Hitze belastet in Hessen jeden fünften Erwerbstätigen
Frankfurt, 31. Mai 2024. In Hessen hat der Klimawandel deutliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt. 17 Prozent der Beschäftigten fühlen sich im Job durch Hitzewellen stark belastet. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen im Land sind das rund 610.000 Menschen. 70 Prozent sehen ihre Leistungsfähigkeit durch Extremtemperaturen eingeschränkt. Ein Fünftel hat hitzebedingte Gesundheitsprobleme. Das sind zentrale Ergebnisse aus dem DAK-Gesundheitsreport 2024 „Gesundheitsrisiko Hitze. Arbeitswelt und Klimawandel“ für Hessen.
Insgesamt liegt Hessen beim Anteil der stark hitzebelasteten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern knapp unter dem Bundesniveau von 23 Prozent. „Hitze ist das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko. Das Land Hessen hat als erstes Bundesland einen Hitzeaktionsplan erstellt. Unser Gesundheitsreport zeigt, wie dringend notwendig es ist, dass Strukturen geschaffen werden, damit Bürgerinnen und Bürger besser geschützt werden. Auch die Arbeitgeber müssen das Thema Hitze in den Fokus rücken“, sagt Britta Dalhoff, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Hessen und ergänzt: „Wir brauchen eine Bewusstseinswende und mehr Aufklärung. Der bundesweite Hitzeaktionstag am 05. Juni 2024 kann hierbei eine wichtige Rolle spielen.“
Für den Report „Gesundheitsrisiko Hitze. Arbeitswelt im Klimawandel“ hat das IGES Institut in Berlin die Daten von 263.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in Hessen ausgewertet. Außerdem wurden im Zeitraum vom 22. August bis zum 8. September 2023 rund 1.000 Beschäftigte in Hessen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren repräsentativ befragt. Demnach fühlen sich insbesondere Erwerbstätige über 50 Jahre durch Hitze stark beeinträchtigt (20 Prozent), ebenso wie Menschen mit einer chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankung (21 beziehungsweise 38 Prozent). Auffällig ist auch: Unter den Menschen, die überwiegend im Freien arbeiten, ist der Anteil der stark Belasteten mit 28 Prozent weitaus höher als bei Beschäftigten, die nicht im Freien tätig sind (16 Prozent). Ebenso sind körperlich Tätige deutlich stärker belastet als diejenigen, die vorwiegend geistig arbeiten.
Reduziertes Leistungsvermögen bei Hitze
Mehr als zwei Drittel der Befragten in Hessen sehen zudem eine Einschränkung ihrer Leistung durch extreme Temperaturen. 60 Prozent fühlen sich leicht und 10 Prozent deutlich eingeschränkt. Etwa jeder und jede Fünfte beobachtet bei sich hitzebedingte Gesundheitsprobleme (20 Prozent). „Unser Report zeigt alarmierend, wie Hitzewellen bereits jetzt die Arbeitsbedingungen beeinflussen und sich auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken“, sagt Dalhoff.
Zusammenhang von Hitze und Krankenstand
Laut Report gibt es erste Auffälligkeiten beim Krankenstand. In der Analyse der Krankschreibungen aller DAK-versicherten Beschäftigten in Hessen zeigt sich, dass es bei steigenden Temperaturen im Sommer mehr Arbeitsausfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt. Die Zunahme erfolgt etwas zeitversetzt, jedoch nahezu parallel zu den gemessenen Tagestemperaturen. „Betriebe müssen zeitnah alle Arbeitsprozesse und -abläufe an Hitzeperioden anpassen und Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterschaft ergreifen. Die Hitze wirkt sich schon jetzt deutlich auf die Produktivität aus“, rät Professor Volker Nürnberg, der als Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement den DAK-Gesundheitsreport fachlich begleitet.
Mangelnde Vorbereitung auf wiederkehrende Hitzeperioden
Mehr als ein Viertel der Beschäftigten geht davon aus, dass sich die Bedingungen in ihrem Arbeitsbereich durch wiederkehrende Hitzeperioden in Zukunft verschlechtern. Zwar haben mehr als drei Viertel an ihrem Arbeitsplatz die Möglichkeit, Maßnahmen zum Schutz zu ergreifen; sie können ihren Arbeitsort verdunkeln (83 Prozent) und bekommen vom Betrieb geeignete Getränke (75 Prozent) angeboten. Doch arbeitsorganisatorische Maßnahmen wie Homeoffice oder eine Anpassung der Arbeitszeit sind weniger verbreitet. Die Möglichkeit, sich eine Siesta zu gönnen, haben bisher zwanzig Prozent der Beschäftigten, ein Großteil (40 Prozent) würde diese jedoch auch nicht nutzen.
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