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Corona: Mehr stark übergewichtige Grundschulkinder in Niedersachsen

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Hannover, 2. März 2022. Während der Corona-Pandemie werden Kinder in Niedersachsen häufiger wegen starken Übergewichts behandelt. So stieg die Adipositas-Neuerkrankungsrate 2020 bei Fünf- bis Neunjährigen um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Zehn- bis 14-Jährigen war es ein Plus von acht Prozent. In der Altersklasse 15 bis 17 Jahre erhöhten sich die Behandlungen um zwei Prozent. Damit liegt Niedersachsen in allen Altersgruppen oberhalb des Bundesschnitts. Das ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Niedersachsen. Ein deutlich differenzierteres Bild ergibt sich während der Corona-Pandemie beim Erkrankungsbild Depressionen. So wurden 2020 zwar drei Prozent mehr Mädchen und Jungen im Alter zwischen fünf und neun Jahren erstmals mit einer Depression ärztlich behandelt als im Vorjahr. In den Altersgruppen ab 10 Jahren ist allerdings einen Rückgang der Neudiagnosen von zwei bis acht Prozent zu beobachten.

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse stellt DAK-Landeschef Dirk Vennekold fest, dass Lockdown, Homeschooling und der damit verbundene Entfall sportlicher Aktivitäten den Kindern und Jugendlichen insbesondere in ihrer körperlichen Entwicklung geschadet haben und fordert von der Landesregierung mehr Engagement für die Kinder- und Jugendgesundheit, um die dadurch entstandenen Defizite auszugleichen.

„Die Corona-Pandemie hat den Alltag der Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen deutlich verändert. Unser aktueller Report zeigt dringenden Handlungsbedarf in einigen Bereichen der Kinder- und Jugendgesundheit. Wir müssen etwas tun“, so Dirk Vennekold, Leiter der Landesvertretung Niedersachsen der DAK-Gesundheit. „Das Thema Kinder- und Jugendgesundheit gehört oben auf die Agenda der Landesregierung. Hierbei sollten die Themen gesunde Ernährung und Sport eine bedeutende Rolle spielen, aber auch die psychische Gesundheit. Unser Report kann wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung gesundheitspolitischer Maßnahmen liefern.“

Im Rahmen des Reports untersuchten Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 71.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Niedersachsen versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2019 und 2020. Der Report basiert damit auf Daten von 5,5 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Niedersachsen und ist hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsverteilung repräsentativ.

Adipositas-Neuerkrankungen bei Grundschulkindern gestiegen
2020 wurden rund 22 Prozent mehr niedersächsische Grundschulkinder erstmals wegen einer Adipositas ärztlich behandelt. Auch in den Altersklassen der Zehn- bis 14-Jährigen (8 %) und der 15- bis 17-Jährigen (2 %) stiegen die Behandlungszahlen. Damit liegt Niedersachsen oberhalb des Bundestrends. Mädchen und Jungen fanden dabei gleichhäufig den Weg in die Arztpraxen und Krankenhäuser. Lediglich im Alter zwischen zehn und 14 Jahren wurden adipöse Jungen häufiger behandelt als Mädchen.

Insbesondere Fünf- bis Neunjährige von Depressionen betroffen
Der DAK-Report zeigt, dass die Corona-Pandemie vor allem Grundschulkinder im Alter von fünf bis neun Jahren in Niedersachsen psychisch belastet. So stieg die Zahl der Kinder in dieser Altersklasse, die erstmals mit einer Depression behandelt werden mussten, um rund drei Prozent. Im Bund sanken die Zahlen um etwa zwölf Prozent. In der Altersklasse zehn bis 14 Jahre sind mit einem Rückgang von etwa acht Prozent niedrigere Neuerkrankungsraten als im Bund zu beobachten. Auch in der Gruppe der 15- bis 17-Jährigen gab es mit rund zwei Prozent einen Rückgang der Behandlungen. Im Bund nahmen die Zahlen hingegen um acht Prozent zu. Im späten Jugendalter waren Mädchen in Niedersachsen häufiger aufgrund von Depressionen in ärztlicher Behandlung als gleichaltrige Jungen.

Weniger Alkoholmissbrauch als im Bund
In der Corona-Pandemie kamen deutlich weniger Schulkinder in Niedersachsen wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus oder die Arztpraxis. 2020 mussten 48 Prozent weniger Jugendliche ärztlich behandelt werden. Im Bundesdurchschnitt betrug der Rückgang 28 Prozent. Auch bei Cannabis (-4 %) gingen die Behandlungen in Niedersachsen zurück, während sie bei Tabak (4 %) leicht anstiegen.

Gefährlicher Trend: Weniger Vorsorgeuntersuchungen
Der Kinder- und Jugendreport zeigt darüber hinaus, dass Vorsorgeuntersuchungen in Niedersachsen leicht rückläufig sind. So gingen die durchgeführten U-Untersuchungen im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozent zurück. Auf Bundesebene wurden im Jahresmittel konstante Fallzahlen beobachtet. Auffallend ist, dass U-Untersuchungen für Kinder (U3-U9) und Jugendliche (J1) in den Städten mit 1,6 Prozent stärker abnahmen als im ländlichen Raum (-0,9 %).

„Vorsorgeuntersuchungen sind in der gesundheitlichen Entwicklung von Kindern wichtige Gradmesser“, sagt Vennekold. „Es erfüllt uns mit Sorge, dass diese weniger in Anspruch genommen wurden.“

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Niedersachsen rund 480.000 Menschen versichert.

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