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Trotzphase: 10 Tipps für Eltern

Ein kleiner junge hat einen Wutanfall und weint bitterlich

Es beginnt schon mit dem Begriff: Trotzphase. Das Wort Trotz suggeriert, dass das Kind etwas gegen den Willen der Eltern macht – absichtlich, geradezu vorsätzlich. Zwei- bis Vierjährigen dürfte allerdings nur in absoluten Ausnahmefällen der Sinn danach stehen, die Eltern bewusst zu quälen. Schmeißen wir ihn also über Bord und verwenden stattdessen den Begriff, den Entwicklungspsychologen und andere Experten wie der unlängst verstorbene Elternversteher Jesper Juul gebrauchen: Autonomiephase. Klingt irgendwie entspannter. Hier haben wir weitere Tipps für dich, wie du – und dein Kind – unbeschadet durch die erste Abnabelungsphase gelangen.

Wenn die Trotzphase losgeht: cool bleiben

Zweijährige sind bezaubernd. Daran gibt es nichts zu deuteln. Sie können nun laufen, sich verständlich machen und fangen an, Humor zu entwickeln. Sie zeigen uns die Welt aus einer unbeschwerten Perspektive, alles ist aufregend, entdeckenswert, freundlich.

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Zweijährige sind kleine Monster. Auch daran gibt es nichts zu deuteln. Sie bekommen wie aus heiterem Himmel rasende Wutausbrüche, weinen, schreien, schlagen um sich, beißen, schubsen und lassen sich nicht beruhigen. Der Grund: Ab dem dritten Lebensjahr lösen sich kleine Kinder zunehmend von den Eltern und werden autonom. Doch weder ihr Wortschatz noch ihre Kondition reichen aus für all das, was sie gern wollen. Sie verstehen nicht, dass sie ein Spielzeug nicht haben dürfen, weil es einem anderen Kind gehört oder dass sie nicht einfach auf die Straße laufen dürfen, dass der Herd gefährlich ist und die Toilette kein Wasserspielplatz. Hindernisse werden im Zweifel einfach niedergebrüllt. Wie sonst sollte so ein Zwerg auch reagieren? Handlungsorientierung, Frustrationstoleranz, Selbstregulation – all das müssen die Kleinen mühevoll und durch Regulierung von außen lernen.

Den Tobsuchtsanfällen des Nachwuchses stehen Mütter und Väter häufig hilflos und verunsichert gegenüber. Sie sind vor allem genervt und angestrengt. Und manchmal ist die Situation einfach nur peinlich. Für Kinder ist diese Entwicklungsphase jedoch immens wichtig. Sie lernen, dass man im Leben durchhalten muss und sich anstrengen, um etwas zu schaffen. Deshalb ist es wichtig, dass du deinem Kind gestattest, Wut und Ärger ebenso zu zeigen wie Freude und Zufriedenheit. Wut ist Selbstschutz und der Ausdruck von: „Ich bin an meine Grenzen gekommen.“ Vor allem Kleinkinder sind darauf angewiesen, dass es in ihrem größer werdenden Aktionsradius einen sicheren Halt gibt und ihre Gefühle von den Bezugspersonen ernst genommen werden, sagt der Experte Dr. Claus Krüger, Arzt für psychosomatische Medizin.

Unsere zehn Tipps für die Trotzphase

  • Nimm es nicht persönlich: Mag sein, dass der Wutausbruch deines Kindes einem Verbot folgt. Trotzdem: Seine heftige Reaktion hat nichts mit dir zu tun. Sie folgt immer auf eine konkrete Situation. Du bist nicht verantwortlich dafür. Ebenfalls hilfreich zu wissen: Kinder bekommen nur Trotzanfälle oder Wutausbrüche in Gegenwart von Menschen, bei denen sie sich absolut sicher fühlen, denen sie vertrauen. Nimm es also als Auszeichnung, wenn dein Kind vor dir tobt und wütet!

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  • Bleibe zugewandt und liebevoll: Manchen Kindern hilft es, wenn sie sanft festgehalten werden. Sie spüren dann, dass sie in Ordnung sind, geliebt werden und nicht allein in ihrem Kampf sind. Andere Kinder können das gar nicht aushalten. Auch das musst du akzeptieren. Was du dir sparen kannst: während eines Wutanfalls auf dein Kind einzureden oder gar an seine Vernunft zu appellieren. Das kann es gar nicht hören.
  • Lerne, „Nein“ zu sagen: Regeln und Grenzen schützen dein Kind vor Gefahren. Sie schützen aber auch dich davor, aus deinem Kind den Bestimmer in der Familie zu machen. Diese Verantwortung kann ein Dreijähriges nämlich nicht tragen. Überlege dir genau, welche Regeln dir wichtig sind und setze diese dann konsequent um. Zu viele Regeln und Verbote sind kontraproduktiv. Wichtig ist, dass auch kleine Kinder Grenzen haben, die wir Erwachsenen akzeptieren müssen (mit Ausnahme des Zähneputzens vielleicht). 
  • Nimm dein Kind ernst: Um den dritten Geburtstag herum läuft dein Kind zu Hochform auf, wenn es um selbstbestimmtes und unabhängiges Handeln geht. Willst du es auf diesem Weg begleiten und positiv beeinflussen, nimm seinen Willen ernst. Ein Kompromiss zur rechten Zeit verhindert so manchen Konflikt. Du kannst zum Beispiel vor dem Einkaufen klären, dass es sich eine Sache aussuchen darf – und dabei bleibt es.
  • Lenke dein Kind auch mal ab: Wenn du merkst, wie sich ein Wutanfall bei deinem Kind anbahnt, handle schnell. Kleine Kinder lassen sich häufig gut ablenken. Ein Krankenwagen, Fahrstuhl oder süßes Baby ist immer irgendwo in Sicht. Auch die Verlockung eines Eises wirkt manchmal Wunder. Aber: Einen Wutanfall vorherzusehen und zu vermeiden, solltest du vermeiden. Kinder durchschauen diese Taktik und nutzen sie aus.

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  • Vermeide einen Machtkampf: Und wenn es dann doch in der Öffentlichkeit hoch her geht, weil du konsequent bleibst: Halte es aus. Natürlich gibt es immer einen rüstigen Rentner, der weiß, was jetzt zu tun ist. Atme tief durch, bleib ganz bei deinem Kind und schicke dem Senior höchstens einen kessen Spruch hinterher. Wie in anderen Momenten auch, hilft es, aus der Situation herauszutreten. Du kannst im Supermarkt zum Beispiel ankündigen, nun zur Kasse und dann nach Hause zu gehen. Oder an der nächsten Ecke beim Zeitungskiosk zu warten. Manchmal musst du länger warten, aber die meisten Kinder sind schnell wieder da.
  • Gewalt ist tabu: Oft wissen sich kleine Kinder nicht anders zu helfen als Eltern oder andere Kinder zu treten, zu schlagen oder zu beißen. Vielleicht geht auch mal etwas kaputt. Sorge dafür, dass sich dein Kind nicht verletzen kann und mach‘ ihm in ruhigem Ton klar, dass dieses Verhalten nicht akzeptiert wird. Versuche unbedingt, ruhig zu sprechen, geduldig zu bleiben und die Situation nicht überzudramatisieren. Dann geht der Anfall schneller vorbei. Das tobende Kind anzuschreien oder in sein Zimmer zu sperren, verschärft die Situation eher.
  • Richte eine Wutzone ein: Du hilfst deinem Kind, seine Wut zu kanalisieren, wenn du ihm zum Beispiel zeigst, wie es die heftigen Gefühle sozial verträglich abbauen kann. Bei vielen Eltern hat sich eine Wutzone im Kinderzimmer bewährt. Dort gibt es einen Boxsack oder eine Ecke mit Kissen, auf die das Kind hemmungslos einschlagen darf. Dein Kind hat es geschafft, seine Wut an den Kissen auszutoben? Spare nicht mit Lob!
  • Sprich keine leeren Drohungen aus: Es muss nicht nur die schwere Androhung sein, das Kind bei Wutausbrüchen ins Heim zu geben. Auch harmlosere Drohungen, die nicht eingehalten werden, sind überflüssig, verunsichern das Kind – und geben ihm in späteren Jahren Oberwasser, weil es lernt, dass Drohungen genau das sind: leere Vorankündigungen von Strafen, die sowieso nicht folgen.
  • Nimm dir Zeit: Schlaf ist heilig, aber eine halbe Stunde mehr am Morgen wirkt oft Wunder und nimmt bei allen den Stress raus. Dein Kind will selbst entscheiden, was es anzieht? Es darf sich die Sachen selbst raussuchen – aber am Abend zuvor und sie müssen zur Jahreszeit passen. Es möchte sich auch selbst anziehen? Dann steht ihr gemeinsam früher auf und während sich dein Kind im Sockenanziehen übt, bereitest du Frühstück und Brotdose vor. Gegen Trödelei helfen manchmal Sanduhren, die es mit verschiedenen Zeiten gibt (fünf Minuten, 15 Minuten). Gegen Wutanfälle, wenn die Socke nicht über die Ferse rutscht – siehe oben.

Und dann wäre da noch diese trostvolle Theorie zum Schluss: Je mehr Trotzanfälle im Kleinkindalter, desto friedlicher verläuft die Pubertät.

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