Sachsen: Psychisch bedingte Fehltage steigen bei Männern und Jüngeren am meisten
Dresden, 13. März 2023. Depressionen, chronische Erschöpfung oder Ängste: Wegen psychischer Leiden meldeten sich im vergangenen Jahr so viele Sachsen krank wie noch nie. Mit 292 Fehltagen je 100 Versicherte erreichten die psychisch bedingten Fehltage den Höchststand seit Erhebung der Zahlen vor 25 Jahren. Allein in den vergangenen zehn Jahren nahmen sie um 40 Prozent zu. Die stärksten Anstiege gab es 2022 bei den jüngeren und männlichen Beschäftigten. Dennoch liegt Sachsen leicht unter dem Bundesschnitt. Und im bundesweiten Vergleich finden die sächsischen Betroffenen am schnellsten wieder in den Job zurück. Das geht aus dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit für Sachsen hervor. Danach ist das Gesundheitswesen die am meisten betroffene Branche im Freistaat.
„Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden besonders unter den anhaltenden Belastungen von Corona, Krieg und Krisen“, sagt Christine Enenkel, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Sachsen. „Betroffene finden schwer wieder in ihren Berufsalltag zurück." Das habe auch mit Stigmatisierung zu tun. "Die Menschen sprechen in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile zwar offener über Depressionen oder Ängste. Aber in der Arbeitswelt müssen wir noch mehr tun, damit psychische Probleme nicht tabuisiert werden“, so Enenkel.
Männer und Jüngere holen auf
Ältere und weibliche Beschäftigte im Freistaat haben mehr Ausfallzeiten wegen Seelenleiden als jüngere und männliche Berufstätige. Im vergangenen Jahr jedoch haben die Männer und jüngeren Altersgruppen die stärksten Anstiege zu verzeichnen. So nahmen bei den Männern die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen um knapp ein Fünftel zu, während sie bei den Frauen nahezu konstant blieben. Beim Blick auf die Altersgruppen fällt auf: Die unter 20-Jährigen hatten die größten prozentualen Zuwächse. Bei den Frauen in diesem Alter war es ein Plus von 153 Prozent, bei den gleichaltrigen Männern ein Plus von 89 Prozent. Enenkel: „Die jüngsten unter den Beschäftigten stehen erst am Anfang ihres Berufslebens. Deshalb brauchen sie unsere besondere Aufmerksamkeit in Fragen der seelischen Gesundheit.“
Sachsens betroffene Beschäftigte am schnellsten wieder im Job
Psychisch erkrankte Erwerbstätige in Sachsen waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 30,3 Tage lang krankgeschrieben – 3,3 Tage weniger als im Vorjahr. Damit finden die sächsischen Betroffenen im bundesweiten Vergleich am schnellsten wieder in den Job zurück. In keinem anderen Bundesland ist die durchschnittliche Falldauer geringer.
Ein Blick auf die Einzeldiagnosen zeigt: In Sachsen waren Depressionen der wichtigste Krankschreibungsgrund. Auf Platz zwei folgten Belastungs- und Anpassungsstörungen. Mit einer Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Andere neurotische Störungen, wie zum Beispiel chronische Erschöpfung, waren die dritthäufigste Ausfallursache.
Meister Arbeitsausfall im Gesundheitswesen
Wie stark Beschäftigte von psychischen Erkrankungen betroffen sind, hängt unter anderem mit der Branche zusammen, in der sie tätig sind. Im sächsischen Gesundheitswesen gab es mit 421 Fehltagen je 100 Versicherte den meisten Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen. Das waren 44 Prozent mehr Fehltage als im Durchschnitt aller Branchen.
Anstieg auch wegen neuer elektronischer Krankmeldung
Der neuerliche Anstieg der Fehlzeiten hängt auch zum Teil mit der neuen elektronischen Krankmeldung (eAU) zusammen. Seit August 2022 gehen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssen von den Patientinnen und Patienten nicht mehr selbst eingereicht werden. „Wir hatten 2022 rund 45 Prozent mehr Krankschreibungen von sehr kurzer Dauer“, so Enenkel. „Durch die eAU werden in unserer Statistik offenbar nun auch Fälle erfasst, in denen vorher die gelben Scheine nicht bei uns eingereicht wurden.“
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