Sachsen: Vier von zehn Beschäftigten erleben regelmäßig Personalmangel im Job
Dresden, 16. Juni 2023. In Sachsen erleben vier von zehn Beschäftigten in ihrem Arbeitsalltag regelmäßig Personalmangel. Bei besonders betroffenen Berufsgruppen ist der Krankenstand deutlich höher als im Landesschnitt. Das zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport. Die Studie „Gesundheitsrisiko Personalmangel“ dokumentiert auch die gesundheitlichen Folgen durch den zunehmenden Druck bei ständigen Personalengpässen: Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind komplett erschöpft, viele leiden unter Beschwerden wie Kopfschmerzen. Sieben von zehn Beschäftigten mit regelmäßigem Personalmangel im Job haben in den vergangenen Monaten auch krank gearbeitet. Die DAK-Gesundheit warnt vor einem Teufelskreis und rät Arbeitgebern, das Potenzial von Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) stärker zu nutzen.
Laut DAK-Gesundheitsreport erleben 41 Prozent der Befragten regelmäßig Personalmangel im Job mit deutlichen körperlichen und psychischen Folgen. „Die Arbeitsbelastungen steigen stark mit der Intensität des erlebten Personalmangels“, sagt Christine Enenkel, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Sachsen. „Dies kann sich zu einem Teufelskreislauf entwickeln, wenn die verbleibenden Beschäftigten mehr Fehltage aufweisen oder ihre Arbeitszeit reduzieren. Die große Herausforderung wird sein, die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität der Unternehmen zu stärken.“
Personalmangel beeinflusst den Krankenstand
Der Report weist für die Berufsgruppen mit den größten Fachkräftelücken einen um bis zu 2,4 Prozentpunkte erhöhten Krankenstand gegenüber dem Durchschnitt aller Berufe (5,8 Prozent) in Sachsen aus: So waren es bei den Beschäftigten in der Berufsgruppe Maschinen- und Fahrzeugtechnik 8,2 Prozent. Im Schnitt waren dort also an jedem Tag des Jahres 82 von 1.000 Beschäftigten krankgeschrieben. In der Altenpflege lag der Krankenstand bei 7,8 Prozent und im Bereich Kinderbetreuung sowie Erziehung bei 7,5 Prozent.
Klinikum Chemnitz bietet Belegschaft umfassendes BGM
In der Berufsgruppe Krankenpflege liegt der Krankenstand mit 6,1 Prozent ebenfalls über dem Gesamtdurchschnitt. Martin Jonas, Kaufmännischer Geschäftsführer der Klinikum Chemnitz gGmbH, erklärt: „Das Klinikum Chemnitz als kommunaler Maximalversorger findet sich, wie die gesamte Gesundheitsbranche, im Report der DAK-Gesundheit Sachsen wieder. Wir müssen unter den Rahmenbedingungen von Fachkräftemangel und zunehmender Schweregrade der von uns zu versorgenden Patientinnen und Patienten Konzepte erarbeiten, die diese Entwicklung antizipieren und ihr langfristig begegnen. Als Großkrankenhaus, in dem 24/7 Patienten versorgt werden, bilden wir jedes Jahr rund 900 Fachkräfte aus Pflege und Medizin selbst aus. Parallel müssen wir auch fokussiert unsere Kolleginnen und Kollegen im Beruf halten. Dafür sind bestmögliche Arbeitsbedingungen notwendig, wie verlässliche und flexible Arbeitszeiten sowie Unterstützung bei Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flankiert von Betrieblichem Gesundheitsmanagement. Dieser Verantwortung sind wir uns sehr wohl bewusst und werden ihr in naher Zukunft noch größere Beachtung schenken.“ Das Klinikum Chemnitz hat inklusive aller Tochtergesellschaften rund 7.000 Beschäftigte.
Erschöpfung, Schlafstörungen und Schmerzen
Laut Befragung zum DAK-Gesundheitsreport stehen die Betroffenen unter starkem Termin- und Leistungsdruck, machen Überstunden und versäumen Pausen. Wer regelmäßig Personalmangel erlebt, kann in der Freizeit oft nicht abschalten, verzichtet auf Sport und findet wenig Zeit für Hobbys, Familie und Freunde. „In der Folge des Arbeitsdrucks ist die Hälfte der Betroffenen ständig müde und erschöpft. Dieses Warnsignal muss uns wachrütteln“, betont Christine Enenkel. Etwa jede und jeder Dritte hat Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems wie Rückenschmerzen (35 Prozent) oder Schlafstörungen (33 Prozent). Ein Fünftel leidet unter Kopfschmerzen.
Mehr Präsentismus in betroffenen Berufsgruppen
Einige Beschäftigte in Sachsen haben aus der problematischen Situation bereits für sich Konsequenzen gezogen. Sieben Prozent haben ihre Arbeitszeit reduziert und 18 Prozent erwägen, dies zu tun – was die Arbeitslast der übrigen Kolleginnen und Kollegen noch weiter erhöhen dürfte. Diejenigen, die bleiben, neigen verstärkt zu Präsentismus, indem sie auch bei Krankheit arbeiten. Je ausgeprägter der Personalmangel ist, desto häufiger zeigt sich dieses Verhalten. Die große Mehrheit (71 Prozent) derjenigen, die regelmäßig Personalmangel erleben, hat in den vergangenen zwölf Monaten auch krank gearbeitet. In Belegschaften ohne erlebten Personalmangel gilt dies für nur 58 Prozent.
Gesundheitsaspekte vielfach ohne Beachtung bei täglicher Arbeit
Die Befragung zum Report zeigt auch, dass in den Betrieben der Gesundheitsschutz bei Personalmangel noch nicht ausreichend Thema ist. Von den Beschäftigten mit regelmäßigem Personalmangel hat nur ein Fünftel den Eindruck, dass in ihrem Betrieb bei täglichen Aktivitäten und Entscheidungen grundsätzlich Gesundheitsaspekte berücksichtigt werden. Bei den Beschäftigten ohne Personalmangel sind es hingegen 40 Prozent. Dabei könnte das Potenzial von Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) noch viel mehr genutzt werden. Aktuell veranstaltet die Kasse Online-Vorträge zum Thema „wie BGM bei Personalmangel unterstützen kann“.
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