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Die Behandlung von Adipositas

Symbolbild Adipositas-Behandlung: Junge, übergewichtige Frau mit Trainer
Wer stark übergewichtig ist, leidet an einer Adipositas. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 kg/m² oder mehr. Zwar kann ein so hoher BMI bei sehr muskulösen Menschen normal sein und ist dann in der Regel harmlos. Meist deutet er jedoch auf einen viel zu hohen Körperfettanteil hin. Dieser drückt nicht nur das Selbstwertgefühl. Körperfett und ein hohes Gewicht können auch die Gesundheit stark beeinträchtigen. Sie leiden an Adipositas? Was eine Behandlung beinhaltet und wie sie abläuft, erfahren Sie hier.

Startschuss für mehr Lebensqualität: Darum sollte eine Adipositas behandelt werden

Eine unbehandelte Adipositas kann stark belasten. Viele Betroffene fühlen sich stigmatisiert. Und sie haben ein hohes Risiko für die Entwicklung von Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafapnoe-Syndrom oder Gicht und Gelenkschmerzen. Auch bereits bekannte Vorerkrankungen können sich durch Adipositas verschlechtern. Eine Therapie bringt Ihnen daher nicht nur neue Vitalität und Lebensfreude – sie schützt auch Ihre Gesundheit. Mit einem Gewichtsverlust sinkt die Wahrscheinlichkeit, an einer Folgeerscheinung zu erkranken. Bereits bestehende Symptome können schwächer werden. 

Eine gelungene Behandlung heißt, Sie haben innerhalb von sechs bis zwölf Monaten

  • fünf Prozent Ihres Ausgangsgewichts verloren, bei einem BMI von 25 bis 35 kg/m² oder
  • zehn Prozent Ihres Ausgangsgewichts bei einem BMI von mehr als 35 kg/m².
Besteht bei Ihnen eine Begleiterkrankung, kann es notwendig sein, dass Sie noch mehr Gewicht reduzieren. Ebenso kann es sein, dass die bereits bei Übergewicht eine Therapie beginnen sollten, wenn etwa auch eine Begleiterkrankung, zum Beispiel Diabetes, vorliegt. 


BMI

Kategorie

< 18,5 kg/m²

Untergewicht

18,5 - 24,9 kg/m²

Normalgewicht

25 - 29,9 kg/m²

Übergewicht (Präadipositas)

30 - 34,9 kg/m²

Adipositas Grad I

35 - 39,9 kg/m²

Adipositas Grad II

≥ 40 kg/m²

Adipositas Grad III

So setzt sich die Adipositas-Therapie zusammen

Welche Behandlung die richtige ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Ihrem Adipositas Grad, bereits bestehenden Einschränkungen und damit eventuell einer erhöhten Dringlichkeit, aber auch Ihrem Alter und Ihrer psychischen Gesundheit. Daher wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin immer ein individuelles Adipositas-Programm mit Ihnen erstellen. Immer enthalten sind dabei diese Grundelemente:

  • Ernährungsumstellung
  • Körperliche Aktivität
  • Psychologische Betreuung

Unter Umständen zieht Ihr Arzt oder Ihre Ärztin bei fehlender Besserung nach einer bestimmten Zeit zusätzlich eine medikamentöse Behandlung oder eine Operation in Betracht. Bei Adipositas Grad III, der sogenannten Adipositas permagna, ist die bariatrische Chirurgie die Methode der Wahl.

Patientenschulung für eine gesunde Ernährung

Ernährungsberatung bei einer Erkrankung, bei der eine gesunde Ernährung besonders wichtig ist.

Grundstein Nummer 1: Ernährungsumstellung bei Adipositas

Wer abnehmen will, muss meistens nicht weniger, sondern besser essen. Ein erster Schritt für eine Gewichtsreduzierung ist daher eine Ernährungsumstellung. Dabei hilft Ihnen eine Ernährungsberaterin oder ein -berater. Eine Anlaufstelle dafür kann die DAK-Patientenschulung für gesunde Ernährung sein.
Entscheidend ist, dass Sie ungesunde Lebensmittel mit viel Fett, Zucker und Kohlenhydraten reduzieren. Kalorienreiche Mahlzeiten ersetzen Sie durch kalorienarme. Waren Ihre Portionen bisher oft zu groß, gilt es, diese zu verringern. Es gibt diverse Möglichkeiten, die Ernährung zu verändern. Die deutsche Adipositas Leitlinie empfiehlt eine individuelle Ernährungsstrategie nach persönlichen Bedürfnissen. Was Sie jedoch auf keinen Fall machen sollten, ist zu hungern. Crash-Diäten führen zu einem Jo-Jo-Effekt und sind daher nutzlos. Außerdem kann ein rasanter Gewichtsverlust häufig Nebenwirkungen wie Nährstoffmangel, Gallensteine und Haarausfall mit sich bringen. 

Grundstein Nummer 2: Bewegung und Sport

Wer Gewicht verlieren will, muss mehr Kalorien verbrennen, als er aufnimmt. Daher ist es unvermeidbar, dass Sie körperlich aktiv werden. Ein gutes Bewegungsprogramm setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:
  • Ausdauertraining kräftigt das Herz-Kreislauf-System. Wer komplett aus der Übung ist, kann mit moderater Alltagsbewegung starten: längere Strecken laufen, Treppen steigen, Rad statt Bus fahren, etc. steigert Ihre Kondition, gehen Sie zu gelenkschonenden Sportarten wie Nordic Walking, Schwimmen oder Aquafitness über – was Ihnen Spaß macht und womit Sie sich wohlfühlen. 
  • Krafttraining sorgt dafür, dass Sie Muskeln aufbauen. Die wiederum steigern den Grundumsatz – der Körper verbrennt also mehr Fett. Ab 30 Jahren verlieren wir auch jährlich Muskelmasse – Kraftsport wirkt dem entgegen.

Streben Sie 150 Minuten moderates Training, verteilt über die Woche an. Es kann auch weniger sein, wenn Sie sich dafür intensiver anstrengen – wichtig ist, sich realistische und erreichbare Ziele zu setzen.

Grundstein Nummer 3: Eine Verhaltenstherapie für eine neue Lebenseinstellung

Sein Leben grundlegend zu ändern, ist nicht leicht. Viele Menschen mit Adipositas haben verlernt, auf ihren Körper zu hören: Sie verspüren kein Hungergefühl mehr – sie essen, weil sie es gewohnt sind, um 12:30 Uhr am Mittagstisch Platz zu nehmen, aus Frust oder zur Ablenkung. Wer an einer Adipositas erkrankt ist, merkt oft nicht, wann er satt ist und isst immer weiter. In einer Verhaltenstherapie erlernen Sie eine gesunde Essensroutine. Sie sollen Ihre Bedürfnisse spüren. Dazu werden die Abstände zwischen den Mahlzeiten erhöht, sodass Sie das typische Magenknurren wieder erleben.

Sie erarbeiten gemeinsam mit Ihrem Therapeuten oder Ihrer Therapeutin Strategien, um schlechte Gefühle nicht durch Essen zu beruhigen. Oftmals geht eine Adipositas mit Depressionen und einer Zwangsstörung einher. Viele Betroffene leiden unter einem schlechten Selbstbild und sozialen Ängsten. Auch dagegen gehen Sie in einer Verhaltenstherapie vor. Ziel ist es, dass es Ihnen am Ende psychisch rundum besser geht. 

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Digitale Gesundheitsanwendungen und Tools

Die Behandlung von Adipositas kann durch digitale Tools und Anwendungen unterstützt werden. So eignen sich zum Beispiel Wearables zur Selbstbeobachtung im Gewichtsmanagement und können dabei helfen, das Gewicht zu stabilisieren. Ergänzend sollten Betroffene sich regelmäßig, etwa wöchentlich, wiegen, um das eigene Gewicht im Auge zu behalten. Dafür eignen sich smarte Waagen, die den Gewichtsverlauf über einen längeren Zeitraum optimal darstellen können. 

Außerdem kann eine sogenannte digitale Gesundheitsanwendung (DiGa) bei der Behandlung von Adipositas unterstützend eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um eine App oder Webanwendung, die die Gewichtsreduktion begleitet. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann Ihnen dafür ein Rezept ausstellen.  

Auch telefonbasierte oder internetbasierte Interventionen können eine Gewichtsreduktion erzielen, die mit den Ergebnissen einer persönlichen Intervention vergleichbar ist.

Bitte bedenken Sie: Digitale Helfer sind kein Ersatz für Behandlungen durch einen Arzt oder eine Ärztin. 

Welche Medikamente bei Adipositas infrage kommen

Medikamente gehören nicht zur Basis-Therapie von Adipositas. Solche wie die „Abnehmspritze", also zum Beispiel Semaglutid, sind in der Regel für Patienten ab einem BMI über 30 oder 27 mit Begleiterkrankung zugelassen und gelten als sogenannte Lifestyle-Medikamente, welche derzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.

Die Medikation sollte immer in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin erfolgen und als Ergänzung zur multimodalen Basis-Therapie – Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität und Verhaltensänderung – erfolgen.

Von Nahrungsergänzungsmitteln rät die Deutsche Adipositas Gesellschaft ab – da die Hersteller hier keine Wirksamkeit nachweisen müssen. Manche homöopathischen Hersteller werben ebenfalls damit, dass ihre Präparate beim Abnehmen helfen. Doch dafür gibt es jedoch keine Studien, die das belegen.  

Letzter Ausweg: bariatrischer Eingriff – wem hilft eine Operation?

Unter Umständen empfehlen Ärzte und Ärztinnen eine bariatrische Operation. Das kann sein, wenn jemand eine Adipositas Grad III hat, also einen BMI über 40 kg/m². Oder wenn ein nicht ganz so gravierendes Übergewicht von schweren Erkrankungen begleitet wird. Hier gibt es zwei gängige Operationen. Entweder es wird 
  • eine Magenverkleinerung vorgenommen 
  • oder ein Bypass gelegt, der den Magen umgeht.  

Ziel beider Eingriffe ist, die Nahrungsaufnahme zu reduzieren. Jede OP ist mit Risiken verbunden – und manche können nicht rückgängig gemacht werden. Meist müssen die Behandelten ihr Leben lang Nahrungsergänzungsmittel nehmen, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen. Sie können eventuell bestimmte Medikamente nicht mehr einnehmen. Dazu gehören Mittel, die die Magenschleimhaut reizen wie zum Beispiel Aspirin oder Ibuprofen. 

Nach der Adipositas-Therapie: Gewicht dauerhaft halten

Eine Adipositas-Behandlung ist kein kurzfristiges Projekt: Wer sein Gewicht dauerhaft halten und gesund bleiben will, muss seinen Lebensstil dauerhaft umstellen. Das bedeutet, dass Sie weiter auf Ihre Ernährung achten und aktiv bleiben, wenn das Wunschgewicht erreicht ist. Eine achtsame und ausgewogene Ernährung ist besonders wichtig, wenn Sie sich einer bariatrischen OP unterzogen haben. Nur so können Sie Nebenwirkungen vermeiden. Im Rahmen Ihrer Verhaltenstherapie erlernen Sie Wege, damit Ihnen das gelingt – und Sie sich langfristig in Ihrem Körper wohlfühlen. 
 

Autor(in)

Ippen Digital Media

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DAK Fachbereich

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