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Mobbing am Arbeitsplatz

Mobbing am Arbeitsplatz: Frau sitzt abseits allein, während die Kollegen hinter ihrem Rücken über sie reden
Mobbing unter Erwachsenen ist keine Seltenheit: 29 Prozent oder 1,5 Millionen erwachsene Deutsche wurden schon einmal am Arbeitsplatz gemobbt . Während bei Jugendlichen Cybermobbing um sich greift, ist der Ort beständiger Demütigung für viele Erwachsene vor allem ihr berufliches Umfeld. Egal, ob Chef oder Kollegin – 81 Prozent der Betroffenen haben Mobbing in Form direkter sozialer Interaktion erlebt. Wie du dich im Ernstfall verhalten solltest und wo es Hilfe gibt, haben wir für dich zusammengefasst.

Was genau ist Mobbing?

Die Stimmung im Team ist schlecht? Deine Kolleginnen oder Vorgesetzen behandeln dich oder andere unfreundlich, begrüßen dich beispielsweise nicht? Das ist im arbeitsrechtlichen Sinn nicht automatisch Mobbing, sondern unhöflich und subjektive Empfindlichkeit. Laut Definition müssen herabwürdigendes oder übergriffiges Verhalten systematisch sein. Außerdem kennzeichnet Mobbing ein Leidensweg, also ein zielgerichtetes Abwerten und Ausgrenzen wiederholt und über einen  längeren Zeitraum hinweg.

Handlungen, die Mobbing kennzeichnen, sind neben offensichtlichen Tätlichkeiten, sexueller Belästigung oder Diskriminierung auch berufsspezifische Herabwürdigungen, etwa vernichtende Beurteilungen, Ausschluss aus der betrieblichen Kommunikation, ehrmindernde Arbeiten oder auch das Herbeiführen eines andauernden Erklärungsnotstandes.     

Für Forschende ist Mobbing vor allem ein Gruppenphänomen, weniger die Folge eines Einzeltäters. Das Mobbing-System besteht immer aus Täter oder Täterin, und Opfer und Mitläufern, Zuschauenden und Wegschauern.

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DAK-Podcast mit Eko Fresh

Vom Rapper zum Botschafter gegen Mobbing: In dieser Folge aus unserer Podcast-Reihe „Ganz schön krank, Leute“ spricht René Träder mit dem "König von Deutschland"-Rapper Eko Fresh über sozialkritische Songs und Mobbing. Eko erzählt, wie er zum Botschafter gegen Mobbing wurde, warum ihm das Thema so wichtig ist und wie er selbst damit umgeht. Jetzt reinhören!

Beispiele für Mobbing

In mehr als 80 Prozent der Mobbing-Fälle sind Frauen betroffen. Sie leiden vor allem unter Kolleginnen und Kollegen (44 Prozent) oder Vorgesetzten (37 Prozent). In zehn Prozent der Fälle mobben jedoch Team und Chef gemeinsam. Das ist für die Betroffenen besonders schwierig, weil niemand in ihrem direkten Umfeld Schutz bietet. Chefs, die mobben, verstoßen ganz klar gegen ihre Fürsorgepflicht.

Mobbing hat viele Gesichter: offene Anfeindungen oder versteckte Lästereien, Intrigen, Sticheleien, Herabwürdigung von Leistung und Kompetenz, Aussehen oder Ansichten. Gerade am Anfang merken viele Betroffene gar nicht, dass sie gezieltem Mobbing ausgesetzt sind.

Achte auf diese Warnzeichen, damit du Mobbing rechtzeitig erkennst:

  • Kritik: Konstruktive Kritik im Zusammenhang mit der Tätigkeit ist wichtig. Wird jedoch alles kritisiert, auch die Person selbst, werden Kompetenzen grundsätzlich in Frage gestellt, der oder die Betroffene lächerlich gemacht und respektlos behandelt, ist das Mobbing.
  • Bewertung der Arbeit: Geht das Mobbing direkt vom Vorgesetzten aus, spricht man von Bossing. Es gibt dann keine Gespräche, keine Zusammenarbeit, übermäßige Kritik, unsachliche Äußerungen und falsche Leistungsbeurteilungen. Auch zugeteilte Aufgaben, die dich eindeutig unterfordern oder deine Fähigkeiten überschreiten, gehören in die Kategorie Mobbing.
  • Ausgrenzung und Ausschluss: Keine gemeinsamen Mittagessen, Gespräche in der Teeküche, die verstummen, keine Einladungen zu Meetings – Betroffene sind praktisch Luft im Kollegenkreis. Dieses systematische Ausgrenzen greift durchaus auf die Arbeit über, etwa dann, wenn regelmäßig wichtige Informationen ausbleiben und du dadurch in deiner Arbeit behindert wirst oder sogar Fehler machst.
  • Üble Nachrede und Beleidigung: Klatsch und Tratsch gibt es überall. Richtet sich das Hörensagen jedoch anhaltend gegen eine Person, sind die Unterstellungen beleidigend und rufschädigend, handelt es sich um üble Nachrede – und die ist strafbar. Gerüchte und Unwahrheiten verbreiten gilt als häufigste Form des Mobbings am Arbeitsplatz.  
  • Sabotage: Es geht noch schlimmer – indem zum Beispiel der Computer manipuliert wird oder Arbeitsunterlagen verschwinden. Derartige Sabotage sorgt dafür, dass sich Betroffene unter Druck fühlen, Fehler machen, blamieren.
  • Gewalt: Nicht nur der direkte körperliche Angriff oder die sexuelle Belästigung sind Formen von Gewalt. Auch Einschüchterungsversuche oder Gewaltandrohungen gehören dazu. Psychisch gewalttätig ist schon, wer andere mit Zweideutigkeiten in ernsthafte Verlegenheit bringt, sie gegen ihren Willen berührt oder so einschüchtert, dass sie ihre Meinung nicht mehr sagen.   

Welche Folgen hat Mobbing?

Mobbing hat direkte Folgen auf die Arbeit und ihre Qualität. Betroffene machen irgendwann genau die Fehler, die man ihnen angedichtet hat, verlieren das Vertrauen in ihre Fähigkeiten und bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück. Nicht zuletzt haben schlechte Beurteilungen Einfluss auf das weitere Berufsleben und damit auch auf das Einkommen.

Von Mobbing Betroffene geraten in einen Teufelskreis: Systematisches Ausgrenzen und Herabwürdigen führen in die Isolation, mindern das Selbstwertgefühl, schüren Angst und Misstrauen gegenüber der Arbeit und anderen Menschen. Auf Dauer hinterlässt Mobbing so vor allem psychische Erkrankungen wie Depressionen bis hin zur Suizidgefahr. Die Unabhängige Bürgerinitiative Pro Fairness gegen Mobbing schätzt, dass die Hälfte aller Betroffenen erkranken.

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Schlafstörungen, Atemnot, Rücken-, Kopf- oder Magenschmerzen, Herzrhythmus- und Essstörungen werden als häufige Symptome der eigentlich seelischen Verletzungen beschrieben. Diese gesundheitlichen Störungen rechtfertigen aus arbeitsrechtlicher Sicht eine Krankschreibung mit Diagnose. Mobbing selbst ist hingegen kein Krankheitsbild, allerdings die Ursache der Störung. Deshalb solltest du deinem Arzt auch davon berichten, wenn du gemobbt wirst. 

Was tun bei Mobbing am Arbeitsplatz?

Gegen Mobbing vorzugehen, erfordert Mut und Selbstbewusstsein, ist jedoch nicht aussichtslos. Es gibt zwar kein Gesetz, dass vor Mobbing schützt. Doch es gibt klare arbeitsrechtliche Regeln, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und das Beschwerderecht nach dem Betriebsverfassungsgesetz. Hinzu kommen strafrechtliche Tatbestände, etwa Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung und Körperverletzung.

Schaltest du deinen Chef ein, muss er nach arbeitsrechtlicher Fürsorgepflicht handeln, indem er den Mobber ermahnt, abmahnt, versetzt oder sogar kündigt. Ist dein Chef derjenige, der dich mobbt, findest du Hilfe bei Betriebs- oder Personalräten, Vertrauenspersonen oder auch dir wohlgesinnten Kolleginnen und Kollegen. Leidest du wie oben beschrieben, bereits körperlich und seelisch, solltest du dir Unterstützung von Fachleuten wie Arzt oder Psychologin holen.

Experten und Expertinnen empfehlen, in jedem Fall aktiv zu werden. Manchmal hilft es schon, den Mobber zur Rede zu stellen. Nicht immer wird erkannt, dass das Verhalten verletzend und ehrabschneidend ist. Zudem hat eine britische Studie gezeigt, dass Mobber selbst ähnlich unter der Situation leiden wie diejenigen, denen sie beständig zusetzen. Es könnte also ein Knoten platzen, wenn du den Mut aufbringst, deinen Peiniger auf sein Verhalten anzusprechen.

Nützt das Gespräch unter vier Augen nichts, kannst du es unter Zeugen erneut versuchen. Sammle Beweise, beispielsweise, indem du ein möglichst sachliches Mobbing-Tagebuch führst. Die Beweislast bei Mobbing liegt immer bei den Betroffenen.

Du kannst dich von einem Rechtsanwalt oder dem Betriebs- bzw. Personalrat beraten lassen, um notfalls auch mit juristischen Schritten drohen zu können. Versuche stets, klare und sachliche Argumente und Fakten vorzubringen und Emotionen möglichst außen vor zu lassen. Dieses Vorgehen verschafft dir zudem in jedem Fall Respekt im Kreis der Kolleginnen und Kollegen und verkleinert die Gruppe die Zu- und Wegschauenden.

Psychotherapeutische Behandlung

Wie wir bei seelischen Problemen helfen

Nur die wenigsten Unternehmen haben professionelle Hilfsangebote oder ein Präventionskonzept bei Mobbing.

Bleiben deine oder auch die Maßnahmen deines Chefs zur Beendigung des Mobbings erfolglos, können professionelle Supervisor und Streitschlichterinnen unterstützen.

Scheitern alle Versuche, bleibt dir als Alternative der Jobwechsel – entweder innerhalb des Unternehmens oder an anderer Stelle. Du solltest diesen Ausweg jedoch nicht als persönliches Scheitern betrachten, sondern als Möglichkeit, dich zu schützen.

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