Der männliche Orgasmus
Den Orgasmus zu beschreiben ist gar nicht mal so einfach. Sicher ist: Ob allein, mit deiner Freundin oder deinem Freund – das Gefühl ist meistens ziemlich berauschend. Was genau beim männlichen Orgasmus passiert, wie lange er dauert und was du sonst noch wissen solltest, klären wir im Folgenden.
Was ist ein Orgasmus?
In welcher Form du deine Sexualität auslebst – ob allein, mit einer Frau oder einem Mann – ist dir komplett selbst überlassen. Es gibt viele Spielarten und wenn sie einvernehmlich sind, kann jede davon Spaß machen. Der Orgasmus ist in den meisten Fällen der angestrebte Höhepunkt.
Bei dir als Mann ist ein Orgasmus mit zwei Dingen verbunden:
- Erektion (Versteifung deines Penis)
- Ejakulation (Samenerguss durch körperliche und/oder mentale Stimulation)
Hormone beim Orgasmus
Blicken wir aus medizinischer Sicht auf den Orgasmus: Kommst du durch Stimulation zum Höhepunkt, ist das eine rhythmische Kontraktion deiner Muskeln. Vor dem Orgasmus schüttet dein Körper verstärkt das Sexualhormon Testosteron aus. Bei Frauen wird im Vorfeld zum sexuellen Höhepunkt das Hormon Östrogen ausgeschüttet. Beim Orgasmus selbst und auch schon etwas davor schüttet dein Körper Oxytocin aus. Du kennst es vielleicht auch unter dem Namen „Bindungshormon“. Es fördert in dir das Verlangen, berührt zu werden.
Wie lange dauert ein Orgasmus?
Deine sexuelle Spannung baut sich lange vor dem Eindringen in die Partnerin oder den Partner auf. Diese Erregungsphase kann unterschiedlich lange dauern. Bei allen Männern ist hingegen gleich, dass sich diese Spannung schlagartig mit dem Orgasmus entlädt. Das ist der Fall, wenn die Erregung einen Punkt erreicht hat, von dem aus es kein Zurück mehr gibt. Dieser Punkt wird auch „Point of no Return“ genannt. Ab jetzt kannst du machen, was du willst: Dein Orgasmus-Reflex löst deinen Höhepunkt aus.
Sowohl die Ejakulation als auch das prickelnde Hochgefühl dauern je nach Mann zwischen drei bis zwölf Sekunden. Eine Frau kann einen Orgasmus bis zu 30 Sekunden intensiv erleben.
Endet ein Orgasmus immer mit einer Ejakulation?
Exkurs: der Orgasmus bei einer Frau
Anders als Männer können einige Frauen mehrfach direkt hintereinander Orgasmen erleben. Das nennt man dann multiple Orgasmen.
Wie erkenne ich, dass ich einen Orgasmus habe?
Du erkennst deinen Orgasmus daran, dass Ejakulat aus deiner Penisspitze austritt, deine Muskeln im Intimbereich kontrahieren und du ein absolutes Hochgefühl im Kopf hast. Ab dem Zeitpunkt des „Point of no Return“ sind Männer, das gilt aber auch für Frauen, meist völlig vom Körper gesteuert und denken an nichts anderes als die eigene Befriedigung. Das ist ganz normal: Dein Körper steuert im Verlauf deiner Erregungsphase genau auf diesen Punkt zu und will ihn nun auch endlich erleben.
Was passiert in mir, wenn sich mein Körper auf einen Orgasmus vorbereitet?
Den Zustand vor dem Orgasmus nennt man Erregungszustand. Davon gibt es vier verschiedene. Diese nennt man:
- Archaischer Erregungsmodus (hier geht es schnell und hart)
- Mechanischer Erregungsmodus (hier läuft es langsamer und sinnlicher ab)
- Ondulierender Erregungsmodus (hier ist der Erregungszustand selbst der „Höhepunkt“)
- Wellenförmiger Erregungsmodus (mal hart, mal zart)
Der archaische Erregungsmodus
Bei diesem Erregungsmodus ist schlicht der Orgasmus das Ziel. Hier spielen schnelle, rhythmische Bewegungen und beinahe ausschließlich genitale Erregung die zentralen Rollen. Eine emotionale Erregung ist nicht ausgeschlossen, muss aber nicht eintreten. Um so Sex zu haben, solltest du körperlich in guter Verfassung sein.
Der mechanische Erregungsmodus
Diese Form der Erregung funktioniert langsamer und erfordert mehr Zeit. Die Zeitspanne zwischen der ersten Erregung und dem Orgasmus ist wesentlich länger als beim archaischen Erregungsmodus. Das Lusterleben ist im Vergleich zum archaischen Erregungsmodus deutlich höher.
Der ondulierende Erregungsmodus
Bei diesem Modus nimmt man sich mehr Zeit. Du wirst schnell merken, dass mit mehr Zärtlichkeit auch das Erleben der Lust intensiver wird. Hier ist nicht der Orgasmus das Ziel, sondern die intensive erotische Zeit mit dem Partner, der Partnerin oder auch mit dir selbst. Widme dich in diesem Modus nicht nur den Geschlechtsorganen deiner Partnerin oder deines Partners, sondern dem gesamten Körper. Es kann durchaus sein, dass so ein sexuell befriedigendes Erlebnis ganz ohne Orgasmus stattfindet.
Der wellenförmige Erregungsmodus
Variantenreichtum, Zärtlichkeiten und kraftvolle Bewegungen – die lustvollsten Seiten der drei bisher genannten Modi vereinen sich im wellenförmigen Erregungsmodus. Kurz gesagt: Hier haben nicht nur deine Genitalien Lust auf Sex, sondern dein ganzer Körper und deine Psyche. Mal schneller, mal langsamer – indem ihr die Intensität variiert, können du und dein Partner oder deine Partnerin eure Lust steuern. Diese Form des Sex muss man aber erst lernen. Das geht nicht über Nacht. Je besser du deine Partnerin oder deinen Partner kennst, desto mehr könnt ihr den wellenförmigen Erregungsmodus bis zum Orgasmus genießen.
Wie unterscheidet sich mein Orgasmus von dem einer Frau?
Der größte Unterschied ist, dass der Mann beim Orgasmus Samenflüssigkeit abgibt und die Frau nicht. Dafür ist ihr Körper dafür ausgelegt, den Samen aufzunehmen und zur Eizelle zu transportieren.
Ist der Orgasmus beim Mann nach spätestens 12 Sekunden vorüber, kann er bei der Frau durchaus 30 oder auch mehr Sekunden andauern.
Wie viele Orgasmen kann ich als Mann hintereinander haben?
Ein weiterer Unterschied ist, dass Männer nach einem Orgasmus eine Pause benötigen. Sie können nicht sofort einen weiteren Höhepunkt erleben. Einige Frauen können das – wenn sie es wollen.
Ob Männer einen multiplen Orgasmus erleben können, hängt von der Definition ab. Einige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gehen davon aus, dass ein Mann, der binnen 20 Minuten erneut kommen kann, einen multiplen Orgasmus erlebt.
Ob Mann oder Frau – wenn du keinen multiplen Orgasmus erleben kannst, mach dir keine Sorgen. Multiple Orgasmen fühlen sich toll an – das tun andere Erregungszustände aber auch.
Wie kann ich als Mann den Orgasmus hinauszögern?
Weiter oben sprachen wir vom „Point of no Return“. Hast du diesen erreicht oder überschritten, schaffst du es nicht mehr, deinen Orgasmus hinauszuzögern. Was überhaupt nicht schlimm ist! Sex ist, wie vieles andere im Leben auch, Übungssache. Mit wachsender Erfahrung wirst du den Zeitpunkt deines Orgasmus besser zu kontrollieren lernen. Wichtig ist, dass du dich nicht total unter Druck setzt. Denn Sex soll doch vor allem eines: euch beiden Spaß machen.
Du kannst einige Techniken ausprobieren, mit denen du eueren Liebesakt verlängern kannst. Welche funktioniert, kann sich von Mann zu Mann unterscheiden.
Die bekanntesten und effektivsten Methoden, um beim Geschlechtsverkehr oder bei anderen Sexualpraktiken den „Point of no Return“ nicht zu früh zu erreichen, sind folgende:
- Squeeze-Technik
- Zeitlupentechnik
- Stopp-Start-Technik
Die Squeeze-Technik – leichter Druck auf die Eichel
Die Zeitlupentechnik – runter vom Gas
Wie der Name der Technik schon vermuten lässt, führst du dabei deine Bewegungen beim Geschlechtsverkehr langsam, quasi in Zeitlupe, aus. So stimulierst du deinen Penis nicht so stark und zögerst den Höhepunkt noch etwas hinaus.
Die Stop-Start-Technik
Wenn du als Mann so richtig in Fahrt gekommen bist und du merkst, dass dein Orgasmus nur noch wenige Stöße entfernt auf dich wartet, verzögere diesen durch eine bewusste Pause. Nutze diese Zeit, um deine Partnerin oder deinen Partner auf andere Art und Weise mit Zärtlichkeiten zu bedenken.
Warum bekomme ich keinen Orgasmus?
In selten Fällen stecken auch körperliche Ursachen hinter dem „Hänger“, zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen oder Nervenschädigungen. Wenn du häufiger Probleme hast, zum Höhepunkt zu kommen, dann lass dich vorsichtshalber ärztlich durchchecken.
Beeinflusst die Sexstellung die Intensität meines Orgasmus?
Die Intensität eines Orgasmus wird auch stark durch unsere Vorlieben und Wünsche mitgestaltet. Das bedeutet, wenn dir eine spezielle Sexstellung besonders gut gefällt, ist es durchaus möglich, dass du bei dieser einen intensiveren Orgasmus erlebst als bei einer anderen.
Fazit:
Beim Orgasmus kontrahieren viele Muskeln in deinem Intimbereich, Hormone fluten dein Bewusstsein und dein Gehirn erlebt einen wahren Rauschzustand. Es gibt den „Point of no Return“. Wenn du diesen als Mann überschritten hast, wird durch den Orgasmus-Reflex Samenflüssigkeit aus deinem Körper gepumpt. Das dauert zwischen 3 und 12 Sekunden. Für ein befriedigendes Sexualleben ist der Orgasmus etwas Großartiges, aber er ist keine Voraussetzung dafür. Wenn du zu früh kommst oder allgemein den Geschlechtsakt verlängern willst, gibt es verschiedene Techniken, die dir dabei helfen können.
Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.
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