Dermatitis bei Kindern
Juckende rote, entzündete Haut - eine Dermatitis bei Kindern ist oftmals eine Belastung für die gesamte Familie. Babys und Kinder vom schädlichen Kratzen abzuhalten, ist alles andere als einfach. Und Jugendliche mit Dermatitis benötigen zusätzlich manchmal auch mentale Unterstützung, damit ihnen die Krankheit nicht seelisch zusetzt. Hier erfährst du, wie du deinem Kind oder Jugendlichen am besten helfen kannst, wenn die Haut verrücktspielt.
Was ist eine Dermatitis?
Wenn dein Kind für längere Zeit unter roten und juckenden Stellen an der Haut leidet, könnte es sich um eine Dermatitis handeln. Ein Besuch beim Kinderarzt oder der Hautärztin ist angebracht, wenn der betroffene Bereich trotz intensiver Pflege mit euren herkömmlichen Hautpflegemitteln keine Besserung zeigt, größer wird und sich entzündet.
Unter dem Begriff Dermatitis sind verschiedene entzündliche Hauterkrankungen zusammengefasst, darunter die Windeldermatitis und das atopische Ekzem. Die bis heute bekanntere Bezeichnung für das atopische Ekzem ist Neurodermitis, ein Begriff aus dem 19. Jahrhundert, als man noch davon ausging, dass hinter der erkrankten Haut eine Nervenentzündung steckte.
Heute weiß man, dass unter anderem Überempfindlichkeiten der Haut dafür verantwortlich sind, wenn sie an Neurodermitis erkrankt. Die Krankheit tritt in Schüben auf und die Veranlagung dafür ist genetisch erworben. Wenn Ihr als Eltern zu allergischen Hautreaktionen neigt, ist also das Risiko erhöht, dass auch euer Kind einmal davon betroffen sein könnte.
Durchschnittlich 10 bis 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden oder litten schon einmal an einer atopischen Dermatitis/Neurodermitis. Bei Säuglingen sowie Kleinkindern ist die Zahl besonders hoch. Das macht Neurodermitis zu einer der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter.
Was bedeutet: Atopisches Ekzem?
Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einer Entstehung der Erkrankung führen können. Sicherlich spielen genetische Faktoren eine relevante Rolle, so kommt es auch zu familiären Häufungen. Weitere Ursachen sind Störungen des Immunsystems sowie funktionelle Veränderungen der Haut. Im Fall einer allergischen Komponente können durch die Nahrung oder die Luft (z.B. Pollen) aufgenommene Allergene zur Entwicklung von Juckreiz und Hautirritationen beitragen.
Sonderfall: Windeldermatitis
Bemerkst du bei deinem Baby einen wunden Po oder einen Hautausschlag im Windelbereich, liegt der Verdacht auf eine Windeldermatitis nahe. Sie ist die häufigste Hauterkrankung im ersten Lebensjahr. Studien schätzen, dass zwischen 25 und 50 Prozent der Kinder im Wickelalter mindestens einmal von einer Windeldermatitis betroffen sind. Hier ist neben einer gewissen genetisch bedingten Empfindlichkeit die grundsätzlich schwierige Pflegesituation der Haut für das häufige Auftreten von Ausschlägen verantwortlich.
Häufig liest man, dass eine Windeldermatitis entsteht, wenn die Windel nicht oft genug gewechselt wurde. Doch auch bei bester Pflege reizen Urin und Kot die Haut stark. Durch die Windel bildet sich zudem ein feuchtwarmes Klima, es kommt wenig Luft an die empfindliche Körperstelle und wenn sich dein Säugling bewegt, reibt auch noch die Windel. Gerade bei Durchfallerkrankungen kann sich so sehr schnell ein Windelekzem entwickeln, da der flüssige Stuhl die Haut besonders aggressiv angreift.
Daran erkennst du eine Windeldermatitis – die häufigsten Symptome:
- Die Haut am Babypo ist auffällig rot.
- Es bilden sich kleine Pickelchen oder Aufschürfungenn.
- Dein Kind ist dazu außergewöhnlich unruhig, weinerlich und zappelig.
Da sich Windeldermatitis rasch ausbreitet und verschlechtert, ist schnelles Handeln notwendig. Erste und wichtigste Maßnahme: Windel ab! Wann immer es möglich ist, befreie den Babypo von der Verpackung, damit viel Luft an die Haut kommt und der Bereich trocknen kann.
Außerdem hilfreich bei Windeldermatitis:
- möglichst auf Reinigungstücher, Cremes, Seifen verzichten
- Reinigung mit warmem Wasser und weichen Baumwolltüchern
- nur wenn Salben unbedingt nötig: feuchtigkeitsabsorbierende Pasten (z.B. zinkoxidhaltig) verwenden
- Wechsel auf luftdurchlässige Windelmarke oder Stoffwindeln
Wird der Windelausschlag trotzdem nicht innerhalb von zwei Tagen besser, ist ein Besuch beim Kinderarzt oder der Kinderärztin ratsam. Diese können feststellen, ob der Ausschlag von Bakterien oder einem Pilz ausgelöst wurde. Bei Pilzbefall im Windelbereich spricht man auch von Windelsoor. In diesem Fall hilft eine antimykotische Salbe. Bei starkem Bakterienbefall kann eine Antibiotikatherapie nötig sein..
Wie kann ich einer Windeldermatitis vorbeugen?
Damit eine Windeldermatitis oder eine Pilzinfektion im Windelbereich möglichst gar nicht erst entstehen, kannst du einige Vorbeugemaßnahmen ergreifen.
- Häufiger Windelwechsel (bei Neugeborenen etwa alle zwei Stunden, später alle drei Stunden oder bei Bedarf)
- Zeitnahe Entfernung von Stuhlgang, sorgfältige Reinigung der Hautfalten
- Windelfreie Zeiten, so oft es geht
- Verwendung von unparfümierten Pflegeprodukten
- Kein Babypuder verwenden, da es die Haut zu stark austrocknet
Atopische Dermatitis/Neurodermitis bei Babys
Eine durch Überempfindlichkeiten hervorgerufene Dermatitis beginnt häufig schon im Säuglingsalter. Die Haut der betroffenen Kinder ist besonders durchlässig und trocken, ihr fehlen bestimmte Hautfette und sie kann Feuchtigkeit schlechter speichern. Sie wird rissig, Bakterien können leichter eindringen und Entzündungen auslösen. Mediziner nennen dieses Phänomen auch Barriere-Defekt.
Wenn du an deinem Baby folgendes beobachtest, könnte es sich um atopische Dermatitis/Neurodermitis handeln:
- Ausgeprägter Milchschorf im Gesicht- und Kopfbereich (gerötete Areale mit Verkrustungen)
- Ausbreitung auf den restlichen Körper möglich, besonders Arm- und Kniestreckseiten
- Auch andere Symptome können auf Neurodermitis hindeuten (z.B. kleine Einrisse im Bereich der Lippen oder Ohrläppchen)
Natürlich leiden die Kleinen besonders unter dem gemeinen Juckreiz, den die Erkrankung mit sich bringt, und sind nur mit Mühe vom Kratzen abzuhalten. Das ist jedoch schädlich, weil sie die Haut blutig kratzen. So können Bakterien in die Wunden gelangen, die sich dann entzünden. Euer Kinder- oder Hautarzt kann euch juckreizstillende und entzündungshemmende Salben verschreiben. Diese enthalten zum Beispiel Gerbstoffe oder Cortison.
Außerdem könnten deinem Kind bei Dermatitis folgende Maßnahmen helfen:
- Dünne Fäustlinge, die Verletzungen durch die Fingernägel verhindern
- Spezielle Neurodermitis-Bodys, die angenähte Kappen für die Hände haben
- Kurze Fingernägel
- Tägliches Eincremen mit einer rückfettenden Lotion, die die Haut mit Feuchtigkeit versorgt
- Kühle Umschläge gegen den schlimmsten Juckreiz
- Atmungsaktive Kleidung aus Biobaumwolle
- Schwitzen vermeiden durch nicht zu warme Kleidung
- Im akuten Fall: Ablenkung durch Streicheln, Singen oder Spielen
Atopische Dermatitis/Neurodermitis bei Kindern und Jugendlichen
Auch bei größeren Kindern und Jugendlichen kann sich eine atopische Dermatitis erneut oder erstmals zeigen. Die stark verringerte Talgproduktion der Haut führt zu sehr trockener Haut, die dadurch durchlässiger und anfälliger für das Eindringen von Bakterien und allergieauslösenden Stoffen wird.
DAK Nico
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Erkrankt ein Kind oder ein Jugendlicher an einer entzündlichen Hauterkrankung, leidet jedoch häufig nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche. Größere Kinder ab etwa acht Jahren können sich zwar schon gut selbst um die Pflege der Haut kümmern, empfinden jedoch die roten und entzündeten Hautstellen oft als sichtbaren Makel – vor allem, wenn Schulkameraden sie damit auch noch aufziehen. Manchmal leiden betroffene Kinder zusätzlich unter Schlafmangel, weil ein Neurodermitis-Schub sie die ganze Nacht wachgehalten hat. Oder sie können sich nicht auf Schule und Hausaufgaben konzentrieren, wenn das Jucken die ganze Aufmerksamkeit einnimmt.
Daran erkennst du atopische Dermatitis/Neurodermitis bei größeren Kindern und Jugendlichen:
- Ekzeme, Rötungen und schuppige Knötchen in Armbeugen und Kniekehlen
- Oft sind außerdem Gesicht, Hals, Schultergürtel, Hände und Füße betroffen
Das hilft den betroffenen Kindern und Jugendlichen:
- Juckreizstillende und antientzündliche Salben und antiallergische Medikamente
- Ein Allergietest, um mögliche Auslöser ausfindig zu machen. Viele Kinder mit Neurodermitis haben auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
- Vermeiden von Chlorwasser, parfümierten Badezusätzen und Bodylotions
- Verzicht auf enge, kratzende Kleidung, die die Haut weiter austrocknet
- Stressabbauende Maßnahmen wie Entspannungsübungen gegen die Schlafstörungen
- Psychologische Unterstützung und Stärkung des Selbstbewusstseins. Vielleicht empfindet dein Kind es als hilfreich, sich mit ebenfalls betroffenen Gleichaltrigen auszutauschen. Es gibt sowohl im Internet als auch in vielen Regionen Selbsthilfegruppen für Kinder und Jugendliche mit Neurodermitis und ihre Familienangehörigen. Einige Anbieter veranstalten sogar spezielle Neurodermitis-Schulungen für Heranwachsende.
- Einbindung des Umfeldes: Unterstütze dein Kind dabei, andere gut über die Krankheit aufzuklären. Erzieher und Lehrerinnen verstehen so vielleicht besser, warum dein Kind häufiger gereizt und unruhig ist.
Dr. med. Hendrik Spohr
Mediziner bei der DAK-Gesundheit
Quellenangaben