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Von Sex-Mythen und Sex-Pannen – genussvoll Liebe machen braucht Zeit

Symbolbild Sex lernt man sein ganzes Leben
Mit Sex ist es wie mit allem in deinem Leben – du wirst mit der Zeit besser darin. Niemand erwartet von dir, dass du einen Tennisschläger in die Hand nimmst und sofort wie ein Weltklassespieler oder eine Weltklassespielerin aufschlägst. Dafür braucht man viel Training und Erfahrung – das ist klar. Genauso ist es beim Sex auch.
Was auch klar ist: Entspannender, toller Sex hat wenig mit dem zu tun, was in Pornofilmen passiert. Lasst euch von dem, was euch in solchen Filmen gezeigt wird, bloß nicht verunsichern! Und auch die ein oder andere Sex-Panne gehört dazu, wenn man die Liebe lernt.

Was ist eigentlich guter Sex?

Tja, diese Frage ist leicht und schwer zu beantworten. Guter Sex ist das, was dir und deinem Partner oder deiner Partnerin gefällt und Lust bereitet. Was einfach klingt, klappt in der Praxis nicht immer problemlos. Für lustvollen Sex solltest du zwei Dinge möglichst gut kennen – dich und deinen Partner oder deine Partnerin.

Das heißt, je offener ihr über eure Vorlieben sprecht, desto besser wird der Sex für euch sein. Diese Vorlieben können sich von Person zu Person unterscheiden. Sie verändern sich im Laufe des Lebens und hängen auch mit deiner Tagesverfassung zusammen. Mal darf es stürmisch zur Sache gehen, mal ruhig und intensiv. An einem Tag fällt das Liebesspiel ausgiebig aus, an einem anderen kann es auch mal die schnelle Nummer sein.

Es gibt keine allgemein gültige Definition dafür, was „guter“ Sex ist. Trotzdem gibt es bestimmte Faktoren, die Einfluss darauf haben, wie du Lust am Sex empfindest:

  • Übung und Wissen: Sex im Allgemeinen, dein Körper und der Körper deines Partners oder deiner Partnerin – je mehr du darüber weißt, desto eher wird der Sex gut.
  • Stimulation: Das, was dich erregt, spielt natürlich eine Rolle dabei, was du als guten Sex erlebst.
  • Beziehung und Vertrauen: Viele Menschen können sich in vertrauten Beziehungen beim Sex besser fallenlassen. Das „Loslassen“, also das komplette Entspannen, ist ein wichtiger Teil einer intensiv erlebten Sexualität.
  • Der Körper: Welcher Rhythmus gefällt, welche Bewegungen verschaffen dir Lust? Auch die Körperbewegungen beeinflussen das sexuelle Empfinden.

All diese Faktoren bieten dir einen Zugang zu dem, was für dich guter Sex ist. Jetzt gerade. Denn: Deine Erfahrung, deine Vorlieben und dein Körper verändern sich dein ganzes Leben lang. Das bedeutet, auch in deiner Sexualität wird sich immer wieder etwas verändern. Du entdeckst immer wieder Neues – das hält den Sex spannend.

Einer der wichtigsten Faktoren für guten Sex ist, dass dir niemand vorschreiben kann, dass du diese oder jene Art von Sex toll finden musst. Diese Entscheidung liegt nur bei dir. Wenn dir etwas keinen Spaß macht, habe den Mut, das auch zu sagen. Ein respektvoller Partner wird dich niemals zu etwas überreden.

Angenehmer Sex hat auch etwas mit einer Reise ins Unbekannte zu tun. Es gibt viel Neues zu entdecken – allein oder mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Wenn euch eine Straße während dieser Reise zu holprig ist, dreht um. Wenn ihr eine Straße gefunden habt, auf der ihr zusammen smooth dahingleiten könnt, befahrt sie so lange, wie es euch gefällt.

Was hat körperlicher Sex mit deiner Psyche zu tun?

Vieles beim Sex ist Lernsache. Vielleicht hast du als Kind den Eindruck gewonnen, dass Sex etwas Unanständiges ist, etwas wofür man sich schämen muss. Mit solchen Gedanken aus der Kindheit im Hinterkopf wird es für dich nicht leicht sein, deine Sexualität als junger Erwachsener frei auszuleben. Am besten, du wirfst diesen Glaubenssatz über Bord: Für deine sexuellen Vorlieben brauchst du dich nicht zu schämen. Sex, den du aus freien Stücken mit einem Partner oder einer Partnerin deiner Wahl hast, ist vollkommen natürlich.

Solltest du dich für Sex und deine Lust daran schämen, kannst du dich ruhig mitteilen und – wenn du das möchtest – etwas tun, um deine Scham loszuwerden. Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin oder such eine Beratungsstelle auf, wo erfahrene Menschen dir zuhören. 

Klar, der Sinn und Zweck von Sex ist es, Kinder zu zeugen. Bei den meisten sexuellen Handlungen steht das aber nicht im Fokus. Es geht darum, Spaß zu haben und die Bindung zwischen deinem Partner und dir zu vertiefen.

Verändert sich Sex im Laufe des Lebens?

Leben ist Veränderung. Das trifft auch auf Sex zu. Genau wie du selbst, wird sich dein Sexleben mit den Jahren verändern. Man spricht von sieben Phasen des Sex – die natürlich nicht in Stein gemeißelt sind:

  • Sex in der Jugend: Vieles ist neu und wird ausprobiert
  • Sex mit 30: Die Frau empfindet mehr Lust
  • Zwischenphase: Die Kinder werden geplant/kommen
  • Sex für Eltern: (Un)Interessant
  • Sex ab 40: Mehr Lust und Genuss
  • Sex ab 50: Weniger Sex, dafür intensiver
  • Sex im hohen Alter: Ja, auch Senioren genießen Sexualität

Sex in der Jugend

Jungs und Mädchen sind in der Pubertät meist sehr am anderen oder auch am gleichen Geschlecht interessiert. Weil man gemeinsam Neuland betritt, seid ihr  oft experimentierfreudig. In diesem Alter können die Sexualpartner auch öfter wechseln, als das später der Fall sein wird. In der Jugend ist die Lust besonders groß.
„Die Natur hat das durchaus geschickt eingefädelt. Junge Körper sind perfekt dafür ausgelegt, Kinder in die Welt zu setzen. Junge Frauen sind sehr fruchtbar. Bei jungen Männern läuft die Produktion der Spermien mit Volldampf“, weiß DAK-Psychologin Franziska Kath. „Aber“, so Kath weiter, „in späteren Jahren wird das Liebesspiel als erfüllender empfunden. Der Grund: Mit zunehmendem Alter ist man weniger egoistisch und schenkt der Lust des Partners oder der Partnerin mehr Aufmerksamkeit“.

Die Veränderungen im Verlauf deines Sexuallebens wirst du selbst mitbekommen. Mit 30 Jahren wirst du wahrscheinlich so viel über deinen Körper wissen, dass du als Frau oder auch als Mann mehr Lust beim Sex empfindest. Wenn du und dein Partner Kinder wollen, plant ihr euer Sexleben vielleicht mehr als in der spontanen Zeit davor. Als Eltern kann es passieren, dass das Umsorgen des Nachwuchses das Sexleben erst einmal auf Eis legt. Bist du über 40, kann zum Beispiel eine neu gefundene Gelassenheit deinem Sex guttun. Auch wenn man das nicht verallgemeinern darf: Ab 50 hast du vermutlich weniger, dafür aber intensiveren Sex, weil du dich und deinen Partner oder deine Partnerin genau kennst. Auch im weit fortgeschrittenen Alter ist Sex kein Tabu (das ist er ohnehin niemals).

Sex in der Partnerschaft und Sex mit wechselnden Partnern

Du schaust dich um. „Wow, was für ein hübsches Gesicht. Der Hintern ist der Wahnsinn. In diesen Augen könnte ich mich verlieren.“ Es gehört zum Erwachsenwerden, sich vermehrt für Geschlechtspartner (egal ob vom anderen oder vom eigenen Geschlecht) zu interessieren.

Klar, dass da Fragen aufkommen. Zum Beispiel: Sollte man sich mit jedem auf ein sexuelles Abenteuer einlassen, der einem gefällt? Oder sollte man das neue Terrain lieber mit einem einzigen Partner oder Partnerin erkunden? Kurz gesagt: „Was ist besser: mehrere Eisen im Feuer oder ein fester Partner?“

Der Vorteil von mehreren „Eisen im Feuer“ ist, dass du vermutlich immer wieder auf etwas Neues triffst. Aber das kann auch ein Nachteil sein. Du weißt nie, was auf dich zukommt. Und du weißt auch nicht, ob dein Sexualpartner die gleichen Dinge mag wie du.

Wenn du einen festen Partner hast, hat das den Vorteil, dass ihr euch immer besser versteht und kennenlernt. Du findest heraus, was deinem Partner gefällt und was dir gefällt. Ihr könnt eure Sexualität gemeinsam entdecken und zusammenwachsen. Wenn ihr das mit gegenseitigem Respekt macht, werdet ihr schnell merken, wie erfüllend Sex in einer vertrauensvollen Partnerschaft sein kann.

Sex-Pannen gehören einfach dazu

Was passiert, wenn du zum ersten Mal versuchst, mit einem Tennisschläger einen Ball zu treffen? Du schlägst vermutlich daneben. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Bis du gelernt hast, zu treffen. Und auch später wirst du ins Netz schlagen, stolpern oder einfach danebenschlagen. Das ist beim Sex genauso. Pannen gehören einfach dazu.

Sex ist keine bierernste Angelegenheit – das solltest du wissen. Lachen ist ein wichtiger und einfach toller Teil von Sex. Was kann alles passieren?

  • Einer von euch knallt beim Sex mit dem Kopf gegen den Bettpfosten.
  • Überraschender Orgasmus beim Oralsex.
  • Verschiedene Stellungen beim Sex ausprobiert und schon hat man einen Wadenkrampf. Ausschütteln und Lachen erlaubt.
Das sind nur ein paar Beispiele für Sex-Pannen. Egal, was dir und deinem Partner oder deiner Partnerin im Bett passiert, nehmt es mit Humor. Das gemeinsame Lachen ist allemal besser als sich zu schämen. Und: Lachen ist genauso spannungslösend wie ein Orgasmus.

Du willst noch mehr über Sex-Pannen wissen und warum sie völlig normal sind? Dann schau dir das Video von Volker Wittkamp zu Beginn dieses Artikels an!

Porno-Sex vs. Sex in der Realität

Wonder Woman fliegt, Harry Potter zaubert und die Ghostbusters jagen Gespenster. Das alles passiert nur in Filmen und hat nichts mit der Realität zu tun, einverstanden? Okay. Genau das Gleiche gilt auf für Pornos. Sie sind – wenn man so will – reine Fi(c)ktion.

Was im Drehbuch steht, hat mit Sex im echten Leben nichts zu tun. Echter Sex ist nicht so. Bei normalem Sex ist wichtig, dass es dir UND deinem Partner gefällt. Folgt beide eurem Herzen. Macht nichts, was gegen euer Bauchgefühl spricht. Egal ob Junge oder Mädchen, lasst euch von diesen Filmen einfach nicht unter Druck setzen. Es erwartet ja auch niemand von euch, gegen Lord Voldemort anzutreten oder als unbesiegbare Amazone die Welt zu retten.

Lasst euch beim Sex nur auf die Dinge ein, für die ihr schon bereit seid. Vertraut dabei nur auf euch selbst. Wenn dein Partner oder deine Partnerin dich immer wieder zu etwas überreden will, das du nicht machen möchtest, überlege, ob die Person an deiner Seite die richtige ist.

Liebevoller Umgang mit sich selbst – die Grundlage jeder tollen Partnerschaft

Du siehst dich selbst im Spiegel an. Dein Blick ist kritisch. Vergiss nicht: Es gibt vermutlich niemanden, der deinen Körper besser kennt als du. Es ist völlig normal, vermeintliche Unregelmäßigkeiten oder Makel zu sehen. Glaub uns, das ist bei jedem Menschen so. Ob Teenie-Idol, Spitzensportlerin, Model oder dein heimlicher Schwarm – niemand ist mit sich selbst absolut zufrieden.

Niemand hat ihn – und niemand braucht ihn: Spaß am Sex geht auch ohne den „perfekten“ Körper. Viel wichtiger ist, dass du mit dir im Reinen bist, dich liebst und akzeptierst. Dein positives Selbstbild lässt dich strahlen. Deine innere Leichtigkeit und Zufriedenheit stecken an.

Je entspannter du bist, desto leichter fällt es dir auch, dich beim Sex vertrauensvoll fallenzulassen. DAK-Expertin Franziska Kath meint dazu: „Deine Selbstliebe kann nur aus dir kommen. Niemand anderes kann sie dir geben.“

Fazit

Alles kann, nichts muss – in Sachen Sex entscheidest du allein, was dir gefällt und was nicht. Am Anfang wirst du viel Neues entdecken. Manches davon wirst du mögen, anderes nicht. Jeder Mensch definiert seine eigene Lust und seine eigenen sexuellen Wünsche und Bedürfnisse. Wenn du dann noch an die deiner Partnerin oder deines Partners denkst, kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Und wenn doch mal eine Sex-Panne passiert, lacht einfach darüber.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

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