Arbeitsausfall wegen psychischer Krankheiten steigt auf neuen Höchststand in Niedersachsen
Düsseldorf, 24. Mai 2016. Der Krankenstand in Nordrhein-Westfalen erreichte im vergangenen Jahr mit 4,1 Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Danach fehlen Frauen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr 16 Prozent höher. Die Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen anders krank sind: In NRW haben Männer 73 Prozent mehr Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauen 64 Prozent mehr bei Krebsleiden.
Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Nordrhein-Westfalen aus. Der höchste Krankenstand seit 16 Jahren bedeutet, dass 2015 von 1.000 Erwerbstätigen durchschnittlich pro Tag 41 krankgeschrieben waren. Für die meisten Ausfalltage waren mit rund 22 Prozent die sogenannten Muskel-Skelett-Erkrankungen wie etwa Rückenleiden verantwortlich. Bei den psychischen Erkrankungen gab es einen Zuwachs von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sie belegten mit 18 Prozent den zweiten Platz. Atemwegserkrankungen lagen auf Platz drei mit rund 15 Prozent Anteil an allen Fehltagen. Hier gab es durch eine starke Erkältungswelle einen Anstieg um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Der hohe Krankenstand und die seit Jahren zunehmenden Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen bestärken uns darin, noch passgenauere Behandlungsangebote zur psychischen Gesundheit zu schaffen“, sagt Hans-Werner Veen, Landeschef der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen.
Mit Blick auf die Fehlzeiten von Frauen und Männern zeigt der Landesreport: Frauen fehlen häufiger, fallen aber etwas kürzer aus. Ein Erkrankungsfall dauert bei ihnen im Durchschnitt 12,3 Tage, bei den Männer 12,5. Insgesamt ist ihr Krankenstand um 16 Prozent höher: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen in Nordrhein-Westfalen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 44 bei der Arbeit, bei Männern waren es 38 von 1.000.
Fehltage bei Herzinfarkt und Brustkrebs
Erwerbstätige Männer in NRW leiden häufiger als Frauen unter Herz-Kreislauf-Problemen (73 Prozent mehr Fehltage) und sie haben 40 Prozent mehr Fehltage wegen Verletzungen. Frauen fehlen hingegen öfter wegen psychischer Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen (plus 63 Prozent). Sie haben 64 Prozent mehr Fehltage wegen Krebsleiden, was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. „Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben“, erklärt Hans-Werner Veen. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf – meist ab etwa 60 Jahren. Diese Fälle bei den Männern werden von der Statistik, die sich ausschließlich auf Ausfalltage Erwerbstätiger bezieht, meist nicht mehr erfasst. „Insgesamt ist der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht“, sagt Veen. „Die Studie zeigt, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheitsprofilen betroffen sind.“
Schwangerschaft hat Einfluss
Wenn Frauen öfter im Job fehlen, spielt auch das Kinderkriegen eine Rolle. Komplikationen während der Schwangerschaft machen bei den 30- bis 34-jährigen Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen 7,1 Prozent aller Fehltage aus. Schwangerschaftskomplikationen wie quälende Übelkeit erklären je nach Altersgruppe bis zu 44 Prozent des Geschlechterunterschieds im Krankenstand.
Männer sind seltener beim Arzt
Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen erklärt sich auch durch den unterschiedlichen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit. Berufstätige Männer in Nordrhein-Westfalen besuchen im Durchschnitt gut vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. „Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen herausrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt“, so Veen.
Frauen gehen krank zur Arbeit
Frauen engagieren sich beruflich sehr und gaben bei der Befragung im Rahmen des DAK-Reports an, auch bei Krankheit häufig zur Arbeit zugehen. Experten sprechen von Präsentismus: 65 Prozent der Frauen in Nordrhein-Westfalen waren 2015 mindestens einmal krank arbeiten, bei den Männern waren es nur 60 Prozent. Als Hauptgründe gaben Frauen in der Befragung an, dass sie ihre Kollegen nicht hängen lassen wollten (87 Prozent) oder auch ihre Arbeit fertigstellen müssten (66 Prozent).
Betriebliches Gesundheitsmanagement im Fokus
„Die Ergebnisse unserer Studie können für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben eine wichtige Grundlage sein“, sagt DAK-Landeschef Veen. „Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen.“ Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in NRW sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.
Die Branche mit dem höchsten Krankenstand war 2015 das Gesundheitswesen mit 4,9 Prozent. Die wenigsten Fehltage hatte der Wirtschaftszweig Rechtsberatung und andere Dienstleistungen mit 3,3 Prozent.
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von rund 460.000 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen durch das IGES Institut ausgewertet.
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