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Fernbeziehungen – wie sie funktionieren und weniger stressen können

Dieser Artikel wurde von Medizinjournalistin Kirsten Wenzel verfasst 

Manchmal trifft man jemanden, bei dem einfach alles passt: Ihr lacht über dieselben Witze, findet euch wahnsinnig süß – und dann kommt die große Ernüchterung: Ihr wohnt in verschiedenen Städten, vielleicht sogar hunderte Kilometer voneinander entfernt. Was jetzt? Ist die Liebe stark genug für eine Fernbeziehung? Oder wird das alles zu stressig? Hier erfährst du, wie Liebe auf Distanz funktioniert und welche Tücken es gibt.

Was ist eine Fernbeziehung?

Paare in einer Fernbeziehung sehen sich nur an den Wochenenden, in den Ferien oder sogar nur alle paar Monate. Das klingt nach einer furchtbar schlechten Idee – schließlich möchte man ja mit demjenigen zusammen sein, den man liebt.

Dennoch ist das Modell Fernbeziehung heutzutage erstaunlich verbreitet. Umfragen zufolge haben 12 Prozent aller 18- bis 29-jährigen bereits einmal eine Fernbeziehung geführt. Geschätzt 1,7 Millionen aller Paare in Deutschland leben mehr als 100 Kilometer voneinander entfernt.

Fernbeziehung – heute Normalität

Dass Fernbeziehungen heute so verbreitet sind, liegt an der steigenden Mobilität. Ob für den Job oder das Studium – viele Menschen wechseln heute mehrmals im Leben ihren Wohnort. Dazu kommt die Technik, die es möglich macht, auch bei räumlicher Distanz in Kontakt zu bleiben – sei es per Videochat, Messenger oder Social Media. Viele Paare lernen sich außerdem über das Internet kennen oder treffen sich auf Reisen oder im Auslandsschuljahr. Und wenn aus dem süßen Urlaubsflirt etwas „Ernstes“ wird, zu dem sich beide bekennen, beginnt möglicherweise eine Fernbeziehung.

Du überlegst, ob Fernbeziehungen dein Ding sein könnten? Dann mach dir klar, dass eine Fernbeziehung dich auf eine ganz schön emotionale Achterbahnfahrt mitnehmen kann. Denn natürlich vermisst man sich, wenn ein Treffen nur am Wochenende oder sogar seltener möglich ist. Schmerzhaft können auch die Momente sein, wenn ihr euch nach einem Treffen wieder verabschieden müsst. Dafür empfinden viele Paare die gemeinsam verbrachte Zeit in einer Fernbeziehung oft als besonders intensiv und leidenschaftlich – weil man jede gemeinsame Sekunde genießt und für einige Tage ganz in das intensive Paarleben eintaucht.

Fernbeziehung – die Vorteile

Fernbeziehungen sind nicht ganz einfach, aber sie haben tatsächlich auch Vorteile:

Mehr Freiheit: Während ihr euch nicht seht, kannst du dich ganz auf dein Ding konzentrieren. Dein WG-Zimmer oder deine Wohnung sind weiterhin komplett dein (Deko-)Reich, du kannst nach Lust und Laune Freunde treffen, neue Leute kennenlernen und dich ganz auf deine Projekte in Studium, Job oder Freizeit einlassen.

Weniger Stress: Da ihr keinen Alltag miteinander teilt, fällt auch einiges an Alltagsstress weg. Über das Abwaschen und das Müllrausbringen habt ihr keine Debatten, zumindest nicht während der Woche.

Big Feelings: Was gibt es Schöneres, als voller Vorfreude und mit pochendem Herzen auf einem Bahnsteig zu stehen und sich nach Tagen der Sehnsucht endlich wieder in den Armen zu liegen? Wegen des fehlenden gemeinsamen Alltags schaffen es Beziehungen auf Distanz häufiger, das Gefühl intensiver Verliebtheit besonders lange am Leben zu halten.

Fernbeziehung – die Nachteile

Doch machen wir uns nichts vor: Fernbeziehungen sind auf jeden Fall auch eine Herausforderung. Das sind dir häufigsten Stolpersteine:

  • Vermissen: Wenn alle ihren Liebsten zum Treffen mitbringen und du kannst nur sehnsüchtig an deinen Schatz denken, kann das schon enorm nerven. 
  • Abschied nehmen: Nach einem wunderschönen Wochenende bist du plötzlich wieder allein und fällst von Wolke 7 in den Sonntagabend-Blues.
  • Zeit und Kosten: Damit ihr euch sehen könnt, muss immer jemand Geld und Zeit investieren. Das ist nicht nur teuer und aufwändig, es kann auch die Beziehung belasten, vor allem wenn einer von euch deutlich mehr davon investiert als der andere. 
  • Terminfindung: Jedes Treffen muss vorab vereinbart und organisiert werden. Spontanität gibt es eher weniger.
  • Vertrauenskrisen: Liebe auf Distanz braucht besonders viel Vertrauen. Wenn es zwischen euch kriselt, kann die Distanz Unsicherheit und Eifersucht zusätzlich verstärken.

Hat eine Fernbeziehung eine Zukunft?

Eine Fernbeziehung kann durchaus gelingen. Dafür braucht es einige Grundzutaten:

  • ihr habt ähnlich starke Gefühle füreinander
  • ihr könnt beide den Alltag auf Distanz gut bewältigen und für ein selbstständiges Leben nutzen
  • ihr vertraut euch gegenseitig und
  • ihr findet eine gemeinsame Perspektive.

Sprecht offen darüber, warum ihr überhaupt eine Fernbeziehung führt. Wie lange das für jeden von euch ok ist. Wie oft ihr euch sehen wollt und könnt, wer wie viel Nähe braucht - und was nach der Fernbeziehung kommen könnte. Das ist ein Schlüsselthema: Steht für beide Partner das Thema Zusammenziehen oder zumindest in derselben Stadt wohnen an? Wenn nicht, sollte der andere davon erfahren und entscheiden können, ob er die Fernbeziehung trotzdem fortsetzen möchte. Eure Erwartungshaltungen und Lebenspläne sollten mittelfristig schon zusammenpassen -– sonst tut die Fernbeziehung einem von euch garantiert weh.

Fernbeziehung – Tipps, damit es mit der Liebe klappt

Damit eine Fernbeziehung mehr Freude als Stress bereitet, ist es wichtig, sie besonders zu pflegen, zum Beispiel so:

  • Gemeinsame Zeit ohne Stress: Plant das Wochenende nicht bis zur letzten Minute durch und gebt euch Zeit, euch immer wieder aufs Neue anzunähern. ´
  • Erwartungsmanagement: Nicht immer gelingt das perfekte Romantik-Wochenende. Setzt euch nicht unter Druck, wenn ihr beide mal müde oder gestresst seid. Gemeinsam chillen ist auch schön.
  • In Verbindung bleiben: Tauscht euch während der Woche per Livechat oder Textnachrichten aus. Schreibt Briefe, schickt Päckchen, teilt Playlists. Sendet Blumen. Lasst den anderen an eurem Alltag und den schönen Momenten darin teilhaben.
  • Wichtige Gespräche grundsätzlich persönlich: Niemals Beziehungsdiskussionen per Textnachricht, das sind Missverständnisse sind vorprogrammiert.
  • Ablenkung nach dem Abschied: Verabrede dich mit Freunden oder geh zum Sport, nachdem du deinen Herzensmensch zum Zug gebracht hast. Das hilft gegen den Sonntagabend-Blues.

Wann sollte ich eine Fernbeziehung lieber beenden?

Fernbeziehungen sind ein Stück harte Arbeit, doch sie können funktionieren, wenn beide wirklich wollen. Klar ist aber auch: Nicht jede Fernbeziehung ist für die Ewigkeit gemacht. Das gilt natürlich, wenn dauerhaft das Vertrauen und die Verbindung nicht stark genug sind, die Gefühle nachlassen und die Konflikte immer mehr zunehmen.

Besonders wenn du dir sicher bist, dass ihr keine gemeinsame Perspektive für die Zukunft habt, ist es besser, die Beziehung nicht länger fortzusetzen. Selbst wenn du gerade noch starke Gefühle für deinen Partner hast: Ohne gemeinsame Zukunftsvision wirst du die räumliche Trennung immer stärker als schmerzhaft empfinden. Dauerhaft schlecht fühlen solltest du dich in deiner Fernbeziehung aber auf keinen Fall. Dann ist es besser loszulassen – für euch beide.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

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DAK Fachbereich

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