „Deshalb brauchen wir ein koordiniertes Vorgehen über Sektoren- und Fachgrenzen hinweg. Sogenannte Werkstattgespräche mit Beteiligung aller wichtigen Akteure sind aus unserer Sicht ein erster notwendiger Schritt. Hierbei sollten die Themen psychische Gesundheit, gesunde Ernährung und Sport eine bedeutende Rolle spielen. Unser Report kann dafür wichtige Erkenntnisse liefern.“
Dr. Melanie Ahaus, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und BVKJ-Pressesprecherin des Landesverbandes Sachsen, ergänzt: „Wir sehen in dieser herausfordernden Zeit deutliche Benachteiligungen von Kindern und Jugendlichen. Diese Situation können wir nur interdisziplinär und in Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen verbessern.“
Depressionen: Ältere Jugendliche besonders betroffen
Der DAK-Report zeigt, dass die Corona-Pandemie vor allem Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren in Sachsen psychisch belastet. Die ärztlichen Erstbehandlungen wegen einer Depression stiegen mit 48 Prozent deutlich stärker als im Bundesschnitt (plus 8 Prozent). In diesem Alter waren Mädchen in Sachsen 2,7-mal so häufig aufgrund von Depressionen in ärztlicher Behandlung wie gleichaltrige Jungen. Im Bundesdurchschnitt war der Unterschied etwas schwächer ausgeprägt. Bei Kindern im Alter von zehn bis 14 Jahren zeigte sich in Sachsen hingegen mit rund 36 Prozent ein starker Rückgang. Dr. Melanie Ahaus erklärt dazu: „Die Auswirkungen des langen Lockdowns und wiederkehrender Quarantänemaßnahmen sowie der damit eingeschränkten Teilhabe an Bildungseinrichtungen und am sozialen Leben werden durch diese Ergebnisse sichtbar. Wir erwarten auch bei den 10- bis 14-Jährigen einen Anstieg in naher Zukunft. In dieser Altersgruppe können die Auswirkungen länger kaschiert werden und werden nur später zum Ausdruck kommen.“
Mit Blick auf die älteren Jugendlichen ergänzt Christine Enenkel: „Unser kostenfreies Hilfsangebot ‚DAK Nico‘ bietet Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren zusätzlich eine psychologisch ausgerichtete Unterstützung an.“ Der Online-Coach wurde speziell auf Themen im sozialen Miteinander – beispielsweise Bodyshaming, Mobbing, Stress oder Online-Sucht – ausgerichtet, die für junge Erwachsene oft ungesunde Begleiterscheinungen haben können. „Mit den Modulen „Schule und Lernen“, „Familienstress“ und „meine Zukunft“ haben wir zudem eigens entwickelte Angebote für den Umgang mit der Pandemiesituation“, so die DAK-Landeschefin. Mehr Infos unter: www.dak-nico.de
Gegen den Bundestrend: Mehr Adipositas-Fälle bei Jugendlichen
2020 wurden 29 Prozent mehr sächsische 15- bis 17-jährige Jugendliche erstmals wegen einer Adipositas ärztlich behandelt, während die bundesweiten Zahlen konstant blieben. Mädchen und Jungen waren in dieser Altersgruppe etwa gleichhäufig betroffen. Bei den zehn- bis 14-Jährigen stiegen die Fälle von starkem Übergewicht – wie im Bundesschnitt – leicht um zwei Prozent. Hier wurden Jungen um knapp ein Fünftel häufiger behandelt als Mädchen. Bei den Grundschulkindern gab es dagegen neun Prozent weniger Adipositas-Neuerkrankungen, während die Zahlen bundesweit um 16 Prozent stiegen. „Wir sehen mit Sorge den Mitgliederschwund in Sportvereinen in den vergangenen zwei Jahren und den mit Bewegungsmangel einhergehenden deutlich gestiegenen Medienkonsum“, erläutert BVKJ-Sprecherin Dr. Melanie Ahaus. „Dagegen sind im Grundschulalter die Kinder naturgemäß noch bewegungsfreudiger und die Sportstätten waren für die Altersgruppe nicht so lange geschlossen.“
Deutlich weniger Alkoholmissbrauch
In der Corona-Pandemie kamen in Sachsen deutlich weniger ältere Jugendliche wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus oder die Arztpraxis. 2020 mussten bei den 15- bis 17-Jährigen 36 Prozent weniger ärztlich behandelt werden. Im Freistaat war der Rückgang stärker als im Bundesdurchschnitt (minus 28 Prozent). In ähnlicher Größenordnung verringerten sich die Behandlungen von Jugendlichen im Bereich Cannabis (minus 38 Prozent). Auch hier fiel der Rückgang in Sachsen stärker aus als im Bundesniveau (minus 15 Prozent). „Trotz der rückläufigen Zahlen beim Alkoholmissbrauch setzen wir unsere Aufklärungsarbeit konsequent fort“, erklärt DAK-Landeschefin Christine Enenkel. „Gemeinsam mit Sozialministerin Petra Köpping haben wir die Kampagne ‚bunt statt blau‘ gegen Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen in Sachsen gestartet.“ Noch bis zum 30. April sucht die Krankenkasse die besten Plakatideen von Schülerinnen und Schülern zwischen zwölf und 17 Jahren zum Thema Rauschtrinken. Infos unter: www.dak.de/buntstattblau
Im Rahmen des Reports untersuchten Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 18.000 sächsischen Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 und 2020. Der Report basiert damit auf Daten von 3,1 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Sachsen und ist hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsverteilung repräsentativ.
Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon mehr als 140.000 in Sachsen, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands.