Magen-Darm-Infekte - unangenehm, aber meist harmlos
Wer schon mal einen Magen-Darm-Infekt hatte, weiß, wie elend man sich dabei fühlt. Starke Übelkeit und häufiges Erbrechen wechseln sich mit wässrigen Durchfällen, Bauchschmerzen, Blähungen und manchmal sogar Krämpfen ab. Meist verschwinden diese Beschwerden so schnell, wie sie gekommen sind. Kritischer kann eine Magen-Darm-Grippe jedoch bei starken Flüssigkeits- und Mineralstoffverlusten verlaufen. Besonders gefährdet sind Säuglinge, Kleinkinder sowie ältere Menschen. Was den Brech-Durchfall auslöst, was Sie dagegen tun können, wann Sie damit zum Arzt gehen sollten und wie Sie vorbeugen können, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Wie kommt es zu einem Magen-Darm-Infekt?
Ausgelöst wird ein Magen-Darm-Infekt, medizinisch auch Gastroenteritis genannt, meist durch Viren und Bakterien, selten durch Parasiten. Unter den Viren sind vor allem die Noro- und Rotaviren für einen Großteil der Brech-Durchfälle verantwortlich. „Da diese beiden Virustypen sehr ansteckend sind, erkranken in kürzester Zeit oft ganze Familien“, erklärt Dr. Petra Jessen, Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie aus Kiel. Aus dem gleichen Grund sind häufig auch Gemeinschaftseinrichtungen wie Altenheime, Kindergärten oder Krankenhäuser mit vielen Menschen auf engem Raum komplett betroffen. Unter den Bakterien können Salmonellen, Campylobacter oder bestimmte Stämme von Escherichia coli (ETEC/EHEC/EPEC), aber auch Listerien Auslöser einer Magen-Darm-Grippe sein.
Sonderfall Lebensmittelvergiftung
Wer kennt das nicht: Nach einer Portion Miesmuscheln oder einem Mettbrötchen dreht sich einem plötzlich der Magen um. Auch wenn die Symptome einer Lebensmittelvergiftung denen eines Magen-Darm-Infektes ähneln, sind die Auslöser andere. Hier werden die Symptome nicht von den Bakterien selbst, sondern durch von ihnen produzierten Giftstoffe (Toxine) ausgelöst. Vor allem mit Staphylokokken verunreinigte Lebensmittel sind häufig Auslöser von solchen Vergiftungen. Eine Lebensmittelvergiftung ist nicht ansteckend. Dennoch erkranken manchmal mehrere Menschen gleichzeitig – einfach, weil sie dasselbe gegessen haben.
Welche Symptome sind typisch?
Je nach Erreger, Alter, aber auch dem Zustand des eigenen Immunsystems sind die Symptome eines Magen-Darm-Infektes unterschiedlich stark ausgeprägt. Beim Noro- und Rotavirus kommt es häufig zu schwallartigem Erbrechen, starker Übelkeit und wässrigem Durchfall. Durch den großen Flüssigkeitsverlust fühlen sich Erkrankte oft schlapp oder auch „wackelig auf den Beinen“. „Besonders stark betroffen sind Kinder unter drei Jahren, aber auch ältere Menschen ab Mitte 60. Grund ist ein noch nicht voll ausgebildetes, beziehungsweise geschwächtes Immunsystem samt Begleiterkrankungen“, sagt Dr. Jessen. Doch nicht immer müssen alle Symptome gleichzeitig auftreten. So fehlt manchmal der Durchfall oder die Betroffenen müssen sich nicht übergeben, bei Erwachsenen unter 60 Jahren kann die Erkrankung sogar ganz ohne Symptome verlaufen – ansteckend ist sie dann allerdings trotzdem. Bei einer Salmonelleninfektion steht meist der Durchfall im Vordergrund, Übelkeit und Erbrechen können fehlen.
Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Symptome dauert es je nach Erreger zwischen wenigen Stunden bis einigen Tagen.
Welches sind die Übertragungswege?
Magen-Darm-Infektionen sind hochansteckend und können auf unterschiedliche Weise übertragen werden. Das sind die typischen Wege:
- Schmierinfektion (fäkal-oral): Durch nachlässiges Händewaschen können winzige Spuren von infektiösen Stuhlresten oder Erbrochenem auf Lebensmittel, Getränke oder Türklinken landen, von dort in den Mund und letztlich in den Magen-Darm-Trakt gelangen.
- Keime in Lebensmitteln: Rohes Fleisch (Mett/Tatar/Carpaccio), Rohwurst (Salami/Cabanossi/Teewurst), Eier, Milch, Rohmilchkäse, Fisch, Meeresfrüchte, aber auch Salate und Obst sowie verunreinigtes Wasser (Eiswürfel!) sowie Getränke können Keime enthalten, die dann auf direktem Weg in den Körper wandern.
- Keime auf Oberflächen: Auch auf der Oberfläche von Gegenständen, die von vielen Händen berührt werden, können sich viele Keime tummeln. Dazu gehören etwa Toiletten, Armaturen, Türgriffe und Geländer. Über Hände und Mund können die Erreger dann zu einer Magen-Darm-Infektion führen.
- Einatmen: Noroviren können auch über eine sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen werden. Während des Erbrechens geraten winzige virusbelastete Tröpfchen in die Umgebungsluft. Atmet ein Gesunder sie ein, kann auch er erkranken.
- Übertragung durch Tiere: Der Escherichia-coli-Stamm EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia coli) kann über den Kontakt mit Ziegen und Schafen auf den Menschen übertragen werden, lebende Hühner oder Puten tragen oft Salmonellen oder Campylobacter weiter. Intensives Händewaschen nach dem Streicheln oder Füttern schützt. Gefährlich, besonders für Säuglinge und Kleinkinder, kann es auch werden, wenn Reptilien als Haustiere gehalten werden. Sie übertragen häufig exotische Salmonellentypen. Leben Babies oder kleine Kinder im Haushalt, sollte man auf solche Mitbewohner besser verzichten.
Wichtig: Nach einer Infektion sollten Sie für mindestens zwei Tage komplett symptomfrei sein, bevor Sie wieder zur Arbeit, Schule oder in andere Gemeinschaftseinrichtungen gehen.
Wann zum Arzt?
So unangenehm Magen-Darm-Infekte auch sind, so rasch verschwinden sie normalerweise von allein wieder. Nach einem Tag mit akutem Brech-Durchfall geht es den meisten am zweiten oder spätestens dritten Tag mit viel Flüssigkeit und etwas Schonkost schon deutlich besser. Gefährdeter sind allerdings Säuglinge und Kleinkinder, Senioren sowie Menschen mit geschwächter Immunabwehr. Sie reagieren besonders empfindlich auf den Flüssigkeitsmangel samt Mineralstoffverlust, der durch häufiges Erbrechen und die heftigen Durchfälle ausgelöst werden. Dr. Jessen: „Diese starke Austrocknung des Körpers kann manchmal schon innerhalb weniger Stunden neben Schwindel und Kreislaufproblemen zu Verwirrtheitszuständen und starker Schwäche, in sehr schweren Fällen sogar zu einem Nierenversagen führen. Wer gar keine Flüssigkeit mehr aufnehmen kann, sollte deshalb unverzüglich zum Arzt oder in die Notaufnahme einer Klinik fahren.“ Die starken Flüssigkeitsverluste können dort durch Infusionen ausgeglichen werden. Ebenfalls einen Arzt aufsuchen sollten Sie, wenn Sie als ansonsten gesunder Erwachsener mehr als drei Tage unter starkem Brechdurchfall leiden, wenn Blut im Stuhl auftritt, hohes Fieber, Muskelkrämpfe, starke Schläfrigkeit, extreme Schwäche oder gar Verwirrtheit hinzukommen.
Sonderfall Schwangerschaft
Neben der typischen Schwangerschafts-Übelkeit im 1. Trimester können Schwangere natürlich auch an einen ganz normalen Magen-Darm-Infekt leiden. Sie infizieren sich sogar schneller, da ihr Immunsystem in der Schwangerschaft etwas heruntergefahren ist. Gleichzeitig ist die Darmtätigkeit in der Schwangerschaft etwas träger, sodass die auslösenden Keime länger im Körper verbleiben können. Die Gefahr einer Ansteckung des ungeborenen Kindes durch die Erreger besteht jedoch nicht.
Was kann ich selbst bei einem Magen-Darm-Infekt tun?
Der wichtigste Rat: Viel trinken. Und zwar am besten das, wovor sie in der akuten Phase am wenigsten Widerwillen verspüren. Das kann klares Wasser in Kombination mit Tee (gerne mit einer Prise Zucker) und klarer Brühe sein. In der Apotheke gibt es auch Pulver zur Herstellung einer Elektrolyt-Zucker-Lösung. Die kann man allerdings auch einfach selbst zubereiten. Trinken Sie möglichst in kleinen Schlucken, um weiteres Erbrechen zu vermeiden. Wenn die schlimmste Phase des Übergebens zu Ende ist, ist auch wieder festere Nahrung möglich. Das können Salzstangen, Zwieback, Reiswaffeln, zerdrückte Bananen, Haferbrei, Möhrenbrei, pürierte dünne Kartoffel-Gemüsesuppen, geriebene Äpfel oder gekochter Reis sein. Wichtig: „Medikamente, die den Durchfall stoppen, sind bis auf wenige Ausnahmefälle nicht ratsam, da die Erreger dann nur länger im Körper bleiben und sich weiter vermehren“, so Dr. Jessen. Bei Bauchschmerzen hilft eine Wärmflasche oder ein Wärmekissen. Um andere möglichst nicht anzustecken, sollten Sie bei einem Magen-Darm-Infekt besonders stark auf Hygiene achten, sich die Hände nach jedem Toilettenbesuch gründlich waschen, keine Speisen für andere zubereiten und benutzte Bettwäsche, Handtücher, aber auch Geschirr in der Spülmaschine bei hohen Temperaturen waschen.
WHO-Trinklösung zum Selbermachen
Zutaten:
- 4 Teelöffel Zucker
- 3⁄4 Teelöffel Salz
- 250 ml Orangensaft
- 1 Liter stilles Mineralwasser oder abgekochtes Leitungswasser (in Deutschland)
Alle Zutaten miteinander verrühren und in kleinen Schlucken trinken. Faustregel: 40 ml Flüssigkeit pro Kilo Körpergewicht innerhalb von 24 Stunden.
Wie kann ich vorbeugen?
- Gerade im Urlaub erwischt uns schnell „Montezumas Rache“. Handeln Sie deshalb nach dem Motto „Cook it, peel it – or forget it!“, sprich: Ungefährlich sind gekochte, gebratene sowie frittierte Lebensmittel oder solche, die noch von einer Schale geschützt sind. Vorsicht auch bei Drinks mit Eiswürfeln, die Keime durch verunreinigtes Wasser enthalten können.
- Eier, Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte können Salmonellen enthalten, deshalb sollten sie immer gut durchgegart werden.
- Senioren, Menschen mit einer Immunschwäche, Kleinkinder und Schwangere sollten auf Rohmilchprodukte, rohes Fleisch, Rohwurstsorten und rohen Fisch sowie Meeresfrüchte (Sushi/Sashimi/Tatar/Austern) verzichten, da sie Bakterien wie Listerien enthalten können, die erst beim Erhitzen über 70 Grad abgetötet werden.
- Auch beim Kochen und Zubereiten von Speisen ist Hygiene wichtig. Zwischen den Arbeitsgängen und besonders bei Wechsel der Zubereitung von tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln sollten Sie Ihre Hände immer gründlich waschen und auch Schneidebretter sowie Messer mit Wasser und Spülmittel reinigen. Das ist besonders beim Schneiden von rohem Fleisch und Geflügel wichtig. Denken Sie auch an das regelmäßige Wechseln von Wischtüchern, Spülbürsten und Geschirrhandtüchern, sie können schnell zum Tummelplatz für Keime werden.
- Unterbrechen Sie die Kühlkette zwischen Einkauf und Zuhause nur so kurz wie möglich. Gerade verderbliche Lebensmittel gehören nach dem Einkauf sofort in den Kühl- oder Gefrierschrank.
Impfung gegen Rotavirus
Für Babys ab sechs Wochen und unter sechs Monaten gibt es eine Schluckimpfung gegen Rotaviren. Mehr zu Impfungen für Kinder sowie Tipps bei Magen-Darm-Infekten bei Babys und Kleinkindern.
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