Der weibliche Orgasmus – alles, was du darüber wissen musst
Eines darf nicht unerwähnt bleiben – es gibt Frauen, die schwer zum Orgasmus kommen. Warum das so ist und warum du auf keinen Fall einen Orgasmus vortäuschen solltest, liest du im Folgenden.
Was ist der weibliche Orgasmus?
Wichtig zu wissen: Frauen erleben erheblich seltener einen Orgasmus als Männer. Eine Umfrage bestätigt das. Demnach kommen 61 Prozent der Männer beim Sex jedes Mal zum Orgasmus. Lediglich 27 Prozent der Frauen gaben an, beim Sex immer zu kommen. Es ist also wichtig, dass Frauen UND Männer verstehen, was beim weiblichen Orgasmus im Körper abläuft.
@doktorsex Sheila erklärt den weiblichen Orgasmus
Wie erleben Frauen den Orgasmus?
Wie schon erwähnt: Frauen erleben den Orgasmus nicht immer auf die gleiche Art und Weise. Eines erleben alle Frauen: Die vier Phasen, die da wären:
- Erregungsphase
- Plateauphase
- Orgasmusphase
- Entspannungsphase
Was zugegebenermaßen sehr technisch klingt, erklären wir euch etwas farbenfroher.
Erregungsphase – die erste sinnliche Berührung
Plateauphase – die Spannung beginnt sich aufzubauen
Hast du es dir in der Erregungsphase so richtig wohlig gemütlich gemacht, macht es bei einer Berührung plötzlich WOW. Nun empfindest du die Berührungen noch intensiver. Der weibliche Orgasmus wird, wie wir dir weiter unten zeigen, durch das Berühren verschiedener Punkte ausgelöst. Daher kommst du dem Orgasmus näher, wenn vieles von deinem Körper mit einbezogen und gestreichelt wird. In dieser Phase wird dein limbisches System aktiv. Hier haben deine Triebe ihren Ursprung. Gleich darauf wird dein Hippocampus (Langzeiterinnerungen) erregt und deine Amygdala (Affektzentrum) auf Lust programmiert.
Orgasmusphase – der sexuelle Höhepunkt steht kurz bevor
Das Streichholz ist entzündet, die Lunte brennt, nun kann das Feuerwerk starten. Kurz vor deinem Orgasmus sorgt dein Kleinhirn dafür, dass in deinem Po, deinen Oberschenkeln und in deinem Bauch Spannung aufgebaut wird. In deinem Gehirn werden Fantasien ausgelöst. Bilder von wunderbaren Dingen „schießen“ dir durch den Kopf. Das können die Bilder deines Partners sein, aber auch die eines Schwarms oder von etwas anderem. Jedes Bild, das dir gefällt, ist hier erlaubt. Dein Gehirn sorgt dafür, dass du Angst und Hemmungen in dieser Phase nicht spürst. Auch dein Schmerzempfinden wird unterdrückt. Dein Körper bereitet die Bühne für den großen Auftritt.
Und schon geht’s los. Es leuchtet, knallt und kracht. Dein Hypothalamus flutet deinen Körper mit Oxytocin (Liebes- und Bindungshormon). In deiner Vagina kommt es zu den spannungslösenden Kontraktionen. Du verspürst Lust und bist glücklich. Oxytocin lässt dich Innigkeit und Liebe empfinden. Dein Belohnungszentrum im Gehirn wird mit dem Glückshormon Dopamin geflutet. Du hebst sprichwörtlich ab und fliegst auf einer Wolke der absoluten Zufriedenheit.
Alles hat ein Ende – auch der weibliche Orgasmus
Der Sex ist vorbei. Im Lustzentrum in deinem Gehirn gehen reihum die Lustlichter wieder aus. Dein Gehirn wurde von Hormonen gründlich durchgespült. Als Belohnung wartet die totale Entspannung auf dich. Viele werden nun müde und kuscheln sich relaxed zum Partner oder zur Partnerin.
Unterschied klitoraler und vaginaler Orgasmus
Bevor wir dir die Unterschiede dieser beiden weiblichen Orgasmen erklären … was ist überhaupt eine Klitoris? Das ist eine „kleine Perle“ am oberen Ende deiner Vulvalippen und reicht von dort durchschnittlich zehn cm entlang deiner Vagina ins Innere. Sie wird auch Kitzler genannt.
In deinem Kitzler enden rund 8.000 Nerven. Sie machen diesen Bereich deines Körpers sehr empfindsam. Manche Frauen empfinden Lust, wenn die Klitoris direkt stimuliert wird, andere mögen es lieber, wenn die Vorhaut der Klitoris nicht zurückgeschoben wird. Das ist Geschmackssache. Was dir mehr Lust bereitet, solltest du tun.
Der klitorale Orgasmus
Wenn du durch die Stimulation der Klitoris zu einem Orgasmus kommst, nennt man das einen klitoralen Orgasmus. Dabei kann etwas Druck, sanftes Streicheln oder auch ebensolches Klopfen zum Orgasmus führen. Dafür werden Finger, Zungen, Vibratoren oder beim Geschlechtsverkehr der Körper des Partners oder der Partnerin verwendet.
Wichtig ist, beim klitoralen Orgasmus mag es jede Frau meist etwas anders.
Der vaginale Orgasmus
Der G-Punkt liegt meist in Richtung deiner Gebärmutter. Manche Frauen mögen es, wenn diese Zone sanft beglückt wird, andere mögen mehr Druck darauf. Finde für dich selbst heraus, was für dich am schönsten ist.
Und nun die Überraschung! Der G-Punkt ist eigentlich ein Teil deiner Klitoris. Das bedeutet, wenn du durch Penetration beim Geschlechtsverkehr zum Orgasmus durch den G-Punkt kommst, ist das genau genommen ein klitoraler Orgasmus.
Wie unterscheidet sich der weibliche vom männlichen Orgasmus?
Männer und Frauen erleben vieles gleich und vieles anders. Etwas, das die beiden Geschlechter gleichzeitig unterschiedlich und dennoch auch irgendwie gleich erleben, ist der Höhepunkt beim Sex. Worin unterscheiden sich die Orgasmen von Frauen und Männern nun aber?
- Dauer
- Höhepunkt
- Sexuelle Orientierung
- Empfinden beim Orgasmus
- Müdigkeit im Anschluss
- Fähigkeit zu multiplen Orgasmen
Die Dauer des Orgasmus
Wir haben dir oben schon erklärt, was bei Frauen in der Orgasmusphase passiert. Die Dauer der Orgasmusphase liegt bei Männern zwischen drei und maximal zwölf Sekunden. Als Frau solltest du dich auf eine längere Lustkurve einstellen. Der weibliche Orgasmus dauert mindestens 20 Sekunden. Er kann auch länger dauern.
Wie oft der Höhepunkt erreicht wird
Die sexuelle Orientierung macht einen Unterschied
Dein Partner spielt beim Erreichen des Orgasmus auch eine gewichtige Rolle. Spannend ist, dass Männer unabhängig davon, ob sie homo- oder heterosexuell sind, ähnlich häufig zum Orgasmus kommen. Bei Frauen ist das anders. Frauen, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, kommen häufiger. Bei lesbischen Paaren dauert das Liebesspiel meist auch länger.
Wie empfinden Männer und Frauen den Orgasmus
Befragt, wie sie den Orgasmus empfinden, antworten Männer und Frauen trotz aller Unterschiede überraschend einhellig. Die Antworten zeigten, dass das individuelle Empfinden kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennen lässt.
Warum fällt es einigen Frauen schwer, einen Orgasmus zu erleben?
Bestimmte Faktoren können dabei eine Rolle spielen:
- Wenn das Liebesspiel endet, ehe du ausreichend stimuliert wurdest, ist ein Orgasmus unwahrscheinlich (wenn der Mann z. B. zu früh kommt).
- Wenn das Vorspiel für dich zu kurz war.
- Wenn dein Partner oder deine Partnerin wenig Verständnis für deine Geschlechtsorgane hat.
- Wenn du nicht darüber sprichst, was dir beim Sex Spaß macht.
- Wenn in der Beziehung ungelöste Probleme auftreten.
- Wenn das Vertrauen in einer Beziehung fehlt.
- Wenn du Angst vorm Sex hast.
- Wenn du Angst vor dem Kontrollverlust hast.
- Wenn du emotional oder körperlich (sexuell) traumatisiert bist.
- Wenn du zum Beispiel depressiv bist (oder andere psychische Krankheiten hast).
Auch Nervenschäden durch Diabetes können zu einem Ausbleiben des Orgasmus führen. Medikamente wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Antidepressiva) können einen Orgasmus verhindern.
Wieso können einige Frauen multiple Orgasmen erleben?
Oben hast du schon von ihnen gelesen – den multiplen Orgasmen. Das ist, kurz gesagt, mehr als ein Orgasmus innerhalb sehr kurzer Zeit. Meist erleben das die Frauen. Bei Männern ist das eher selten der Fall. Aber auch nicht jede Frau erlebt das.
Bei Frauen, die so etwas erleben können, klingt nach dem ersten Orgasmus die Erregungsfähigkeit nicht ab. Das bedeutet, werden sie nach dem Orgasmus weiterhin stimuliert, erleben sie einen zweiten, einen dritten oder vielleicht auch einen vierten Orgasmus binnen weniger Minuten.
Kann die Sex-Stellung die Intensität des Orgasmus beeinflussen?
Die Stellung beim Sex beeinflusst die Intensität eines Orgasmus und dessen wahrscheinliches Zustandekommen. Wir stellen dir vier Stellungen vor, die es Frauen oftmals erleichtern, einen intensiven Orgasmus zu erleben.
Missionarsstellung mal anders
Diese Stellung ist für jene Frauen etwas, die durch die Penetration allein normalerweise keinen Orgasmus erleben können. Lege dich auf den Rücken. Dein Partner legt sich nun so auf dich, dass sein Becken über dem deinen liegt. Statt nur „zuzustoßen“, kann er mit sanften Knet- und Kreisbewegungen gegen dein Becken „arbeiten“. Das ist eine Möglichkeit, wie deine Klitoris stimuliert wird.
Der abwärtsschauende Hund
Für diese Stellung kniee dich hin und stütze dich mit deinen Händen am Boden oder auf dem Bett ab. Dein Partner dringt von hinten in dich ein und stabilisiert dein Becken mit seinen Händen. Nun kannst du den Eindringwinkel verändern, indem du dich statt auf die Hände auf die Ellbogen stützt. So kann der Mann zum Beispiel den G-Punkt oftmals besser erreichen. Bei dieser Stellung kann dein Partner mit der Hand auch deine Klitoris stimulieren.
Das umgedrehte Cowgirl
Dein Partner liegt dabei auf dem Rücken und du bist die Aktivere von euch beiden. Setze dich einfach mit gespreizten Beinen, mit dem Gesicht abgewandt von ihm, auf seinen Schoß. Du kannst hier das Tempo und die Stimulationspunkte, den Winkel oder auch die Eindringtiefe nach deinem Gusto bestimmen. Dein Partner kann deinen Rücken streicheln, deine Brüste sowie viele andere erogene Zonen. Kissen an strategisch guten Punkten sorgen für Stabilität.
Der seitliche Löffel
Wenn du es liebst, beim Geschlechtsverkehr selbst zu kuscheln, ist diese Stellung perfekt für dich. Zudem bietet sie dir als Frau eine doppelte Stimulation. Legt euch einfach so auf die Seite, dass ihr beide in die gleiche Richtung blickt. Dein Hintern berührt dabei den Schoß deines Partners. Führe seine Hand an deine erogenen Zonen. Zeige ihm selbstbewusst, wo Berührungen dir gefallen. Damit wirst du durch die Penetration und das Streicheln stimuliert.
Kann die Sex-Stellung die Intensität des Orgasmus beeinflussen?
85 Prozent aller US-amerikanischen Männer sind sich laut einer Studie sicher, dass ihre Partnerin regelmäßig beim Sex einen Orgasmus hat. Stellt man den Frauen dieser Männer aber die Frage, sagen nur 64 Prozent, dass das zutrifft. Woher kommt diese Diskrepanz? Ganz einfach – viele Frauen spielen ihrem Partner einen Orgasmus vor.
Wir raten dir: Mache das nicht! Denn du nimmst dir die Chance auf einen echten Orgasmus.
Du möchtest aber deinem Partner Gefühl geben, dass es für dich ebenso schön war wie für ihn. Das ist verständlich. Aber er scheint bei dir nicht „jeden Knopf richtig zu drücken“. Mache dir klar, wenn du ihm einen Orgasmus vortäuschst, glaubt er, er macht alles richtig und wird daran festhalten und nichts ändern.
Wenn du ihm aber mit liebevollen Worten erklärst oder beim Liebesspiel zeigst, was dir gefällt, habt ihr beide am Ende mehr Spaß.
Fazit
Der weibliche Orgasmus – er kommt meist langsam, dann aber heftig und länger als bei Männern. Vielfach wird auch zwischen dem klitoralen und dem vaginalen Orgasmus unterschieden. Dabei wird in beiden Fällen die Klitoris stimuliert – nur eben an verschiedenen (G-)Punkten. Jede Frau erlebt ihren Orgasmus leicht anders – einige zum Beispiel gar nicht. Dafür gibt es Gründe, die frau durchaus beheben kann. Verschiedene Sexstellungen helfen beispielsweise dabei, die Chance auf einen Orgasmus beim Geschlechtsverkehr zu erhöhen.
Wenn du aber nicht immer kommst, mach dir wirklich keine Sorgen. Je weniger Stress du dir wegen deines Orgasmus machst, desto unverkrampfter ist dein Weg zu ihm.
Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.
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