So läuft der Kinderarztbesuch angstfrei ab
Die optimale Vorbereitung
Als Vater oder Mutter hast du wahrscheinlich festgestellt, dass dein Kind deine Stimmungen und Emotionen mitunter übernimmt. Beim Besuch in der Kinderarztpraxis ist das nicht anders: Gehst du selbst unsicher und nervös in die Situation und hast möglicherweise wenig Vertrauen in den Kinderarzt oder die Kinderärztin, überträgt sich diese negative Erwartungshaltung auf dein Kind. Um das zu verhindern und die Situation als Eltern-Kind-Team möglichst entspannt zu meistern, ist eine gute Vorbereitung das A und O.
Zur guten Vorbereitung gehört, alle Stolpersteine zu beseitigen, die Stress oder Unsicherheit auslösen können. Leg dir zeitnah alles zurecht, was du benötigen wirst: ob Versichertenkarte, Untersuchungsheft, Impfpass, Windeln, Wechselbekleidung oder auch das passende Spielzeug und Kuscheltier. Letztere bringen ein Stück Zuhause in die fremde Umgebung und sorgen im Ernstfall für die nötige Ablenkung.
Was ebenfalls hilfreich sein kann: Notiere dir vorab nützliche Infos zur Erkrankung. Zum Beispiel, welche Symptome dein Kind hat, wie lange es schon darunter leidet und was du bereits dagegen unternommen hast. Bei Fieber sind zudem die gemessenen Temperaturen hilfreich; bei Durchfall empfiehlt es sich, die letzte Windel mitzunehmen.
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Positiv und ehrlich
Was du sonst noch beachten kannst, um den Ängsten deines Kindes ein Schnippchen zu schlagen:
- Routine durch Vorsorgeuntersuchungen: Nimm am besten alle U-Untersuchungen wahr, damit sich dein Kind in – zumeist – schmerzfreien Begegnungen mit Arzt oder Ärztin an die Situation gewöhnen kann. Damit es das unvertraute Arztluft weiter schnuppern kann, kannst du es auch gern zu deinen eigenen Arztbesuchen mitnehmen.
- Kurzfristige Ankündigung: Damit sich dein Kind nicht tagelang in die Angst vor dem Besuch in der Kinderarztpraxis oder in etwaige schmerzhafte Behandlungen hineinsteigern kann, kündige sie möglichst kurzfristig an.
- Ehrlich bleiben: Wenn du deinem Kind weismachst, dass die Behandlung nicht wehtun wird und das letztlich nicht stimmt, fühlt es sich betrogen. Im Zweifel wird es deinen Aussagen nicht mehr trauen und sich selbst bei schmerzfreien Routineuntersuchungen unnötig Sorgen machen. Erkläre ihm lieber, dass Kinderarzt oder Kinderärztin nur helfen wollen und es dabei vielleicht mal etwas „zwicken“ kann.
- Vertrautheit schaffen: Kuscheltier, Lieblingsbuch oder Schmusedecke: Mit wohlvertrauten Bezugsobjekten ist alles nur halb so schlimm. Du kannst darüber hinaus anregen, dass dein Kind in einer selbst gewählten Haltung untersucht wird – etwa auf deinem Schoß.
- Angstfrei durch Spielen: Nähere dich dem Szenario Kinderarzt spielerisch, indem du dein Kind zu Hause selbst einmal in die Rolle von Arzt oder Ärztin schlüpfen lässt. Dadurch bekommt es ein Gefühl für die Situation und kann die Erfahrungen, Gefühle und Erwartungshaltungen verarbeiten, die mit dem Arztbesuch verbunden sind.
- Tricks zur Ablenkung: Mit dem einen oder anderen Trick kannst du die Aufmerksamkeit deines Kindes so umlenken, dass es den Schmerz – beispielsweise den Piks der Spritze – kaum wahrnehmen wird. Beim „Husten-Trick“ bittest du dein Kind zum Beispiel darum, wegzusehen und einmal zu husten. Wenn du es ein zweites Mal zum Husten aufforderst, erfolgt der Piks. Auch gut funktioniert das laute Schreien auf Kommando zeitgleich zum Stich.
- Unbedingt vermeiden: Setze den Arztbesuch nicht als Drohmittel oder für erzieherische Zwecke ein. Aussagen wie „Wenn du nicht aufisst, kommt der Onkel Doktor“ oder „Sei brav, sonst gibt’s eine Spritze von der Ärztin“ lassen Kinder den Arztbesuch mit etwas Negativem assoziieren.
Was tun gegen die Angst vorm Krankenhaus?
Der kleine Piks ist überstanden, der Kinderarztbesuch verläuft glatt und routiniert? Dann ist die erste „Hürde“ genommen, wunderbar! Doch ein richtiger Krankenhausaufenthalt ist noch mal eine andere Hausnummer. Oberstes Gebot: Lass dein Kind nicht alleine. Die schiere Größe des Gebäudes, die vielen fremden Gesichter, Gerüche und Geräusche, das ungewohnte Essen, der neue Tagesablauf – all das kann das Gefühl des Verlassenseins verstärken. Ganz zu schweigen von den Unannehmlichkeiten und Schmerzen, die die Erkrankung womöglich mit sich bringt. Fehlen nun die Eltern oder vertraute Bezugspersonen, kann das für Kinder sehr beunruhigend sein und im Zweifel sogar traumatisierende Folgen haben. Um dem vorzubeugen, kannst du dich an folgende Tipps halten:
- Gute Vorbereitung: Denke, wie beim normalen Arztbesuch, an alle Notwendigkeiten und fülle die Kliniktasche entsprechend der geplanten Länge des Aufenthalts. Um dein Kind mental auf das Krankenhaus einzustellen, gibt es tolle Kinderbücher, Filme oder Spiele, die sich mit dem Thema befassen.
- Erklären, nicht schimpfen: Erwarte nicht, dass sich dein Kind in der ungewohnten Umgebung „benimmt“. Anstatt es auszuschimpfen, wenn es sich bei Behandlungen wehrt, bring ihm lieber die Umgebung näher und erkläre ihm die verschiedenen Räume, die merkwürdigen Instrumente und die unbekannten Abläufe. Das vermindert das Gefühl der Fremdartigkeit.
- Besuch von anderen Kindern: Ob Kindergarten oder Grundschule: Manche Krankenhäuser bieten spezielle „Kindertage“ an, an denen die Kindergartengruppe oder Schulklasse zu Besuch kommt. Dadurch fühlt sich dein Kind nicht so einsam und die anderen Kinder können sich schon einmal mit der Umgebung vertraut machen – für den Fall, dass sie auch mal ins Krankenhaus müssen!
- Sicherheit vermitteln: Natürlich wirst du nicht rund um die Uhr vor Ort sein können. Wenn du also einmal gehen musst, sag deinem Kind, wann genau du wiederkommst und halte dieses Versprechen auch ein. Das schafft ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen.
Überfürsorge schürt Angst
Was du außerdem tun kannst, um deinem Kind die Angst vorm Arztbesuch zu nehmen: es nicht übertreiben. Es ist in jedem Fall von Vorteil, alle Vorsorgeuntersuchungen mitzunehmen und bei entsprechenden Beschwerden ärztliche Unterstützung zu suchen.
Gerade Eltern mit dem ersten Kind haben jedoch häufig mit Unsicherheiten zu kämpfen, die dazu führen können, dass sie wegen jedes kleinen Wehwehchens den Kinderarzt ansteuern. Diese Unsicherheit kann sich schnell auf Kinder übertragen, denn sie orientieren sich an ihren Eltern und verinnerlichen ihr Verhalten. So werden ängstliche Herangehensweisen schnell übernommen und kann bei Kindern der Eindruck entstehen, mit ihnen stimme etwas nicht. Ein übermäßig beschützendes, kontrollierendes Verhalten unsicherer Eltern schränkt Kinder zudem unnötig ein und behindert sie dabei, wichtige Erfahrungen zu machen, selbstständig zu werden und soziale Kompetenzen zu entwickeln.
Ein Kind zu lieben bedeutet, es an die Hand zu nehmen, es zu beschützen und zu unterstützen. Es bedeutet nicht, es mit der Überfürsorge zu übertreiben. Versuche also, das richtige Maß zu finden und bleibe dabei eines: cool. Das schont nicht nur deine eigenen Nerven, sondern spiegelt sich am Ende des Tages auf die eine oder andere Weise auch in der Gesundheit deines Kindes wider.
Quellenangaben