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Online-Dating: Alles, was du wissen musst

Dieser Artikel wurde von Kirsten Wenzel verfasst 

Dir fällt es schwer, jemanden, der dir gefällt, persönlich anzusprechen? Oder du findest in deinem Freundeskreis oder in deinem alltäglichen Umfeld schlicht niemanden, der oder die dir so richtig gut gefällt? Dann denkst du eventuell darüber nach, im Internet nach deinem Herzens-Match – oder vielleicht auch nur einem Flirt - zu suchen. Das kann eine gute Idee sein oder auch nicht. Was du wissen und worauf du achten solltest, erfährst du hier.

Was ist Online-Dating?

Okay, diese Frage ist schon ein wenig rhetorisch. Dass du nicht weißt, was Online-Dating bedeutet, ist tatsächlich eher unwahrscheinlich. Schließlich sind digitale Kennlern- und Flirtportale heute eher der Standard als die Ausnahme. Millionen Paare finden sich weltweit jedes Jahr auf Online-Plattformen und statistisch nutzen drei von zehn Deutschen das Online- Dating. Begriffe wie „swipen“ und „matchen“ gehören längst zum Alltagswortschatz.

Was du dir vielleicht weniger gut vorstellen kannst: Es gab partnerschaftstechnisch tatsächlich mal eine Zeit ganz ohne das Internet. Damals musste man zum Kennenlernen immer richtig losziehen, in die wirkliche Welt, die Disco oder zum Dorffest. Und das ganz, ohne sich vorher ein Profil zu erstellen oder klare Kriterien für den Traumpartner definiert zu haben.

Ab wann ist Online-Dating erlaubt?  

Die Dating-Welt hat sich also durch das Internet ganz schön gewandelt, gerade auch für Jugendliche. Viele finden es inzwischen normal, auf Kennlern-, Flirt- und Partnerschaftsbörsen ein Profil von sich zu erstellen, online zu flirten oder nach einem Partner zu suchen. Dabei kann man sich bei richtigen Partnerschafts- und Flirt-Plattformen in der Regel zwar erst mit 18 registrieren, doch daran halten sich nicht alle. Außerdem gibt es eine Reihe von Freizeit- und Freundschafts-Apps, die schon mit dem Mindestalter von 13 Jahren erlaubt sind, zum Beispiel MeetMe oder Scout. Auch hier wird geflirtet und gematcht.

Online-Dating – die Vorteile und die Nachteile

Zu den Vorteilen des Online-Dating gehört, dass du theoretisch eine größere Chance hast, jemanden zu treffen, der wirklich supergut zu dir passt. Zum Beispiel weil ihr die Begeisterung für ein bestimmtes Thema oder persönliche Ansichten und Werte teilt.

Genau so jemanden auf einem Volksfest zu begegnen, ist logischerweise unwahrscheinlicher, als wenn dir Schlagworte und Algorithmen bei deiner Suche helfen.

Andererseits geht es auf Dating-Apps oft sehr visuell und oberflächlich zu: Bilder spielen nicht nur auf Tinder eine Riesenrolle. Man wischt sich durch die Fotos und entscheidet oft nur nach dem Aussehen, ob jemand in Frage kommt. Von der Menge an Wahlmöglichkeiten im Netz sind viele außerdem schlicht überfordert oder fühlen sich gestresst, weil sie selbst mit so vielen verglichen werden. 

Die Menge an den gefühlt ungezählten Möglichkeiten, interessante Personen kennenzulernen, kann auch dazu führen, dass man sich auf niemanden richtig einlassen mag und immer denkt, man könnte noch etwas Besseres finden. Viele Begegnungen im digitalen Flirt-Universum sind daher eher unverbindlich – und es besteht die Gefahr, dass man durch das ewige Suchen das Eigentliche verpasst.

Die Fallen beim Online-Dating

Dazu kommen die zahlreichen Fallen, die das Online-Dating bereithalten kann. Denn viele, denen du dort begegnest, suchen möglicherweise nicht wirklich einen Partner. Oft geht es um schnellen Sex oder die Bestätigung des eigenen sexuellen Marktwertes.

Dass man sich in der Anonymität des Internets begegnet, macht es dir vielleicht erst einmal leichter zu flirten und auf jemanden zuzugehen. Doch in dieser Anonymität stecken auch jede Menge Gefahren, die du kennen solltest, damit du dich im Ernstfall schützen kannst.

Fiese Verhaltensweisen, die dir beim Online-Dating begegnen können

  • Fake-Profile und Lügen aller Art: Nicht nur Papier ist geduldig. Was jemand über sich oder zu dir im Netz sagt oder dir verspricht, muss nicht ansatzweise der Wahrheit entsprechen. Auch Fotos können gefälscht oder von anderen Personen gestohlen sein. Besonders krasse Variante:
  • Love-Scamming: Dabei täuschen Betrüger wie wild Gefühle vor und erfinden perfekte romantische Geschichten, um (meist) Frauen von sich abhängig zu machen und sie dazu zu bringen, ihnen Geld zu schicken.  
  • Ghosting: Du schreibst dir mit jemandem tagelang, ihr versteht euch blendend und plötzlich ist Funkstille, ohne jede Ankündigung. Dein Gegenüber „ghostet“ dich. Auch zu so einem unfairen Verhalten lädt die Anonymität des Netzes ein. Wichtig zu wissen: Ghosting ist kein Zeichen von Macht, sondern von emotionaler Unreife (und nicht selten von Narzissmus).   
  • Grenzüberschreitungen und Belästigungen: Aufdringliche Fotos, die du nicht sehen möchtest oder nerviges Dauer-Rumgegrabe ohne Respekt – auch das gehört zum Alltag auf Online-Plattformen. Hier hilft vor allem: Schnell klare Grenzen setzen und nicht zu viel von sich selbst verraten. Wie das genau geht, erfährst du in unseren Tipps:   

Tipps fürs Online-Dating

Damit du möglichst sicher beim Online-Dating unterwegs bist, solltest du ein paar Vorsichtsmaßnahmen einbauen. Sie schützen dich zwar nicht Liebeskummer (sorry!) aber immerhin vor kriminellen Machenschaften und der Verletzung deiner Würde in der Öffentlichkeit.

  • Augen auf bei der Plattform-Wahl: Allein in Deutschland gibt es über 2500 Dating-Plattformen, die sich in Seriosität und Anspruch sehr unterscheiden. Informier dich gut, wo du dich anmeldest und ein Profil anlegst. Und wo wir schon dabei sind: Mach dich auch nicht älter, als du bist, um dich auf einer Plattform registrieren zu können.
  • Schütze deine Privatsphäre; Sei vorsichtig und gib deine Adresse, Telefonnummer oder andere Details über dein Leben, nicht an Fremde weiter, von denen du noch nicht sicher weißt, ob sie es gut mit dir meinen. Nutze die Plattform, um Nachrichten zu schicken und den anderen langsam besser kennenzulernen.
  • Reagiere schnell bei Fehlverhalten: Wenn jemand anzüglich oder aufdringlich wird, kannst du ihn auf der Plattform jederzeit blockieren oder, bei Bedarf, sogar melden.
  • Keine expliziten Fotos und Videos: Dein Gegenüber möchte mit dir intime Fotos oder Videos austauschen? Lass dich nicht drauf ein. Mit solchen Bildern bist du erpressbar, denn was einmal im Internet ist, bleibt dort für eine Ewigkeit. 
  • Sicherheitsregeln für das erste Dates: Triff dich nur mit Personen, die sich über längere Zeit als vertrauenswürdige Chat-Partner gezeigt haben. Gehe nicht sofort mit jemandem nach Hause. Wähle einen öffentlichen Ort, am besten tagsüber und informiere einen Freund/ eine Freundin, wo das Treffen stattfindet.

Online-Dating – was ist deine Absicht?

Mach dir am besten möglichst klar, worauf es dir beim Online-Dating ankommt.: Suchst du einen Flirt, eine Affäre, Bestätigung oder eine echte Beziehung?

Je ehrlicher du mit dir selbst bist, umso eher kannst du auch gut auf dich aufpassen und dich vor unnötigen Verletzungen schützen. Wenn du dir selbst klar bist, was du willst, kannst du das auch besser kommunizieren. Und damit bist du eventuellen Spielereien deines Gegenübers automatisch weniger ausgeliefert.

Übrigens: Mach dich und deinen Selbstwert nicht von den Likes, die du auf einer Plattform sammelst, abhängig. Und mach dir außerdem klar, dass die eigentliche Kennlernphase erst beginnt, wenn ihr euch im wirklichen Leben begegnet.

Es mag verführerisch sein, sich online immer tiefer in eine imaginäre Beziehung hineinzuträumen. Die Gefahr, dass die Wirklichkeit diese Fantasie dann nicht einlösen kann, ist allerdings auch ziemlich hoch.   

Enttäuscht nach Online-Dating? Hier bekommst du Hilfe

Wenn dir beim Online-Daten etwas Blödes passiert, bleib nicht allein damit, sondern hol dir Hilfe. Sprich mit deinen Freunden oder deiner Familie darüber.

Oder hol dir Hilfe von außen. Zum Beispiel von dem Kinder- und Jugendtelefon Nummer gegen Kummer. Unter der 116111 erreichst du dort von montags bis samstags (14 – 20 Uhr) jemanden, der dir garantiert zuhört und hilft. Oder du meldest dich online unter: https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendberatung/online-beratung/

Burnout durch Online-Dating

Online-Dating ist oft spannend und aufregend – doch das tägliche Suchen, Flirten und Swipen kann auch eine psychische Belastung darstellen. So leiden Studien zufolge 12 bis 14 Prozent der Nutzer von Dating-Plattformen sogar an Burnout-ähnlichen Symptomen, konkret: Erschöpfung, Enttäuschung und Überlastung. Wissenschaftler vermuten, dass besonders hoher Erfolgsdruck und nicht erfüllte Erwartungen zu Online-Dating-Burnout führen kann. So klagen Betroffene oft über das hohe Maß an Zeit und Energie, die sie in die Plattformen investieren, ohne dabei an ein Ziel zu gelangen. Und sie bemerken, dass sie Menschen gegenüber gleichgültig werden und sich nicht mehr wirklich dafür interessieren, was aus ihren Kontakten wird.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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